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Die deutsche Bassszene – Interview-Serie #10: Linus Klausenitzer

In dieser Folge unserer Reihe über die deutsche Bassszene treffen wir auf Linus Klausenitzer. Linus darf als einer der aktivsten, kreativsten und innovativsten Metal-Bassisten Deutschlands gelten. Mit den Bands Obscura oder Obsidious tourte er über den gesamten Globus. Aktuell ist er in vier verschiedenen Bands als Bassist tätig – mit Beyond The Black war er erst kürzlich auf dem „Wacken Festival“ zu sehen. Hinzu kommen immer wieder Studio-Sessions für unterschiedliche Acts, die sich ihre Tracks von Linus gerne veredeln lassen. Ganz nebenbei fällt er mit einem höchst besonderem Instrument auf: Einem sechssaitigen Ibanez BTB20TH6 in Fretless-Ausführung, der mit einem Griffbrett aus Stahl modifiziert wurde. Am 06.10.2023 erscheint das Soloalbum des 38-jährigen Nürnbergers. Mehr als genug Gründe also, um mit Linus ein ausführliches Gespräch zu führen.

Der Metalbassist Linus Klausenitzer im bonedo-Interview
Der Metal-Bassist Linus Klausenitzer im ausführlichen Portrait (Alle Bilder, außer wenn anders gekennzeichnet: www.instagram.com/dominikhelfertphoto)
Inhalte
  1. Wer ist Linus Klausenitzer?
  2. Linus Klausenitzer: Ausbildung
  3. Musikalischer Werdegang
  4. Linus Klausenitzer und sein bundloser Ibanez-Sechssaiter mit Stahlgriffbrett
  5. Neue Wege gehen: Fretless-Bass im Metal
  6. Linus Klausenitzer und sein Bass-Equipment
  7. Quo vadis, Metal-Bass?
  8. Linus Klausenitzers Soloalbum “Tulpa”
  9. Gewinnspiel Ibanez-Bass
  10. Zukunftspläne
  11. Surftipps zum Thema

Wer ist Linus Klausenitzer?

Linus, du bist für mich so etwas wie der Prototyp eines modernen Metal-Bassisten: Du bist enorm kreativ, agierst spieltechnisch auf dem höchstem Niveau und trägst keinerlei Scheuklappen, wenn es um außergewöhnliche multisaitige E-Bässe geht. Erzähl uns doch bitte mal kurz deinen musikalischen Werdegang und wer zu deinen wichtigsten Einflüssen zählt.

Linus Klausenitzer: Hallo Thomas! Zunächst einmal vielen Dank dafür, dass ihr mich für dieses Interview angefragt habt. Es beeindruckt mich, wie ihr die Bassszene in Deutschland supportet, und ich schätze es sehr, dass ihr auch einen Blick auf die Metal-Szene werft, die trotz ihrer großen Anhängerschaft leider häufig in den Medien übersehen wird! Tatsächlich spiele ich schon seit meiner Jugend hauptsächlich in Metal-Bands. Ich liebe die Vielseitigkeit und die verschiedenen Subgenres, die diese Szene zu bieten hat. Mein entscheidender Karriereschritt erfolgte wahrscheinlich mit der Band Noneuclid. Der Hauptkomponist der Band ist eigentlich ein klassischer Komponist, der viel atonale, komplexe und sehr düstere Musik schreibt. Dennoch war er schon immer auch ein Metal-Fan und wollte seine unkonventionelle Art des Songwritings auch in seiner eigenen Metal-Band ausleben. Dadurch ergaben sich zum Beispiel interessante Schnittstellen mit verschiedenen Orchestern: 2008 hatten wir die Ehre, eine 25-minütige Death-Metal-Symphonie mit dem “Metropole Orkest” aus Amsterdam aufzuführen, und zwei Jahre später führten wir gemeinsam mit dem “Bavarian Chamber Orchestra” verschiedene Werke auf, darunter Neudeutungen von Stücken Richard Wagners.

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Playalike Black Sabbath / Geezer Butler

Im Jahr 2011 wurde ich Mitglied der Band Obscura, die für ihre virtuose Spielweise und progressiven Kompositionen bekannt ist. Das Genre des “Techical Death Metal” ist in Deutschland eher unbekannt, aber aufgrund unserer Virtuosität wurden unsere Videos und Songs im Netz viel geteilt. Das führte dazu, dass ich frühzeitig auf verschiedenen Touren in ganz Europa, Amerika, Australien und Asien unterwegs war. Anders als in der Pop-Szene interessieren sich Metal-Fans sehr für die einzelnen Musiker in einer Band. Auf diese Weise verbreitete sich mein Name als jemand, der gerne untypische Bässe für Metal verwendet, insbesondere sechs- und siebensaitige Fretless-Bässe.

Dank der heutigen Möglichkeiten des Homerecordings und der Tatsache, dass es kein Problem mehr ist, Aufnahmen zwischen verschiedenen Kontinenten hin- und herzuschicken, wurde ich frühzeitig als Session-Musiker für verschiedene Musikprojekte weltweit gebucht. Ich habe Bass für Bands aus Pakistan, Israel, Kanada oder Argentinien aufgenommen und bin auch in exotischen Ländern für europäische Musiker wie den Libanon und Ägypten aufgetreten. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrungen und fühle mich glücklich, dass meine Bemühungen Früchte getragen haben. Im Jahr 2020 habe ich Obscura verlassen und gemeinsam mit Rafael Trujillo, Sebastian Lanser und Javi Perrera meine neue Band Obsidious gegründet. Unser Ziel war es, die eingefahrenen Wege des Technischen Death Metal zu verlassen und neue musikalische Richtungen einzuschlagen. Während des Lockdowns haben wir unser Debütalbum “Iconic” ausgearbeitet und vor etwa einem Jahr auf den Markt gebracht. Darüber hinaus bin ich Mitbegründer der Progressive-Metal-Band Alkaloid, die aus Noneuclid und Obscura hervorgegangen ist. Wir haben gerade erst am 15. September unser neues Album “Numen” veröffentlicht!

Zu meinen Einflüssen: Wie viele Metal-Bassisten war ich von Steve Harris, dem Bassisten von Iron Maiden, fasziniert. Als ich das erste Live-Konzert, damals noch auf VHS, gesehen habe, war das meine Motivation, auch Bassist zu werden. Die ersten Metalalben mit Fretless-Bass wurden von Bassisten wie Steve DiGiorgio, Sean Malone und Randy Coven aufgenommen. Diese Alben haben mein heutiges Spiel maßgeblich geprägt!

Linus Klausenitzer
Linus Klausenitzer

Linus Klausenitzer: Ausbildung

Wie sah denn deine musikalische Ausbildung aus? Hattest du von Beginn an Unterricht oder warst du längere Zeit Autodidakt?

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Linus Klausenitzer: Meine musikalische Reise begann wohl in einem Elternhaus. Meine Eltern waren beide Berufsmusiker und haben mich glücklicherweise immer gefördert. Nach der musikalischen Früherziehung erhielt ich Unterricht in Klavier, Trompete und Kontrabass. Aber erst in der Schul-Bigband entdeckte ich meine Vorliebe für die Rolle des Bassisten. Bis dahin war ich ziemlich faul und habe meine Leidenschaft für Musik erst im Alter von 15 Jahren mit dem E-Bass entdeckt.

Nach meinem Abitur am musischen Gymnasium erweiterte ich meinen musikalischen Horizont am „Music College Regensburg“ und an der Musikhochschule in Hamburg im „Kontaktstudiengang für Popularmusik“. Ich bin also alles andere als ein Autodidakt. Die Vielseitigkeit, die ich durch meine Ausbildung erlernt habe, sowie mein Wissen über Harmonielehre, waren entscheidend für meine Karriere. Dieses Wissen bildet nach wie vor immer noch die Grundlage für meine Kompositionen und mein Bassspiel. Beim Komponieren hilft es mir, vertraute Pfade zu verlassen, und auch beim Erlernen von neuem Material ist es von großer Hilfe. Da ich live mit vielen verschiedenen Bands spiele, muss ich das jeweilige Repertoire sicher im Kopf haben. Wenn ich dank meines Wissens in der Harmonielehre in einem unsicheren Moment Noten ausschließen kann, so ist das bereits eine große Hilfe.

Musikalischer Werdegang

Demnächst erscheint deine erste Soloplatte, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Erzähl uns doch mal kurz deine bisherigen wichtigsten musikalischen Stationen, die dich zu diesem Punkt geführt haben.

Linus Klausenitzer: Vor ein paar Jahren habe ich einzelne Stücke geschrieben, die nicht wirklich zu einer damaligen meiner Bands passten. Ich mochte aber die Stimmung dieser Songs und wollte mehr in diese Richtung komponieren. Das war der Zeitpunkt, an dem ich erstmals über die Möglichkeit eines Soloalbums nachdachte. Die meisten Soloalben, die ich von Bassisten kenne, verändern die Rolle des Basses oder präsentieren Stücke, die komplexer und wilder sind als die Musik, die sie normalerweise in ihren Bands spielen. In meiner musikalischen Laufbahn habe ich bereits genug komplexe Musik gespielt und hatte daher eher den Wunsch nach geradlinigen Songs mit Schwerpunkt auf Riffs und Melodien. Praktisch alle Parts auf dem Album wurden mit einem Fretless-Bass eingespielt, da ich auf diese Weise meine musikalische Persönlichkeit am besten zum Ausdruck bringen kann.

Linus Klausenitzer
Linus Klausenitzer mit seinem sechssaitigen Fretless-Bass von Ibanez

Linus Klausenitzer und sein bundloser Ibanez-Sechssaiter mit Stahlgriffbrett

Sprechen wir direkt mal den Elefanten im Raum an! Dein Hauptinstrument ist ein Ibanez BTB 6-Saiter fretless mit Stahlgriffbrett. Letzteres lässt sich ja leicht mit dem Metal-Genre in Verbindung bringen, aber die sechs Saiten und die fehlenden Bundstäbchen sind definitiv außergewöhnlich. Dazu gleich mehrere Fragen: Wie kam es denn generell zur Zusammenarbeit mit Ibanez? Und wie kamst du zu einem Sechssaiter Fretless? Woher kam die Idee eines Stahlgriffbretts?

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Abgesehen davon, dass Ibanez hochwertige Bässe in jeder Preisklasse anbietet und sich ja auch aktiv für die Förderung junger Bassisten einsetzt, zeichnet sich das Unternehmen auch dadurch aus, dass es den Mut hat, unkonventionelle Bässe zu entwickeln. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen ähnlicher Größe, die sich nicht selten gerne auf ihren bewährten Serien ausruhen und lediglich minimale Änderungen an neuen Instrumenten vornehmen, habe ich die Innovationsfreude von Ibanez stets geschätzt! In meinem Instrumentenarsenal finden sich daher Hybrid-Bässe (halb bundierte/halb unbundierte Modelle), Siebensaiter und Headless-Bässe von Ibanez. Derartige Bässe sind äußerst inspirierend und ermutigen dazu, musikalisch über den Tellerrand hinauszublicken.

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Fretless-Bässe faszinieren mich besonders, da sie eine breitere Palette an Ausdrucksmöglichkeiten im Vergleich als bundierte Bässe bieten, insbesondere bei den hohen Tönen. Die tiefen Noten sind im Metal-Genre jedoch genauso entscheidend. Daher bevorzuge ich erweiterte Tonumfänge (Extended Range) bei E-Bässen. Bei Fretless-Bässen vermisse ich jedoch oft den perkussiven Klang, den man bei einem bundierten Bass erhält, wenn die Saite auf die Bundstäbchen trifft. Ein Stahlgriffbrett vereint beide Welten und ermöglicht ein schnelles Attack mit reichen Obertönen. Ich habe bereits Stahlgriffbretter bei kleineren Bassmarken ausprobiert, und auf der Gitarre gibt es bekannte Gitarristen, die Stahlgriffbretter verwenden. Innerhalb meines musikalischen Umfelds kenne ich jedoch keinen Bassisten, der ein solches Griffbrett spielt.

