Ausgezeichnete Balance!
Wer jemals einen echten Gibson Thunderbird in den Händen hatte, wird mit den teils unangenehmen Eigenheiten des extravaganten Vogels bestens vertraut sein: Der Bass ist ziemlich kopflastig und kippt am Gurt gerne nach vorne weg. Darüber hinaus ist ein echter Thunderbird rechts des 12. Bundes nur noch bedingt spielbar.
Sheldon Dingwall hat sich hierzu offensichtlich ein paar Gedanken gemacht und das Design des D-Roc so angepasst, dass man sich mit derartigen Unzulänglichkeiten nicht herumzuschlagen braucht. Der Dingwall D-Roc hängt absolut perfekt ausbalanciert und ausgesprochen stabil am Gurt – hierzu tragen natürlich die leichten Tuner, die sehr kompakte Kopfplatte, sowie der schlanke Hals ihren Teil bei. Erfreulicherweise ist mein Testkandidat mit knapp 3,5 auch noch ultra leicht, sodass selbst Marathon-Gigs mit Leichtigkeit absolviert werden können!
Fanned Frets? Null Problemo!
Bei vielen Tieftönern ist das Spielgefühl mit den schrägen Bünden durchaus ein großes Thema, ich selbst bin allerdings immer wieder überrascht, wie schnell man sich daran gewöhnt und die unterschiedlichen Mensuren beim Spielen eigentlich kaum noch wahrnimmt. Klar, in den tiefen Lagen muss man die Finger aufgrund der extralangen 36,25″-Mensur etwas weiter strecken, insgesamt lässt sich der D-Roc mit seinem schlanken Hals aber wirklich äußerst komfortabel und butterweich spielen.
Lediglich in den hohen Lagen wird es etwas ungemütlich, weil der Halsansatz bis etwa zum 13. Bund reicht und damit die Greifhand behindert. Für Turnübungen in den hohen Lagen wurde der D-Roc aber sicherlich auch nicht konzipiert, hierfür gibt es durchaus geeignetere Kandidaten.
Ein großes Lob muss ich Dingwall außerdem für das Setup des Basses ausstellen: Mein Testexemplar war in allen Bereichen wirklich perfekt eingestellt, was selbstverständlich einen guten Teil zum hervorragenden Spielkomfort des D-Roc beiträgt – das erlebe ich als Tester leider viel zu selten!
Dingwall D-Roc Standard – Sound
So viel zum erstklassigen Spielkomfort des D-Roc – wir machen direkt mit dem Thema “Sound” weiter. Hier bahnt sich Großes an, denn der D-Roch präsentiert sich ausgesprochen schwingstark und liefert trocken gespielt bereits einen sehr straffen und lauten Ton. Das Sustain ist in allen Lagen satt und Deadspots kennt der Bass nicht – ich bin wirklich begeistert!
Beginnen wir mit dem am wenigsten komplexen Sound des D-Roc: Schaltet man den mittleren Tonabnehmer in den Solomodus, so liefert der Dingwall einen aggressiven Preci-Sound. Mit der Tonblende lässt sich der bissige Charakter sehr effektiv abmildern, wie ihr im zweiten Clip hören könnt:
Der Preci ist allerdings nicht der einzige Klassiker, den der D-Roc im Repertoire hat: Mit dem Stegtonabnehmer und dem mittleren Tonabnehmer in Kombination geht es glasklar in Richtung Music Man Stingray.
Die Tonabnehmer sind in dieser Einstellung parallel geschaltet, sodass die brillanten Frequenzanteile nicht beschnitten werden. Mit der Tonblende lässt sich auch hier der Sound sehr gezielt anpassen – der Regler liefert im gesamten Bereich tolle Variationen:
Der Bridge-Pickup-Sound des D-Roc gefällt mir ausgesprochen gut. Die Tragfähigkeit ist absolut ausreichend für den Bandeinsatz und der Sound besitzt jede Menge Definition und Biss:
Zum Abschluss geben wir Vollgas und schalten mit dem Pickup-Selektor alle drei Tonabnehmer scharf. Klanglich kommt der D-Roc einem echten Thunderbirdmit dieser Einstellung vielleicht am nächsten, er behält aber dennoch seinen eigenen aggressiven Grundcharakter. Der Sound ist zwar extrem fett, die Durchsetzungskraft bleibt aber dennoch nicht auf der Strecke.
Positiv ist außerdem anzumerken, dass sich die Lautstärkeunterschiede bei den verschiedenen Tonabnehmerkombination sehr im Rahmen halten, was die Anwendung im Livebetreib durchaus erleichtert – heftiges Nachregeln am Bassverstärker ist mit dem D-Roc daher prinzipiell nämlich nicht nötig.