Am ersten Oktoberwochenende diesen Jahres fand zum dritten Mal die Holy Grail Guitar Show im Estrel Hotel in Berlin statt. Die Idee zu diesem Event hatten einige Gitarrenbauer während der Montreal Guitar Show 2012, da es zu dieser Zeit keine vergleichbare Veranstaltung auf europäischem Boden gab. Noch im selben Jahr wurde der Verein der European Guitar Builders (EGB) gegründet und damit der Grundstein zur Holy Grail Guitar Show gelegt.
Die wichtigen Programmpunkte der Holy Grail Guitar Show 2016.
Sage und schreibe 135 Gitarrenbauer aus 36 Ländern waren in diesem Jahr auf der Show anzutreffen und damit 20 Aussteller mehr als im letzten Jahr. Erfreulicherweise war die diesjährige Holy Grail dabei schon ab der ersten Stunde sehr gut besucht.
Wie auch schon in den beiden Vorjahren fiel dabei das für eine Musikmesse angenehme Lautstärke-Niveau auf, da man zum Anspielen wieder an mehreren Orten der Show schallisolierte Kabinen aufgebaut hatte, in denen die Besucher die Instrumente des jeweiligen Gitarrenbauers ganz in Ruhe und ohne Umgebungsgeräusche ausprobieren konnten.
Verteilt wurden die Plätze der Aussteller, wie auch schon in den Vorjahren, auf zwei große Räume. Zudem gab es mehrere Nebenräume, in denen über beide Tage kleine zwanzigminütige Präsentationen der Gitarrenbauer und Konzerte von Gastmusikern stattfanden. Der deutsche Gitarrenbauer Stefan Hahl stellte beispielsweise auf seinem Demo-Konzert eine mit Nylon Saiten bespannte Archtop vor, die zweifelsohne eine Neuerung im Jazzgitarrenbau darstellt. Alle drei dabei vorgestellten Gitarren wurden absolut hervorragend von dem Gitarristen Charis Karantzas präsentiert.
Neben den schon angesprochenen Demokonzerten der Aussteller wurden auch Vorträge zu verschiedenen Themen des Gitarrenbaus angeboten. Ein weiterer wichtiger Programmpunkt war die auch mit einem Vortrag verknüpfte Präsentation des EGB Historical Projects.
In diesem Jahr wurden dafür die Instrumente des Gitarrenbauers Johann Georg Stauffer (1778-1853) ausgestellt. Außerdem präsentierten mehrere Gitarrenwerkstätten Instrumente zur sogenannten Local Wood Challenge. Die Auflage war hier, ein Instrument nur aus Hölzern der Region des jeweiligen Gitarrenbauers herzustellen.
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Interview mit Christina Kobler von Kobler Guitars
Sehr gut gefallen hatten mir schon im letzten Jahr die Instrumente der Gitarrenbauerin Christina Kobler. Um für euch auch einmal ein Blick hinter die Kulissen werfen zu können, bat ich sie daher in diesem Jahr zu einem spontanen Interview.
Hallo Christina, erzähl uns doch erst mal kurz ein bisschen über dich.
Ich bin Christina Kobler aus Österreich, bin seit 2008 selbstständig und baue seit ca. 15 Jahren Gitarren. Im Schnitt fertige ich derzeitig 10 Gitarren im Jahr…
…da hast du aber noch mal zugelegt, oder?
Ja stimmt, im letzten Jahr waren es noch um die 8 Gitarren. Ich baue aber immer noch “one by one” – eine Gitarre nach der anderen.
Und machst du nur Kundenaufträge oder findest du auch noch Zeit, nebenbei Gitarren zu bauen?
Eigentlich im Moment nur Kundenaufträge. Für die Holy Grail Show habe ich aber zum Beispiel in diesem Jahr extra eine Gitarre gebaut.
Ah ok. Wo hast du dein Handwerk gelernt? Bist du über das Gitarrespielen zum Gitarrenbau gekommen?
Bei mir ging’s eigentlich los mit dem Handwerk. Mein Großvater war Hobbytischler und hatte bei uns im Keller seine Werkstatt. Da durfte ich als kleines Kind schon dabei sein und von ihm lernen. Handwerk und Holz – das war eigentlich schon immer irgendwie schön für mich. Mit 7 Jahren habe ich dann angefangen, Gitarre zu spielen.