Linus Klausenitzer
Das Ende eines langen Prozesses: Mit sichtlicher Freude präsentiert Linus seinen Stahlgriffbrett-Fretless! (Foto: Meinl)

Deinen Bass gibt es ja nicht so von der Stange, sondern es war ein spezieller Umbau nötig. Wie lautet die Geschichte vom Serienmodell bis zum fertigen Bass?

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Linus Klausenitzer: Die Idee für diesen Bass hatte ich bereits vor einigen Jahren und habe sie mit Ibanez besprochen. Obwohl die Arbeitsbelastung bei Ibanez immer hoch ist, behielt das deutsche Ibanez-Team meinen Wunsch im Hinterkopf und brachte das Thema später bei Ibanez Japan zur Sprache. Nachdem auch sie das Konzept interessant fanden, begannen wir, verschiedene Bassbauer zu suchen, die sich an ein solches Projekt herantrauen würden. Als Ausgangspunkt diente ein Ibanez BTB20TH6, der auch meinen sonstigen Spezifikationswünschen entsprach. Leider war der erste Prototyp kein Erfolg. Es ist keine einfache Aufgabe, ein flexibles Material wie Holz mit einem sehr unflexiblen Material wie Stahl zu kombinieren. Es gab einige Deadspots auf dem Griffbrett und Lücken zwischen Stahl und Holz.

Der zweite Versuch wurde dann vom „Woodwork Studio“ umgesetzt, das auf Empfehlung eines Ibanez-Mitarbeiters hinzugezogen wurde. Und diese Umsetzung erwies sich als Volltreffer! Deren Mitarbeiter investierte viele Stunden in diesen Bass und verwendete einen hochwertigen Klebstoff, der normalerweise nur in der Luftfahrt verwendet wird. Nun besitze ich wohl den ersten Ibanez-Bass ever mit Stahlgriffbrett und somit den Bass meiner Träume, haha! Ich bin Ibanez, insbesondere dem deutschen Team, äußerst dankbar dafür, dass sie offen für diese Idee waren und das Projekt so engagiert vorangetrieben haben! Übrigens: Wer neugierig ist, kann auf meinem YouTube-Kanal ein Video dazu ansehen, in welchem ich den Herstellungsprozess vorstelle.

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War ein Teil dieser Idee vielleicht auch, dir ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen? Dieses Instrument macht dich ja zweifellos unverwechselbar, was per se für Künstler:innen ein wichtiges Thema darstellt.

Ja, ich halte Alleinstellungsmerkmale für extrem wichtig! Es gibt einfach zu viele Musiker:innen, die sich nicht trauen, ausgetretene Pfade zu verlassen. Musik wird jedoch erst wirklich interessant, wenn sie etwas Neues und Eigenes bietet. Die Tatsache, dass ich nun nicht nur Metal spiele, sondern auch ein Instrument in den Händen halte, mit dem ich das Publikum mit Lichtreflexionen blenden kann, ist natürlich von unschätzbarem Wert! (lacht) Doch dieser Bass ermöglicht es mir in erster Linie, meinem eigenen musikalischen Ideal als Metal-Fretless-Bassist näherzukommen. Mein Alleinstellungsmerkmal ist also im Idealfall die Musik, die ich mit diesem Bass erschaffe!

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Neue Wege gehen: Fretless-Bass im Metal

Viele moderne Metal-Bass-Sounds sind ja recht mittenarm, während der Fretless prägnante Mitten besitzt. Und wenn man sich zum Beispiel Steve Harris’ Sound anhört, sind metallische Bundgeräusche durchaus identitätsstiftend. Wie passt dein Fretless klanglich in die teilweise sehr harte Musik, die du machst?

