Eigener Stil …
Rocco entwickelte schon sehr früh einen ganz eigenen Stil aus dichten synkopiert-perkussiven Basslines, die er mit einer ungewöhnlichen Technik spielt. Die meiste Zeit greift er die Töne nur mit seinem Zeigefinger, während der Rest der Finger auf den Saiten aufliegt, um diese zu dämpfen. Dies ergibt einen sehr kurzen, trocken-perkussiven Sound ohne Ausklingphase und kommt seinen Staccato-Grooves damit sehr entgegen. Oft lässt sich so auch nur schwer ein Unterschied zwischen einer gegriffenen Note und einer Deadnote hören.
Hardest Working Right Hand In Show Business …
Die Anschlagshand hingegen arbeitet quasi “im Akkord” – sie gilt daher vollkommen zurecht als “Hardest Working Right Hand In Show Business”. Mit seiner Art zu spielen war Rocco für unzählige Bassisten ein großes Vorbild, u.a. war er auch ein wichtiger Einfluss für Jaco Pastorius.
Signature-Track für Staccato Funk…
Zu Roccos Stil und Technik wird es demnächst einen umfangreicheren Workshop geben. Deshalb gehe ich in dieser Kolumne nicht zu sehr in die Tiefe und komme lieber gleich zum heutigen Song. “Funk The Dumb Stuff” stammt vom 1991er-Album “Monster On A Leash”. Dies war die zweite Platte, auf der Rocco nach einigen Jahren Auszeit (bedingt durch gesundheitliche Probleme) wieder an Bord war. Einer der zahlreichen bassistischen Leckerbissen darauf ist “Funk The Dumb Stuff” – es wurde neben “What Is Hip” zu einem echten “Rocco Signature”-Stück.
Dabei ist der Track eigentlich eher untypisch. Viele von Roccos Basslines bei Tower of Power basieren auf einem Basis-Groove, sind dann aber improvisiert (siehe “What Is Hip”, “Only So Much Oil In The Ground”, “Soul Vaccination”, etc.) Das führt dazu, dass Transkriptionen sich schon mal über mehrere Saiten erstrecken, da immer wieder neue Ideen den Basis-Groove erweitern.
Für dich ausgesucht
Drei Teile …
“Funk The Dumb Stuff” hingegen besteht im Vers “nur” aus einem sich wiederholenden, zwei Takte langen Riff. Im Chorus wird dieses Riff etwas erweitert. Fehlt noch der Bläserbreak-Teil, der ebenfalls vom Hauptriff dominiert wird. Die Bassline passt auf diese Weise bequem auf nur eine Seite, hat es aber dennoch wirklich in sich. Die drei Teile des Stückes habe ich zum einfacheren Nachvollziehen einzeln aufgenommen. Das Tempo beträgt 106 bpm.
Vers:
Hier könnt ihr die Bassfigur der Strophe sehen und hören.
Chorus:
Und hier der Refrain. Die Ähnlichkeit zum Vers ist zwar signifikant, doch gibt es hier minimale Abweichungen.
Bläserteil:
Und hier schließlich der dritte und letzte Part.
Paradebeispiel für Roccos Spiel …
Alles, was ich eingangs bereits angesprochen habe, ist hier gut zu hören: gedämpfter Sound, perkussives Spiel, Staccato-Lines etc. Ein Grund, warum dieser Song so populär unter Bassisten wurde, ist sicherlich auch, dass hier zum großen Teil der Bass und die Drums das Geschehen dominieren. Bläser, Keys, Gitarre sind lediglich für ein paar Einwürfe zuständig.
Roccos Sound lässt auf einen Precision Bass schließen, und einen solchen habe ich natürlich auch für die Aufnahme verwendet.
“Funk The Dumb Stuff” macht wirklich Laune – vor allem zusammen mit einem guten Drummer, und es ist natürlich ein abenteuerlich gutes Fingerstyle-Workout. Es ist dabei garantiert nicht das einfachste Bassriff, aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben!
Viel Spaß und Erfolg wünscht
Thomas Meinlschmidt