Praxis
Hardware-Konfiguration
Mein Testgerät ist ein relativ leistungsstarkes Mac Book Pro mit einem 2,5 GHz Intel Core i5 Prozessor, 16 GB 1600 MHz DDR3 RAM und eine Intel HD Graphics 4000 mit 512 MB Video-RAM als Grafikchip. Als Betriebssystem verwende ich Mountain Lion – OS X 10.8.5. Damit entspricht mein Rechner den geforderten Systemanforderungen von DEX. Während des Tests habe ich diverse Effekte ausprobiert, Cuepoints gesetzt, Samples abgefeuert und geloopt und die Software kam dabei kein einziges Mal ins Stottern und lief in meinen Augen insgesamt ziemlich rund.
Interface, Bedienbarkeit & Design
Das Design ist leider nicht ganz mein Fall, dennoch ist die Benutzeroberfläche übersichtlich strukturiert und daher sofort auch von Newbies intuitiv zu benutzen. Was ich persönlich als umständlich empfinde, ist das Arbeiten mit zwei Listen und auch die vielen Browser-Optionen wirken auf mich zunächst doch eher verwirrend. Wenn man allerdings als Bar-, Karaoke- oder Wedding-DJ arbeitet, braucht man Such- und Ansichtsfilter, um schnell und sicher im Musikarchiv zwischen Tausenden von Tracks zu navigieren. Dann erleichtern einem die Browser-Filter auf jeden Fall die Arbeit. Der Workflow mit dem FX-Panel ist meiner Meinung nach noch nicht optimal gelöst. Das FX-Grid funktioniert bislang leider ausschließlich im Vier-Deck-Modus und das Hin- und Herklicken zwischen Loops und Effekten erscheint mir persönlich doch recht umständlich. Ansonsten ist PCDJ DEX aber recht gut zu bedienen und alle essentiellen Funktionen sind zudem vorhanden.
Sound Bei DEX 2 hatte ich noch das Gefühl, das klingt alles ein wenig zu harsch. Bei treibenden und pumpenden Partytracks ist das nicht so das Problem, aber vor allem bei den ruhigen Lounge-Stücken fehlte noch die nötige Wärme und Tiefe. Nach dem Kernupgrade klingen sowohl tanzbare als auch ruhige Nummern recht passabel. Okay, die Effekte sind klanglich noch nicht der Knüller, aber Filter, EQs und Killswitsches sowie Phaser, Flanger & Co. reichen alle mal aus, um beim Einsatz auf Hochzeiten, Karaoke-Partys oder privaten Feten beim Mixen für etwas Abwechslung zu sorgen.
MIDI-Controller
Mittlerweile ist jedem DJ-Software-Hersteller bekannt, dass der Gebrauch von Controllern die Kreativität beim Mixen ungemein fördert. Auch DEX lässt sich fernsteuern und unterstützt inzwischen über 65 gängige Gerätschaften nativ, also ohne dass du dafür ein extra Mapping erstellen musst. Eine Liste jener Kontrolettis findest du auf der PCDJ Website. Ich habe für meinen Test den DJ Control Air+ von Hercules verwendet und der funktionierte direkt und ohne deutlich spürbare Latenzen. Wenn deine Hardware nicht gelistet ist, wird es allerdings etwas komplizierter. Die Software ist zwar mit einer Lern-Funktion ausgestattet und du kannst somit deinen MIDI-Controller selbst mappen, aber das ist gerade für Ungeübte und Anfänger kein so leichtes Unterfangen und daher nicht unbedingt zu empfehlen. Mit dem Controller, den ich verwendet habe, ging die Arbeit mit DEX relativ gut von der Hand. Ich konnte z.B. schnell mit dem Drehregler durch meine Files browsen, um Songs auszuwählen und vor allem das Mixen mit Filtereinsatz macht mit Hardware einfach mehr Spaß als mit der Maus. Nicht so gut funktionierten allerdings die EQs, was jedoch nicht an DEX, sondern eher an meinem Controller lag. Die Knöpfe der Equalizer lassen sich dort nämlich sehr schwer bewegen und wenn man die prompte Reaktion eines Pioneer-Mixers gewöhnt ist, kann einem so ein schwerfälliger Regler echt den letzten Nerv rauben.
Effekte
War die Effektkiste von PCDJ DEX 2 mit einem Low- und einem High-Pass-Filter noch sehr spartanisch bestückt, wurde in Version 3 ordentlich nachgerüstet. Wird mit zwei Playern aufgelegt, stellt das Programm neben jedem der Player einen EQ mit Killswitch und je einen Drehregler für Höhen sowie Gain und ein bipolares Filter bereit. Dreht man diesen nach links werden die Höhen und nach rechts die niedrigen Frequenzen herausgefiltert. Nachfolgend ein paar Klangproben:
Das Effektrack muss beim Auflegen mit zwei Playern via Knopfdruck auf „Effects“ geöffnet werden und liegt dann genau zwischen den beiden Abspielgeräten, genauer den EQs. Ganz oben befindet sich der „On/Off“-Button, darunter liegen drei Drehregler, wobei sich der erste der Justierung der Intensität (dry/wet) widmet und die anderen beiden die Parameter manipulieren, also zur manuellen Modulation dienen. Mit einer Vor- und einer Rückwärtstaste navigiert man sich durch das Effektmenü. Zur Auswahl stehen hier Flanger, Echo, ein Tremoloeffekt namens „Beatwaw“ und ein Hall (Reverb). Wie sie klingen, kannst du dir im Folgenden anhören.
