Die Toolbox für deinen Song – 10 Tipps für besseres Songwriting

Gerade arbeite ich selbst an meinem nächsten Album und könnte nicht näher am Thema Songwriting sein. Ich freue mich daher tierisch, in der kommenden Zeit einen umfangreichen Songwriting-Workshop für euch konzipieren zu dürfen. Bevor wir uns aber mit Akkorden, Groove, Strategien & Co. beschäftigen, gibt es 10 grundlegende Tipps für das richtige Mindset beim Liederschreiben – an die sich auch manchmal die Profis selbst noch einmal erinnern müssen.

(Bild: © Shutterstock, Foto von panitanphoto)
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Inhalte
  1. Füttere deine Kreativität – jeden Tag!
  2. Lerne von deinen Vorbildern!
  3. Mit Freude für die Tonne arbeiten
  4. Cut the Crap!
  5. Die Themensuche
  6. Besinn dich aufs Wesentliche!
  7. Sammeln …
  8. … und jagen
  9. Überrasche!
  10. Die Regeln fürs Songwriting

1. Füttere deine Kreativität – jeden Tag!

Als ich mich daran machte, mein neues Album zu schreiben, musste ich schmerzlich feststellen: Wenn man seine Kreativität nicht trainiert, dauert es eine Zeit, wieder reinzukommen und nicht jeder von uns kann Hits “einfach so” abrufen.
Unsere Kreativität ist wie ein Muskel, den wir trainieren können und der gefüttert werden muss: Jeden Tag seine Kreativität zu stimulieren, hilft uns, schneller bessere Ideen zu haben (heißt: besser auf Kommando assoziativ denken zu können). Beispielsweise bringt es viel, jeden Morgen eine DIN-A4-Seite einfach frei von der Leber zu schreiben, was dir gerade so einfällt. Das klingt doof und nervig, ist aber ein Trick, den viele Songwriter anwenden.
Gute Bücher zum Thema Schreiben und Kreativität trainieren sind diese beiden, die mir auch sehr geholfen haben:

Genauso platt kann man auch sagen: Ohne Benzin funktioniert der Motor nicht. Ideen für Songs, Melodien und schöne Textzeilen können von überall kommen – spannende Gespräche, Leute, die man beobachtet, Filme, Bücher, andere Musik, ein Spaziergang im Wald, plump aus dem Fenster starren oder oder oder. In unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, seinen Kopf von Zeit zu Zeit mit schönen Dingen zu füttern, damit wieder Schönes daraus entstehen kann.
Zu guter Letzt sei gesagt: Es ist besser, jeden Tag ein bisschen was zu machen, als sich an einem Tag ganz viel vorzunehmen. Versuch doch, um reinzukommen, jeden Tag eine Zeile zu finden, die dir gefällt, oder eine kleine Akkordfolge/Melodie. Je öfter du das machst, desto umfangreicher wird dein Vokabular.

2. Lerne von deinen Vorbildern!

Let’s face it: In den allermeisten Genres wird keiner von uns das Rad komplett neu erfinden. Das ist aber auch nicht schlimm. Popkultur entwickelt sich oft dadurch weiter, dass sich bestimmte Künstler*innen und Stile aufeinander beziehen und das Ergebnis leicht abändern, weitere Einflüsse hinzunehmen. In der Popmusik ist es ganz normal, dass wir bestimmte Chord Progessions (Harmoniefolgen) immer wieder hören. Deswegen beschäftige dich gerne mit deinen Lieblingsliedern & -künstlern:
Lerne alle möglichen Songs, die du magst, auf dem Instrument deiner Wahl und analysiere die Harmonien und Melodien. Je mehr Stücke du lernst, desto mehr machst du dir bestimmte Motive und Chord Progressions zu eigen und kannst dieses Wissen für dein eigenes Songwriting nutzen.

“Klau” dir doch eine Harmoniefolge, transponiere sie in eine andere Tonart und ändere zum Beispiel die Taktart, wechsele die Akkorde von halb- auf ganztaktig oder finde andere Refrain-Akkorde. Singst du eine andere Melodie darauf, entsteht ein ganz neues Stück, obwohl du dich der guten Elemente eines fremden Liedes bedient hast.

3. Mit Freude für die Tonne arbeiten

Was ich aus vielen SongwritingSessions mitgenommen habe: Manchmal ist mehr mehr. Es macht Sinn, Alternativen zu erarbeiten und viele Ideen zu skizzieren, als nur eine zu haben. Je mehr Möglichkeiten du hast, desto mehr Abbiegungen kannst du nehmen. Das heißt aber auch nichts anderes, als dass es viele deiner Ideen vielleicht nicht in einen Song schaffen. Gewöhne dich daran und sage dir auch: Das macht nichts! Eine Idee, die jetzt nicht passt, ist vielleicht die richtige für ein anderes Lied.

4. Cut the Crap!

Möchtest du vorankommen, kann es hilfreich sein, sich von vorherigen Ideen zu lösen.. Das ist manchmal gar nicht einfach, denn wir verlieben uns zu gerne in eine Textzeile oder Melodie und stecken dann fest. Notiere deine Idee, aber versuche, neu zu starten.

5. Die Themensuche

Dass Helge Schneider über ein Katzenklo gesungen hat, beweist, dass man über (fast) alles Lieder schreiben kann. Umso schwieriger fühlt es sich manchmal an, passende Themen zu finden. Liebeslieder? Gibt’s schon so viele. Protestsongs? Schwieriges Thema. Alltag? Wie langweilig. Dabei liegen die Themen doch quasi vor unserer Nase. Mein persönlicher Tipp: Macht euch nicht verrückt, einen Song zu schreiben, der möglichst viele Leute erreicht oder vielen gefällt. Genau diese Herangehensweise kann eher blockieren als das Beste aus uns herauszukitzeln. Die ehrlicheren und schöneren Songs kommen eher aus uns heraus, wenn wir über Themen schreiben, die uns berühren. Ein ehrliches Lied wird dann wiederum auch andere berühren, wetten?
Führe ein Notizbuch, in das du alles reinschreibst, was dich beschäftigt, nachdenklich macht oder dir als gutes Thema über den Weg läuft.

6. Besinn dich aufs Wesentliche!

Solange du im weiteren Sinne Popmusik machen möchtest, solltest du dich immer wieder darauf besinnen, was einen Popsong ausmacht: Klare Strukturen, eingängige Melodien, “leicht” zu verstehende Harmonien (also keine atonale Musik). Überprüfe beim Schreiben immer wieder die Einfachheit deines Songs. Ist deine Melodie so kompliziert, dass du sie selbst nicht fehlerfrei nachsingen kannst? Verziehen deine Bandmitglieder ihre Augenbrauen bei deinen Akkorden? Fühlt sich der Song beim Spielen “unrund” an? Fragen dich deine Freunde, “was der Refrain ist”? Das wären alles Anzeichen dafür, dass du noch mal an den Song ran musst!

7. Sammeln …

Hand hoch, wer auch schon mal süffisant dachte: “Ach, ich nehme das morgen auf, der Song fällt mir eh wieder ein, weil er SO gut ist” – und dann war die Idee weg. Shame on us!
Eine*n gute*n Songwriter*inmacht aus, dass er*sie Ideen festhält und sammelt. Leg dir ein Notizbuch an, nimm dich mit dem Handy auf und halte alles fest, was dir einfällt und du gut findest. Jede noch so kleine Idee kann irgendwann für ein Lied wichtig sein.

8. … und jagen

Wecke den Jagdinstinkt in dir und gib dich nicht zu schnell zufrieden. Kennst du es vom Sport, dass die letzten Wiederholungen einer Übungen die fiesesten sind? Beim Songwriting ist es manchmal auch so. Einen starken Song mit Ohrwurm-Refrain zu schreiben, ist nicht so einfach, wie es die Einfachheit des Songs vermuten ließe. Gib aber nicht auf, sondern nimm deine ersten Eingebungen als Geschenk und arbeite sie aus. Die erste Hook muss nicht die beste sein bzw. kannst du ihr bestimmt ein Hochglanzfinish geben und sie ausarbeiten. Recorde deine Ideen und schlaf drüber – wie findest du die Idee mit etwas Abstand? Nicht mehr so stark? Dann arbeite weiter.

9. Überrasche!

Gerade, weil wir viele Akkordfolgen immer und immer wieder hören, kannst du dich abgrenzen, indem du diese Akkordfolge so abänderst, dass sie den Hörer an einer Stelle überrascht. Genauso kannst du auch textlich ein paar Schnitzer einbauen, die den Hörer wachkitzeln (Beispiel Blurred Lines: “You wanna hug me? What rhymes with hug me” – ähm … es ist wohl klar, was hier gemeint ist)

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10. Die Regeln fürs Songwriting

Es gibt Leute, die sagen, es gäbe keine Regeln fürs Songschreiben und andere, die sich sicher sind, dass Songwriting ein solides Handwerk ist. Ich finde: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ein paar musiktheoretische Basics sind einfach von Vorteil und geben einem mehr Selbstvertrauen, wenn es darum geht, diese für einen Song vielleicht gezielt zu vernachlässigen. Ohne diese kann Songschreiben auch in harmonisches Topfschlagen ausarten. Genauso ist es bei Songformen: Wir sind durch die Popmusik bestimmte Songstrukturen gewohnt. Natürlich können wir diese ganz absichtlich ignorieren und zum Beispiel auf einen Refrain verzichten. Sich damit beschäftigt zu haben, hilft trotzdem.

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von nina.graf

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