Der Level-42-Klassiker „Dune Tune“ im ausführlichen Bass-Workshop: Der Brite Mark King zählt zu den einflussreichsten Bassisten in der Geschichte des E-Basses. Vor allem in den 1980er-Jahren galt King als der „europäische Slapgott“ schlechthin. Mit einem energiegeladenen Mix aus Funk und Pop trat er mit seiner Band Level 42 von London aus einen musikalischen Siegeszug um den gesamten Planeten an. Kommerzieller Höhepunkt war das Album „Running In The Family“ mit dem Megahit „Lessons In Love“. Auch wenn der Hype um Mark King und um Level 42 in den 90er-Jahren etwas abflachte, ist sein Einfluss auf nachfolgende Generationen von Bassisten noch immer zu hören. Aufgrund seiner unglaublichen Slaptechnik geht aber manchmal etwas unter, dass Mark King auch zahlreiche großartige Fingerstyle-Lines komponierte und zudem ein tolles Gespür für Melodien besitzt. Diese Fähigkeit zeigt sich bereits auf dem Debütalbum „Level 42“ aus dem Jahr 1981. Ein Paradebeispiel ist etwa der Instrumental-Titel „Dune Tune“, welcher im Grunde ein Solo-Arrangement für E-Bass ist, und der bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren hat.
„Dune Tune“ im Video
Hier könnt ihr „Dune Tune“ im Original hören, natürlich gespielt vom Meister himself:
Rhythmik und Spieltechnik
Auch wenn „Dune Tune“ im weiteren Verlauf des Songs noch einen Fingerstyle- und einen Slap-Part beinhaltet, konzentriere ich mich in diesem Bass-Workshop auf das melodische Thema. Dieser Part ginge auch locker als Solostück für E-Bass durch, denn er funktioniert bestens ohne andere Instrumente. Ich selbst habe den Song bereits einige Male bei Feierlichkeiten (wie z. B. einer Taufe) gespielt und fand dort immer dankbare Zuhörer.
Im Prinzip haben wir hier zwei Stimmen – die Melodie und die Basstöne – welche melodisch und rhythmisch ineinandergreifen. Bis auf eine einzige Stelle spielt Mark King nur maximal zwei Töne gleichzeitig – trotzdem klingt das Arrangement nach „mehr“. Genial: Die Melodie findet überwiegend auf der G-Saite statt, weshalb die anderen Saiten dazu dienen können, die Grundtöne zu liefern.
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Die großen Herausforderungen sind hier die Koordination von Greif- und Anschlagshand und vor allem auch das rechtzeitige Abdämpfen der Leersaiten. In der Notation sieht alles sehr umfangreich und kompliziert aus, aber wenn man sich den Song mehrere Male anhört und die Melodie im Kopf hat, funktioniert hier vieles von alleine. Ich würde erst einmal den intuitiven Weg über das Ohr ausprobieren (weiter unten gibt es eine langsamere Video-Version von mir, die auch gut zum Abgleichen von Fingersätzen dienen kann) und die Notation lediglich als Unterstützung sehen. „Dune Tune“ nur anhand von Noten zu spielen, wird bei den meisten eher nicht zu einem sehr musikalischen Ergebnis führen.
Tonmaterial
Die Tonart von „Dune Tune“ ist E-Mixolydisch, was A-Dur mit dem tonalen Zentrum E entspricht. Das klingt zwar kompliziert, bedeutet für uns aber letztlich nur, dass wir uns mit drei Kreuz-Vorzeichen herumschlagen müssen. Die Töne der mixolydischen Tonleiter in E lauten E, F#, G#, A, B, C# und D. Zwar kommen im Stück noch weitere Akkorde vor, die davon abweichen, allerdings nur als „kurze Events“. Mark King nutzt hier die Bauweise des E-Basses auf ideale Weise für seine Zwecke aus: Die häufigsten Akkorde von „Dune Tune“ sind E-Dur, A-Dur und D-Dur, deren Grundtöne allesamt in Form von Leersaiten vorliegen. Dies gibt unserer Greifhand viele Freiheiten und vereinfacht die Sache enorm!
Basssound von „Dune Tune“
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Mark King für „Dune Tune“ seinen roten Jaydee-Bass nutzte. Mit diesem Instrument kennt man den Meister von zahlreichen Fotos und Videos aus der frühen Phase der Level-42-Bandgeschichte. Definitiv ist ein Bass mit einem Bridgepickup zu empfehlen, denn dieser liefert die entsprechenden Höhen und Hochmitten, welche einen sehr transparenten Sound ermöglichen. Gerade bei Solo-Arrangements für E-Bass ist von Vorteil, da ansonsten schnell Mulm entsteht, wenn man mehrere Töne gleichzeitig spielt.
Natürlich kann man parallel auch am Equalizer etwas nachhelfen, indem man die Bässe etwas zurückdreht und die Mitten bei ca. 500 – 600 Hz leicht boostet. Auch die Höhen kann man etwas betonen – aber bitte mit Vorsicht, damit die Saitengeräusche nicht zu laut werden!
Ganz eindeutig ist hier auch ein Hall (Reverb) zu hören, um dem Ganzen Raum und Weite zu verleihen. Der nicht gerade subtile Modulationseffekt ist wahrscheinlich ein Flanger: Beim direkten Vergleich zwischen Chorus und Flanger konnte ich die dem Original am ähnlichsten Ergebnisse mit letzterem erzielen. Ein kräftiger Chorus würde aber ebenso gut funktionieren.
„Dune Tune“ – Noten, TABs & Videos
Ich habe zwei Videos für euch produziert: Eines mit „Dune Tune“ im Originaltempo und eines mit deutlich verlangsamtem Tempo. So sollte das rhythmische und harmonische Zusammenspiel zwischen Melodie und Grundtönen gut zu erkennen sein.
“Dune Tune” (langsam):
“Dune Tune” (Originaltempo):
Viel Spaß mit „Dune Tune“ von Mark King / Level 42 und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt