Inzwischen sind wir vollends in rockigen Gefilden angekommen, und jetzt wird es mit einem satten Power Metal-Groove auch noch etwas schneller. Die 16tel-Kickdrum fliegt uns um die Ohren – da ziehen wir als versierte (Studio-)Bassist:innen natürlich mit!
Unsere Akkorde sind natürlich auch dieses Mal wieder | C | Am | F | Dm G | als Ausgangsbasis. Allerdings hat sich unser imaginärer Produzent etwas ganz Besonderes ausgedacht: Er möchte später eventuell eine Melodie darüber setzen, die es verlangt, etwas unkonventionell im Takt zu wechseln. Das heißt, wir müssen mit unserem Timing und den Zählzeiten fest im Sattel sitzen, denn bei dem schnellen Tempi verliert man schon gerne mal den Überblick darüber, wo die 1 des Taktes liegt.
Um begreifen zu können, auf welchen Zählzeiten die Akkorde wechseln, zeige ich die Akkordfolge besser einmal in ausnotierten Viertel-Zählzeiten auf:
| C C C C | C Am Am F | F F F F | F F F F | Dm Dm/F Dm/F G | G G G G | G G G G |
Eine Besonderheit möchte ich noch erwähnen: Damit etwas klangliche Abwechslung hinzukommt, hat sich der Produzent gedacht, in Takt 6 den D-Moll-Akkord auf den Zählzeiten 2 und 3 als sog. “Slashchord” klingen zu lassen. Die Akkord-Schreibweise Dm/F spricht man “D-Moll über F” aus. Über dem Strich steht somit der Akkord und die ausgedrückte Funktion (hier II. Stufe). Der Buchstabe unter dem Strich bezeichnet lediglich den Basston, der unter dem Akkord zu hören sein soll.
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Taucht so ein Slashchord also einmal in einem Sheet auf, so sollten wir Bassisten ganz genau hinsehen und in diesem Fall den Ton unter dem Strich spielen, damit der vom Arrangeur gewünschte Gesamtklang entstehen kann.
Der Ton unterhalb des Striches muss natürlich nicht immer die Terz sein, es kann auch durchaus mal eine Quint oder ein anderer Ton dort vorkommen. Hier in unserer Basslinie steigen wir jedoch in Takt 6 auf der Zählzeit 2 vom Grundton “D” auf die Terz “F” um, was sich sicherlich erst einmal ungewohnt anfühlen und anhören wird.
Damit die typischen 16tel des Power Metals schön zusammen mit der Double-Bassdrum ballern, verwende ich abermals ein Plektrum und einen Sound, der diesmal bewusst nicht angezerrt ist. Meistens gibt es in einer Metalband ja zwei Gitarren, die ohnehin schon ein massives bassiges Zerrbrett fahren. Daher wird der Bandsound meiner Erfahrung nach oft etwas verwaschen, wenn der Bass auch noch diesen Weg mitgeht. Damit es im Bassbereich klar bleibt, aber genug Substanz von unten her gegeben ist, booste ich die Frequenzen bei 120 Hz und 800 Hz etwas und verwende im Mischverhältnis der Pickups etwas mehr den vorderen Tonabnehmer.
Ich spiele hier übrigens wie immer meinen Marleaux Votan Deluxe 5-String über einen TecAmp Puma 900-Amp, über dessen DI-Ausgang ich direkt ins Pult gehe. Ergänzend setze ich den Bass-Equalizer GEB-7 von Boss für die konkrete Klangfärbung ein.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Grooven und Experimentieren!
Euer SAMY