„Brick House“ – kaum eine Funk-Session, auf der dieser Hit von The Commodores nicht gespielt wird. Die US-amerikanische Band aus Detroit war Mitte bis Ende der 70er-Jahre beim legendären Motown-Plattenlabel unter Vertrag und erzielte hohe Chart-Platzierungen. Gründungsmitglied am Gesang (und Saxophon!) war niemand Geringeres als Lionel Richie, der einige Jahre später eine beeindruckende Karriere als Solokkünstler starten sollte. Das Album „Commodores“ aus dem Jahr 1977 enthielt neben der Hymne „Easy“ (jüngeren Generationen eher durch die Coverversion von Faith No More bekannt) auch den Funk-Kracher „Brick House“, der sich rasend schnell zum Chartbreaker entwickelte. Für die geballte Ladung „Funk“ auf diesem Track zeichnet nicht zuletzt Bassist Ronald LaPread verantwortlich, der dem Song mit einer prägnanten Bassline seinen Stempel aufdrückte. Zu diesem Zweck packte Ronald seinen Daumen aus und schuf auf diese Weise gleichzeitig einen Klassiker der „History of Slap-Bass“. Mehr als genug Gründe, uns die Bassline einmal genauer anzusehen.
„Brick House“ – Video
Hier könnt ihr das Originalvideo von „Brick House“ sehen und hören:
„Brick House“ – Rhythmik
Der Chorus des Songs besteht im Wesentlichen aus einer zwei Takte langen Phrase, die wiederholt wird. Kleine Variationen gibt es lediglich auf der Zählzeit 4 des zweiten Taktes. Um für etwas „Vorwärtsdrall“ zu sorgen, antizipieren Bassdrum und Bassline die 1 des zweiten auf die 4+ des ersten Taktes.
Allgemein haben Drums und Bass sehr viele gemeinsame Akzente, was ja gar nicht so üblich in Funk-Grooves ist. Ansonsten haben wir es zwar mit ein paar Synkopen (Akzente zwischen den Pulsschlägen) zu tun, es bleibt aber unterm Strich alles noch im Rahmen und ist entsprechend transparent.
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Die Bassline plus Drums plus Gesang machen im Grunde schon einen Großteil des Songs aus, und die restlichen musikalischen Elemente sind eher schmückendes Beiwerk. Ein Vorteil dabei ist, dass man sich sehr viel über die Ohren erschließen kann.
Im Vers geht es dann sehr straight zu. Die Rhythmusgruppe spielt einen klassischen „Amsterdam-Groove“ auf die Zählzeiten 1, 2+ und 3. Im Gegensatz zum Chorus wirkt dies deutlich luftiger und ruhiger. Die beiden Song-Teile werden auf diese Weise schön voneinander abgetrennt.
„Brick House“ – Tonmaterial
Klischees sind nicht ohne Grund Klischees: Sie funktionieren einfach und sind entsprechend authentisch! Dazu gehört im Funk ganz eindeutig die gute alte Moll-Pentatonik, die Ronald LaPread als Basis für seine Bassline einsetzt. Ab und zu schmuggelt er noch einen diatonischen (zur Tonleiter gehörigen) oder chromatischen Ton in das Geschehen – das war es aber auch schon!
Apropos Tonleiter bzw. Tonart: „Brick House“ steht in A-dorisch, und die passenden Töne dazu lauten A, B, C, D, E, F# und G. Im Gegensatz zur natürlichen Molltonleiter ist die Sexte im Dorischen um einen Halbton erhöht (aus F wird F#) – dies klingt einfach etwas frischer und moderner. Technisch gesehen ist A-dorisch die G-Durtonleiter von A nach A gespielt. Wir befinden uns aber dennoch nicht in G-Dur, da hier A-Moll ganz klar das tonale Zentrum des Songs bildet. Die oben angesprochen A-Moll-Pentatonik setzt sich aus A, C, D, E und G zusammen.
Im Gegensatz zum sehr melodischen Chorus konzentriert sich Ronald LaPread im Vers dann hauptsächlich auf den Grundton, um für einen entsprechenden Kontrast zu sorgen. Dies tut er erneut in der Bridge, wo er den Fokus mehr auf die Tonleiter als auf die Pentatonik setzt. Auf diese Weise gliedert er den Song beispielhaft durch die Wahl seines Tonmaterials.
„Brick House“ – Spieltechnik & Basssound
Ich kann es nicht mit letzter Gewissheit sagen, aber ich würde mich schon schwer wundern, wenn wir auf „Brick House“ nicht einen Fender Precision Bass mit Flatwound-Saiten hören. Die Bassline wurde zu großen Teilen mithilfe der Slaptechnik gespielt, und vor allem bei den gerissen Tönen sind die Flats mit ihren milden Höhen deutlich heraushörbar. Tatsächlich ist Ronald LaPread in einigen Live-Videos mit einem schwarzen Precision zu sehen!
Beim Rest der Signalkette kann ich nur mutmaßen, würde aber auf eine Aufnahme direkt ins Pult tippen. Falls ein Amp zum Einsatz kam und dieser mikrofonwert wurde, deutet der Charakter des Sounds für meine Ohren auf einen Ampeg B15 hin. P-Style Bass, geschliffene Saiten und die Slaptechnik machen hier aber definitiv den größten Anteil im Klang aus!
„Brick House“ – Transkription
Im Audiofile habe ich einen verkürzten Ablauf aufgenommen und einfach Intro, Vers, Chorus und Bridge aneinander gereiht. Auf diese Weise kann man alles in komprimierter Form hören.
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt