Der Kauf eines neuen E-Basses kann aus verschiedenen Gründen anstehen: Man benötigt einen Bass zum Einstieg, man möchte sein bestehendes Arsenal und klangliches Spektrum erweitern, man tritt einem neuen Projekt bei, etc. Welcher Grund es auch immer ist, eine Frage bleibt stets gleich: In was möchte ich mein sauer verdientes Geld investieren? Unterschiedliche Hersteller stehen für unterschiedliche Prioritäten in der Wertschöpfungskette. Manche setzen mehr auf die Anzahl der Features und eine möglichst hohe Flexibilität. Andere bieten einen spektakulären Look. Und wieder andere gehen in Richtung Klassiker mit vergleichsweise minimalistischer Ausstattung. Besonders zwei Kandidaten in der Preisklasse zwischen 500-1000,- Euro buhlen um die Gunst (beziehungsweise das Geld) der kaufwilligen Kundschaft: Die Fender Player Series und „The New Kid In Town“, der Sire Marcus Miller V7. Beide beruhen auf dem gleichen Archetyp – dem Jazz Bass – repräsentieren jedoch zwei unterschiedliche Ansätze: Minimalismus und Tradition (Fender) vs. maximale Ausstattung und Flexibilität (Sire). Daher wollen wir heute beide direkt miteinander vergleichen.
- Fender Player Series
- Sire Marcus Miller V7
- Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Preisvergleich
- Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Gemeinsamkeiten
- Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Unterschiede
- Emotionen vs. Rationalität
- Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Soundvergleich
Fender Player Series
Die Player Series von Fender ist der erschwinglichste Einstieg überhaupt in die Fender-Welt. Sie umfasst diverse Klassiker der Company: Precision Bass, Jazz Bass, Mustang Bass etc. Hergestellt wird die Player Series in Mexiko – und sie beinhaltet im Grunde alles, was Leo Fenders Erfindung ausmacht: Ein aus wenigen Einzelteilen bestehendes grundsolides und robustes Arbeitstier, das in jeder Situation seinen Job zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt.
Bei Instrumenten aus der Fender Player Series erhält man eine minimalistische Ausstattung und wenig bis kaum Auswahl bei den Hölzern oder den Finishes. Dafür bekommt man aber einen „originalen“ Fender zum noch halbwegs erschwinglichen Preis. Das berühmte Fender-Logo hat ja bekanntlich für viele bis heute nicht an Strahlkraft verloren! Sein Geld investiert man hier also deutlich mehr in Tradition und Geschichte als in aufregende Features und Flexibilität.
Sire Marcus Miller V7
Seit 2013 mischt die Kooperation zwischen Bass-Superstar Marcus Miller und der koreanischen Company Sire den Markt gehörig auf. Ihr erster gemeinsamer Wurf – und noch heute das Herz des Portfolios – ist der Sire Marcus Miller V7. Dieser repräsentiert sozusagen den „Marcus Miller Bass“.
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Natürlich ist er somit ein Derivat des großen Vorbildes Fender Jazz Bass, bietet aber für weniger Geld als sämtliche Fender-Modellreihen eine Vielzahl verschiedener Features sowie mehrere optische Schmankerl. Dazu gehören eine flexible 3-Band-Elektronik, Aktiv- und Passivmodus, schicke Block Inlays, Binding, große Farbauswahl etc.
Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Preisvergleich
Stand Sommer 2023 kostet ein Fender Jazz Bass der Player Series ca. 850,- Euro, ein Sire Marcus Miller V7 liegt bei 550,- Euro. Der Fender ist also eineinhalbmal so teuer wie der V7 – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Ich würde aber dennoch behaupten, dass man beide tendenziell zur gleichen Preisregion zählen kann, über die man sich bei einer Kaufentscheidung Gedanken macht. Klar, 200,- Euro sind viel Geld, wer aber unbedingt das Fender-Logo auf der Kopfplatte stehen haben möchte, wird diesen Aufpreis vermutlich in Kauf nehmen!
Kleine Info am Rande: Für ziemlich genau den gleichen Preis eines Basses aus der Fender Player Series bekommt man von Sire übrigens auch den Marcus Miller V8, der weitere Annehmlichkeiten bietet, zum Beispiel einen Hals aus Roasted Maple. Der V7 ist aber nach wie vor das beliebteste Modell und steht wie gesagt für „den Marcus Miller Bass“. Daher ist er der ideale Kandidat für unseren Vergleich.
Auch interessant: Für deutlich weniger Geld bekommt man anstelle der Sire V7-Bässe auch Instrumente der Fender-Tochter Squire. Diese weisen das gleiche Design und die gleichen Konstruktionsmerkmale auf. Aber wie auch immer, meine Erfahrung mit Schülerinnen und Schülern und bei diversen Workshops ist allerdings immer die gleiche: Die meisten schwanken in der Regel zwischen dem tatsächlichen (Fender-)Original und dem flexiblen Derivat, also dem Sire Marcus Miller V7.
Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Gemeinsamkeiten
- Gleiche Konstruktion: Solidbody mit Schraubhals
- Offset-Body Design
- J-Style Bass mit zwei Singlecoils
- Ahornhals
- Erlekorpus
- Griffbrett wahlweise Ahorn oder Rosewood bzw. Pao Ferro
- Einfache Vintage-Brücke
Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Unterschiede
- Sire V7: 3-Band Elektronik
- Sire V7: Umschaltmöglichkeit Aktiv- und Passivmodus
- Sire V7: Block Inlays und Binding
- Sire V7: zahlreiche Farb-Optionen
- Sire V7: abgerundete Bundkanten
Emotionen vs. Rationalität
Ok, ein kurzer Blick auf die Unterschiede zwischen den beiden Bassmodellen reicht schon locker aus, um zu erkennen, dass der Marcus Miller Sire V7 einfach wesentlich viel mehr Features zu bieten hat. Da kommt der Jazz Bass aus der Fender Player Series nicht einmal ansatzweise heran. Zudem ist der Sire V7 deutlich günstiger!
Was also gibt es da noch zu überlegen? Leider vieles! Zumindest dann, wenn man von Tradition, Musikgeschichte, Prägung durch Vorbilder etc., nicht völlig kalt gelassen wird. Diese eher emotionalen Aspekte spielen natürlich gerade beim Thema “Musik” eine wichtige Rolle. Daher muss einfach jede(r) für sich selbst entscheiden, wo die eigenen Prioritäten liegen.
Sicherlich ist dies auch stets eine Frage der Generationen und der Beeinflussung durch die sozialen Medien, wie YouTube, Facebook, Instagram, etc. Der Bassnachwuchs im Alter von 15-25 Jahren hat Marcus Miller überwiegend mit einem Sire Marcus Miller V7 gesehen. Mir persönlich hat sich über Jahrzehnte jedoch eher das Bild seines 77er Fender Jazz-Basses ins Hirn gebrannt. Verschiedene Generation werden nun einmal auf unterschiedliche Weise geprägt!
Fender Player Series vs. Sire Marcus Miller V7 – Soundvergleich
Nun aber zur nackten Realität! Die Wahrheit liegt bekanntlich auf dem Platz, und für E-Bässe bedeutet dies das Funktionieren in einer Band. Im Idealfall fügt sich der Bass homogen in den Mix ein, ohne dass man groß mit einem Equalizer in den Sound eingreifen muss.
Wir haben den Jazz Bass aus der Fender Player Series und den Sire Marcus Miller V7 ins kalte Wasser geworfen und sie in verschiedenen Genres gegeneinander antreten lassen. Um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten gut beurteilen zu können, besitzen beide Instrumente die gleiche Kombination an Hölzern, die gleichen neuen (Richter-)Basssaiten und kommen ausschließlich im Passivmodus zum Einsatz.
Natürlich ist dieser Vergleich insofern nicht ganz fair, also dass wir das große klangliche Potenzial der aktiven Elektronik des Sire-Basses außer Acht gelassen haben. Ohne Frage ist der Sire Marcus Miller V7 aufgrund dieser Ausstattung das bei Weitem wendigere Instrument. Uns ging es bei diesem Vergleich jedoch um die “nackte Basis”, weshalb wir den Folkus auf den Passivmodus gelegt haben.
So, nun aber abgetaucht in die Klangwelten der beiden Jazz-Bass-Modelle. Könnt ihr Unterschiede ausmachen? Für welches Instrument würdet ihr euch entscheiden? Berichtet uns gern von euren Eindrücken und Meinungen in den Kommentaren!
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt
Philipp sagt:
#1 - 03.09.2023 um 12:29 Uhr
Im Video kann ich persönlich keinen klaren Gewinner erkennen. Beide Bässe hören sich ähnlich gut an. Ich bevorzuge den Fender Bass, die Optik gefällt mir wesentlich besser. Rolled finger board edges sind zwar ein nettes Feature aber ich bemerke es nicht oft wenn ich spiele (ich habe einen Charvel San Dimas). Wie der 3 Band-EQ mit dem mid-frequency swoop und dem extra passiven tonblende ausschaut spaltet meiner Meinung nach die Gemüter. Ich brauche ihn nicht, hab lieber eine simple optik am Bass und genaure EQ optionen auf externen pedalen oder amps. Ich hab in meinen ca. drei Jahren spielzeit zwei Sire V7 Bässe gehabt und gekauft. Es stellte sich heraus, dass ich P, PJ und PP Bässe stark bevorzuge ;) LG
Andy Wolf sagt:
#1.1 - 09.09.2023 um 12:33 Uhr
Ich muss sagen das ich auch eher teure Instrumente kaufe. Ich spiele Gibson Gitarren weil sie eben besser klingen als Epiphone. Habe Direktvergleich zur Hand. Epi Lp und Gibson Lp. Sogar meine Firebird Studio klingt um Welten offener und dynamischer als die Epi. Wer sagt, dass Gibson genau so klingt wie Epiphone, hatte noch nie eine Gibson zur Hand. Habe auch Fender Gitarren MIM und eine Sire Larry Calton Vintage Strat. Bevorzuge da aber Sire. Einen Marcus Miller V7 habe ich auch der 1. Generation. Auch hier muss ich ihm dank der verbauten Hardware und der Klangmöglichkeiten dem Fender vorziehen. Also Sire macht auf mich einen wirklich guten Eindruck und ich kann nur jedem empfehlen, mal ein Instrument von denen anzutesten.
Antwort auf #1 von Philipp
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMartin sagt:
#2 - 28.01.2024 um 10:15 Uhr
Ich bevorzuge die Player Bässe , auch wegen der Optik der Kopfplatte würde ich eher zu Squier als zu Sire tendieren. Wenn ich den Sound haben will, für den Fender steht, kommt für mich eben nur Fender, bzw Squier in Frage. Hatte auch einen Sire V7 der 1. Gen , den habe ich wieder verkauft. Man sollte auch nicht außer acht lassen, dass diese Teile meistens schwer sind, 4,7 kg für einen 4 Saiter, meines Erachtens zu viel...