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DIY-Kit-Challenge 2022: Vom Bausatz zur „Swirlcaster“

Für Bastel-Fans läuft noch bis zum 19. Juni die diesjährige DIY-Kit-Challenge von Thomann. Hierfür kann man aus verschiedenen Bausätzen ein Instrument auswählen und dieses anschließend so designen, wie es einem beliebt. Wichtig dabei: Das Ganze muss am Ende zusammengeschraubt spielbar sein und in Videoform festgehalten werden. Wir haben Till von GitarrenTunes bei seinem Kreativ-Experiment zum Wettbewerb begleitet.

DIY-Kit-Challenge 2022: Vom Bausatz zur „Swirlcaster“

Glockenspiel, Cajon, Ukulele, Bass oder Gitarre: Es gibt einige Bausätze im Thomann-Sortiment, die darauf warten, zusammengebaut und aufgehübscht zu werden. Für die diesjährige DIY-Kit-Challenge entscheidet sich Till für einen Harley Benton-E-Gitarrenbausatz im Stil einer Fender Stratocaster.

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Wie kommt der Marmor auf die Gitarre?

Zunächst geht es an das Design der Gitarre. Bisher sieht der Korpus aus Rengasholz, der mit dem Bausatz kommt, nämlich noch gänzlich nackt aus. Die Entscheidung zur Gestaltung des Instruments fällt auf ein Marmormuster. Während bei dem Umwandlungsgestein die typische Maserung durch stoffliche Beimengungen entsteht, braucht es in der Nachahmung dieses Dekors ein Wasserbad und Farben. Zur Grundierung wird der Körper, nachdem einige Schnittfransen mit Schleifpapier geglättet wurden, zunächst weiß besprüht. So schimmert am Ende an den Stellen, an die beim Marmorieren keine Farbe gelangt, auch keine Holzmaserung durch. Gleiches gilt für den Kopf, der zum Griffbrett hin schützend abgeklebt wird, sodass beim Designen nicht gleich eine komplett bemusterte Marmor-Tarngitarre entsteht.
Bevor es ins Wasserbad geht, braucht es ein großes Gefäß, in das der Korpus vollständig eingetaucht werden kann und die richtige Wassertemperatur (Zimmerwärme von +-20 Grad Celsius). So wird verhindert, dass der Lack auf der Wasseroberfläche bereits hart wird, bevor er auf die Gitarre kommt. Das Bratenmessgerät ist daher fleißig im Einsatz, während peu à peu Wasser in den großen Eimer gefüllt wird. Bei 22,6 Grad kann es dann losgehen: Als Grundton wählt Till für sein Experiment einen hellen Blauton, der nach gutem Umrühren der Farbe als erstes auf die Wasseroberfläche gegeben wird.

Bild 2 (Bildcredit: Valquire Christopher Veljkovic/ GitarrenTunes)
(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Verwendung finden für das Ganze übrigens keine speziellen Marmorierfarben, sondern einfache Buntlacke aus dem Baumarkt. Nach und nach wird die Wasseroberfläche mit Farbe benetzt, die sich dann völlig frei und in unterschiedlichem Ausmaß auf ihr ausbreitet. Um das Muster nicht zu klein und detailreich werden zu lassen, kommt dabei nicht in jede freie Ecke Farbe. Nachdem bereits durch die unterschiedliche Verteilung des Lacks verschiedene Helligkeitsstufen entstanden sind, kommen nun noch ein dunklerer Blauton sowie zu guter Letzt auch einige sehr zarte, dünne Streifen Schwarz hinzu. Das Bauchgefühl vermeldet, dass sich auf der Oberfläche jetzt genug Farbe befindet und langsam wird der Korpus (sowie anschließend auch die Kopfplatte) etwas schräg ins Wasser getaucht, bis dieser vollkommen im Wasserbad verschwunden ist.

Bild 2 (Bildcredit: Valquire Christopher Veljkovic/ GitarrenTunes)
(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Die Lackschicht auf dem Wasser verwischt Till mit einem Tuch, sodass beim Herausnehmen des Korpus nicht doppelt gefärbt wird. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Bild 2 (Bildcredit: Valquire Christopher Veljkovic/ GitarrenTunes)
(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Zusammenbau der Gitarre

Nachdem die Farbe genug Zeit zum Trocknen hatte, geht es nun in der Werkstatt ans Schrauben und Löten. Kaum eine bessere Atmosphäre lädt zum Herumbasteln ein, als ein wirres Sammelsurium an halb fertigen Bauprojekten und Werkzeugen, in dem es nahezu unmöglich ist, Einrichtung von Kreation zu unterscheiden. Der Gitarrenkorpus, der sich durch eine Schicht Klarlack zur Versiegelung und der Bearbeitung mit feinem Schleifpapier (Körnung von 5000 und 7000) jetzt etwas glatter anfühlt, wartet auf dem Seziertisch bereits auf seine Innereien.

