PRAXIS
So, jetzt aber genug mit Theorie, Zahlen und Programmieren – wir kommen zum Wesentlichen, dem Sound. Das Teil wird direkt mit dem Mischpult verbunden und auf uns warten 99 verschiedene Preset-Sounds. Eine bunte Auswahl daraus gibt es in den von mir aufgenommen Klangbeispielen zu hören. Als Zubehör kommen mit dem Gerät noch ein Netzkabel, ein kleines Handbuch, das die wesentlichen Bedienschritte kurz erklärt, eine CD mit der Editor-Software und die Sound-Tabelle. Die sieht schon mal recht vielversprechend aus, denn alle Sounds sind nach Kategorien geordnet: 20 Showcase Sounds, die einen schnellen Überblick über das Können des GSP 1101 geben sollen und je zehn Sounds, die unterschiedlichen Musikstilen Metal, Rock, Blues, Hard Rock, Country und Jazz zugeordnet sind. Außerdem noch eine Abteilung mit „Special-Effect-Sounds“ und last, but not least eine Reihe, die bestimmten Künstlern und Bands zugeordnet ist. Mit den Klassikern der Rockgeschichte hat man hier auf jeden Fall eine Fundgrube für den Top 40 Gitarristen.
Als Erstes hören wir die Simulation eines 68er Marshall Super Lead mit einem Octavia Fuzz. Wer hat das noch mal benutzt? Richtig – Jimi Hendrix!
Der kratzige Sound des Octavia Fuzz kommt sehr authentisch rüber. Weiter geht es mit der Strat über einen clean eingestellten 65er Twin Reverb, dem Werkzeug von Mark Knopfler, Gitarrist der Dire Straits (Audio: Knopfler).Jetzt wird etwas mehr Verzerrung hinzugefügt. Der Preset Sound 62 erzeugt den „Woman Tone“ von Eric Clapton (Audio: Clapton). Auch hierbei gibt es nichts zu beanstanden: sehr sparsam mit Effekten und originalgetreu eingestellt. Als Nächstes gibt es das Preset „Led Zep“ (61) zu hören. Eine Simulation eines Marshalls mit Master Volume, hierfür wird allerdings die Les Paul ausgepackt(Audio: Page). Stevie Ray Vaughan hat bekanntlich seine Fender Amps mit dem Ibanez Tube Screamer zum Zerren gebracht. Hier ist die Nachbildung dieser Kombination, selbstverständlich mit der Strat gespielt (Audio: Vaughan). Das GSP 1101 kann allerdings auch etwas härter. Die Simulation eines Boogie Dual Rectifier, dem Standard für Metal Sounds, mit einer 4×12 Metal Box Simulation. (Audio: Metallica). Und selbstverständlich sind auch Standard Jazz Sounds mit viel Compressor möglich (Audio: Jazz).
Die Aufgabenstellung für den Top 40 Gitarristen ist schon mal erfüllt. Die vorgefertigten Sounds sind in guter Qualität und sehr detailgetreu nachgebildet. Auf große Effekthascherei mit Kathetralen-Hall, Grand Canyon-Delay und viel Chorus, wie es oft bei Preset Sounds in Multieffekten praktiziert wird, hat man hier verzichtet. Die Presets des GSP 1101 sind direkt einsetzbar und man spart sich auf jeden Fall die Zeit, den ganzen Kram selbst einzustellen. Allerdings fehlt mir bei den Ampsimulationen die wirklich authentische Nachbildung im Detail, wie zum Beispiel der Bright Schalter bei der Fender Twin Simulation. Vor allem aber vermisse ich den Presence-Regler, der gerade für einen typischen Metal-Ton besonders wichtig ist.
Man kann sich zwar mit dem zusätzlichen EQ behelfen, aber wenn man Amps klanglich nachbildet, dann sollten auch die Amp-typischen Regelmöglichkeiten mit dabei sein. Und bei den meisten Verstärkern ist nun mal ein Presence-Regler an Bord. Hier ein Beispiel für einen Metal Sound mit zusätzlichem EQ.
