Nachdem es im letzten Teil unserer Serie vor allem um den großen Bob Moog ging, geht es diesmal um den nicht weniger großen Don Buchla und seiner Vision vom Synthesizer als eigenständigem Musikinstrument. Donald „Don“ Buchla und Robert „Bob“ Moog werden oft als Antagonisten dargestellt, ähnlich wie Microsoft und Apple, Pepsi und Coke, Media Markt und Saturn. Und tatsächlich haben sie zwei völlig unterschiedliche Ansätze und Zugänge zu elektronischer Musik gehabt wie sie heute noch in den Bezeichnungen East Coast und West Coast zu finden sind. Wenn wir also im Folgenden von Don Buchla erzählen, werden wir auch immer Bob Moog im Blick behalten, um die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede heraus zu arbeiten.
Werdegang
Don Buchla wurde 1937 in Kalifornien geboren und blieb Zeit seines Lebens dort. Er studierte Physik, Physiologie (die Lehre von den biophysischen Zusammenhängen in Lebewesen) und Musik und schon diese interessante Mischung an Studiengängen zeigt sein holistisches Denken auf. 1959 machte er dann seinen Abschluss in Physik und mit Mitte zwanzig eröffnete er dann auch schon seine eigene Firma: Buchla and Associates. Aufträge bekam er dabei vom berühmten San Francisco Tape Music Center (SFTMC), an dem Komponisten und Komponistinnen wie Pauline Oliveros und Morton Subotnick arbeiteten. Für das SFTMC konstruierte er schon 1965 seinen ersten Synthesizer, die Buchla 100 series. Wie Bob Moog baute er zunächst Modularsynthesizer und auch er sah den Markt für die Instrumente zunächst in den elektronischen Studios. Wie Bob Moog verwendete er die von vom Kanadier Hugh Le Caine erfundene Spannungssteuerung um die verschiedenen Module gleichbleibend zu regeln.
Buchlas frühe modulare Synthesizer waren dabei von Anfang an als live zu spielende Instrumente gedacht, vielleicht ein bisschen im Gegensatz zu Moogs Modulen, die in den Studios öfter von Computern gesteuert wurden. Die Auftragssituation war eben auch eine andere: Während Moogs erster großer Auftrag daraus bestand an einen Computer analoge Oszillatoren anzuschließen, bestand die Arbeit am Tape Music Center daraus, die Arbeit mit Tonbändern zu erleichtern beziehungsweise zu ersetzen. So hingen in einem Studio große Tonbandrollen mit vorproduzierte Tonhöhen von der Decke. Wenn man also zwei Sekunden ein kleines e’’ brauchte schnitt man sich die benötigte Länge ab und klebte sie in das eigene Tonband. Als Buchla dann einen Oszillator in das Studio stellte der das e’’ dann einfach so produzierte wurde der Zugang zu dem Gerät erst einmal nur einem ausgewählten Personenkreis gewährt – so einfach wollte man es den Studierenden dann doch nicht machen.
Unterschiedliche Konzepte: Buchla und Moog
Robert Moog und Donald Buchla haben im Prinzip viele ähnliche Module gebaut, aber die dahinterliegende Philosophie war eine ganz andere und wird oft als East Coast (Moog) und West Coast (Buchla) bezeichnet. Das Modell von Moog kennen wir: Relativ einfache Oszillatoren mit den grundlegenden Wellenformen deren Klangfarben dann durch seinen berühmten Tiefpassfilter weiterbearbeitet werden. Wichtig sind hier die beiden ADSR Hüllkurven, eine für den Filter und eine für die Lautstärke. Bei Buchla fängt die Klangbearbeitung dagegen schon bei Oszillatoren an, die schon sehr früh von einer Wellenform zu einer anderen überblenden konnten.
Das Filter ist ein (resonanter) Bandpassfilter, dessen Frequenzen auf das menschliche Ohr abgestimmt sind. Dafür sind die Envelopes oft nur zweistufig. Und während es bei Moog eher darum ging die Dinge möglichst einfach und effektiv zu halten, baute Buchla hochkomplizierte Geräte, bei denen man auch nach Lesen der Bedienungsanleitung nicht unbedingt schlauer war. Das ist also eine völlig andere Herangehensweise und auch die Namen der Module sprechen für sich: Während Moog durchnummeriert und die technische Bezeichnung dazu schreibt. packt Buchla die Module voll mit Funktionen und erfindet Namen dafür: Source of Uncertainty zum Beispiel für einen Zufallsgenerator, das Dodecamodule hat gleich zwölf(!) unterschiedliche Funktionen, ein Matrix Mixer um alle Signale überall hin zu leiten und auch ein Quad Spatial Directo um vierkanalig im Raum verteilt zu spielen.
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Mehr InformationenEin weiterer großer Unterschied war die Art der Bedienung und hier insbesondere die Tastatur: Durch das Anhängen einer Klaviertastatur machte Moog aus dem Synthesizer ein Instrument für Pianisten. Damit einher ging unweigerlich die Beschränkung der empathisch ausgedrückt „freien“ Oszillatoren auf die zwölf Töne der europäischen Tonleiter. Aus dem Synthesizer, der doch endlich die Befreiung von Tonhöhen bewerkstelligen sollte, war ein Keyboard geworden. Buchla hingegen entwickelte berührungssensitive Controller, sogenannte Touch Plates, welche die menschliche Körperspannung nutzten, um mehrere verschiedene Parameter gleichzeitig zu kontrollieren. Wir haben es hier also tatsächlich mit einer Verbindung von Mensch und (elektrischer) Maschine auf einer viel engeren Ebene zu tun, die versucht, den Klang der Elektrik nicht nur zu steuern, sondern tatsächlich zu berühren.
Buchla 100er, 200er und 500er Serie
Moog und Buchla haben natürlich voneinander gewusst und auch die Unterschiede waren ihnen klar. Also beschlossen sie zunächst einmal sich zu ignorieren. Später, nachdem beide Männer nicht immer nur erfolgreich waren und zwischendurch auch keine Musikinstrumente, sondern nur noch MIDI-Controller entwickelten sind sie dann doch noch Freunde geworden und Buchlas Erfindung des Piano Bar wurde von Moog produziert und vertrieben. Aber vorher brachte Buchla viele bahnbrechende Erfindungen auf den Markt und auf die wollen wir uns jetzt konzentrieren.
Anfang der 1970er wurde die 100 series durch die Buchla 200 series abgelöst. Hier wurde schon an Polyphonie und Raumklang gedacht und die auch technisch strikte Unterscheidung von musikalischen Signalen, Kontrollsignalen und logischen Signalen durchgesetzt. Zur besseren Übersicht wurden verschiedenfarbige Kabel für die unterschiedlichen Signale eingesetzt. Buchlas System war von vorne herein als hochqualitatives System ohne Kompromisse gedacht. Man muss sich nur einmal anhören, wie Don Buchla im Interview in der Red Bull Academy über verschiedene weiße Rauschen und ihre technischen Unterschiede redet, um zu verstehen, dass Buchla nur mit dem besten zufrieden war.
Don Buchla Lecture (Toronto 2007) | Red Bull Music Academy
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Mehr InformationenAber wir können nicht über die Buchla 200 series sprechen, ohne ein Wort über ihr Aussehen zu verlieren. Während der 100er noch ähnlich aussah wie ein Schaltschrank, ein Design das leider von vielen tollen Firmen bevorzugt wird, ging die 200er Serie schon in Richtung bunt und war auch schon in ein Kabinett eingebaut, das nicht plan war und aussah wie eine Schrankwand, sondern schon eher wie ein Cockpit. Später mit der 200e Serie wurde es noch heftiger und es sieht aus, wie sich ein Kind eine Raumschiffsteuerzentrale vorstellt.
Hat da gerade jemand „Drogen“ gesagt? Ich sage mal so: In Tom Wolfs Buch The Electric Kool-Aid Acid Test, DEM Schlüsselroman über die kalifornische Drogenkultur der 1960er, tauchen Don Buchla und die Buchla Box auf. Auf einer Party. Auf einer Drogenparty. Jaja, so war das damals in San Francisco und es war ziemlich anders als in Moogs Fabrik im Staat New York. Und ganz anders war es übrigens auch in den Studios in Paris und Köln, wo die Chefs in Anzug und Krawatte und die technischen Helfer in Laborkitteln herumliefen. Aber alle machten elektronische Musik und es war sehr schön.
Wie sehr Don Buchla seiner Zeit voraus war kann man vielleicht am ehesten an seinem 1971 erschienenen 500 series Synthesizer sehen, dem ersten von einem Computer kontrollierten analogen Synthesizer in einem kleinen Gerät mit Bildschirm, Patchkabeln, einer Tastatur mit fünf Oktaven und vier Pegelanzeigen. Wie bitte, Computer? 1971? Bei Moog kam da gerade der Minimoog heraus. Bei den anderen Herstellern war man da also noch tief im vollanalogen Zeitalter, und während man heute noch oft genug mit dreistelligen Displays abgespeist wird, wurde hier die allerneueste Technik eingesetzt. Bemerkenswert übrigens auch die Verwendung von Bildschirm und Patchkabeln, eine noch heute ungewohnte Verbindung. Ein paar Jahre wurde diese Technik dann auch in einem modularen System eingesetzt, der 300 series, bei der ein Computer die analogen Module der 200 series steuert. Und man fragt sich, woher konnte Buchla das? Und die Antwort ist: Von der NASA, bei der er oft in Forschungsprojekte involviert war und für die er auch schon Computersysteme baute.
Music Easel und Touché
1973 erschien dann eines der bekanntesten Instrumente von Don Buchla, der semi- modulare Music Easel. Auf Deutsch hört sich das immer etwas seltsam an, der Easel ist aber kein Tier, sondern eine Staffelei, und die Idee dahinter ist doch sehr lyrisch: Man kann auf dem Music Easel Musik kreieren, wie ein Maler an einer Staffelei malen kann. Der Music Easel war, wie der Moog Minimoog, der Arp Odyssey, oder der EMS Synthi A die portable – und mithin auch für den einzelnen Musiker erschwingliche – Miniversion der bislang hergestellten modularen Systeme. Bemerkenswert am Music Easel sind einmal mehr die Oszillatoren, die Modularität (die Verbindungen erfolgt wie bei Buchla immer durch Bananenstecker), das Touch Plate anstelle der Tastatur, ein Federhall und die Speicherbarkeit durch kleine Steckkarten. Das alles war ganz praktisch in einem kleinen Koffer verpackt und konnte so bequem mit auf Reisen genommen werden.
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Mehr InformationenAllein, so richtig Fuß fassen konnte Buchla nicht auf dem Markt. Moog brachte ein Keyboard nach dem anderen heraus, die anderen Firmen setzten auch immer mehr auf Keyboardsynthesizer und Buchla, mit seinen esoterischen und auch immer am obersten Ende des Preisspektrums angesiedelten Instrumenten, war halt der visionäre Freak, der tolle Instrumente bastelte, die aber keinen Absatz fanden. 1978 versuchte Buchla es mit dem Touché dann ein letztes Mal auf dem Massenmarkt. Ein Synthesizer mit einer normalen Tastatur mit 61 Tasten, in einem schönen Holzgehäuse, achtstimmig, mit drei digitalen Oszillatoren pro Stimme, einem kleinen Display, Wave Shaping Synthese, neun Hüllkurven, Aftertouch, Sequenzer, Drehreglern, Pads, 32 Speicherplätzen … ein tolles Gerät! Programmiert wurde es über einen Computer in einer eigens dafür entwickelten Programmiersprache namens FOIL. Das hätte es doch werden können, aber es hat nicht sollen sein.
Vielleicht war Buchla doch zu sehr Hippie für den Massenmarkt, so steht das Akronym FOIL für „Far Out Instrument Language“ und er, generell eher der open source Typ, der zum Beispiel die Schaltpläne seiner Touch Plates eben nicht patentierte, sondern frei herausgab, damit andere auch etwas damit machen können. Aber er hatte halt auch Pech, denn zum anderen kam im gleichen Jahr das schon erwähnte NED Synclavier I auf den Markt und ein Jahr später erschien der erste Fairlight – Riesenerfolge trotz ihrer immensen Preise. Vom großen Hoffnungsträger Buchla Touché wurden dagegen gerade einmal eine Handvoll gebaut.
Buchla 400, 700 series und die NASA
Aber Buchla ging nicht pleite, dazu war er viel zu sehr als Erfinder gefragt (er entwickelte unter anderem eine Sehhilfe für Blinde, baute ein elektrisches Cello für seine Frau und war an einem Forschungsprojekt der NASA beteiligt, bei dem Schimpansen zur Venus geschossen werden sollten) und zum anderen waren viele seiner Instrumente gar nie für große Stückzahlen gedacht. Das ging ja allein schon von den Herstellungskosten der Systeme nicht: Der Buchla 400 series von 1982 zum Beispiel brauchte gleich drei Computer, einen für das Betriebssystem, einen für die Kontrollsignale mit einer Auflösung von einer tausendstel Sekunde und einen dritten für die sechs Stimmen. Der Buchla 400 series besaß wieder ein Touch Plate anstelle einer Tastatur, ein großer Computerbildschirm war an ihn angeschlossen, und über Patchkabel konnte seine Architektur verändert werden – ein wirklich faszinierendes Crossover vieler verschiedener Techniken, die man so eigentlich erst in den letzten Jahren in der modularen Welt wiedersieht.
Der Buchla 700 series von 1987 besaß dann gleich vier Computer, eine Auflösung von einer zweitausendstel Sekunde, konnte additive, wave table, FM und subtraktive Synthese, war nicht nur 12-stimmig, sondern konnte auch gleich 12 Klangfarben gleichzeitig spielen und war von oben bis unten midifiziert. Allein – es wurden einfach keine MIDI-Controller produziert, die Don Buchlas Ansprüchen gerecht wurden, sondern immer nur Keyboards. Und nachdem er dann ungefähr zehn 700 series gebaut hatte und es immer noch keine anderen Controller gab, sagte Buchla zu sich: „Na schön, ich werde keine Synthesizer mehr bauen. Ich werde Controller bauen.“ (Engl. Original: „Well, I’m not going to build synthesizers any more. I’m going to build controllers.”)
‘Controllerism’ à la Buchla
Gesagt, getan und fortan baute Don Buchla MIDI-Controller, bevor das Wort controllerism überhaupt erfunden war. Und wie man schon annehmen kann waren das keine Keyboards, sondern besondere Controller: Thunder (Donner), Lighting (Blitz) und Marimba Lumina. Der Buchla Thunder von 1989 ist ein Touch Plate Controller, der aussieht, als käme er direkt aus einer Raumstation. Und natürlich kann er viel: Er reagiert auf Druck und Position, er reagiert auf Finger und Handballen, er hat ein 80-Zeichen-Display, acht speicherbare Benutzerpresets, zwei Eingänge für Fußpedale, und schließlich kann man das alles auf jedem Kanal an jede CC schicken, falls man denn MIDI verwenden möchte. Man kann allerdings auch Buchlas eigenes und selbstredend besseres Protokoll benutzen, dessen Name einmal mehr ein Akronym ist, denn WIMP steht eigentlich für Wideband Instrument Musical Protocol, aber ein wimp ist halt auch das englische Slangwort für Weichei. Resultat: Es wurden nicht so viele davon verkauft. Aber wer hat beim Lesen nicht an Keith McMillen oder Roli Geräte gedacht? Don Buchla war schon 25 Jahre vorher da. Wer heute einen Buchla Thunder will, kann ihn sich übrigens als Overlay für den Sensel Morph MIDI-Controller kaufen.
Der Buchla Lighting, dessen erste Version 1991 erschien, ähnelt einem Drumset bei dem man mit (echten) Schlägeln auf acht virtuellen Drumpads musiziert. Das Ganze funktioniert über Infrarot, was auf der Bühne ganz schön zu Problemen führen kann, andererseits scheint es aber ein wirklich sehr sensibler Controller zu sein. Der schon oben angesprochene Moog Piano Bar ist eine weitere Erfindung von Don Buchla und verwendet auch Infrarot. Hier wird ein Mechanismus über eine Flügelklaviatur gelegt, eingemessen, und am Ende sendet der Piano Bar MIDI Noten von einer nicht-MIDI Tastatur. Aus leidvoller eigener Erfahrung kann ich berichten, dass das auf der Bühne leicht mal nach hinten losgehen kann, und der Piano Bar zwar gern und viel sendet, aber nicht unbedingt das, was er soll. Die Marimba Lumina von 1999 schließlich ist wie der Lightning ein Gerät für Schlagzeuger, allerdings wird hier Hochfrequenztechnik statt Infrarot verwendet und es gibt auch keine virtuellen Pads mehr, sondern eine Oberfläche welche die Anordnung der Stäbe einer Marimba imitiert. So visionär, begeisternd und spielbar Thunder, Lighting und die Marimba Lumina auch sind, sie waren allesamt sehr teuer, wurden durch Zolleinfuhrgebühren noch teurer, waren technisch anfällig und Buchla and Associates waren nicht gerade für Zuverlässigkeit berühmt. Und so wie es scheint eint fast alle alternativen Controller ein gemeinsames Schicksal: Sie finden zu wenig Abnehmer und verschwinden wieder vom Markt. Aber vielleicht ändern sich ja die Zeiten gerade? Immerhin halten sich McMillen und Roli schon ein paar Jahre.
Module: Analog und Digital
Für den fast 70-jährigen Don Buchla änderten sich die Zeiten noch einmal, als er 2004 auf den langsam anfahrenden Modularzug aufsprang. Aber er wäre nicht Buchla gewesen, wenn er nicht alles anders gemacht hätte. Während die frühe Modular Renaissance ganz unter der analogen Flagge segelte kreierte Buchla ein Modularsystem mit komplett digitalem Hintergrund. Das ermöglicht ganz neue Möglichkeiten, nämlich nicht zuletzt die komplette Speicherbarkeit eines Patches. Der Clou des Ganzen ist aber, dass man auch analoge Module einsetzen kann, seien es die neuen 200er Module, oder auch die dreißig Jahre älteren Module der 200 series. An der Oberfläche werden sie mit Patchkabeln miteinander verbunden, um dann per Knopfdruck über das digitale System komplett abgespeichert zu werden. Da kommt man schon ins Staunen: Eines der Hauptprobleme der modularen Synthesizer – Buchla hat es schon Anfang des Jahrtausends mit seiner 200e series gelöst.
Investoren und ein Neuanfang
Gegen Ende seines Lebens übergab Don Buchla seine Firma an australische Investoren, die unter dem Namen BEMI (Buchla Electronic Musical Instruments) ein paar neue Module, und vor allem neue Versionen des Music Easel entwickelten. Überschattet wurden seine letzten Lebensjahre dann von gerichtlichen Auseinandersetzungen über ausbleibende Lizenzzahlungen von BEMI an Buchla. Dieser Streit setzte Buchla wohl sehr zu und er endete erst ein Jahr vor seinem Tod. Als Buchla dann 2016 starb ist einer der ganz großen Denker und Erfinder elektronischer Musikinstrumente gegangen, der freilich viel weniger Aufmerksamkeit erzeugte, als sein langjähriger Antagonist Bob Moog, der aber viele Ideen schon lange vor ihrer Zeit nicht nur imaginierte, sondern auch verwirklichte. Die Firma Buchla ist mit neuen Eigentümern aber wieder in sicheren und kreativen Gewässern.
Finale Gedanken
Buchla ging seinen eigenen kompromisslosen Weg und schuf sich seine Nische im Musikmarkt – und wie alle Interessenten wohl auch mit Bedauern feststellen, eine sehr hochpreisige Nische. Das ist angesichts von schon allein 100 CMOS im Modul 248 (Multiple Arbitrary Function Generator) auch kein Wunder, auch wenn man sich doch ein bisschen mehr Stabilität bei den Oszillatoren gewünscht hätte. Auch einige andere seiner Erfindungen wie der Piano Bar waren vielleicht brillanter in der Idee als in der Umsetzung. Aber ihre Vision stehen für den Mann, der das Wort Synthesizer nicht mochte, weil er kein Gerät schaffen wollte, dass nur schon vorhandene Klänge durch Synthese imitiert, sondern, der den Synthesizer als Instrument mit einem eigenen Klang erschaffen wollte. Damit stand er zu einer Zeit, als Synthesizer vor allem darauf reduziert wurden, Klavier- Orgel und Bläsersounds zu spielen, recht alleine da. Am Ende aber hat sich seine Vision durchgesetzt.
How Don Buchla Pioneered Synthesizers | Red Bull Music Academy
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BadTicket sagt:
#1 - 19.02.2020 um 20:59 Uhr
Danke für diesen weiteren, sehr interessanten Artikel!