1977 erschien das sage und schreibe 12. Studioalbum von The Jacksons, einer aus fünf Brüdern bestehenden Erfolgstruppe. Der jüngste von ihnen, Michael, sollte später einmal zu einem der größten Popstars aller Zeiten avancieren. Doch das ahnte damals noch niemand! Die späten 1970er-Jahre waren für die Jacksons eine eher schwierige Phase: Der große Erfolg ließ spürbar nach und das Album “Goin’ Places” verkaufte sich eher mittelmäßig. Nichtsdestotrotz sind auf diesem Album hervorragende Musiker zu hören. Der Titletrack “Goin’ Places” verfügt über immensen Drive, der eindeutig vom Bass gesteuert wird! Man könnte vermuten, dass hier die Basslegende James Jamerson zu hören sei, doch hat sich hier Michael “Sugar Bear” Foreman am Bass verewigt. Foreman war ein Sessionbassist aus Philadelphia und zudem auch noch ein hervorragender Saxophonist mit einer langen Credit-Liste. Mit diesem Workshop wollen wir sein immenses Talent einmal näher beleuchten!
“Goin’ Places” – Originalvideo
Zum Einstieg schauen wir uns wie immer das originale Video des Tracks an:
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Mehr Informationen“Goin’ Places” – Songstruktur
Die Songstruktur ist relativ klar gegliedert: Die Teile Verse, Bridge und Chorus folgen dreimal aufeinander, jedoch wird die Struktur vor dem dritten Mal von einem kurzen Interlude unterbrochen, welches einem Teil des Intros entstammt. Vor dem Outro-Chorus, der sich häufig wiederholt, wird dann noch einmal das volle Intro eingeschoben.
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Hier der Aufbau auf einen Blick:
- Intro
- Chorus
- Verse
- Bridge
- Chorus
- Verse 2
- Bridge 2
- Chorus
- 2nd 1/2 Intro Interlude
- Verse Instrumental
- Bridge 3
- Chorus
- 2nd 1/2 Intro Interlude
- Intro
- Outro Chorus
Besonderheiten: Drop-Tuning
Der Song kreist um Bb als tonales Zentrum, allerdings reicht der Bass oft bis zum Eb herunter. Von der Art und Weise, wie sich die Basslinie bewegt, kann man davon ausgehen, dass Michael Foreman seinen Bass komplett einen Halbton tiefer gestimmt hat – also auf Eb, Ab, Db und Gb. Man könnte auch darauf verzichten und nur die E-Saite auf Eb runterstimmen (Drop Eb), was aber den Flow der Greifhand einschränken würde. Wir stimmen also optimalerweise den kompletten Bass einen Halbton herunter.
Da der Bass jetzt einen Halbton tiefer klingt, müssen wir das Stück einen Halbton höher notieren und spielen, um wieder die Originaltonart zu hören. Wir spielen also in B-Natural, hören aber Bb! Lasst euch also nicht von der Kreuztonart in den Noten irritieren, wenn das Stück doch eigentlich in einer Bb-Tonart klingt.
Im Motown-Stil war es nicht ungewöhnlich, dass der Basspart in irgendeiner Art von einem weiteren Instrument gedoppelt wurde. Viele Arrangeure arbeiteten mit diesem Klangeffekt. Auch bei “Goin’ Places” wird der Bass über große Strecken eine Oktave höher gedoppelt. Es klingt auf der Aufnahme nach einer Gitarre mit Flatwound-Saiten, es könnte sich aber tatsächlich auch um den Bass selbst handeln, der im Overdub-Verfahren gedoppelt wurde.
Der oktavierte Basspart unterscheidet sich geringfügig von der tiefen Basslinie. Ihr findet am Ende des Workshops diverse Versionen zum Mitspielen – entweder gemeinsam mit dem einen oder dem anderen Basspart.
“Goin’ Places” – Intro
Man kann getrost sagen: “Wer sich nicht aufgewärmt hat, der hat beim Intro schon verloren”. Direkt “von 0 auf 100” legt der Song mit einem 16tel-Riff los, das sich bei dem Tempo von 134 bpm schon recht flott anfühlt- und zwar sowohl für die Schlaghand als auch die Greifhand!
Zusätzlich ist das Intro im Wechsel zwischen 6/4- und 4/4-Takt geschrieben, was das Zählen kniffelig gestaltet. Hat man dann die ebenso herausfordernden zwei Anhangtakte 3+4 mit 16tel-Abschlusslauf hinter sich gebracht, beginnt der Chorus.
“Goin’ Places” – Chorus, Strophe, Bridge
Der Chorus – genau wie die danach folgende Strophe und Bridge – sind von typischen Synkopen geprägt, wie man sie in Soul-Musik häufig findet. Die Drums spielen den Beat in klaren Vierteln, während der Bass diese Beats häufig umspielt, was dem ganzen Song einen irren Drive verleiht – nicht zuletzt auch aufgrund der Statik, die stets erhalten bleibt und nicht durch Fills-Ins etc. unterbrochen wird.
“Goin’ Places” – Basssound
“Klar und klassisch” – hier wird alles so einfach wie möglich gehalten: Zu hören ist ein Fender Precision Bass mit den damals üblichen Flatwound-Saiten, gespielt direkt in eine passive DI-Box (in meinem Fall war es eine Motown-DI von der Firma ACME).
Man könnte denken, dass hier ein Octaver-Pedal zu hören ist, aber die beiden Basslinien unterscheiden sich eben minimal, was die Octaver-Theorie eindeutig ausschließt. Vielleicht fühlt sich ja der ein- oder andere Leser inspiriert, in Zukunft einmal auf eigene Faust mit gedoppelten Basslinien zu experimentieren!
“Goin’ Places” – TABs, Noten und Audiobeispiele
Hier findet ihr die beiden Bassstimmen in Noten und als TABs und die Audiobeispiele, die ich für euch aufgenommen habe. Außerdem finden sich zwei Drumspuren zum Mitjammen.
Viel Spaß mit “Goin’ Places” und bis demnächst, euer Ollie