Minimalistisch, hypnotisch, spirituell: Drone Synthesizer definieren eine eigenständige Klangsparte. Sie legen das Fundament für Film-, Game- und Meditationsmusik – und natürlich ihr eigenes Genres innerhalb der elektronischen Musik.
Anders als ihr Name anmutet, sind Drone Synthesizer natürlich keine modernen Flugkörper. Wir haben es hier mit speziellen Klängen zu tun, die sich vor allem mit Synthesizern und Effekten designen lassen.
Tatsächlich gibt es Künstler, die sich dieser besonderen Klangkunst schon seit vielen Jahren oder gar Dekaden widmen – so wie Lauge und Mathias Grassow, die wir hier als Experten herangezogen haben. Ihre Arbeitsweisen sind genauso unterschiedlich wie das Equipment, das sie für ihre Produktionen verwenden.
Drone Synthesizer kurz erklärt
Einfach erklärt: Unter Drones versteht man in der Musik meist tiefe Einzeltöne, Quinten oder auch mehrstimmige Klänge, die über einen sehr langen Zeitraum gehalten und nur leicht variiert werden. Drones gibt es schon viel länger als Synthesizer oder andere elektronische Klangerzeuger. Auch sehr frühe Musikkulturen haben sich solche Klänge bereits akustisch erschlossen.
Wir bleiben aber beim elektronischen Produzieren. Der souveräne Klang eines Drone Synthesizers setzt sich meist aus mehreren Ebenen zusammen. Es sind Layer beziehungsweise Multimode-Parts eines Synthesizers oder MIDI/Audio-Spuren einer DAW.
Für dich ausgesucht
Um zwischen den einzelnen Ebenen des Drone Synthesizers zu morphen, ist die Vector-Synthese ideal. Mit einer zusätzlichen granularen Engine erstellt man relativ leicht abstrakte oder futuristische Klanggebilde.
Ansonsten dürfen gern auch Naturgeräusche und Atmosphären hinzugemischt werden. Willkommen bei der kreativen Arbeit mit einem Drone Synthesizer sind außerdem neben Reverbs mit langen, dichten Hallfahnen nicht zuletzt auch das Motion Sequencing oder Marcos (für die Echtzeitkontrolle).
Drone Synthesizer als Preset-Lösung
Tatsächlich gibt es wenige Plugins, die spiel- und mixfertige Drones als Presets anbieten. Man kann sie kaufen, muss es aber nicht, denn eigentlich kann man fast jede nicht-perkussive Soundquelle zu einer Drone formen. Praktisch sind diese Preset-Lösungen aber schon. Hier eine Auswahl:
- UVI Drone FX
- Vir2 Instruments Aura: Atmospheric Drone Builder
- Puremagnetik Ambient Suite
- VST Buzz Shadows
Tipp: Oft ist es besser, nur einzelne Elemente und nicht das gesamte Preset zu verwenden. In jeder DAW gibt es außerdem einige Soundquellen, die sich kreativ mit den Drone Presets mischen lassen.
Henrik Laugesen “Lauge” über Drone Software
Lauge alias Henrik Laugesen aus Dänemark mag dichte, warm klingende Drones mit präsenten Mitten und Bässen sowie organischen Strukturen. Er veröffentlicht seit über 20 Jahren elektronische Musik, ursprünglich als Trance Producer. Seit 2015 produziert er Ambient und Drones.
„Ich denke, jeder Klangerzeuger kann praktisch für Drones verwendet werden, solange man ihn gut bedient. Ich habe meine gesamte Hardware verkauft und produziere heute mit Spectrasonics Omnisphere und anderen VSTs. Als Effeke sind natürlich Reverbs wichtig.
Oft beginne ich mit einem bestimmten Akkord und suche nach passenden Sounds. Sobald das Setup steht, nehme ich die Session in einem Rutsch auf. Dieses Vorgehen führt zu einer Musik mit organischerem Gefühl.
