In jeder kleineren bis größeren Stadt gibt es Kneipen oder Clubs, in denen in regelmäßigen Abständen Jam-Sessions (auch: “Jamsessions” oder “Jam Sessions”) stattfinden. Dort treffen sich Musiker:innen mit den unterschiedlichsten Instrumenten und machen spontan gemeinsam Musik. Meist gibt es eine feste Rhythmusgruppe, welche den Abend eröffnet und das Ganze erst einmal ins Laufen bringt. Dann können nach und nach Instrumentalist:innen dazustoßen oder jemanden aus der Rhythmusgruppe ersetzen – so in etwa ist der übliche Ablauf jeder organisierten Jam-Session. Wer schon häufiger auf Sessions war, wird festgestellt haben, dass viele der gespielten Songs sich kaum unterscheiden – sogar in unterschiedlichen Städten bleibt das Basis-Repertoire doch immer relativ gleich. Und selbst im Ausland bestätigt sich dies häufig! Falls man also Lust hat, spontan mit anderen Menschen Musik zu machen, ist es sinnvoll, über ein entsprechendes Repertoire aus Songs zu verfügen, welche häufig bei Sessions gespielt werden. Genau um dieses Repertoire soll es in diesen und einem zweiten Teil zum Thema „Jam-Sessions“ gehen!
- Sample-Basslines vs. Original-Bassline
- Jam-Session-Songs aus dem Bereich Jazz/Blues
- Songs für eine Jam-Session: „Cantaloupe Island“
- Songs für eine Jam-Session: „Chameleon“
- Songs für eine Jam-Session: „Blue Bossa“
- Songs für eine Jam-Session: “Summertime”
- Songs für eine Jam-Session: „Major Blues“ (Dur-Blues)
- Songs für eine Jam-Session: „Minor Blues“ (Moll-Blues)
- Songs für eine Jam-Session: „Jazz Blues“
Sample-Basslines vs. Original-Bassline
Die gute Nachricht: Für eine Session ist es absolut nicht erforderlich, jedes kleine Detail der Originalaufnahmen zu kennen. Die wichtigsten Elemente sind Akkordfolge und Ablauf. Diese beiden fasst man auch allgemein mit dem Begriff „Form” zusammen.
Auch die von uns gespielte Bassline muss dabei nicht zwingend dem Original gleichen. Hier reicht vollkommen eine sogenannte „Sample-Bassline“, welche die nötigen Basis-Informationen liefert, sodass der Song funktioniert.
Jam-Session-Songs aus dem Bereich Jazz/Blues
Auch wenn es heute um Jazz und Blues geht, reden wir hier nicht von einer typischen Jazz-Session. Auf dieser werden nämlich für gewöhnlich ausschließlich Jazz-Standards aus dem sogenannten “Real Book” gespielt. Für Titel dieser Art muss man schon etwas tiefer im Thema sein, sonst macht es weder für einen selbst noch für die anderen Beteiligten Spaß!
Der eine oder andere (Jazz-)Standard hat sich aber dennoch seinen Weg in die Popkultur erarbeitet und wird gerne auch auf Sessions gespielt, die stilistisch breiter aufgestellt sind.
Für dich ausgesucht
Hier eine kleine Auswahl:
Songs für eine Jam-Session: „Cantaloupe Island“
Was für Ü40-Gitarristen „Sultans Of Swing“ ist, ist für Pianisten „Cantaloupe Island“, im Original von Jazzlegende Herbie Hancock. Irgendwann kommt man nicht drum herum.
Songs für eine Jam-Session: „Chameleon“
Und gleich noch einmal Herbie Hancock – diesmal aus der Epoche der legendären Headhunters-Band. Der Song beinhaltet eine weltbekannte Bassline und dank nur zweier Akkorde ist er einfach ein idealer Song zum Jammen. Einzig der Unisonobreak ist etwas knifflig!
Songs für eine Jam-Session: „Blue Bossa“
Der Klassiker „Blue Bossa“ ist so ziemlich für jede(n) der erste Bossa Nova im Leben. Daher ist dieser Song gerne auch früher oder später Teil nahezu jeder Session.
Songs für eine Jam-Session: “Summertime”
Ein wunderschöner Klassiker, der ebenfalls häufig als Basis bei Sessions vorkommt. Meist wird er als Bossa Nova gespielt, manchmal aber auch im 6/8-Takt – hier ist erlaubt, was den Beteiligten gerade Spaß macht! Bitte nicht wundern – die Akkordfolge kann durchaus mal variieren gegenüber meinem Leadsheet, denn in jazzigen Stilistiken gibt es generell keine in Stein gemeißelte Version.
Songs für eine Jam-Session: „Major Blues“ (Dur-Blues)
Blues ist häufig bei Musiker:innen der kleinste gemeinsame Nenner. Ohne die Bluesform zu kennen, wird das Überleben auf einer Session schwierig. Deshalb haben wir diesem Thema ja auch schon frühere Workshops gewidmet.
Hier findet ihr die einfachste und zugleich häufigste Bluesform mit den drei Hauptstufen I-IV-V jeweils als Dominantseptakkord. Ich habe die Tonart E gewählt, da dies natürlich (neben A) für Gitarrist:innen die erste Wahl ist. Doch es gibt logischerweise auch andere Tonarten, auf welche man diese beiden Basslines übertragen kann. Für ein flotteres Tempo habe ich eine Walking-Bassline, für mittlere Tempi eine Shuffle-Bassline notiert.
Songs für eine Jam-Session: „Minor Blues“ (Moll-Blues)
Nicht nur in Dur, sondern auch in Moll gibt es eine Standard-Bluesform. Bei der Bassline habe ich mich an den Klassiker „The Thrill Is Gone“ aus der Feder der Blueslegende B.B. King angelehnt. Der Song wird auch gerne als Moll-Blues-Blaupause bei Sessions verwendet. Achtung: Auch ein Moll-Blues kann natürlich in unterschiedlichen Tonarten gespielt werden, also übt dieses Beispiel also unbedingt auch in anderen Keys!
Songs für eine Jam-Session: „Jazz Blues“
Tauchen bei der Session „zu allem Unglück“ Bläser auf, darf man ab und zu sogar einen Jazz Blues spielen – und das auch gerne noch in unbequemen Tonarten wie F- und Bb-Dur.
Ein Jazz Blues ist eine um mehrere kleinere harmonische Wendungen erweiterte Bluesform. Hier findet ihr die üblichste Form in F-Dur mit einer typischen einfachen Walking-Bassline.
Soweit erst einmal für heute! m zweiten Teil dieser Workshopserie wird es um Pop-, Funk- und Soulsongs gehen, welche häufig auf Sessions gespielt werden.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt