Im Oktober 1972 erschien Stevie Wonders Album „Talking Book“. Es war bereits sein 15. Werk als Solist, auch wenn Stevie Wonder zu diesem Zeitpunkt gerade einmal – Achtung, festhalten! ‑ 22 Jahre alt war! Ich glaube, viel mehr Worte sind gar nicht nötig, um das musikalische Ausnahmetalent zu beschreiben. Die erste Single aus „Talking Book“ war der Song „Superstition“, der nicht nur ein großer Hit seiner Zeit wurde, sondern sich bis heute tief in das kollektive Bewusstsein eingebrannt hat. Kaum eine Session, auf der nicht irgendwann „Superstition“ gespielt wird! Der Song featured übrigens einen der besten Bassisten, den es gibt: Mr. Stevie Wonder himself – und zwar am Moog Bass! Das blinde Musikgenie spielte darüber hinaus auch alle anderen Keyboards und Drums für „Superstition“ ein: Wer kann, der kann! Um für die nächste Funk-Session gerüstet zu sein, nehmen wir „Superstition“ heute mal unter die Lupe.
„Superstition“ – Video
Hier das Video zum Song:
„Superstition“ – Rhythmik
Rhythmisch gliedert sich der Song in drei Abschnitte: Den Vers prägen fette Viertel, die kurz und knackig auf den Puls gespielt werden. Aufgelockert wird das Ganze durch kleine Überleitungen am Ende von zwei oder vier Takten. Alle Sechzehntel werden übrigens mit einem leichten Swingfeeling gespielt. Dieses lässt sich vor allem gut von der Hi-Hat des Schlagzeug-Intros abhören.
Das „Filetstück“ des Songs aber finden wir im Pre-Chorus: Hier doppelt Stevie die synkopierte Rhythmik der Bläser und füllt manche Lücke mit einigen tiefen Grundtönen. Diesen Part werdet ihr euch sicherlich sowohl rhythmisch wie auch bzgl. der Spieltechnik (Fingersatz etc.) langsam erarbeiten müssen. Der Vorteil ist, dass wir dank der Bläsern die Rhythmik sehr gut hören und somit intuitiv aufnehmen können.
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Im Chorus ist Stevie Wonders Bassline abermals gespickt mit Sechzehntel-Synkopen – was aber wilder aussieht, als es eigentlich ist. Als Langzeit-Ziel ist es natürlich erstrebenswert, diese Rhythmik spielen zu können. Die Essenz sind aber die Wechsel der Akkorde auf die schweren Zählzeiten 1 und 3. Auf einer Session kann man diesen Part also problemlos mit Halben Noten begleiten, ohne dass jemand irgendetwas vermissen würde.
„Superstition“ – Tonmaterial
Im Original befindet sich „Superstition“ in der Tonart Eb-Moll bzw. Eb-Dorisch und nutzt sowohl die entsprechenden Tonleitern (Eb, F, Gb, Ab, Bb, Cb, Db bzw. Eb, F, Gb, Ab, Bb, C, Db ) wie auch die Moll-Pentatonik (Eb, Gb, Ab, Bb, Db), aus welcher das Bläser-Riff im Pre-Chorus besteht.
Im Intro, Vers und Chorus hält sich Stevies Bassline stark an die Grundtöne. Im Gegensatz zur Rhythmik gibt es hier also wenig Spektakuläres zu berichten.
„Superstition“ – Basssound
Mit einem E-Bass haben wir per se schlechte Karten, den originalen Sound nachzubilden. Falls wir uns dieser Klangästhetik dennoch nähern wollen, kommen wir um ein paar Effekte nicht herum. Dies kann entweder ein oder mehrere Pedale sein, die einen Synthie-Sound simulieren.
Idealerweise hat man davon sogar schon einiges zu Hause. Natürlich kann man „Superstition“ aber alternativ genauso mit einem normalen E-Basssound spielen. Für diejenigen aber, die Lust auf einen Synthie-Sound haben, gibt es in diesem Artikel eine kleine Anleitung.
„Superstition“ – Transkription
Um Saiteninstrumenten entgegenzukommen, wird „Superstition“ häufig nicht in Eb-, sondern in E-Moll gespielt. Für beide Tonarten gilt jedoch, dass Stevie Wonders Bassline an mancher Stelle den tonalen Umfang eines herkömmlichen Viersaiters sprengt.
Daher muss man sich ein paar Umwege einfallen lassen und einige Stellen oktavieren. Mit einem Fünfsaiter ist man auf jeden Fall bei beiden Tonarten safe. Ich habe euch drei Varianten der Notation erstellt:
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt