Das Mellotron ist ein historisches Tasteninstrument, das beliebige Klänge auf Tonbändern aufzeichnet und sie dann per Keyboard wieder ausspuckt. Zurück geht es auf den Amerikaner Harry Chamberlin, der bereits zu Beginn der 1950er Jahre den ersten Prototypen des Mellotron entwickelt hatte, das rückblickend als Wegebreiter für moderne Sampler gilt.
Im Jahr 1963 stellte die britische Firma Streetly Electronics dann das erste sogenannte Mellotron für den Markt vor, das später aus rechtlichen Gründen auf den Namen „Novatron“ getauft wurde. Unter den verschiedenen Modellen (Mark I und II, M300, Mark V und VI) ragt das M400 deutlich heraus – es war kompakt, robust und im Studio wie auf Bühnen sehr beliebt.
- LoFi-Sounds mit einer Prise Melancholie
- Mellotron als VST
- Nachfolger des Mellotron als Hardware
- XL-Paket: GForce M-Tron Pro IV
- Virtueller Franzose: Arturia Mellotron V
- Interpret aus Italien: IK Multimedia SampleTron 2
- Budget-Lösung: UVI Mello
- MIDI-Arrangeur: Toontrack EZkeys Mellotoon EKX
- PRAXIS – Factory Presets im Vergleich
- Streichelhaft: Mellotron Strings
- Weggeblasen: Mellotron Flutes
- Dramatisch: Mellotron Choir
- Großartig: Mellotron Brass
- Charaktervoll: Mellotron Piano
- FAZIT – Die besten Mellotron VSTs im Vergleich
LoFi-Sounds mit einer Prise Melancholie
Das Mellotron diente in den 60er Jahren dem Reproduzieren von Streichern, Chören und anderen akustischen Klangquellen. In der Film- und Popmusik aus dieser Zeit findet man unzählige Beispiele. Sehr prominent ist der 1967 erschienene Titel „Strawberry Fields Forever“ von den Beatles. Paul McCartney spielt im Intro einen Flötensound des Mellotron. Im Laufe der Zeit schätzten Musiker aber viel mehr den organischen und leicht düsteren Eigenklang des Instruments – und genau diese spezielle klangliche Färbung macht das Mellotron bis heute so einzigartig.
Mellotron als VST
Für die kreative Aktion mit nostalgischen Klangfarben können Producer inzwischen so einige spezielle LoFi-Plugins für die DAW erschließen. Oft genügt es da schon, auf möglichst trashige Freeware-Sample-Player zurückzugreifen und den Sound zu pitchen. Speziell für Streicher tut es auch eine virtuelle String Machine. Selbst unter den Effektpedalen finden sich passable Lösungen wie das Electro Harmonix MEL9 Tape Relay Machine.
Und auch unter Synthesizer-Patches tummeln sich einige Interpretationen von Mellotron-Klängen. Apple Logic Pro X integriert bereits ein passables Mellotron als Software-Instrument. Aber: Wenn es um authentische Mellotron-Sounds gehen soll, muss eine Emulation her. Wir konzentrieren uns bei unserem Vergleich auf die besten kommerziellen Softwareprodukte. Wer lieber auf Freeware setzt, findet diese ganz schnell im Netz.
Für dich ausgesucht
Nachfolger des Mellotron als Hardware
Nicht zu vergessen: Tatsächlich gibt es das Mellotron seit über zehn Jahren auch als Neuauflage in Hardware-Form. Wenn es einiges kosten darf, ist das Mellotron M4000D für über 3.000 Euro natürlich die erste Wahl. Das rund 17 kg schwere Instrument mit Holztastatur enthält rund 100 digitalisierte Mellotron- und Chamberlin-Presets aus den 60er und 70er Jahren.
Wenn man auf die wirklichkeitsnahe Haptik und edles Produktdesign verzichten kann, sind die kleineren Versionen Mellotron M4000D Mini und Mellotron Micro günstigere Alternativen. Nicht zuletzt gibt es mit dem Mellotron M4000D Rack eine 19“-kompatible Ausführungen ohne Tastatur.
DETAILS – Die Kandidaten auf einen Blick
XL-Paket: GForce M-Tron Pro IV
Den Anfang macht eine lange respektierte Emulation: M-Tron Pro von GForce. Seit der vierten Version umfasst es ein skalierbares GUI, einen komfortabel nutzbaren Preset Browser sowie die beiden neuen Effekte Tape Wow und Flutter. Die Tonerzeugung basiert auf zwei Layern, die auch Keyboard-Splits ermöglichen.
Natürlich ist auch die 3,5 GB schwere Soundofferte großartig: Das Gforce M-Tron Pro IV erfreut Preset-User mit 200 Tape Banks und über 800 Patches. Wenn das nicht reicht, gibt’s optional tolle Expansion Packs. Die Complete-Version inklusive aller Packs versorgt Mellotron-Fans mit über 500 Tape Banks und mehr als 3.500 Presets.
Übrigens steht euch auf der Herstellerseite eine Demo-Version für Mac/Win mit einer kleinen Soundauswahl zum Download bereit.
GForce genießt einen guten Ruf als Lieferant von Retro-Sounds aus emulierten Keyboards und Synthesizern. Nun hat der Hersteller den beliebten M-Tron Pro verbessert. Ein günstiger Zeitpunkt für die Bestandsaufnahme: Wie klingt die neue Emulation des 70er-Jahre-Lieblings Mellotron M400?
Herstellerseite Thomann Webshop Bonedo Test Preis: 199,- Euro
Virtueller Franzose: Arturia Mellotron V
Das Arturia Mellotron V bekommt man entweder als einzelnes Plugin oder zusammen mit der Arturia V-Collection. Es enthält 65 Tape Banks der originalen Mellotron-Modelle und ist offen für den Import beliebiger Samples, die ihr per Time Stretching und Modeling oder mit weiteren Parametern (Flutter, Tape Saturation, Mechanik Noise etc.) formen könnt.
Der Browser ist zwar übersichtlich strukturiert, dafür aber auch nur mit rund 60 Presets bestückt. Aus der Abteilung der Pedal-Effekte könnt ihr die meisten Soundkreationen gewinnen. Schraubfreudige User bekommen vier Slots mit einer Auswahl von zehn verschiedenen Effekten.
Insgesamt punktet das Mellotron V klanglich durchaus, doch könnte es tatsächlich noch mehr Presets vertragen. Wer noch keine Arturia V-Collection hat, sollte den nächsten 50% Sale abwarten.
Herstellerseite Thomann Webshop Preis: 149,- Euro
Fans klassischer Synthesizer aufgepasst: Die Arturia V-Collection 9 bringt es in der neusten Version auf 33 Plugin-Instrumente & Synthesizer!
Interpret aus Italien: IK Multimedia SampleTron 2
IK Multimedia stellt mit dem SampleTron 2 eine schöne und modern klingende Interpretation des Mellotron vor. Es umfasst über 400 Sounds, die auf den klassischen Tape Banks des Mellotron basieren, sowie neuere Aufnahmen akustischer Klänge. Zudem lassen sich User Samples importieren und mit dem Tape Modeling auf alt trimmen.
Bis zu drei Sounds könnt ihr gleichzeitig verwenden und mit dem Filter bearbeiten. Mit den internen Effekten des SampleTron 2 entsteht dann der erdige Retro-Sound. Sie stammen überwiegend von den bewährten Produkten AmpliTube und T-RackS.
Dieses Mellotron VST ist kompatibel zu SampleTank 4 von IK Multimedia und gefällt letztlich auch mit seinem ansprechenden skalierbaren User-Interface.
Eigentlich schade, dass man nicht alles digitalisieren kann, was ein Mellotron ausmacht. Das Hantieren mit Schraubenzieher, Tonbändern und Tonkopfreiniger bleibt leider weiterhin der analogen Welt vorbehalten.
Herstellerseite Thomann Webshop Bonedo Test Preis: 149,- Euro
Budget-Lösung: UVI Mello
Das UVI Mello funktioniert zusammen mit der kostenfreien UVI Workstation oder mit dem hybriden Synthesizer Falcon des französischen Herstellers.
Hier stößt man auf das Minimalprinzip: Tatsächlich gibt es nur 12 Presets beziehungsweise 28 Sounds mit einer Größe von nur 680 MB, die man für knapp unter 100 Euro bekommt. UVI hat also nach eigenem Ermessen das Beste von drei originalen Mellotrons zusammengestellt.
Das GUI lässt Raum für individuelle Modifikationen. So könnt ihr mechanische Geräusche beimischen, den Notenbereich erweitern, eine Stereoverbreiterung oder das Multimode-Filter, SparkVerb und Tape-Delay nutzen. Klanglich gibt sich das UVI Mello perfekt unperfekt.
Herstellerseite Preis: 99,- Euro
MIDI-Arrangeur: Toontrack EZkeys Mellotoon EKX
Das Mellotoon EKX von Toontrack ist eine Sound Expansion für EZkeys. Ohne diesen virtuellen Arranger ist diese Library nicht nutzbar. Sie verfolgt das Ziel, den Usern des EZkeys (ab V1) das Mellotron M400 mit einer Auswahl von 15 verschiedenen Instrumente mixfertig an die Hand zu geben.
Toontrack hat die Songwriter im Blick: EZKeys 2 erstellt die komplette Piano- oder Keyboard-Spur für einen Song. Per Arrangierhilfe entsteht in der DAW eine Begleitung, die sonst nur echte Profi-Player hinbekommen.
Dabei spielen hochwertige Effekte von Overloud (vor allem Plate Reverb und Tape Delay) eine tragende Rolle dabei, den originalen Klang zu verfärben. Zur Auswahl stehen 24 Mix-Preset, wobei man die Effekte beliebig editieren und Klänge als User-Preset ablegen kann.
LoFi-Charakter und Authentizität sind nicht die wahren Stärken des Mellotoon. In diesen Punkten schneiden die Mitbewerber grundsätzlich besser ab. Die Expansion von Toontrack ist aber ziemlich geschmackvoll und bereichert den EZkeys um eine Retro-Facette.
Herstellerseite Thomann Webshop Preis: 89,- Euro