Rein in die Welt von Reaktor! Das Plugin von Native Instruments ist Teil von Komplete 13. Es ist kein Synth, kein Audioeffekt, viel mehr eine Plattform für tausende von Instrumenten, Werkzeugen und Effekten. Neben vielen Devices in der „Factory Library“ und Perlen wie Monark, TRK-01 und Rounds gibt es eine Vielzahl an kostenlosen Devices für Reaktor. Wir zeigen euch die besten!
Wie bei den kostenlosen Instrumenten für Kontakt sind auch bei Reaktor fast alle Devices nur für die große Bezahlversion geeignet. Reaktor Player ist die kostenlose Version und Teil von Komplete Start. Dort könnt ihr alle Devices 30 Minuten pro Session antesten. Die Player-Version reicht für den Fall, dass ihr nur Monark oder Rounds nutzen wollt.
Reaktor – How to?
Für alle, die neu in der Welt von Reaktor sind, gibt’s eine kurze Einführung: Devices in Reaktor sind entweder ein „Instrument“ oder meistens ein „Ensemble“. Das erkennt ihr bei den Dateien selbst an den Endungen – .ens oder .ism. Ein Ensemble beinhaltet in Reaktor mehrere Effekte oder Instrumente, die miteinander verbunden sind.
Reaktor selbst könnt ihr als MIDI-Instrument oder als Insert-Effekt in eurer DAW laden. Je nachdem, welchen Device ihr laden wollt, ladet ihr dann für Instrumente „Reaktor 6“ auf einer MIDI-Spur und für Effekte „Reaktor 6 FX“.
Für dich ausgesucht
Reaktor User Library – Schatzkiste der Reaktor-Community
Wer mit den unzähligen Instrumenten und Effekten für Reaktor aus der „Factory Library“ noch nicht genug hat, wird über kurz oder lang bei der Reaktor User Library landen. Hier hat Native Instruments über viele Jahre vorbildliche Community-Arbeit geleistet. NI bietet Reaktor-Entwicklern eine Plattform für ihre Eigenkreationen. Und das sind viele.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenInsgesamt 5964 Instrumente und Effekte (Stand Ende April) können in der Vollversion von Reaktor heruntergeladen, auf Wunsch auch weiter modifiziert und wieder hochgeladen werden. Bevor ihr ein Device herunterladet (Native Instruments Account voraussetzt), überprüft auf der Seite des Devices, ob eure Reaktor-Version auch kompatibel ist.
#1 Drums – Drummachinewsky und Niji Solution 2
Schräger Name, tolle Sounds – Drumachinewsky kommt mit Tetris-Optik und einer kleinen aber hervorragend klingenden Auswahl an Sounds. Alle Sounds werden im Drum Synthesizer synthetisch erzeugt – keine Samples, keine Speicherbelegung. Dazu gibt es vier Effekte (EQ, Kompressor, Reverb und Delay) und einen Sequencer, der nicht nur einzelne Pattern erzeugen kann, sondern auch gleich ganze Tracks.
Niji Solution 2 basiert auf den Native Instruments selbst veröffentlichten Reaktor-Blocks-Modulen Niji Drums. Entwickler Studio10c entwickelte eine komplette Drum Machine mit mächtigen Effekten und einem Sequencer, der wie der von Drumachinewsky auch einzelne Parameter wie Pitch oder Decay modulieren kann.
Ensemble Drummachinewsky in Reaktor von Native Instruments
Sequencer im Ensemble Drumachinewsky in Reaktor von Native Instruments
#2 Bass – Monovoks und Howler
Kennt ihr das „Stank face“? Der verzogene Gesichtsausdruck, wenn ein Sound so derbe drückt oder ein Beat so heftig groovt? Monovoks kann man gut und gerne als Stank-Face-Generator bezeichnen. Was hier an brachialen Bass-Sounds rauskommt mit einem so eigenen Charakter, ist wirklich bemerkenswert. Der monophone Titan bringt 41 Presets mit und hat eine Besonderheit im Gepäck: eine loopbare Hüllkurve. Deren Geschwindigkeit hängt von der Dauer des Decay-Parameters ab. Je kürzer diese ist, desto schneller wird die Hüllkurve wiederholt.
Bei Howler wiederrum, den man auf der Webseite des Reaktor-Urgesteins Boscomac findet, ist vor allem die Verzerrung der Star. Allein die Presets heulen und kratzen schon in allerfeinster Güte. Oben auf Boscomacs Seite prankt ein „Make a Donation“-Button. Gefällt euch Howler oder einer der 22 anderen Instrumente und 17 Effekte?
Ensemble Monovoks in Reaktor von Native Instruments
Ensemble Howler in Reaktor von Native Instruments
#3 Analogsynths: JP-80 und Cloudlab 200t
Der JP-80 sei hier nur stellvertretend für eine ganze Reihe von Emulationen großer Roland-Synthesizer in der Reaktor User Library genannt. Im Vergleich zu vielen Emulationen ist der JP-80 auch noch relativ neu. Programmierer Trial’N’Error hat erst letztes Jahr ein Update hochgeladen und geht aktiv auf Wünsche der User in den Kommentaren ein. Butterweiche Pad-Sounds und Leads, die euch sofort in die Achtziger verfrachten, machen das PP-80-Ensemble ein Must-have für alle Synthwave Fans.
