Whitesnakes Schaffenszeitraum zwischen 1978 und 1982 (der Phase mit dem am 24.8.2023 verstorbenen Gitarristen und Songschreiber Bernie Marsden) gilt bis heute als die bedeutendste Zeit einer nach wie vor andauernden Karriere. Durch die Kooperation von Marsden und Sänger David Coverdale entstand damals auch Whitesnakes größter Hit: „Here I Go Again“. Der Track war so erfolgreich, dass er eineige Jahre später für das legendäre 1987-Album noch einmal neu aufgelegt wurde. Für die tiefen Töne war kein Geringerer als Neil Murray zuständig – seines Zeichens einer der renommiertesten Rockbassisten des Planeten! Neil ist bekannt für seinen sehr melodischen und fließenden Stil weit abseits üblicher Klischees. Und auch bei „Here I Go Again“ zeigt er, wie man fantasievoll eine Classic-Rock-Nummer begleiten kann, ohne auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln. In diesem Workshop nehmen wir Neil Murrays Basslines unter die Lupe und vergleichen das Original von 1982 mit der nicht minder populären Version aus dem Jahre 1987.
„Here I Go Again“ – Videos
Hier die originalen Videos der beiden Versionen des Song:
„Here I Go Again“ – Rhythmik
Original:
Für dich ausgesucht
- Moderates Tempo von ca. 86 BPM
- Schwerpunkte im Vers und Chorus auf Zählzeiten 1 und 3
- Schwerpunkte in Bridge auf Zählzeiten 1 und 2+
- Im Chorus rhythmisch unisono mit Gitarre, aber viele Freiheiten bei kleinen Bass-Fills
- Bewegter und fließender Stil mit einer Mischung aus Viertel-, Achtel- und Sechzehntelnoten
- Wenig Synkopen
- Neil nutzt Sechzehntel vor allem, um auf Schwerpunkte hinzuleiten
1987er-Version:
- Mit ca. 90 BPM etwas flotter als das Original
- Schwerpunkte im Vers und Chorus auf Zählzeiten 1 und 3
- Schwerpunkte in Bridge auf Zählzeiten 1 und 2+
- In allen Songteilen rhythmisch verstärkt unisono mit Gitarren
- Kaum Hinleitungen auf Schwerpunkte
- Insgesamt rhythmisch sparsamer, auf die Schwerpunkte konzentriert
- Straighte Staccato-Rockachtel im Vers
- Keine Synkopen
Neil Murrays groovige Bassarbeit z.B. auf den frühen Alben von Whitesnake ist für viele Bassisten der Inbegriff für Rock-Bassspiel schlechthin. Wir haben dem legendären Bassisten einen ganzen Workshop gewidmet!
„Here I Go Again“ – Tonmaterial
Original:
- Tonart G-Dur
- Grundtöne auf Schwerpunkten
- G-Dur-Tonleiter G, A, B, C, D, E, F# für melodische Fills
- Dreiklänge für melodische Fills
- Keine „typische“ Moll-Pentatonik, dadurch „duriger“ bzw. fröhlicher Sound
- Ab und an chromatische Durchgangstöne
- Insgesamt sehr melodisch und bewegt
1987er-Version:
- Tonart G-Dur
- Grundtöne auf Schwerpunkten
- Deutlich weniger Fills bzw. Hinleitungen
- Insgesamt mehr Grundton-orientiert (siehe Vers)
- Reduzierter Ansatz, auf das Wesentliche beschränkt
Was wäre das harte Genre bloß ohne seine Vorreiter von Black Sabbath? Richtig, “nicht viel” bis “nicht existent”. Wir stellen euch die besten Black-Sabbath-Basslines von Geezer Butler vor!
„Here I Go Again“ – Basssound
Nachdem beim Vergleich der vorherigen Aspekte eine Liste mit Stichpunkten sinnvoll ist, gibt es zum Thema Sound etwas mehr zu erzählen. Und dies bezieht sich nicht nur auf Bass, sondern auf das gesamte Klangbild. In den fünf Jahren, die zwischen beiden Versionen liegen, schlugen die 80er-Jahre mit voller Härte zu. Schon allein die Klamotten und die Frisuren in den beiden Videos sprechen Bände.
Hammond-Orgeln mussten Synthesizern weichen, die Gitarrensounds wurden härter, aber dafür auch steriler. Neil Murrays Basssound ist im Original noch sehr mittenbetont, sodass man ihn hervorragend im Mix orten kann. Zu dieser Zeit wurde Neil häufig mit seinem Aria Pro II SB900 gesehen, festlegen möchte ich mich hierbei aber nicht. In Sachen Amps bediente er sich lange Zeit bei Peavey.
In der Version von 1987 ist hingegen ein regelrechter Paradigmenwechsel feststellbar. Der Bass dient nun eher dazu, die Gitarren anzufetten und ist daher im Mix auch deutlich weniger präsent.
Auf dem Album spielte Neil Murray vor allem einen Alembic-Bass und einen Kubicki Ex-Factor. Ob davon einer auf „Here I Go Again“ zu hören ist, lässt sich aufgrund des Mixes schwer beurteilen (manche Gerüchte besagen gar, dass Neil nur auf dem Demo und nicht auf der Album-Version zu hören sei). Definitiv ist auch ein zweiter Keyboard-Bass zu hören – es waren ja schließlich die 80er. Das erschwert die Suche nach dem verwendeten E-Bass zusätzlich!
„Here I Go Again“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten, TABs und die von mir eingespielten Basslines. Bei Letzteren habe ich mich allerdings auf die Originalversion beschränkt, da diese aus bassistischer Sicht doch wesentlich mehr zu bieten hat.
Viel Spaß mit diesem Rockklassiker und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt