PRAXIS – Factory Presets im Vergleich
Das Hauptargument aller Plugins ist eine Library mit sofort einsetzbaren Mellotron-Klängen. Fast rundet sie die interne Effektsektion ab. Zum Vergleich haben wir möglichst ähnliche Samples aus den beliebten Klangsparten (Streicher, Flöten, Chöre, Bläser, Klavier) ausgewählt und sie der Reihe nach angespielt. Die folgenden Audio-Demos hinterlassen zumindest einen kurzen Eindruck davon, wie ein Mellotron als Plugin je nach Hersteller – von minimal bis deutlich – jeweils anders klingen kann.
Dabei bringt jede Library auch ihre eigenen individuellen Stärken mit. Vor allem in Umfang unterscheiden sie sich beträchtlich. So bekommt man bei GForce die mit Abstand üppigste und authentischste Bibliothek, wenn man die vielen Erweiterungen installiert. Bei UVI ist das Angebot wiederum knapp. Unsere Soundbeispiele bilden den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Plugins ab.
Streichelhaft: Mellotron Strings
GForce, Arturia und IKM geben sich nicht nur streichel-, sondern fast schon schmeichelhaft. Hier sind die klanglichen Unterschiede zwar hörbar, fallen aber nicht zu sehr ins Gewicht. Nur UVI und Toontrack fallen aus der Reihe.
Weggeblasen: Mellotron Flutes
Auch im zweiten Vergleich geht GForce vorbildlich heran. Etwas zaghaft folgt Arturia, mehr Präsenz hat IKM, urwüchsig klingt UVI, die Flöten von Toontrack sind passabel.
Dramatisch: Mellotron Choir
UVI und Toontrack liefern nicht die schönste Wahl. Kraftvoll und strahlend zeigt sich vor allem GForce, gefolgt von IKM. Schön nostalgisch klingt es diesmal bei Arturia.
Für dich ausgesucht
Großartig: Mellotron Brass
Arturia gefällt mit einem punchigen Sound. Moderat und ausgewogen bläst das Mellotron von GForce und auch IKM klingt ordentlich satt. Wieder einmal speziell: UVI und Toontrack.
Charaktervoll: Mellotron Piano
GForce und Arturia sind beim Piano kaum zu unterscheiden. IKM spielt harmonisch mit. Wenn es extremer klingen darf oder soll, ist UVI oder Toontrack direkt startklar.
FAZIT – Die besten Mellotron VSTs im Vergleich
Offensichtlich ist es leicht, die Klänge des Mellotron für die digitale Ewigkeit aufzubereiten. Alle Emulationen kommen dem historischen Sampler mitsamt der Tonbänder ziemlich nahe und halten einige Zugaben fürs Sounddesign wie eine Vintage-FX-Sektion bereit. Auch wenn die vorgestellten Software-Produkte konzeptionell ähnlich sind und fast immer ein gleiches Ziel verfolgen, bieten sie öfter noch zusätzliche spezielle Features, eine unterschiedliche Preset-Ausstattung und unterscheiden sich nicht zuletzt auch in Preis und Update-Politik.
Genau diese vielen Unterschiede möchten wir in der Summe berücksichtigen und letztlich individuell bewerten. Dieser Ansatz ist also ein anderer als die Klangvergleiche, die man von zahlreichen YouTube-Videos geht. Dort geht es meist darum, Software-Emulationen mit Vintage-Hardware durch ein technisches Nachbilden von bestimmten Sounds zu vergleichen.
Das Top-XL-Paket hat GForce im Angebot. Am besten entscheidet man sich gleich für das GForce M-Tron Pro Complete mit 14 Expansion Packs. Regulär kostet es rund 360 Euro. Am unteren Ende der Preisskala liegt das UVI Mello mit knapp 100 Euro – ein Tipp für die Mellotron-Klang-Basis. Das Mellotron V kauft man als Bestandteil der Arturia V-Collection, während das Mellotoon nur für Musiker empfehlenswert ist, die schon ein Toontrack EZkeys haben. Klanglich ganz eigenständig agiert schließlich das IK Multimedia SampleTron 2, das den Import eigener Samples erlaubt.
Kurz und gut: Das Mellotron kann man auch als VST immer wieder aufs Neue entdecken. So bleibt es ein Vergnügen, diese einzigartige Melancholie in die nächste Songproduktion einzubringen.