Für viele ist er der beste Classic-Rocksong der 70er Jahre, wenn nicht sogar des ganzen 20. Jahrhunderts und ein Meilenstein der Rockgeschichte. Die Rede ist vom Led Zeppelin Klassiker “Stairway to Heaven”. 1970 von der britischen Band aufgenommen und ein Jahr später auf der Platte IV veröffentlicht, war das Acht-Minuten-Stück für einen kommerziellen Erfolg eigentlich zu lang. Auch die Songstruktur, die man schon fast eine Trilogie nennen kann, weist einiges an Überraschungen auf, was “Led Zep” zu Recht zu einer der bedeutendsten Bands der Endsechziger und Siebziger macht.
Um den Text ranken sich einige Mythen, und als das Thema “teuflische Inhalte in der Rockmusik” auf den Tisch kam, unterstellte man “Stairway to Heaven” einige satanische Rückwärtsbotschaften (in Fachkreisen nennt man dieses Vorgehen “Backwardmasking”), die Robert Plant jedoch zurückwies. Abgesehen davon ist auch eine Plagiatsklage gegen Led Zeppelin im Gang, da die amerikanische Progressivrockband “Spirit”, deren Vorgruppe Led Zeppelin im Jahre 1968 war, in ihrem Song “Taurus” eine fast identische Akkordfolge einsetzten (bzw. das Prinzip des chromatischen fallenden Grundtons als Leitmotiv des Riffs benutzen).
All das hat den Song jedoch nicht daran gehindert, vom Rolling Stone Magazine auf Platz 31 der 500 besten Songs aller Zeiten gekürt zu werden, das Solo wurde vom Guitar Player Magazin sogar auf Platz 1 der “Greatest Guitar Solos” erhoben. Und ich denke, sowohl dieser Umstand als auch sein Kultstatus macht ihn eines Gitarrenworkshops würdig!
Der Gitarrist Jimmy Page spielt in dem schon fast orchestralen Stück einiges an Gitarren. So hört man zum einen eine Steelstring, dann ein 12-saitige Fender E-Gitarre und im Solo kam eine Telecaster zum Einsatz. Live sieht man Page meist mit einer Gibson EDS 1275 Doubleneck spielen, da er hier zwischen der sechs- und der zwölfsaitigen Variante leichter wechseln kann, im Studio kam sie jedoch wohl nicht zum Einsatz.
Das Solo von “Stairway to Heaven” wurde relativ puristisch mit einer 1959 Telecaster eingespielt (die wohl ein Geschenk von Jeff Beck war). Der Amp war höchstwahrscheinlich ein modifizierter 1690T Supro Thunderbolt mit einem 1×12″ Lautsprecher (viele Supros hatten 15″), auch wenn Page in einem Interview behauptetet: “It could have been a Marshall, but I can’t remember”.
Harmonisch passiert in dem Song ebenfalls eine ganze Menge. Prinzipiell befindet sich das Stück im Am, mischt aber munter den dorischen mit dem aeolischen Modus.
Durch die Zwischendominante E(7) wird der chromatische Bassabgang Am – E/G# – Am7 – D/F# – F ermöglicht, der eine Art zentrales Motiv des Stückes bildet und zum Erkennungsmerkmal von “Stairway to Heaven” wurde. Die Solochanges bewegen sich jedoch im aeolischen Mode, denn die Progression kommt mit den Akkorden Am, G und F aus.
Ansonsten finden wir in diesem Solo viele typische Rockgitarrenelemente: pentatonische Phrasen, Arpeggios (z.B. F Dur oder Am), Repeating Pattern aus der Pentatonik und natürlich Bendings von Ganztönen bis hin zu Terzen – hier ist natürlich besondere Saitenrissgefahr angesagt!
Und ab ins Getümmel! Hier das Solo von “Stairway to Heaven”:
Das Playback:
Um dem Sound nahezukommen, solltet ihr – wenn möglich – einen relativ cleanen Vorstufensound und ordentlich Endstufenzerre verwenden. Da der Supro-Amp nicht sonderlich verbreitet ist, habe ich hier im Guitar Rig eine Hiwatt-Emulation verwendet. Spart nicht mit Reverb und Delay – das Solo wirkt relativ weit nach hinten gemischt und ist nicht sonderlich “in the face” – ein Effekt, den ihr durch viel Hall erzeugen könnt.
Hier ein Screenshot, wie ein mögliches Setup aussehen könnte:
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Und nun viel Spaß mit diesem Zeppelin-Klassiker!
Haiko