Sowohl über Stevie Wonder als auch über den Top-Freelance-Bassisten Nathan East muss man keine großen Worte mehr verlieren. Die Liste an Musikern, mit denen Nathan East gearbeitet hat, dürfte kaum weniger lang als Liste an soulige Welthits aus der Feder Stevie Wonders. Keinen von beiden kann ich in dieser Kolumne in irgendeiner Form gerecht werden, daher stürzen wir uns lieber gleich auf unseren heutigen Song: “Sir Duke” erschien 1976 auf Stevie Wonders bis heute erfolgreichstem Album “Songs In The Key Of Life” und wurde im Original eingespielt von dem Bassisten Nathan Watts. Diese geniale Scheibe wird bis heute gerne als Höhepunkt von Stevies Werk (damals war der Ausnahmekünstler gerade erst 26 Jahre alt!) angesehen. “Sir Duke” verbreitet wie kaum ein anderer Song von der ersten Note an eine unbändige Lebensfreude und sorgt augenblicklich für gute Laune. Daher ist es auch kein Wunder, dass er bis heute weltweit gerne gecovert wird, wozu sich auch kein Geringerer als Basslegende Nathan East (nicht zu verwechseln mit dem Originalbassisten Nathan Watts!) auf seinem Soloalbum aus dem Jahr 2014 bewogen fühlte! Bei der Transkription und Analyse halte ich mich weitgehend an das Original, Nathans Version hält jedoch auch das eine oder andere zusätzliche Schmankerl bereit, wie z. B. das Intro der Bläser, welches sich ebenfalls als tolles Bassriff herausstellt!
“Sir Duke” – Videos
Hier könnt ihr die Stevie-Wonder-Version im Original sehen:
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Mehr InformationenUnd hier die Version von Nathan East:
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Mehr Informationen“Sir Duke” – Rhythmik der Bassline
Die Rhythmik der Bassline im Vers und im Chorus orientiert sich stark an den Viertelpulsschlägen. Die Sechzehntel vor manchen Vierteln dienen dabei eher als perkussive Effekte, daher spielt sie Bassist Nathan Watts auch als Dead Notes.
Im Pre-Chorus folgt eine kurze Passage mit Achteln, die Staccato (kurz) gespielt werden und Stevies Gesangsmelodie doppeln. Die Bridge, die rein instrumental ist und unisono mit den Bläsern gespielt wird, beinhaltet dann so ziemlich alle Spielarten von Sechzehnteln ‑ diese werden übrigens während des ganzen Songs mit einem leichten Swingfeeling interpretiert.
Zahlreiche Synkopen (Akzente zwischen den Pulsschlägen) bestimmen das Bild und machen die Bridge nicht nur zu einer technischen, sondern auch zu einer rhythmischen Herausforderung. Da das Ganze sehr melodisch ist und man es schnell im Ohr hat, kann man sich gut an der Aufnahme orientieren. Beim Üben sollte man sich jedoch deutlich klarmachen, wo sich die Pulsschläge befinden. Die Bassdrum spielt in diesem Part hauptsächlich Viertel und ist daher eine große Orientierungshilfe!
“Sir Duke” – Tonmaterial der Bassline
Der Song befindet sich in der Tonart B-Dur, das bedeutet nicht weniger als fünf Kreuzvorzeichen (Tonleiter: B, C#, D#, E, F#, G#, A#). Originalbassist Nathan Watts nutzte eigentlich für jeden Akkord das gleiche Pattern, welches aus Grundton, Quinte und Oktave besteht. Dieses Pattern verschob er dann “nur” auf dem Griffbrett über die jeweiligen Akkorde.
Die Bridge schließlich ist ein Meisterwerk in Sachen “musikalische Anwendung von Tonmaterial”. Bis auf eine winzige bluesige Wendung besteht diese nämlich ausschließlich aus der B-Dur-Pentatonik, die auf geniale Weise für verschiedene melodische Motive genutzt wird. Hier kann man viel darüber lernen, wie man musikalisches Handwerkszeug (Tonleiter, Pentatonik etc.) wirklich zu Musik macht.
Der Unisono-Part führt uns über das gesamte Griffbrett und ist somit auch eine tolle Pentatonik-Übung, für die bekanntlich viele Wege und Fingersätze möglich sind. Ich habe meinen Favoriten notiert, aber es lohnt sich, auch nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Ebenfalls lohnenswert ist, diesen Part in anderen Tonarten zu spielen und ihn so in den eigenen musikalischen Wortschatz zu integrieren.
Nathan East wandelt in seiner Version dieses Klassikers übrigens auch gerade den Melodie-Part ab, indem er in eine zweite Stimme wechselt – ein grandioser taktischer Schachzug, denn als an das Original gewöhnter Zuhörer horcht man an dieser Stelle unweigerlich auf!
“Sir Duke” – Basssound
Welchen Bass Nathan Watts bei der Originalaufnahme tatsächlich verwendete, vermag ich leider nicht zu sagen. Er wurde jedoch zu dieser Zeit in der Regel mit Fender-Bässen gesehen – mein Tipp wäre ein Fender Jazz Bass.
Zudem klingt es sehr nach Flatwound-Saiten, denn der Ton ist dunkel, ohne viele Höhen und nennenswertes Attack. Ein beliebiger (ggf. passiver) Bass mit zurückgedrehter Höhenblende sollte diesem Sound auf jeden Fall nahe genug kommen. Der renommierte Session-Bassist Nathan East hingegen spielt in seiner Version seinen aktiven Yamaha-Sechssaiter und befindet sich somit ganz am anderen Ende des Spektrums.
„Sir Duke“ – Transkription (Noten/TAB) und Soundfiles
Zum Abschluss habe ich hier für euch die Transkription sowie eine Bassaufnahme und ein bassloses Playback zum Mitjammen – viel Spaß damit!
Viel Spaß mit “Sir Duke” und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt