Es gibt sie, eine Welt abseits von „Last Christmas“ & Co. – Christmas-Rocksongs von Slade, Status Quo, Bryan Adams oder AC/DC nämlich! Die Vorweihnachtszeit bringt ja unweigerlich mit sich, dass man überall und ständig mit Weihnachtsliedern bombardiert wird. Aus dieser Misere gibt es leider kaum einen Ausweg, außer man verlässt bis zum 27. Dezember nicht mehr die eigenen vier Wände. Doch es gibt auch Alternativen, die weitaus mehr Spaß beim Hören und Spielen machen können: Rockige Weihnachtslieder von bekannten Bands und Künstler:innen, die so richtig abgehen. Vier aus diesem Kreise habe ich heute für euch ausgewählt und transkribiert.
Slade: „Merry Xmas Everybody“
Die britische Band Slade hatte ihre erfolgreichste Zeit Anfang bis Mitte der 70er-Jahre. Darunter waren sogar sechs Nummer-1-Hits im Vereinigten Königreich. Etliche Songs der Band, wie „For For Away“, „Cum On Feel The Noize“ und später „My Oh My“ zählen heutzutage zu den absoluten Klassikern der Rockgeschichte.
1973 erschien zur Weihnachtzeit „Merry Xmas Everybody“ ein weiterer Hit, der sämtliche Slade-Merkmale enthält. Der Track featured Nobby Hoddles unvergleichlicher Gesang, opulente Chöre, interessante harmonische Wendungen, melodische Gitarrenarbeit und einen stampfenden Groove. Fun Fact: Bis heute schafft der Christmas-Rocksong „Merry Christmas Everybody“ in der Vorweihnachtszeit in die britischen Charts!
Die wichtigsten Facts:
- Walking Bass
- Triolische Unterteilung des Pulses
- Tonart: G-Dur
- Tonleiter und Arpeggios bilden die Grundlage der Bassline
- Leihakkorde aus Moll (Bb-Dur)
Status Quo: „It’s Christmas Time“
Ein weiteres unverwüstliches britisches Schlachtschiff des Rock sind Status Quo. Die Anfänge der Gruppe gehen bis in das Jahr 1962 zurück; seitdem bilden die beiden Gitarristen und Sänger Francis Rossi und Rick Parfitt das Zentrum der Band. Es gibt wohl kaum jemanden, der Status Quos Hits wie „Rockin’ All Over the World“, „Down Down“, „Whatever You Want“ etc. noch nicht gehört hat.
2008 erlagen auch Status Quo der Versuchung, mit „ It’s Christmas Time“ ihren Beitrag zum Katalog der Weihnachtslieder beizusteuern. Allerdings erreichte der Song nie die Popularität wie mancher anderer. Spaß macht dieser Christmas-Rocksong aber auf jeden Fall, und wer sein Shuffle-Feeling verbessern möchte, liegt mit Status Quo ohnehin immer richtig!
Die wichtigsten Facts:
- Staccato interpretierter Shuffle-Groove
- Tonart: G-Dur
- Harmonische Basis sind Stufenakkorde von G-Dur
- Bassline featured hauptsächlich die Grundtöne
- Nur sparsamer Einsatz von Überleitungen
- Letzter Chorus moduliert nach A-Dur
Bryan Adams: „Joe & Mary“
Eine ganze Christmas-EP veröffentlichte 2019 der kanadische Superstar Bryan Adams. Darauf befindet sich einige Erfolg garantierende Schnulzen, aber auch mehrere kleine Perlen. Eine davon ist der Song „Joe & Mary“, in dem Bryan die Geschichte von Josef und Maria in einen wirklich witzigen Text verpackt. Unterlegt wird dies mit einem klassischen Rock ‘n’ Roll-Groove.
Im Prinzip basiert „Joe & Mary“ auf einem Blues, weist aber bezüglich der Form immer wieder überraschende Wendungen auf. Der Song macht richtig Spaß und klingt auch nicht nach einem typischen Weihnachtslied. Daher bekommt er von mir sogar das Prädikat „ganzjährig spielbar“.
Die wichtigsten Facts:
- Straighter Rock’n’Roll-Achtelgroove
- Tonart: A-Dur
- Interessante Abweichung von üblichen Bluesformen
- Bassline basiert auf Dur-Pentatonik der jeweiligen Akkorde (A, D, E)
AC/DC: „Mistress For Christmas“
Wie der Songtitel schon kundtut, handelt es sich bei “Mistress For Christmas” in Wahrheit nur sehr bedingt um ein Weihnachtslied. Stattdessen geht es um ausgesprochen … nun ja, sagen wir mal “irdische” Belange. Immerhin: Der Song stammt von AC/DC, und auch das Wort „Christmas“ befindet sich im Songtitel. Viel mehr wollen und müssen wir doch im Grunde gar nicht wissen, oder?
1990 erschien der legendäre Longplayer „The Razors Edge“ von AC/DC, der Klassiker wie „Thunderstruck“ oder „Money Talks“ enthält und zu einem der größten Erfolge der Band wurde. „Mistress For Christmas“ ist auf den ersten Blick ein unscheinbarer Song, hat aber doch ein paar Asse im Ärmel.
AC/DC-Bassist Cliff Williams reduziert sich hier noch einmal mehr und spielt den allergrößten Teil des Songs nur den Pedalton A – wie geschaffen, um mal wieder richtig straighte Achtelnoten zu üben! Diese Vorgehensweise sorgt trotz des überschaubaren harmonischen Geschehens für eine irre permanente Spannung, die den gesamten Song durchzieht.
Die wichtigsten Facts:
- Gedämpfte (Palm Mute) Grundton-Achtel
- Tonart: A-Dur
- Pedalton A über die Akkorde G, D, A
- In Bridge und Gitarrensolo Wechsel auf die Dominante E
Viel Spaß mit diesen ausgewählten Christmas-Rocksongs, euer Thomas Meinlschmidt