Als Erstes geht es hier nun an den Austausch der Tonabnehmer. Auch wenn der Bausatz mit bereits fertig verlötetem Tonabnehmersystem im Schlagbrett daherkommt, soll es für dieses Instrument noch mal ein kleines Upgrade geben: Die drei No-Name-Single-Coils machen Platz für ein Pure Vintage-Tonabnehmerset von Fender. Dazu werden die insgesamt sechs Kabel (zwei pro Tonabnehmer, wobei eins das Spulenkabel und eins das Kabel für die Masse ist) zu den Tonabnehmern mit der Zange geknipst und anschließend durch Herausschrauben mit den neuen im Schlagbrett ersetzt.

Bild 6 (Bildcredit: Celia Woitas)
(Bildcredit: Celia Woitas)

Die Litzenkabel der ursprünglichen Tonabnehmer werden nun mit den einfachen Drähten des Vintage-Sets verbunden, das Multimeter checkt, ob an den Signalkabeln auch wirklich Kontakt besteht und dann wird zusammengelötet; Schrumpfschlauch rauf, schrumpfen – fertig!

Bild 7 (Bildcredit: Celia Woitas)
(Bildcredit: Celia Woitas)

Gelötet wird nur noch einmal am Rücken der Gitarre, bevor hier die Federhalterung, die sich aufgrund enorm steifer Federn als wahrer Kraftakt herausstellt, eingebaut wird. Der Bausatz kommt mit einer detaillierten Anleitung, sodass man nun eigentlich „nur noch“ wie beschrieben – oder nach Gefühl – zusammenschrauben muss. Was leider fehlt, ist ein Hinweis auf die Zuordnung und Auflistung der Schrauben. Sprich: Ein bisschen Vorsortieren erleichtert den späteren Schraubspaß immens. Eine kleine Besonderheit gibt es noch beim Einsatz des Klinkeneingangs. Hier können die Kabel mit denen des nun im Korpus verschraubten Schlagbretts einfach zusammengesteckt werden.

Einstellen der Gitarre

Für die korrekte Einstellung der Gitarre geht das Instrument in die Profihände von Lutz Heidlindemann. Unweit vom Schlesischen Tor hat der GuitarDoc für seine Werkstatt ein Zuhause gefunden. Direkt an der Spree liegt der ruhige Hinterhof, in dem Reben an alten Steinbauten emporranken und dessen Charme man unweigerlich einsaugt, wenn man den Eingang der Werkstatt ansteuert. Innen angekommen beleben neben Vintage-Schmuckstücken natürlich auch viele Gitarren der Eigenmarke „Luk“ die Wände. Dass Lutz seinen Beruf, den er mittlerweile seit über 35 Jahren ausübt, liebt und lebt, zeigt sich nicht nur im Gespräch, sondern auch an seinen mitreißenden Erläuterungen beim Einstellen unserer Gitarre. An seiner hölzernen Werkbank führt der Gitarrenbauer durch die anstehenden Arbeitsprozesse. An dieser Stelle sei angemerkt, dass im Folgenden nicht alle Stationen bis ins kleinste Detail erläutert werden. Wenn ihr mehr zur Einstellung der Gitarre und den tollen Erläuterungen des GuitarDoc wissen wollt, dann schaut euch unbedingt das Video von GitarrenTunes an! Hier gelangt ihr zudem auf die Internetseite des GuitarDoc

(Bildcredit: Celia Woitas)

Mit dem blau-weiß-marmorierten Instrument in der Hand legt der Gitarrenbauer los. „Was ich immer mache, bevor ich an einem Instrument arbeite: Ich spiele es. Das ist wichtig, um zu wissen, was ich in der Hand habe“, leitet Lutz sein Vorgehen ein und es erklingen ein paar Noten. Dabei hört er bereits erste Makel heraus. (In diesem Fall sind es die ungedehnten Saiten.)

Als Erstes wird der Hals kontrolliert. Wofür ihm sein geübter Blick schon reicht, kommt im gängigen Fall ein 50-60 cm langes Lineal zum Einsatz. In der Mitte (zwischen fünftem und neuntem Bund) sollte im Idealfall gerade noch eine Briefmarke zwischen Lineal und Gitarre passen.

