Praxis
Beim ersten Aufruf ist, auch ohne die integrierte Anleitung gelesen zu haben, direkt klar, wie Dex „tickt“. Das Layout ist schlüssig, die App reagiert unverzüglich auf meine Eingaben, weshalb ich dann auch sofort mal die Decks beladen und ein wenig rumdaddeln will. Load, Play and Sync.
Festzuhalten ist schon einmal, dass die Trefferquote beim Beatgrid, was meine elektronischen Clubsounds angeht, hoch ist. Ob das bei Rock- oder Pop-Nummern der Fall ist, spielt eher eine untergeordnete Rolle, denn wer versucht schon Originalversionen von Guns N’ Roses, Alice Cooper und Pink beatsynchron zu mixen? Gut, also bleiben wir in den elektronischen Gefilden. Nur was, wenn während des Autosync die „1“ auf die „3“ trifft? Normalerweise ist das ein Fall für Jogwheel und Co. Das Anschubsen mit dem Dial ist indes aufgrund der Übersetzung eher abenteuerlich. Bei der Einstellung – im Übrigen ist das Verhältnis von Umdrehung zur Zeit nicht justierbar – ist es besser zum Spulen geeignet, als zum Beatmatchen, doch mangelt es an einer Gesamtübersicht zur Orientierung im Track und die mittlere Wellenform ist nicht skalierbar. Der dünne Balken zum Spulen am äußeren Rand des Wavepanels ist wirklich zu dünn, um damit auch nur im Ansatz vernünftig zu arbeiten. Und abstürzen lässt es die Software unter iOS 6-1-3 auch mehrfach, wenn ich daran ziehe (Wavebrowsing). Die Touch-Wave selbst in den Takt zu schubsen, gelingt nur geringfügig besser, wie ich finde. Das gilt auch für das manuelle Angleichen per Pitchfader, der mittels Fingerjump temporäre Veränderungen zwischen Nullstellung und aktueller Position zulässt, respektive mit einem Doppelklick auf die Mittel-LED zurück an den Nullwert des Pitch springt. Ich hätte mir an dieser Stelle zwei simple Pitchbend-Buttons gewünscht und fertig! Bevor ich es vergesse: Beim Fader ist auch fraglich, um wie viel Prozent er denn gerade verschoben wird, da es keine Zahlenwertanzeige gibt! Im Handbuch steht (noch) nichts. Ich überschlage im Kopf, dass es etwa 16 Prozent in beide Richtungen sein sollten. Gegen Jauleffekte beim Pitchen schützt der Keylock – warum sich dieser nicht für jedes Deck getrennt, sondern nur global aktivieren lässt, ist mir indes ein Rätsel. Aber immerhin entpuppt sich der Algorithmus als leistungsfähig, was ich im Nachhinein zusammen mit den Effekten für euch aufgezeichnet habe.
Equalizer
Ich verstehe, dass einige Hersteller beim iPad zurecht auf Fader statt Potis für Gain und EQs setzen, aber dann bitte nicht so nah beieinander und so klein, dass diese schwer zu greifen sind und man Angst hat, den benachbarten Regler zu treffen. Mal abgesehen von den „haptischen“ Mängeln, kann ich drei Bändern ein zum Teil passables Zugverhalten attestieren. Sei es, um den Hi-Hats ein wenig mehr Flirren und Knistern zu verpassen oder bei einem Übergang die Bassdrum abzusenken, auch wenn keine Kill-Funktion an Bord ist. Im Boost merkt man dann aber doch, dass es insgesamt ein wenig an Headroom mangelt, denn der Low-EQ durfte im Test mit aktuellen Produktionen gerade mal ein Drittel des Regelweges zurücklegen, bevor er übersteuert.
Volume und Crossfader sind von der Größe her besser zu bedienen, wobei Letzgenannter über zwei Autofade/Autostart-Tasten verfügt. Dezibel-Anzeigen fehlen gänzlich, auch bei den Kanal-Pegelemetern. Die Channelmeter liegen zwischen den Wellenformen, das Masterpegelmeter oben zwischen den Zeitanzeigen. Es ist über die volle Strecke sandfarben – kein Hinweis darauf, wann ich den „grünen Bereich“ verlasse und ins Clipping (aus-) steuere. Mein einziges Werkzeug, was mir hier hilft, sind meine Ohren. Und genau das könnte man der App nun auch zugutehalten, denn ein geschultes Gehör ist das A und O im DJ-Leben.
Bevor es ans Resümee geht, noch ein kurzer Blick ins Einstellungsmenü:
Für dich ausgesucht
In den Preferences kann ich festlegen, ob ein Titel beim Erstaufruf analysiert wird und beim Laden direkt wiedergegeben wird, ob die Welle scratchsensitiv ist oder nicht, ob das implementierte Automixing beatsynchron erfolgen soll und wie lang dabei der Übergang ist, ob der Keylock aktiv ist und ob der „Cue“ als „Cueplay“ fungieren soll. Wichtiger finde ich allerdings das Audiorouting. Natürlich gibt es hier den Split-Modus, der auf dem rechten Kanal den Kopfhörer und links den Master ausgibt. Dazu gesellt sich die Einstellung „External Mixer Split“, die statt dessen deckgetrennte Monosummen zum Mixer rausjagt. Aktiviere ich allerdings diese Option, stürzt die App ab. Hoffentlich ein Bug, der bald behoben wird. Mein Eindruck: Ohne Unterstützung eines Multichannel Core Audio-kompatiblen Interfaces bleibt Dex, wie viele andere DJ-Apps auf dem iPhone, ein Gimmick zum Zeitvertreib. Wohlgemerkt ein sehr einsteigerfreundliches und leicht zu adaptierendes und vor allem schnelles Mix-Tool. Schade für den Automixer ist, dass er nicht nachlädt, sondern aufhört, wenn kein Titel mehr im Deck ist – man könnte also eher von einem Autoüberblender sprechen.