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(Weitere Audioclips warten auf der nächsten Seite)
Wir kommen jetzt zur zweiten Abteilung, den Effekten. Wie oben bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl von nachgebildeten Effektgerät-Legenden. Eine davon ist aus dem eigenen Haus, das Whammy. Hierzu muss allerdings ein Expression-Pedal angeschlossen werden, denn der Ton wird per Pedal eine Oktave nach oben verschoben.
Die Qualität ist sehr gut, alle Funktionen des Original Whammy Pedals sind auch hier anwählbar. Ebenfalls sehr gut haben mir die Pitch Shift/Harmonizer Effekte und der Octaver gefallen. Die Übertragung der zusätzlichen Frequenzen ist bei vielen Multieffekten in der Regel einer der kritischsten Punkte. Die kommen dort manchmal recht piepsig und klirrend rüber. Spielt man Obertönen, die durch Pick-Anschlag erzeugt werden, quittieren dies viele Geräten häufig mit seltsamen Geräuschen. Beim GSP 1101 braucht man sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen (Audio: Octaver).
Der Reverb (Hall) ist ebenfalls von guter Qualität. Hier kommen Simulationen von Lexicon Geräten, einem EMT Plate Reverb und einem Fender Federhall zum Einsatz. Wir hören den Federhall mit einem simulierten Fender Twin.
Die Klangqualität ist sehr gut, allerdings kommen wir hier zu einem Schwachpunkt des Gerätes. Die Einstellmöglichkeiten sind gerade für diesen Effekt recht gering. Die Länge des Halls lässt sich nicht genau einstellen, ebenso fehlen mir die Parameter Low- und Hi Cut. Bei anderen Effekten – das Delay hat beispielweise keine Tap Funktion – ist das leider ähnlich, ein paar Parameter mehr zum Einstellen wären meines Erachtens sehr sinnvoll gewesen, um die Qualität der Effekte besser zur Wirkung bringen zu können.
Ein weiterer Schwachpunkt vieler digitaler Effekte ist das Wah Wah. Dieses wird beim GSP1101 mit dem Expression-Pedal des Control 2 Fußboard gesteuert. Der Wah Effekt wird aktiviert, sobald man das Pedal fest durchdrückt (Audio: Wah-Clean).
Das Einschalten erfolgt knackfrei und der Effekt klingt im Clean-Bereich sehr gut. Beim verzerrten Ton wird es allerdings kritisch. Hier ist die simulierte Wah-Bewegung nicht mehr geradlinig. Der Prozessor schafft es wohl nicht, die Datenmenge in Echtzeit zu übertragen und somit hören wir leichte Sprünge in der Filterbewegung (Audio: Wah Dist).
Die Bedienung mit dem Control 2 ist sehr komfortabel. Durch die Möglichkeit, einzelne Effekte innerhalb eines Sounds ein- und auszuschalten, kann man schnell und spontan in die Soundgestaltung eingreifen. Außerdem muss nicht ein extra Sound abgespeichert werden, wenn man den gleichen Klang einmal mit und einmal ohne Verzerrer haben möchte. Das spart Speicherplätze. Hier ein Beispiel, bei dem der Verzerrer später hinzugeschaltet wird (Audio: Nirvana).
In einer weiteren Kategorie hat das GSP 1101 leider nur mit befriedigend abgeschnitten. Die dynamische Bandbreite ist nicht sehr groß. Die Anschlagsdynamik an der Gitarre wird nicht überzeugend übertragen. Man hat das Gefühl, dass ein Summen-Kompressor eingeschaltet ist, denn leise Töne werden zu laut übertragen, und wenn man hart in die Saiten schlägt, wird der Ton „abgebremst“. So kommt leider nicht das heraus, was man eigentlich hören möchte (Audio: ACDC).