Nach vier Jahren kreativer Pause überrascht John Mayer 2021 mit der Ankündigung eines neuen Albums, das den Titel “Sob Rock” tragen soll. Betrachtet man das Cover, so fällt eine Ästhetik auf, die stark an die Bildsprache der 80er-Jahre erinnert und in mir unweigerlich das alte “Miami Vice”-Feeling aufkeimen lässt.
Beim Hören der ersten Single “Last Train Home” wird klar, dass der Cover-Look nicht nur ein optisches Gimmick ist, sondern auch das musikalische Programm repräsentiert. Hier treffen charakteristische 80s Drums auf Synthi-Klänge und typische Gitarrenparts im Stile von Steve Lukather, 80s Clapton und Paul Jackson jr.
Die Gitarrenparts werden ausschließlich von John Mayer übernommen, der zumindest im Video mit einer pinkfarbenen Paul Reed Smith Silver Sky auftritt, eine Gitarre auf Basis der Fender Stratocaster. An Verstärkern setzt er als begeisterter Sammler auf eine Vielzahl von Amps, wobei auch hier im Video ein Dumble Steel Stringer sowie ein Soldano SLO zu sehen sind.
Harmonisch ist das Stück in E-Dur angesiedelt, allerdings macht sich John hier verschiedene “Triad over Bassnote” Tricks zunutze und lässt E-, A- und B-Dur Dreiklänge über die Bassnoten E und A pendeln. Achtet hierbei darauf, dass das Introriff sich vom Strophen- und Refrain-Riff minimal durch den vorletzten Akkord B/A unterscheidet. Im Pre-Chorus hört ihr ein stark 80er-Jahre inspiriertes Terz-Lick, das leicht abgedämpft und mit einem cleanen Sound gespielt wird. Für die Solofills benutzt John sowohl die E-Dur Tonleiter bzw. die E-Dur-Pentatonik, wenn es etwas lyrischer klingen soll, allerdings auch die E-Bluesscale bzw. e-Moll Pentatonik, um dem Ganzen etwas mehr “Dirt” zu verleihen.
Für Last Train Home benötigt ihr im Prinzip drei Sounds. Das Introriff würde ich mit einem ganz leicht angezerrten Amp spielen oder aber wahlweise einen mild eingestellten Verzerrer vor einen cleanen Amp hängen. Für das Solofill darf es dann etwas mehr Gain sein, allerdings klingt der Gitarrensound fast, als ob hier ein leichter Filter oder in typischer 80er Manier, ein Chorus-Pedal am Werk wäre. Diesen Sound könnt ihr wahlweise durch das Zurücknehmen des Tone-Potis und den Einsatz des Steg-Pickups erzielen. Falls ihr euch für das Chorus-Pedal entscheidet, solltet ihr Rate und Depth auf relativ niedrige Werte setzen, da die Modulation sehr subtil gehalten wird und der etwas bedeckte Soundeffekt hier eher durch die Veränderung des Frequenzbildes entsteht. Die cleane Terzgitarre darf wirklich glasklar sein und ihr könnt einen Kompressor zuhilfenehmen, um dem Sound etwas mehr “Knack” zu verleihen. Ich verwende in der Aufnahme die Position 4 einer Strat, sprich, Hals- und Mittel-Pickup. Hier seht ihr ein mögliches Setting für Riff und Solo, wobei ihr für den Riff-Part einfach den Tubescreamer deaktiviert:
Und nun viel Vergnügen mit “Last Train Home”!
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