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Linus Klausenitzer: Das ist völlig richtig! In vielen Metal-Produktionen ist es immer das erklärte Ziel, die am fettesten klingende Band aller Zeiten zu kreieren. Der Bass dient dabei häufig nur zum Anfetten der Gitarren. Das klappt mit einem Fretless-Bass aber nur bedingt. Fett klingen inzwischen aber viele Bands, und noch nie war der Basssound im Metal so unbeachtet wie derzeit. Einen eigenen Bandsound zu finden ist schwer und ich denke, dass eine Veränderung und das bewusstere Herausarbeiten von Basssounds für viele Bands einen Unterschied machen würde.

Wie du bereits erwähnt hast, haben legendäre Bands wie Iron Maiden, Korn oder Manowar alle einen sehr eigenständigen, aber prägnanten Basssound zu bieten. Deshalb werden die Arrangements meiner Bands bereits so angelegt, dass der Bass auch in den Mitten Platz finden kann, wenn es der Part zulässt. Bei Produktionen helfen dann gerne verschiedene Sound-Settings, zwischen denen man je nach Part wechseln kann.

Linus Klausenitzer
Linus Klausenitzer

Linus Klausenitzer und sein Bass-Equipment

Du bietest bekanntlich dein Bassspiel auch als Dienstleistung an, indem du in deinem Homestudio Bass-Tracks für andere Artists aufnimmst. Wie sieht deine Signalkette aus? Arbeitest du noch größtenteils mit analogen Equipment „Outside The Box“, oder mehr mit Plugins?

Ich bin ein studierter Medieninformatiker und habe eine Vorliebe für digitales Arbeiten. Die Möglichkeit, Sounds nachträglich auf einfache Weise zu bearbeiten, fand ich schon immer reizvoll. Die Anforderungen an den Basssound ändern sich ja tatsächlich im Verlauf des Mixing-Prozesses immer wieder, und es ist einfach praktischer und schneller, Effekte nachträglich anpassen zu können. Zudem ist es schon schwierig genug, sich mental auf einen kreativen Prozess einzustimmen, daher versuche ich gerne, ein komplexes Setup mit analoger Abhöre oder gesplittetem Signalweg zu vermeiden.

Auf meinem Bass spiele ich Cobalt-Saiten von Ernie Ball, die ein sehr kräftiges Signal erzeugen. Ich verwende ein hochwertiges und kurzes Sommer Cable und leite das Basssignal in ein Universal Audio Apollo Twin Audio Interface. Dieses bietet den Vorteil, dass ich nahezu ohne Verzögerung Plugins bereits während der Aufnahme nutzen kann, ohne das Aufnahmesignal zu verändern. Wenn ich beispielsweise verzerrten Bass aufnehmen möchte, kann ich mein Basssignal bereits während des Spielens verzerrt hören und erhalte auf diese Weise ein besseres Gefühl für das Endergebnis!

Und wie sieht es mit deinem Live-Besteck aus?

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Da ich häufig als Session-Bassist arbeite, ist Zuverlässigkeit eines der obersten Prinzipien für mich! Häufig gibt es nicht einmal Proben, bei denen ich neues Equipment ausprobieren könnte, daher muss ich mir auf Festivalbühnen absolut sicher sein, dass mir mein Equipment keine Probleme bereitet. In solchen Fällen versuche ich, die Signalkette so kurz wie möglich zu halten, um mögliche Fehlerquellen schnell identifizieren zu können, falls doch etwas schiefgehen sollte. Ich bevorzuge es, so unabhängig wie möglich von der örtlichen Backline zu sein. Deshalb habe ich in der Regel nur ein Pedalboard dabei, das ich sogar im Handgepäck transportieren kann – bzw. sogar mit der Bahn. Auf dem Pedalboard befinden sich ein Sennheiser Wireless System, ein Stimmgerät, ein Kompressor und ein Preamp. Meistens verwende ich entweder eine Ampeg SCR DI- oder ein Darkglass B7K-Pedal. Wenn ich mit meinem Fretless-Bass unterwegs bin, nehme ich auch gerne noch einen Chorus und einen Octaver mit. Ein gutes Netzteil ist ebenfalls wichtig. Dafür kann ich Geräte von Palmer empfehlen!

Auf Tournee sieht die Situation allerdings ganz anders aus: Hier haben wir mehr Zeit für Soundchecks, und ich kann häufig meine eigene Backline mitnehmen. In derartigen Fällen habe ich gerne mein Equipment von Engl dabei. Obwohl sie derzeit keine Bassamps herstellen, habe ich von einem der Mitarbeiter bei Engl eine großartig klingende Eigenbaulösung erhalten, die ich nutzen darf: einen Bass-Amp, den ich ins Rack montieren kann, sowie ein 4×10- und ein 1×15-Cabinet. Zusätzliche Effektpedale montiere ich gerne in eine Rackwanne, um die Einstellungen unverändert zu lassen.

Linus Klausenitzer
Linus Klausenitzer

Quo vadis, Metal-Bass?

Linus, das Thema „Metal-Bass“ ist dir offensichtlich eine Herzensangelegenheit und du sprichst darüber auch ausführlich auf deinen zahlreichen Workshops. Viele Metal-Musiker:innen, mit denen wir gesprochen haben, erwähnten immer wieder, dass sie diese Musik bzw. ihre speziellen Sparten als „letzte Bastion“ der uneingeschränkten Kreativität sehen, ohne Gefahr zu laufen, in die „Klischee-Falle“ zu tappen. Wie ist deine Sicht der Dinge auf Metal-Bass im 21. Jahrhundert?

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Linus Klausenitzer: Tatsächlich stört es mich, dass Metal immer wieder belächelt wird, und ich betone gerne, dass dieses Genre weitaus  mehr zu bieten hat als nur Partygänger, die sich im Schlamm wälzen! Das Schöne am Metal ist, dass es keine festen Regeln gibt. Daher spaltet es sich in unzählige Unterkategorien auf. Es gibt Metal, der eher in Richtung Schlager geht und gerne die Spitze der deutschen Albumcharts einnimmt. Gleichzeitig gibt es auch völlig atonalen und rohen Metal, der gerne Extreme ausreizt. In Bezug auf Harmonie und Rhythmus kann Metal genauso komplex werden wie bei einigen Jazz- oder Fusion-Bands. Metal entwickelt sich zudem ständig weiter!

Derzeit gibt es einen fragwürdigen Trend zu mehr Playbacks und Samples. Bei immer mehr kommerziellen Bands wird der Bass live nur noch vom Band gespielt. Ich hoffe, dass sich nicht allzu viele Bands sich das als Vorbild nehmen! Digitale Technik hat den Vorteil, dass man die Instrumente live wesentlich besser hören kann. Allerdings ist dadurch auch der “Schmutz” weniger geworden, und alles wirkt klinischer. Bei Bands wie Black Sabbath in den frühen Jahren des Metal war dieser raue Charakter ein elementarer Bestandteil. Da Trends oft von Gegenbewegungen leben, könnte ich mir gut vorstellen, dass bald eine Veränderung ansteht und der raue Charakter des Metals wieder in den Vordergrund rückt.

Linus Klausenitzers Ibanez-Sechssaiter
Griffbrett aus Stahl – Linus Klausenitzers umgebauter Sechssaiter aus dem Hause Ibanez. (Bild: Meinl)

Linus Klausenitzers Soloalbum “Tulpa”

Kommen wir zurück zu deinem Soloalbum „Tulpa“, welches vom Buch „Die Sphinx“ vom Autor Emil Besetzny aus dem Jahre 1873 inspiriert ist. Kannst du uns bitte kurz erklären, was die Geschichte dahinter ist?

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Linus Klausenitzer: Ehrlich gesagt kommt es nur selten vor, dass mich ein Musikalbum so tief beeindruckt, dass ich mich intensiv mit seinen Konzepten und Texten auseinandersetze. Aber es gab eine besondere Platte aus meiner Jugend, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat: „The Chemical Wedding“ von Bruce Dickinson. Dieses Album ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Text, visuelle Gestaltung und Musik zu einer harmonischen Einheit verschmelzen können! Ein zentrales Thema dieses Albums ist die Alchemie. Deshalb habe auch ich mich in dieses Thema gestürzt. Während meiner Recherche stieß ich online auf eine grobe Zusammenfassung von Dr. Emil Besetznys Buch „Die Sphinx“. Ich war neugierig und konnte das Werk zum Glück in der digitalen Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek finden.

In „Die Sphinx“ wird die Geschichte eines österreichischen Fürsten erzählt, der verzweifelt versuchte, mithilfe der Alchemie künstliche Menschen zu erschaffen. Obwohl ihm das letztendlich nicht gelang, fand der Autor in den Aufzeichnungen seines Gehilfen Hinweise darauf, dass er immerhin zehn menschenähnliche Miniaturwesen erschaffen konnte. Besetzny selbst zweifelte an der Grenze zwischen Fiktion und Realität in dieser Geschichte und befasste sich intensiv mit dieser Thematik. Diese künstlichen Wesen besaßen einzigartige Kräfte und Eigenschaften, und jede von ihnen hatte ihre eigene faszinierende Geschichte. Die Inspiration aus dieser Geschichte floss direkt in mein aktuelles Albumprojekt ein, und jeder Song auf dem Album ist einer dieser Kreaturen gewidmet. Dies war das erste Mal in meiner Karriere, dass der textliche Aspekt den gesamten Kompositionsprozess derart stark beeinflusst hat!

Falls jemand Linus Klausenitzer noch nicht kennt: Was kann man musikalisch von „Tulpa“ erwarten?

Eindeutig Einflüsse meiner Hörgewohnheiten aus Melodic, Thrash und Technical Death Metal, vielleicht mit etwas überdurchschnittlich lautem Bass, hahaha!

Linus Klausenitzer
Linus Klausenitzer

Gewinnspiel Ibanez-Bass

Anlässlich des Release-Termins deines Soloalbums am 06.10.2023 gibt es sogar einen Ibanez-Bass zu gewinnen. Wie kann man denn an der Verlosung teilnehmen?

Ibanez unterstützen mich auch beim Vorverkauf meines Soloalbums, worüber ich mich sehr freue! Es ist sehr einfach, am Gewinnspiel teilzunehmen: Man muss lediglich meinen Newsletter abonnieren und etwas in meinem Online-Shop auf www.linus-klausenitzer.com bestellen. Wer mein Album nicht haben möchte, hat hier auch die Wahl zwischen verschiedenen Bass-Videokursen und -Büchern. Den Gewinner des Ibanez BTB805MS-TGF werde ich kurz nach Release-Datum meines Albums am 6. Oktober per Zufallsprinzip bestimmen!

Zukunftspläne

Gehst du mit deinem Album und eigener Band auch auf Tour?

Ich würde natürlich gerne das Material auf die Bühne bringen. Allerdings ist es sehr schwer, sich momentan als Live-Act zu etablieren. Zudem bin ich momentan bereits mit vier verschiedenen Bands live unterwegs und habe daher kaum Kapazitäten.

Abgesehen von deinem Album – was sind deine aktuellen musikalischen Projekte und wo kann man dich demnächst live erleben?

Ich werde mit Beyond The Black im November nach Neuseeland und Australien fliegen. Im April nächsten Jahres werden wir dann durch Europa touren und auch neun deutsche Städte bespielen. Zudem sind ich Einzelkonzerte mit The Spirit und meiner eigenen Band Alkaloid geplant, um unseren neuen Release vorzustellen.

Linus, vielen Dank für das ausführliche Gespräch und viel Erfolg, auch vor allem mit deinem Soloalbum „Tulpa“!

Surftipps zum Thema

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Metalbassist Linus Klausenitzer im Interview

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