Trockene Stimmlippen arbeiten nicht gerne. Die Stimme klingt heiser und man fühlt eine Rauheit im Rachen. Das ist besonders unangenehm, wenn es plötzlich auftritt und man gerade nichts dagegen tun kann, weil man mitten in einem wichtigen Gespräch ist oder auf der Bühne steht und seine Stimme im vollen Einsatz hat. Besonders in der kalten Jahreszeit passiert es häufig, dass die Stimmlippen aufgrund von Heizungsluft austrocknen. Aber auch Erkältungen können Ursache von Dehydration des Stimmapparates sein. Wer als Profisänger/in, Schauspieler/in oder Sprecher/in viel zu tun hat und Jobs, Konzerte und Shows nicht spontan absagen kann, braucht besondere Hilfsmittel, um die Stimme auch unter schwierigen Bedingungen am Laufen zu halten. Inhalation mit Wasserdampf ist ein altbewährtes Hausmittel, das bei Erkältungssymptomen Linderung verschafft, zur reinen Stimmbefeuchtung aber nicht taugt. Wer nur seine Stimme befeuchten möchte, muss auf moderne Inhalationsgeräte zurückgreifen. Welche Methode wirklich hilft, welche verschiedenen Inhalationsgeräte es gibt und worauf ihr beim Inhalieren achten solltet, erfahrt ihr im Folgenden.
Das traditionelle Dampfbad
Das gute alte Dampfbad kennt der ein oder die andere noch aus der Kindheit. Wenn meine Schwester und ich erkältet waren, setzte unsere Mutter uns an den Küchentisch, auf dem eine Schüssel mit einem kochend heißen Sud aus Wasser und getrockneten Kamillenblüten stand. Unter einem riesigen Handtuch hielten wir unsere Köpfe über die Schüssel und mussten 20 Minuten die Dämpfe einatmen. Das war manchmal ganz schön langweilig. Also erfanden wir allerlei Rätselspiele, um uns die Zeit zu vertreiben. Der Geruch von Kamille erinnert mich seither an diese gemeinsamen Dampfbadmomente.
Bei Erkältungen und Entzündungen der oberen Atemwege funktioniert solch ein Dampfbad ebenso gut wie ein Inhalator aus Kunststoff aus der Apotheke. Der kostet zwischen 5 und 10 Euro. Ganz wichtig ist, dass ihr das Wasser etwas abkühlen lasst, damit ihr durch di Inhalation die Heilung unterstützen könnt.
Der Inhalator
Möchtet ihr aber lieber einen Inhalator benutzen, dann füllt etwas heißes Wasser (Achtung: nicht kochend) in den Behälter und setzt den oberen Teil mit Trichter darauf. Haltet die Nase in den Trichter und inhaliert für etwa 15 Minuten. Dem Wasser kann man zusätzlich Eukalyptusöl beigeben. Verstopfte Nasennebenhöhlen werden dadurch gelöst und die Nasenschleimhaut wird befeuchtet.
Dampfinhalation vs. elektrische Vernebler
Oft ist das Wasser bei der Dampfinhalation viel zu heiß. Und so kann es sogar zu einer Verschlimmerung der Entzündung im Rachen- und Nasenraum kommen. Das wusste meine Mutter damals noch nicht. Also noch einmal: Vorsicht mit heißem Wasserdampf! Lieber erst etwas erkühlen lassen, bevor man seine Nase in den Trichter hält.
Achtung: Bei Stimmlippentrockenheit wirkt diese traditionelle Methode gar nicht!Denn die Dampfpartikel, die dabei entstehen, sind zu groß, um in den Kehlkopf zu gelangen. Sie kondensieren schon an der Mund- und Rachenwand und schaffen es nicht bis zu den Stimmlippen und schon gar nicht in die Lunge.
Auch lassen sich Salzlösungen nicht wirklich mit Wasserdampf inhalieren, denn das Salz hat einen sehr hohen Siedepunkt (1465 Grad Celsius), würde bei einem Dampfbad nur in geringsten Mengen verdampfen und sich einfach auf dem Boden des Gefäßes absetzen. Besser eignet sich da schon Kamille.
Außerdem sollte bei einer Salzlösung darauf geachtet werden, dass nicht mehr als 10 Gramm auf einen Liter Wasser gegeben werden.
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Der Vernebler unter den Inhalatoren
Um mit einer Salzlösung zu inhalieren braucht man spezielle Inhalatoren, die die Tröpfchengröße verringern, sodass ein feiner Nebel entsteht, der sich wie ein Filter auf die Stimmlippen legt und bis in die Bronchien vordringt. Diese Inhalatoren werden daher auch “Vernebler” genannt. Diese Vernebler funktionieren mit moderner Technik, die dafür sorgt, dass das Salz aus einer Salzlösung bis in die unteren Atemwege vordringen kann. Außerdem können so Medikamente in Form von feinen Aerosolen (Gemisch aus festen und/oder flüssigen Schwebeteilchen und Luft) inhaliert werden. Durch die Vernebelung gelangen die Wirkstoffe schließlich bis in die Lunge. Das ist z. B. für Asthmapatienten eine wichtige Therapieform.
Welche Typen von Inhalationsgeräten gibt es?
1. Inhalator mit Drucklufttechnologie/Düsentechnologie
Ein Kompressor erzeugt Druckluft, die durch einen Schlauch in den Vernebler geleitet wird. In einem kleinen Tank kann man medizinische Lösungen zugeben. Durch eine Düse wird das Aerosol erzeugt, dass dann eingeatmet werden kann.
Isotone Kochsalzlösungen dienen als Träger für Medikamente, können aber auch einzeln angewendet werden, um z. B. die Schleimhäute der Atemwege zu befeuchten. Diese Inhalatoren sind leistungsstark und einfach in der Handhabung. Der Nachteil ist, dass das Gerät recht laut ist, was oft als unangenehm empfunden wird.
Aufgrund seiner Größe ist solch ein Gerät eher nur etwas für zu Hause, außerdem wird es meist über ein Stromkabel betrieben, man ist also an einen Platz gebunden.
2. Inhalator mit Ultraschalltechnologie
Hier werden mittels elektrischer Energie mechanische Schwingungen erzeugt. Diese übertragen sich auf das Wasser, wodurch ein feiner Nebel entsteht. Die Geräte sind oft kleiner als die, die mit Drucklufttechnologie funktionieren, und können über Batterien betrieben werden. Daher eignen sie sich auch gut für die Mitnahme auf Reisen.
3. Inhalator mit Schwingmembrantechnologie
Dieser Inhalator funktioniert über die schnelle Vibration einer teilweise durchlässigen Schwingmembran, die auch die kleinsten Partikel durchlässt, welche dann eingeatmet werden können.
Auch diese Geräte haben den Vorteil, dass sie in jede Handtasche passen und mit Batterien in Betrieb genommen werden können.
Die Behandlungszeit ist kürzer als bei anderen Inhalatoren, darum sind sie auch gut für Kinder geeignet. Zudem sind solche Geräte recht leise.
Preisspanne
Inhalationsgeräte sind für ca. 25 bis 250 Euro erhältlich. Die meisten liegen aber in einem Bereich zwischen 35 und 75 Euro, wobei die Technologie bei dem Preis keine Rolle zu spielen scheint. Man sollte sich genau durchlesen, was die Geräte bieten und schließlich danach schauen, ob der Zweck, die Stimme zu befeuchten, erfüllt wird. Ein/e Sänger/in ohne Atemwegsprobleme hat sicherlich nicht die gleichen Ansprüche wie ein/e Asthmapatient/in.
Worauf sollte man bei der Stimmbefeuchtung achten?
Um nicht den gegenteiligen Effekt, nämlich die Austrocknung der Schleimhäute, zu provozieren, sollte man darauf achten, dass die Menge an Salz in der verwendeten Lösung nicht höher als 10 % ist. Zu viel Salz trocknet die Schleimhäute nämlich aus.
Auch von Menthol wird abgeraten. Wer bei einer Erkältung ein traditionelles Dampfbad machen möchte, sollte besser auf Eukalyptusöl, Thymian oder Kamillenblüten zurückgreifen.
Die Zugabe von ätherischen Ölen bei Verneblern ist generell nicht ratsam, da durch die Öle die Dampfpartikel an Größe zunehmen und somit nicht mehr in die unteren Atemwege inhaliert werden können.
Was kann ich außerdem tun, um meine Stimmlippen feucht zu halten?
1. Wasser trinken
Viel zu trinken ist wichtig. Dabei ist es jedoch besser, mehrmals am Tag nur ein Glas Wasser als auf einmal eine ganze Flasche Wasser zu trinken. Zäher auf der Stimme sitzender Schleim verflüssigt sich dadurch und kann besser abtransportiert werden. Man sollte sowieso regelmäßig trinken, sodass sich erst gar kein Durstgefühl einstellt. Das ist nicht nur für die Stimme gut, sondern auch für den gesamten Körper.
2. Raumluft feucht halten
Um die Luft in den eignen Räumen feucht zu halten, kann man zum Beispiel ein Gefäß mit Wasser auf die Heizung stellen. Durch die Wärme verdampft das Wasser und verteilt sich in der Luft. Den positiven Effekt merkt man besonders schnell an der Gesichtshaut. Ebenso gut kann man Vernebler benutzen, um die Raumluft zu befeuchten. Man nimmt das Mundstück bzw. den Schlauch ab und lässt den Nebel im Raum versprühen. Darüber hinaus gibt es auch Raumdiffuser, mit denen man nicht nur die Luft befeuchten, sondern auch Aromen und Düfte durch ätherische Öle versprühen kann.
3. Halsbonbons lutschen
Abgesehen von den vielen Produkten, die explizit für die Stimme angeboten werden, kann man auch ganz einfach ein Halsbonbon – zum Beispiel mit Honig und Salbei – lutschen. Aber auch jedes andere Bonbon trägt dazu bei, die Schleimhaut im Mund- und Rachenraum feucht zu halten.
In der Apotheke werden spezielle Lutschpastillen angeboten, die besonders dazu beitragen sollen, dass die Stimme feucht gehalten wird. Ich persönlich habe damit keine besseren Erfahrungen gemacht als mit einfachen Lutschbonbon. Produkte wie Gelorevoice kosten meiner Meinung nach viel zu viel Geld und bewirken dafür nur wenig.
Warum ist Inhalieren generell gut für Sänger/innen?
Trocknen die Schleimhäute in den Atemwegen aus, sind sie anfälliger für Infekte. Auch die Flimmerhärchen in der Nase arbeiten nicht mehr richtig und können Schmutz, Staub und Keime schlecht abtransportieren. Durch die Inhalation wird infektiöser Schleim gelöst und die Schleimhäute werden befeuchtet. Somit kann man gerade in Jahreszeiten, in denen Bakterien und Viren vielfach unterwegs sind, einer Infektion oder Grippe vorbeugen.
Abschließend kann ich sagen, dass Wasser trinken das beste Mittel ist, um die Schleimhäute intakt zu halten. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt regelmäßig Wasser zu trinken, meldet sich der Körper öfter am Tag mit einem Durstgefühl. Das schützt uns vor Austrocknung. Sollte das nicht ausreichen, empfiehlt es sich, einen Vernebler zu kaufen. Am Besten einen handlichen, den man leicht in die Handtasche stecken und mit auf Konzertreise nehmen kann.