Bild 10 (Bildcredit: Valquire Christopher Veljkovic/ GitarrenTunes)
(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Ein Sägeblatt mit einer Stärke von 0,3 mm nutzt Lutz als Schablone, das er auf Sattel und Bünde auflegt. So erkennt er, wie der Sattel bearbeitet werden muss. Bei korrekter Einstellung sollte sich eine gerade Linie ergeben. In diesem Fall ist der Sattel jedoch zu hoch und benötigt im wahrsten Sinne des Wortes einen Feinschliff.

Bild 11 (Bildcredit: Valquire Christopher Veljkovic/ GitarrenTunes)
(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Schlossscharnierfeilen kommen für die detaillierte Nachbearbeitung zum Einsatz: Für jede Kerbe gibt es hier die entsprechende Feilenstärke. Dabei richtet sich der Gitarrenbauer nach der jeweiligen Stärke eines Zehnersaitensatzes. Mit beiden Händen wird gefeilt, indem Links und Rechts im Wechsel ziehen. Bei besonders weichem Material wie Plastik sei Vorsicht geboten, weshalb er seine eigenen Gitarren mit Knochensätteln ausstatte. Feingefeilt ähnelt der Lichtblitz unter dem Sägeblatt am Ende dem einer geschlossenen Zimmertür. Perfekt, denn auch hier gilt zur Orientierung die Briefmarken-Probe.

Bild 12 (Bildcredit: Valquire Christopher Veljkovic/ GitarrenTunes)
(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Nun werden die Bünde poliert und ein paar Tropfen Griffbrettöl sorgen für Feuchtigkeit und bieten Schutz vor Rissen – eine Kur, die man seiner Gitarre einmal im Jahr gönnen sollte.


Bei der Einstellung des Tremolos entscheiden sich Till und Lutz für eine Floating-Variante: Hierbei liegt das Tremolo nicht auf dem Korpus auf, sondern schwebt frei bei aufgezogenen Saiten.

Bilder 13 (Bildcredit: Celia Woitas)
(Bildcredit: Celia Woitas)

Beim Aufziehen des frischen Zehnersatzes erklärt der Gitarrenbauer, brauche es einen Andruck auf dem Sattel, weswegen man zwei oder drei Windungen untereinander an den Stimmwirbeln benötige. Es sei außerdem zu beachten: „Habe ich zu viele Windungen, die übereinander liegen, dann wirkt das wie eine Feder bei einer Uhr und ich kriege die Saite nicht richtig gestimmt.“ Ist sie erst einmal auf der Gitarre, muss sie gedehnt werden, damit sie später nicht alle Nase lang neu gestimmt werden muss. Diesen Schritt betont der Gitarrenbauer als besonders wichtig und im Wechsel wird nun mehrmals gedehnt und gestimmt, bis die Saite ihrem Ton treu bleibt.

(Bildcredit: Valquire Veljkovic/ GitarrenTunes)

Nach dem Einstellen der Saitenlage und der Überprüfung der Griffbrettwölbung mit der Schablone wird am Messtisch die Oktavreinheit sichergestellt. Mit dem Stagetuner geht es an die Einstellung der Saitenlängen. Weil Saiten beim Herunterdrücken gedehnt werden, klingt der gegriffene Ton am 12. Bund entsprechend höher als der freie Flageolettton. Zum Ausgleich wird die Saitenlänge angepasst (zu hoher gegriffener Ton -> Saite wird verlängert/ zu tiefer gegriffener Ton -> Saite wird verkürzt).

(Bildcredit: Celia Woitas)

Beim Einstellen der Tonabnehmerhöhe geht der Gitarrenbauer hauptsächlich nach seinem Gehör. Zwischen Magnet und Saite bleiben dafür 4-5 mm Platz. Kommt der Magnet der Saite zu nah, saugt er an ihr, denn Stahl und Magnete haben sich bekanntlich gern. Dadurch stumpft der Ton klanglich ab. Einzeln testet er die drei Pickups und verstellt sie so, dass sie sich in ihrer Lautstärke gleichen bis auf den Steg-Pickup, der für ein mögliches Solo direkt ein wenig lauter eingestellt wird.

Neben ihrem überzeugenden Design lässt sich die „Swirlcaster“, wie Till sein Instrument am Ende benennt, nun auch bestens spielen.

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