Es hat dann aber doch noch eine ganze Zeit gedauert, bis diese zwei Sachen zusammengefunden haben. Als ich 18 war, ging meine Gitarre kaputt und ich musste zu einem Gitarrenbauer. Da kam dann die Idee, meine zwei schönsten Hobbys, das Handwerk und das Gitarrespielen miteinander zu verbinden.
Ich war dann 5 Jahre in Hallstatt und hab dort vier Jahre meine Gesellen- und ein Jahr meine Meisterausbildung gemacht.
Du baust ja ausschließlich Akustikgitarren mit Stahl- und Nylonsaiten. Wie würdest du deine Art Gitarren zu bauen beschreiben?
Ich würde sagen, meine Linie befasst sich mit schlichter Eleganz und dem Experimentieren mit verschiedenen Hölzern. Für mich ist es sehr wichtig, dass die Hölzer im Vordergrund stehen.
Das wäre jetzt auch gleich meine nächste Frage gewesen. Bei der Holzwahl legst du dich also nicht fest, im Sinne von, dass nur bestimme Hölzer für deine Modelle in Frage kommen, sondern bist weiterhin auf der Suche?
Ja genau, es gibt so viele schöne Hölzer, ich will da viel testen und stimme mich natürlich aber auch gleichzeitig mit den Wünschen des Kunden ab.
Die Holy Grail findet ja nun schon zum dritten Mal statt und du warst auch jedes Mal dabei. Was bedeutet die Holy Grail für dich persönlich?
Die Holy Grail ist für mich ein wunderbares Event, auf dem sich 135 Gitarrenbauer aus der ganzen Welt treffen und austauschen können und wo man auch viel von anderen Kollegen lernen kann . Außerdem ist es für mich auch einfach schön, hier alte Freunde und auch neue Freunde zu treffen.
Was hast du in diesem Jahr für Gitarren dabei?
Ich habe heute zwei Stahlsaiten-Gitarren mitgebracht. Die eine ist eine Double O aus Fichte und Macassar Ebenholz mit einem geflammten Ahornhals. Die andere ist ein bisschen größer, eine Small Jumbo würde ich sagen, mit einem Cutaway. Die Hölzer sind hier Fichte und australisches Blackwood.
Und haben diese beiden Gitarren auch ein Tonabnehmersystem?
Momentan habe ich kein Tonabnehmersystem in den Gitarren verbaut. Das könnte man aber bei Bedarf noch nachrüsten.
Das ist ja auch ein spannendes aber auch schwieriges Thema – gerade auf der Bühne. Hast du da für deine Instrumente ein Tonabnehmersystem gefunden, dass nicht nur den typischen Piezo-Sound, sondern auch ein Stück der Persönlichkeit deiner Gitarren überträgt?
Ich habe das Gefühl, dass die ganze Entwicklung dahingehend eher noch im Aufbau ist. Ein System was zu 100 % meinen Wünschen entspricht, habe ich bisher noch nicht gefunden. Was ich aber momentan meinen Kunden empfehle und wovon ich auch ganz begeistert bin, ist das Mini Flex System. Das ist ein sehr gutes und handliches Studiomikrofon, das in der Gitarre verbaut wird. Ich kombiniere dieses dann mit einem Piezo-Pickup. Beide Quellen haben dabei einen separaten Ausgang und lassen sich auch getrennt voneinander regeln. Der Piezo sorgt dabei für die Stabilität des Signals und das Mikrofon bringt die Natürlichkeit. Für mich ist das so bisher eine der besten Kombinationen.
Abschließende Frage: Was hast du für die kommende Zeit geplant?
Ach, ich möchte einfach weiterhin schöne Gitarren bauen, die auch hoffentlich meinen Kunden gefallen und hoffe auch noch oft auf die Holy Grail Show fahren zu können, weil das einfach hier ein echt schönes Event ist.
Weitere Impressionen der Show
Auch sonst gab es wirklich viele tolle und auch außergewöhnliche Gitarren und Bässe zu besichtigen. Insgesamt stellte auch in diesem Jahr die Holy Grail eine gelungene Plattform für Gitarrenbauer aus verschiedenen Ländern dar, die als echte Bereicherung auf dem Gitarrenmarkt angesehen werden kann.
Im kommenden Jahr wird die Holy Grail übrigens nicht stattfinden. Die nächste Show ist für 2018 geplant.
Abschließend haben wir noch einige weitere Impressionen der Show für euch zusammengestellt.