Der gebürtige Mexikaner Carlos Santana veröffentlichte 1999 mit “Supernatural” nicht nur sein erfolgreichstes Album, sondern mit knapp 30 Mio. Einheiten einen der meistverkauften Longplayer aller Zeiten. Nicht nur kommerziell, sondern auch in Bezug auf die Kritiken wurde “Supernatural” begeistert aufgenommen und bescherte Carlos im Jahre 2000 satte acht Grammys.
Das Album ist von einer immensen Spielfreude gekennzeichnet und vereint eine ganze Reihe Gastmusiker wie z. B. Everlast, Dave Matthews, CeeLo Green, Lauryn Hill, Eric Clapton oder Rob Thomas. Letzterer übernahm den Gesang auf der ersten Singleauskopplung “Smooth”, bei der Rob sogar als Co-Songwriter in Erscheinung tritt. Nachdem wir hier bereits den Klassiker “Samba pa ti” verarztet haben, wollen wir uns nun das markante Intro-Lick und das erste Solo von “Smooth” zu Gemüte führen.
Waren es in seiner Anfangszeit noch Gibson Les Paul Specials mit P-90 Pickups oder Standard-Humbuckern, stieg Carlos Santana später auf Gitarren von PRS um. Kurz vor der Albumproduktion erhielt er sein Signature-Modell von Paul Reed Smith, die PRS “Santana II”. Diese Gitarre mit zwei Humbuckern im orange-lachsfarbenen Finish kam bei fast allen Songs des Albums zum Einsatz. Was die Amps anbelangt, muss man bei Carlos natürlich unweigerlich an den Mesa Boogie MkI denken, allerdings kommen auch Bludotone oder Dumbles zum Einsatz.
“Smooth” bewegt sich in der Tonart Am und nutzt für Strophe und Introriff eine klassisch spanisch anmutende Akkordfolge, bestehend aus Am, F und E7, also quasi eine typische I-IV-V Verbindung, wenn man das F als Subdominantvertreter für die eigentliche IV. Stufe Dm betrachten will. Zum Strophenende geht es dann auf die Subdominante Dm und die Akkordfolge läuft über Dm, Dm/C, Bm7b5, G, F#, B7 und E7 zurück zu Tonika Am. Dominanten, die quintfällig nach Moll führen, wie in diesem Fall E7, schreien natürlich nach der Harmonisch Moll-Tonleiter bzw. nach deren V. Modus phrygisch-dominant. Genau die setzt Carlos hier auch sowohl beim Thema als auch beim Solo ein, indem er das in Am leitereigene G in ein G# umwandelt, wenn es auf den E-Dur-Akkord geht.
Hier findet ihr das Intro-Lick des Songs:
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Kommen wir nun zum Solo, bei dem Carlos einen tollen Aufbau abbildet. Angefangen mit lyrischen Melodien und einprägsamen Motiven arbeitet er sich über eine höhere Dichte und schnellere Blueslicks schließlich in ein steigendes Oktavtremolo, das auf dem Grundton endet.
Den Sound erhaltet ihr am besten mit einer Humbuckergitarre und einer saftigen Zerre. Insgesamt hat der Ton etwas sehr nasales, was auch typisch für den Mesa Boogie MkI ist. Allerdings könnt ihr diesen Effekt auch emulieren, wenn ihr euren Tonregler etwas zurücknehmt oder ein Wah-Pedal oder ein Filter in einer fixen Position belasst. Etwas Reverb ist für einen natürlichen Raumsound hilfreich. Für den Soundvorschlag habe ich mir nochmal etwas ganz anderes einfallen lassen und die Neural DSP Archetype: Petrucci-Emulation gewählt, die ebenfalls den Mesa Boogie-Sound einfängt. Für Santanas typische Mitten-„Nase” habe ich einen Tube Screamer vorgeschaltet.
Und nun gutes Gelingen mit Carlos Santana!