Bon Jovi darf mit Fug und Recht zu den größten Bands des AOR-Genres gezählt werden. Überraschenderweise verlief die Anfangszeit jedoch nicht ganz so reibungslos, wie man das von einem Act dieses Kalibers erwarten würde. Zwar lieferte das selbstbetitelte Debütalbum mit “Runaway” einen großen Hit, aber abgesehen davon hielt sich der Erfolg des Longplayers in Grenzen und auch das Nachfolgewerk “7800 (degrees) Fahrenheit” sollte daran noch wenig ändern.
Mit “Runaway“ legte Bon Jovi den Grundstein für eine große Karriere
In unserem Workshop der besten Gitarrensolos widmen wir uns heute Bon Jovi und seiner Debüt-Single ”Runaway“, für die wir das Rad der Zeit auf das Jahr 1984 zurückdrehen. Genauer gesagt geht es um das Solo des Titels, der in Zusammenarbeit mit dem Songwriter George Karak entstand.
Viele wird überraschen, dass “Runaway“ noch ohne die später bekannte Bon-Jovi-Besetzung mit Richie Sambora an der Gitarre aufgenommen wurde. Aber erst 1986, als durch die produktive Songwritingkooperation mit Jon Bon Jovi, Richie Sambora und Desmond Child “Slippery when wet“ erschien, wendete sich das Blatt. Nach verhaltenen ersten Jahren entwickelte sich Bon Jovi schließlich zu einem der erfolgreichsten Rockacts der 80er- und 90er-Jahre.
Bei ”Runaway” glänzt Tim Pierce an der Gitarre – der Gear-Check
Für seinen ersten Hit setzte Jon noch auf eine Studioband mit dem Namen “The All Star Revue“, in der z.B. der aktuelle Bassist Hugh McDonald sowie der damals 24 jährige Gitarrist Tim Pierce mitwirkten. Letzterer ist in der Szene schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr, denn immerhin veredelte er Produktionen von Künstlern wie Michael Jackson, Joe Cocker, Phil Collins und vielen anderen. Als Studiomusiker besitzt Tim Pierce natürlich ein riesiges Arsenal an Equipment und es lässt sich nur schwer eruieren, was exakt für das Runaway-Solo zum Einsatz kam. Generell spricht Tim jedoch von Les Paul und Stratocaster, wenn es um die Gitarren geht, die er im Song verwendete. Da der Markt an Gitarrenamps zum Zeitpunkt der Aufnahmen 1982 noch relativ überschaubar war, würde ich hier auf einen Marshall tippen, der eventuell zusätzlich mit einem Booster oder Overdrive angeblasen wurde.
Bon Jovi “Runaway” Workshop: Zwischen aeolisch und dorisch – ein Gitarrensolo wie aus dem Lehrbuch
Das Stück bewegt sich in der Tonart Am, wobei in den Harmonien aeolisches und dorisches Moll munter vermischt werden. Tim spielt hier ein klassisches Rocksolo in 16 Takten mit einem zweitaktigen Intro. Darin markiert er einen Aufbau wie aus dem Lehrbuch, der von einem tendenziell mittleren bis tiefen Register bei Solobeginn bis zu einem schnellen Blueslick in den hohen Lagen zum Abschluss mündet. Hier ist eigentlich alles geboten, von Unisono-Bends, Slides, Double-Stops bis zu feurigen Pentatonikphrasen.
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Mit diesen Tipps gelingt der ”Runaway“ Solo-Gitarrensound
Den Sound erhaltet ihr am besten mit einer Gitarre, die einen Humbucker in der Stegposition aufweist. An Amps würde ich auf eine moderat hohe britische Zerre setzen, aber auch ein cleaner Amp mit einem gainreichen Overdrive dürfte euch den authentischen Ton bieten. Wie für die meisten Solosounds ist etwas Delay und Reverb für einen angenehmen Raumklang hilfreich. Hier findet ihr einen Soundvorschlag mit einem Marshall Plexi plus Ibanez Tubescreamer.
Und nun viel Spaß mit dem „Runaway“-Solo!