Kaum zu glauben, dass der Evergreen „Ride Like The Wind“ bereits über 40 Jahre alt ist! Der 1979 erschienene Song ist irgendwie einfach zeitlos. „Ride Like The Wind“ stammt aus der Feder des amerikanischen Sängers, Songwriters und Gitarristen Christopher Cross. Dieser war Teil der Szene um Walter Becker und Donald Fagen – besser bekannt unter dem Namen „Steely Dan“. Ihr Anspruch war es, Popmusik nicht nur für das Herz, sondern auch für den Kopf zu machen. Ihre Mittel dafür waren rhythmische Einflüsse aus zahlreichen Stilistiken, eine mitunter jazzige Harmonik, sowie die besten Studiomusiker, die man damals für Geld bekommen konnte. Wenn man heutzutage den zumeist recht belanglosen Radio-Einheitsbrei hört, kann man es tatsächlich kaum glauben, dass anspruchsvolle Popmusik einmal richtig kommerziell erfolgreich war. Auch das Debütalbum von Christopher Cross erreichte mehrfachen Platin-Status. Die Single „Ride Like The Wind“ kletterte gar bis auf Nummer 2 der amerikanischen Charts.
„Ride Like The Wind“ – Video
Wie immer an dieser Stelle hören und schauen wir uns zunächst das Original im Video an:
Rhythmik
„Ride Like The Wind“ ist ein Paradebeispiel für das Thema „Vorgezogene Zählzeiten und deren Wirkung“! Was aber versteht man unter „vorgezogenen“ oder auch „antizipierten“ Zählzeiten? Dabei wird ein musikalischer Pulsschlag ‑ in der Regel die Viertelnoten ‑ auf eine kleinere rhythmische Einheit vorverlegt. Im Fall von „Ride Like The Wind“ werden nahezu den ganzen Song über die Zählzeit 1 um eine Achtel auf die Zählzeit 4+ antizipiert.
Die Viertel-Pulsschläge besitzen naturgemäß eine höhere musikalische Energie als die Schläge dazwischen (Offbeats). Diese Energie wird natürlich ebenfalls mit vorgezogen. Das Resultat ist eine Art Beschleunigungs- oder Topspin-Effekt, der für ordentlichen Drive sorgt.
Für dich ausgesucht
Abgesehen davon ist das Spiel von Bassist Andy Salman ein wunderbares Beispiel für das Konzept „Weniger ist Mehr“. Er lässt viel Raum für andere Instrumente und den Gesang. Erst ab dem Chorus verdichtet er die Bassline zusehends und hebt den Song damit subtil dynamisch an. Im berühmten Vamp, der später auch als Outro dient, folgt Andy dem Rhythmus des Keyboards. Auch hier dominieren die Offbeats und antizipierte Zählzeiten.
Tonmaterial
Wirklich viele unterschiedliche Töne benutzt Andy Salman aufgrund seiner luftigen Bassline nicht. Passend zur Tonart C-Moll nutzt er bis auf den einen oder anderen chromatischen Leitton die Töne C, D, Eb, F, G, Ab und Bb. Besondere melodische Wendungen oder Riffs sind ebenfalls nicht auszumachen: Der Fokus liegt eindeutig auf dem rhythmischen Aspekt!
Basssound
Welchen Bass Andy Salman für „Ride Like The Wind“ nutzte, kann ich der Aufnahme nur schwer entnehmen. Der Bass ist verhältnismäßig leise im Mix und nur an wenigen Stellen gut zu hören. Es klingt aber nach einem relativ cleanen Studiosound mit einem passiven Bass. Wenn man all diese Vorzeichen zusammenzählt, scheint mir ein Fender Jazz Bass am wahrscheinlichsten. Dieser wurde vermutlich direkt ins Pult oder über einen Preamp aufgenommen, ggf. mit etwas EQ versehen und komprimiert.
Ein mikrofonierter Bassverstärker oder gar Bass-Effekte sind für mich nicht auszumachen. Vieles bleibt jedoch aufgrund der klanglichen Verhältnisse des Mixes im Dunkeln. Das macht aber nichts, da der relativ „unspektakuläre“ Sound uns alle Möglichkeiten offenlässt. Man sollte eigentlich mit jedem passiven Bass schnell in die Nähe des Originals kommen.
„Ride Like The Wind“ – Transkription
Da Andy Salmans Bass recht weit hinten im Mix sitzt, ist es etwas schwierig zu unterscheiden, welche Töne vom Piano oder vom Bass gespielt werden. Nur einige der kleinen Wendungen sind etwas besser zu hören. In der Summe ergibt meine Transkription daher eine Art „Sample Bassline“, die zu 95% korrekt sein sollte. Die restlichen 5% beruhen auf starken Vermutungen meinerseits.
Viel Spaß mit „Ride Like The Wind“ und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt