Schritt 7: Schirm und Litzen verzinnen
Beim Verzinnen bereiten wir die freiliegenden Kupferadern zum Löten vor, indem wir sie mit Lötzinn durchtränken. Die Lehrmeinung besagt, dass ihr mit dem Lötkolben die Kupferadern erhitzt, dabei das Lötzinn nur an die Litzen haltet, bis es schmilzt und in die Litze gezogen wird. In der Praxis hilft es zu Anfang, zwischen Litze und Lötkolben ein bisschen Lötzinn zu schmelzen, das schafft eine Wärmebrücke, die das Lot danach leichter fließen lässt. Verzinnt wird immer vom Ende des Kabels in Richtung der Isolierung und wieder zurück. Bei einer perfekten Verzinnung sind die einzelnen Litzen noch zu erkennen, es gibt keinen Lötzinn-Augen und die Isolierung bleibt heil. Wer noch nie mit einem Lötkolben hantiert hat, zwickt am besten ein paar Übungszentimeter Kabel ab und probiert es aus.
Das Verzinnen kann manchmal etwas mühsam sein, wenn das Lötzinn nicht so recht fließen will. Die Hitze des Lötkolbens wird zu schnell abgeleitet, man muss ordentlich „draufbraten“ und wenn man Pech hat, schmilzt einem dabei schon mal die Isolierung weg. Ich denke mit Grauen an die Adern-Isolierung eines bekannten amerikanischen High-End-Kabelherstellers, die schon wegschmilzt, wenn sie einen Lötkolben nur riecht! Aber es gibt wieder einen coolen Trick und der nennt sich Flussmittelstift. Die sehen aus wie ein Filzmarker, nur kann man mit ihnen zusätzliches Flussmittel auf die Litze „malen“. Das erleichtert das Verzinnen ungemein, der Lötkolben muss nicht bis an die Isolierung geführt werden und das Lötzinn wird trotzdem schnell und tief in die verdrillten Litzen gesaugt. Keine Angst, mit dem säurehaltigen Lötfett oder Lötwasser unserer Großväter hat das nichts mehr zu tun. Übrigens nutzt selbst die NASA für ihre Litzenverzinnung zusätzliches Flussmittel und die haben sicherlich andere Anforderungen an ihre Lötstellen, was die Haltbarkeit angeht! Die verzinnten Adern werden dann noch auf die richtige Länge gekürzt. Ziel ist es, so wenig wie möglich freie Kupferadern zwischen Lötstelle und Isolation zu haben.
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Schritt 8: Die Lötkontakte am Stecker verzinnen
Genauso wie die Adern verzinnen wir nun die Lötkontakte des Klinkensteckers. Hier heißt es draufhalten und einen ausreichend großen Batzen Lötzinn auf dem Kontakt platzieren. Ausreichend groß bedeutet für den Unerfahrenen: Weniger als du denkst! Bei den Lötwannen des Tips ist es einfach: Lötzinn rein bis sie voll sind. Für den Schirm einfach etwa so viel Lötzinn aufbringen, dass der Schirm nachher bedeckt ist. Hier kommt endlich das eingangs erwähnte Gummiband zu seinen Ehren: Wickelt ihr es zwei, drei Mal um den Griff der Kombizange, habt ihr einen 1A provisorischen Halter für’s Fixieren der Stecker bei diesen Aktionen.
Lötösen – nutzen oder nicht?
Es mag euch verwundern, aber Lötösen müssen nicht verwendet werden. Ich rate sogar zum Gegenteil! Warum? Mir ist noch kein Kabel untergekommen, wo ein mechanisch ausgelöster Bruch der Lötstelle selbst vorlag – vorausgesetzt natürlich, die Lötstelle war nicht „kalt“, also korrekt gelötet. An einem Kabel, welches sauber gelötet ist, könnt ihr kräftig an den einzelnen Adern ziehen, ihr werdet sie nicht abgerissen bekommen! Wenn Adern brechen, dann an der Stelle, an der der verzinnte Teil aufhört und die losen Kupferlitzen beginnen. Dies ist der schwächste Punkt der Adern (genau dort ist übrigens das eingangs erwähnten Kabel des Kanalumschalters gebrochen…). Löten wir die Ader einfach auf die Lötstelle, müssen wir schon beim Konfektionieren dafür Sorge tragen, dass die Ader für den Lötvorgang selbstständig an Ort und Stelle bleibt. Dann ist sichergestellt, dass die Lötstelle nicht genau an ihrer schwächsten Stelle unter Spannung steht. Aus mechanischer Sicht ist es also nicht notwendig, die Litzen durch die Lötösen zu ziehen, es kann der Haltbarkeit sogar eher abträglich sein! Für spätere Reparaturen ist es ebenfalls einfacher, wenn wir die Litzen nur oberflächlich auflöten.
Schritt 9: Kabel an Stecker anlöten
Der nächste Schritt ist einfach: Erhitzt die Kontaktstelle des Stecker, bis das vorher eingebrachte Lötzinn wieder flüssig wird und drückt die verzinnte Litze in das flüssige Lötzinn. Haltet den Lötkolben noch einen kurzen Moment an den Kontakt, dann nehmt ihr in weg und schaut der Lötstelle beim Erkalten zu. Das alles dauert beim einem Klinkenstecker vier bis fünf Sekunden. Die berühmte (eine) „Lötsekunde“ heben wir uns fürs spätere Platinen-Löten auf, beim Kabeln können es schon mal ein paar Sekunden dauern. Dauert es länger wesentlich länger als fünf Sekunden ist Eure Löttemperatur zu niedrig! Dann müsst ihr die Temperatur erhöhen (wenn ihr die Möglichkeit dazu habt) oder einen leistungs-stärkeren Lötkolben besorgen.
Ob ihr zuerst die Abschirmung oder die Signalader verlötet, hängt ein bisschen vom Stecker-Typ und der Erreichbarkeit der Lötstellen ab. Das kann schon mal eine enge Angelegenheit werden. Auch deshalb wieder der Tipp: Nicht zu viel Lötzinn verwenden, das minimiert die Gefahr, dass ihr euch einen Kurzschluss lötet.
Bei Steckern mit Lötösen sieht das ähnlich aus, nur gibt es hier keine Lötwannen zum Befüllen. Also verzinnt ihr einfach die Lötfahne mit Lötzinn mit einem etwa linsengroßen Batzen Lötzinn.
Schritt 10: Zusammenschrauben des Steckers
Wer es genau nimmt, kann nun die Lötstelle mit Alkohol oder Aceton von Flussmittelrückständen reinigen. Jetzt ist der Moment zur optischen und mechanischen Kontrolle der Lötstellen. Kontrolliert euer Werk auf abstehende Litzen, die einzelnen Kontakte dürfen nicht über Lötbrücken kurzgeschlossen sein, die Isolierung endet bis kurz vor der Lötstelle und ist nicht verschmort. Schaut euch die Lötstellen genau an, im Notfall unter einer Lupe: Eine saubere Lötstelle ist glänzend (Das gilt nur bleihaltiges Lötzinn!). Ihr dürft jetzt durchaus mal kräftig am Kabel ziehen – eine ordentliche Lötstelle nimmt euch das nicht krumm. Seid ihr mit eurer Arbeit zufrieden, könnt ihr den Stecker zuschrauben. Spätestens jetzt merkt ihr übrigens ob ihr etwas vergessen habt. Die Tülle…
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Mehr InformationenDer gewinkelte Stecker
Für das andere Ende des Kabel müsst ihr wieder Schritt drei bis Schritt fünf erledigen, also Kabeltülle aufschieben, Kabel abmanteln, Schirm freilegen, Schirm verdrillen, Innenleiter abisolieren, Innenleiter verzinnen et cetera. Auch beim zweitem Stecker, dem gewinkelten Klinkenstecker von Neutrik, dürft ihr die Tülle nicht vergessen! Die Lötkontakte dieses Steckers sind anders angeordnet und sehen etwas anders aus.
Jetzt müsst ihr wieder die verzinnten Litzen auf die richtige Länge kürzen, dann könnt ihr Innenleiter und Schirm an die Kontakte anlöten. Also: Lötstelle erhitzen, verzinntes Stück ins flüssige Lot der Lötwanne schieben, Lötkolben seitlich wegziehen und mit ruhiger Hand warten, bis das Lötzinn erstarrt ist. Das hört sich alles schwerer an als es tatsächlich ist!
Seid ihr mir bis hierher gefolgt, habt ihr ein funktionierendes Klinkenkabel in den Händen! Jetzt könnt ihr noch einen beschrifteten Papierschnipsel unter den Schrumpfschlauch schieben und diesen erhitzen, bis er anliegt und klar ist. Ein Klett-Kabelbinder vervollständigt die Ausstattung. Jetzt fehlt nur noch ein allerletzter Schritt: der Funktionstest
Schritt 11: Abschließender Funktionstest
In der Werkstatt würde ich jetzt zum digitalen Multimeter greifen und das Kabel durchmessen. Aber selbst dann stünde am Ende der Bastelstunde ein abschließender Funktionstest unter Realbedingungen an – schließlich muss das Kabel zwischen Instrument und Verstärker funktionieren und nicht nur unterm Messgerät. Im Prinzip ist es einfach: Wenn das, was aus dem Verstärker herauskommt nach dem angeschlossenen Instrument klingt, dürft ihr euch auf die Schulter klopfen, dann hat euer Kabel den Funktionstest bestanden. Kracht es hingegen aus dem Verstärker, wenn ihr das Kabel bewegt oder an den Steckern rüttelt, deutet das auf eine kalte Lötstelle hin. Bei einer kalten Lötstelle ist die Verbindung zwischen Leiter und Lötkontakt nicht „stoffschlüssig“. Hier hilft nur: Stecker aufschrauben und die Lötstellen nachlöten.
Ich hoffe ihr habt Feuer gefangen und ich konnte euch zeigen, dass Löten keine allzu schwierige Kunst ist! In diesem Teil des Workshops ging es um einen praktischen Einstieg, den ihr gleich in die Tat umsetzen könnt.
Paul Dietz sagt:
#1 - 15.07.2018 um 12:48 Uhr
Und auch hier ein Tipp aus meiner Lötpraxis: Gegen das Wegrollen von Kleinteilen am Lötarbeitsplatz hilft eine ordinäre Automatte. Die Version mir rautenförmiger Struktur: https://shop.eal-vertrieb.c...
Alex Finsterbusch sagt:
#2 - 17.08.2023 um 21:26 Uhr
Hallo Bonedo-Team! Ich bin Tontechniker und habe dank eures Artikels über das Löten von Klinkenkabeln bei einem Live-Konzert eine Katastrophe verhindert. Euer Tutorial war unglaublich hilfreich und leicht verständlich. Das Löten ist wirklich keine Hexerei, und mit eurer Anleitung konnte ich das Kabel in kürzester Zeit reparieren. Danke, dass ihr solch wertvolle Informationen teilt. Ihr habt mir wirklich den Abend gerettet! https://tri-tronic-team.de/leiterplattenbestueckung-kulmbach
Kim Osterkamp sagt:
#3 - 06.09.2023 um 17:51 Uhr
Ich bin Musiklehrerin und kann bestätigen, wie wertvoll es ist, das Löten zu beherrschen. Es hat nicht nur Geld gespart, sondern auch meinen Schülern eine wichtige Lektion vermittelt. Dieser Artikel ist eine großartige Ressource, die ich in meinem Unterricht verwenden werde. Es ist wahr, dass Löten wie Fahrradfahren ist - einmal gelernt, verlernt man es nie.
Olaf sagt:
#4 - 20.06.2024 um 10:22 Uhr
Hallo Chris. Ich muss mich mit dem Löten an meinem Bass befassen und Deine Anleitung ist wirklich Klasse. Welchen coolen Lötkolben verwendest du denn in dem Beitrag? Mit besten Grüßen und vielen Dank. Der Olaf