Es ist herausfordernd, den Track über eine lange Zeit einfach und zugleich interessant zu gestalten. Auch das Mixing ist entscheidend. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Drone über einen langen Zeitraum hinweg entwickeln zu lassen. Man kann Sounds und Effekte tweaken, Layers hinzunehmen oder Filter und andere Parameter modulieren.“
Software-Tipps für Drone Synthesizer
Mit dieser kleinen Auswahl sollte der Start gelingen. Kleiner Tipp: Im Browser eines Preset-Monsters wie Spectrasonics Omnisphere einfach das Wort „Drone“ eintippen und sich von den Suchergebnissen inspirieren lassen.
Bonedo-Test: Arturia Pigments (Synthesizer), D16 Group Lush-2 (Synthesizer), Sugar Bytes Aparillo (FM-Synthesizer) NI Reaktor (Modular-Synthesizer) Tracktion Dawesome Abyss
Der Granular-Synthesizer Tracktion Novum zerteilt Audio-Clips automatisch in ihre Bestandteile und macht jedes einzeln spielbar. Wie das klingt und wie gut der Workflow von Novum ist, haben wir getestet.
Freeware-Tipps für Drone Synthesizer
Wer nach dem perfekten Drone Synthesizer sucht, sollte unbedingt auch den Valhalla Supermassive installieren und ausgiebig nutzen. Hier geht es zum Valhalla Supermassive Test (Delay and Reverb Clouds) und hier zum Hersteller.
Aber auch der Lira-8 VST Organismic Synthesizer ist eine interessante Wahl:
Statement: Mathias Grassow über Hardware
Der aus Wiesbaden stammende Artist Mathias Grassow beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit Ambient und Drone Music. Er ist spirituell vom Sufismus und der indischen Musik (Nadh-Yoha) geprägt. Diese Spiritualität ist ihm wichtiger als das Equipment oder die musikalische Ausbildung.
„Ich verstehe Musik als etwas sehr Intimes. Meine Arbeitsweise folgt oft der Intuition. Tatsächlich spiele ich für eine Produktion gern live. Es gibt also kein DAW-Projekt aus mehreren Tracks, das im Mehrspurverfahren entsteht. Das Ergebnis ist einmalig und nicht reproduzierbar. Noten oder gar Partituren erstelle ich sowieso nicht.
Zur Vorbereitung sample ich ganze Passagen an interessanten Sounds von meinen Synthesizern und lasse sie ineinanderlaufen. Auf diese Weise entsteht fast automatisch Neues – oder zumindest neue Kombinationen.
Synthesizer nutze ich gern von Roland oder von NI Kontakt und Spectrasonics Omnisphere, die ich aber nur als Sampling-Quelle verwende. Essenziell für meine Musik ist die Drifting Memory Station Cosmos von Soma. Natürlich verwende ich auch gern Looper kreativ und mittlerweile gibt es auch viele gute Reverbs wie den Strymon Big Sky.“
Hardware-Tipps für Drone Synthesizer
Hier finde ihr außerdem den Soma Cosmos Test sowie hier den Bonedo-Test vom Soma Lyra-8 (Analoger Drone-Synthesizer). Weitere Test vom Strymon Big Sky (Reverb) und Eventide H9 (Multi-FX) gibt es auch.
Harmonic Overtone Generator Blend Synthese mit vier Corners und Orbiter-Warp sagt so viel und doch so wenig. Bemerkenswert ist der Vector aber auf alle Fälle – wir haben ihn getestet.
Fazit
Equipment ist am Ende nicht alles. Viel mehr kommt es auf den persönlichen Zugang und ein glückliches Händchen beim Produzieren an. Es macht jedenfalls Spaß, in die Klangwelt der Drone Synthesizer einzutauchen und solche Sounds einmal selbst zu produzieren. Die Software-Option erlaubt einen preiswerten Einstieg, während sich für performance-orientierte Projekte auf längere Sicht gute Hardware-Spezialisten rentieren.
Die „Granulare Synthese“ verwandelt praktisch jedes Audiomaterial in futuristische Kunstwerke. Welche Softwareprodukte sich gleichermaßen praktisch wie einfach gestalten, verrät unsere Top 10 der Plugins mit granularer Synthese.
Wave Sequencing und Vector Synthese morphen zwischen Synthesizer-Wellenformen: Diese faszinierenden Modi existieren seit über 30 Jahren und versprechen noch heute ein kreatives Sounddesign.