Scratch-DJs und Turntablists benötigen für ihre Performance spezielle Tonabnehmersysteme mit sphärisch geschliffenen Abtastnadeln und besonderen Eigenschaften. Das wichtigste Kriterium ist, dass die Abtastnadel beim schnellen Vor- und Zurückdrehen der Platte sicher in der Rille bleibt. Außerdem sollten der Diamant und Nadelträger möglichst robust sein. Ferner ist ein hoher Ausgangspegel für alle „Plattenkratzer“ wichtig. Die Zunft teilt sich in zwei Lager, und zwar DVS-DJs, die hauptsächlich mit Softwares und Timecodes arbeiten sowie die Riege der reinen Vinyl-DJs, die Schallplatten bevorzugen. Während für Software-DJs lediglich die Sprungsicherheit und ein sauber übertragender Timecode wichtig sind, müssen reine „Vinylisten“ zusätzlich darauf achten, dass ihre Tonabnehmer möglichst brillant klingen und dabei vorzugsweise plattenschonend agieren. Die meisten Scratch-DJs und Turntablists bevorzugen wegen des frei konfigurierbaren Winkels Headshell-Systeme.
Shure M-44-7
Der Shure M44-7 ist der Klassiker überhaupt für Scratch-DJs. Er zeichnet sich besonders durch seine hohe Sprungfestigkeit bei sehr geringen Auflagekräften sowie entsprechend guten Scratching-Eigenschaften aus. Weitere Vorzüge sind der hohe Ausgangpegel und die satte Basswiedergabe. Nachteilig sind hingegen das insgesamt etwas unausgewogene Gesamtklangbild und der sich relativ leicht verbiegende Nadelträger. DVS-DJs und Vinyl-Jocks finden hier unseren Testbericht.
Ortofon Pro-S (OM/Concorde)
Ortofons Concorde Pro-S und OM Pro-S Tonabnehmer (Komplettsystem, Headshell-Version) bieten sehr gute Scratch- und Mix-Eigenschaften, eine gute Basswiedergabe und einen generell soliden Klang. Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Tonabnehmers ist meiner Meinung nach stimmig. Minuspunkte gibt es für die zum Scratchen notwendigen, relativ hohen Auflagekräfte und die damit zusammenhängende höhere Vinyl-Abnutzung. Dieser Tonabnehmer ist in meinen Augen nur bedingt für Vinylisten, sehr wohl aber für DVS-DJs geeignet. Hier geht es zu meinem ausführlichen Test.
Stanton 505.V3
Stantons 505.V3 gehört zu den günstigeren Tonabnehmern und verfügt über einen sehr robusten Nadelträger, gute Scratching-Eigenschaften und eine hohe Rillenfestigkeit. Der Bassbereich des 505.V3 präsentiert sich angenehm druckvoll, doch leider ist das Gesamtklangbild daher auch ein wenig unausgewogen. Minuspunkte gibt es außerdem für die recht hohen, zum Scratchen notwendigen Auflagekräfte. Dieser Tonabnehmer ist für DVS-DJs gut geeignet, aber nur bedingt für die Vinyl-Schätzchen zu empfehlen.
Ortofon Q.Bert (OM/Concorde)
Die Meinungen über Ortofons Concorde Q.Bert und die OM-Version, die in Zusammenarbeit mit der US Turntable Legende Q.Bert entwickelt wurden, gehen oft ziemlich weit auseinander. Während die einen von diesem Tonabnehmer vollkommen überzeugt sind, halten andere dieses Tool eher für überbewertet und zu teuer. Ich habe bei meinem Test festgestellt: Das System, verfügt über einen erfreulich hohen Ausgangspegel und einen sehr ausgewogenen Klang. Negativ aufgefallen ist mir das relativ laute, tieffrequente Störsignal beim Scratchen durch die weiche Nadelaufhängung. Mein Tipp: Selber antesten und eine eigene Meinung bilden!
Shure M35X
Der Shure M35X verfügt über ähnliche Eigenschaften wie der M44-7 Tonabnehmer aus gleichem Hause. Er verhält sich auch bei relativ geringen Auflagekräften angenehm springfest und kommt mit einer leichten Betonung der Subanteile des tiefen Frequenzbereichs daher. Allerdings kann dieser Tonabnehmer in Sachen Ausgangpegel nicht ganz mit dem M44-7 mithalten. Das Klangbild hingegen ist im Vergleich etwas ausgeglichener. Dieser Tonabnehmer ist meiner Meinung nach gleichermaßen für DVS-DJs und Vinylisten empfehlenswert.
Resümee
Zunächst einmal möchte ich allen DJ-Kollegen danken, die mir bei meiner Facebook-Recherche für diesen Artikel behilflich waren. Habt ihr konstruktive Kritik oder Ergänzungsvorschläge, lasst es uns wissen und tobt euch im Kommentarfeld ordentlich aus! Weitere Systeme findet ihr übrigens in unserem Tonabnehmer-Testmarathon.
Keep on scratching!
DJ Rick Ski