Für dich ausgesucht
Wenn du mit vier Playern auflegst, findest du ein übersichtliches FX-Grid in Kombination mit einer Loop-Funktion.
Diese Ansicht eignet sich besonders zum Remixen und Neuarrangieren von Stücken. Hier kannst du nämlich Loops erstellen und dann auf diesen mehrere Effekte gleichzeitig anwenden und zwar für jeden der vier Player. Zur Verfügung stehen dir Echo, Delay, Reverb, Phaser, Flanger und Autopan.
Klar, in dieser Disziplin sind Traktor und Serato qualitativ und quantitativ ganz sicher meilenweit vorn, aber vor dem Hintergrund, dass hier Brot und Butter-Effekte für Allround-DJs, Bars und Karaoke-Einsätze gefordert sind, passt das schon so.
Direkt dahinter verbergen sich vier Spalten, eine pro Player und je ein Feld pro Effekt. Der gesamte Bereich darüber dient der Steuerung der Loops: Ein „In/Out“-Button zum Markieren des Start- und Endpunktes, daneben liegt eine Vor- und Rücktaste, um den Anfangspunkt des Loops nach rechts oder links zu verschieben. Mit „Exit“ wird der Loop-Modus verlassen, „X2“ vergrößert die Länge des Loops oder du wählst per Knopfdruck eine der Taktlängen von ¼, ½, 1, 2, 4, 8, 16 oder 32 Beats. Wer mit dieser Effektkiste nicht auskommt, kann sich „externe Verstärkung“ holen. DEX 3.2 ist wie auch schon seine Vorgänger kompatibel zur VST-Plattform und auch die Einbindung externer Effekte ist gut machbar.
Sampler
Für DJs, die während ihrer Performance mit Samples arbeiten, spendierten die Entwickler DEX 3 einen Sampler. Der erscheint auf Knopfdruck dort, wo zuvor noch das Effektmenü aktiv war, also zwischen den beiden oberen Playern. Eine Werksauswahl an Samples wird aber nicht mitgeliefert. Die musst du dir selbst erstellen oder besorgen. Im Netz gibt es zahlreiche Anbieter wie z.B.Mixaloop, die DJ-Loops und -Samples teilweise sogar kostenlos anbieten.
Über „Load“ öffnet sich der Sample-Browser, mit dessen Hilfe man Soundschnipsel manuell auswählen und in den Sampler laden kann. Man kann das Sample loopen und mit dem „Sync“-Button dem laufenden Track angleichen. Das funktioniert so weit ganz gut. Zuvor bestimmt man im BPM-Menü, über wieviele Takte das Sample laufen soll. Je nachdem, wie weit man es ausdehnt und besonders bei Vocal-Samples, klingt es dann aber irgendwann fürchterlich. Das „High Quality Time Stretching“ scheint HIER nicht zu greifen. Die Lautstärke lässt sich am Volume-Regler und die Wiedergabegeschwindigkeit mit „Pitch“ variieren. Wenn man Samples lieber auf Knopfdruck abfeuert, aktiviert man einfach den „Trigger“-Modus und dann stehen einem acht Sample-Bänke zur Verfügung.
Karaoke
Seit 2013 bietet die Software-Schmiede mit Headquarter in Florida den DEX-Usern Karaoke CDG Support und die Möglichkeit, Listen der Karaokesänger und des gewählten Songs zu erstellen und per Video zu publizieren. Daran hat sich auch in Version 3.2 nichts geändert und es geht ganz einfach: Im Suchmodus auf Karaoke-Files umstellen, dann den gewünschten Titel doppelklicken und sogleich öffnet sich ein Browser, wo man den Namen des jeweiligen Sängers oder der Sängerin eintragen kann. Sobald die Nummer dann geladen ist, erscheint der Name mit dem Songtitel automatisch auf dem Videooutput-Screen und ist für das Publikum sichtbar. Folgende Videoformate werden unterstützt: MP3+G, Zipped MP3+G oder MP4-Files. Wer mag, kann natürlich auch eigene Videos im zweiten Player zum Karaoke-Movie hinzumischen.
Konkurrenzsituation Eine Software-Lösung, die sich gleichermaßen zum DJing, Video-Mix und Karaoke eignet, ist ein Produkt, was bislang auf dem Markt seinesgleichen sucht. Klar, es gibt jede Menge einzelne DJ-, VJ- und Karaoke-Programme. Einige Hersteller bieten auch bereits DJ-Software mit integriertem Videomixer an, wie z.B. die französische Softwareschmiede Mixvibes mit Cross3, aber als Gesamtpaket ist PCDJ DEX von Digital 1 DJ bislang konkurrenzlos.