Cloudlab 200t ist eine sehr aufwendig gemachte Emulation der legendären Buchla 200 und 200e Systeme. Programmierer Trevor Gavilan distanziert allerdings sich strikt davon, dass das Cloudlab 200t eine offizielle oder durch Buchla unterstütze Emulation sei. In den letzten Jahren hatte Moog die Verbreitung mehrerer Ensembles in der Reaktor-User-Library gerichtlich untersagt, da diese zu ähnlich zu eigenen Produkten, jedoch nicht lizensiert seien. Also ist man vorsichtig geworden unter den Reaktor-Entwicklern. Wie nah der Sound des Ensembles dem Original kommt, dürft ihr entscheiden.
Ensemble JP-80 in Reaktor von Native Instruments
Ensemble Cloudlab200t in Reaktor von Native Instruments
#4 Synth-Sounds mit Charakter – Misty Valley und Insidious 6581
Misty Valley ist das jüngste unter den heute vorgestellten Instrumenten. Im Sommer 2020 stellte Entwickler Oblik Lines den Synth in seinem Webstore als Zahle-was-du-willst-Variante vor. Für LoFi-Fans und Sounddesigner ist das Instrument ein Traum. Alles rauscht, raschelt und eiert vor sich hin. 74 Presets sind im Ensemble enthalten – von sanften Padsounds über Drones bis hin zu Noise-Generatoren.
Die Ziffernfolge bei Insidious 6581 wiederrum dürfte alle Fans des C64 aufhorchen lassen. Mike Clarke hat eine originalgetreue Emulation des SID-Soundchips des legendären Achtziger-Rechners programmiert, die Chiptune-Fans das Herz höherschlagen lassen dürfte. Glitzernde Squarewave-Arpeggios, verkratzte Bitcrush-Snaredrums und Effektsounds, die jede C64-Emulation verzaubern, sind mit im Programm.
Ensemble Misty Valley in Reaktor von Native Instruments
Ensemble Insidious 6581 in Reaktor von Native Instruments
#5 Effekte (I): Bit Torsion und Slow
Auftritt Nummer zwei von Boscomac: Dort macht man nicht nur Synthesizer-Ensembles aller Art, sondern versucht sich auch in der Effektkiste. Bit Torsion ist ein animierter Verzerrungseffekt. Sechs der Effektparameter, darunter Sample Rate, Cutoff und Feedback, lassen sich per Zufall modulieren. Ein Regler würfelt den Rhythmus, ein anderer die Intensität – jeder Drumloop wird so zum akustischen Spielplatz.
Und bei Slow rücken wir noch einmal kurz den Entwickler ins Rampenlicht. Tim Exile ist einer der umtriebigsten und kreativsten Reaktor-Entwickler: Neben Sounddesign-Effekten wie The Finger und The Mouth hat Exile in den letzten Jahren die Cloud-Jam-Plattform Endlesss ins Leben gerufen. Slow ist laut Exile ein Hall für Faultiere. Also ewig lang. Da reicht schon ein kleines Sample mit Gesang für minutenlange Hallfahnen.
Ensemble Bit Torsion in Reaktor von Native Instruments
Ensemble Slow in Reaktor von Native Instruments
#6 6.Effekte (II): VHS, uNiMoO und Processorz
Die VHS Audio Degradation Suite ist seit Jahren mit Abstand das beliebteste Ensemble in der Reaktor User Library überhaupt. Im schönsten LoFi-Feeling könnt ihr auf der Videokassette (kennt das noch jemand?) eure Sounds eiern, rauschen, verzerren und schweben lassen. 22 Presets sind außerdem mit dabei. Dazu bringt das Ensemble eine Vielzahl an Mikrofon-Emulationen mit, mit deren Klangcharakteristiken sich der Sound zusätzlich beeinflussen lässt.
Ein Multi-Effekt der ganz anderen Machart ist „uNi-MoO“ von Adam Fothergill. Mit einem Interface, das entfernt an die Comic-Darstellung auf dem OP-1 von Teenage Electronics erinnert, verdreht der Effekt eure Sounds bis zur Unkenntlichkeit. Die Resultate hier haben kaum noch etwas mit ihrem Ursprung zu tun. Genau das kann euch aber aus der kreativen Sackgasse führen.
Lasst euch nicht von der minimalistischen Oberfläche von Processorz täuschen. Unter der Haube ist das Ensemble ein äußerst mächtiger Multi-Effekt mit eingebautem Stutter. Damit ihr in Processorz die einzelnen Effekte per MIDI triggern könnt, müsst ihr je nach DAW eine MIDI-Spur zu dem Effekt routen oder Reaktor als MIDI-Instrument laden und dann die Audiospur per Sidechain einschleifen. Das geht ähnlich wie bei einem Vocoder. Processorz hat alles an Bord, was das Stutter-Herz begehrt: Scratch-, Loop- und Tapestop-Effekte genauso wie verschiedene Filtertypen und einen Pitch Shifter.
Ensemble VHS in Reaktor von Native Instruments
Ensemble UniMoo in Reaktor von Native Instruments
Ensemble Processorz in Reaktor von Native Instruments
Fazit
Den großen Modulationsspielplatz Reaktor Blocks haben wir in diesem Feature nur am Rande erwähnt. Aber allein was mit diesem noch an Sound-Experimenten möglich ist, wird euch viele neue Horizonte eröffnen. Auch die eingangs erwähnte Factory Library bringt bereits eine Vielzahl an Instrumenten, Effekten und Generatoren (selbstspielenden Instrumenten) mit, die Reaktor zu einem der vielseitigsten Plugins macht, die man in sein Arsenal aufnehmen kann. Da hält vielleicht noch Max4Live mit.