Schritt 6: Schirm und Litzen verzinnen
Beim Verzinnen durchtränkt man die verdrillten Kupferlitzen mit Lötzinn. Mit ein bisschen Übung habt ihr das schnell raus: Lötkolben an die Litze halten, Wärmebrücke mit etwas Lötzinn bilden und dann weiter Lötzinn zugeben, bis sich die Litze vollgesogen hat. Dabei die Lötspitze vom Ende der Litze zur Isolation und wieder zurück führen. Bei einer perfekten Verzinnung sind alle Litzen benetzt, aber man erkennt noch die Seil-Struktur der einzelnen Litzen. Keinesfalls dürfen dicke Löttropfen an den Litzen hängen. Falls euch das passiert, könnt ihr diese mit dem heißen Lötkolben aufnehmen und vom Kabel abziehen. Und trotzdem passiert es manchmal, dass am Ende der Adern ein kleiner Tropfen Lötzinn haften bleibt. Das geschieht oft, weil die Ende der Litzen nicht so schön verdrillt sind und etwas auseinander stehen. Das ist der Grund, warum ich in Schritt 3 dazu geraten habe, etwas mehr abzumanteln und abzuisolieren als eigentlich nötig: so könnt ihr den “unsauberen” Abschnitt einfach abzwicken.
Beim Verzinnen des Schirms hilft zusätzliches Flussmittel, ich habe das beim Klinkenkabel schon vorgestellt. Das gibt es als Stift oder in kleinen Fläschchen. Man gibt es vor dem Verzinnen auf die Litzen, gerade bei dicken Schirmungen mit viel Kupfermaterial hilft das enorm! Besorgt euch säurefreies Flussmittel für SMD-Arbeiten mit dem Zusatz “no-clean”.
Schritt 7: Lötkontakte am Stecker verzinnen
Bei XLR-Stecker trefft ihr ausnahmslos auf Lötwannen, keine Lötösen. Die Wannen füllt ihr komplett mit Lötzinn. Dazu haltet ihr den Lötkolben entweder außen an die Lötwanne und erhitzt das Metall bis das Lötzinn schmilzt. Oder ihr steckt die Spitze des Lötkolbens in die Wanne und gebt dann so lange Lötzinn dazu, bis die Wanne voll ist.
DIY-Bastelei: Löthilfe aus Alu und alten Buchsen
Um den Stecker beim Löten besser zu fixieren, könnt ihr euch eine kleine Löthilfe aus einem Stück Blech und zwei alten XLR-Buchsen basteln.
Zum Löten steckt ihr den Stecker einfach in die entsprechende Buchse, die fixiert den Stecker besser als jeder Schraubstock – das ist ja ihr ausgewiesener Job. Und wenn ihr euch dann auf dem Blech den Schirm-Pin deutlich markiert, gehören verlötete Kabel der Vergangenheit an! Als weiterer positiver Nebeneffekt können sich die Pins nicht verziehen, wenn wir aus Versehen mal zu viel Hitze auf den Stecker braten.
Meine Löthalter entstanden aus der Not heraus, als ich einmal viele Stecker in sehr kurzer Zeit löten musste. Sie werden also keinen Designpreis gewinnen, tun aber bis heute ihren Dienst.
Auf jeden Fall hilft es, wenn die den Lötkolben nach vorne abzieht und nicht ruckartig weghebt. Mit dem Abziehen nimmt die Lötspitze überschüssiges Flussmittel von der Lötstelle. Mit ein bisschen Übung bleiben so kaum noch Flussmittelrückstände zurück. Falls Flussmittel auf der Verzinnung zurück bleibt, könnt ihr die mit einem spitzen Gegenstand abkratzen oder mit etwas Aceton oder Alkohol entfernen.
Bei den Female-Steckern dürft ihr euch nicht wundern, die Lötwannen gehen tief in den Stecker, da läuft einiges an Lötzinn hinein. Seid trotzdem vorsichtig, dass ihr nicht zu lange mit dem Lötkolben am Stecker verbleibt, sonst schmilzt das Gehäuseplastik durch die überhitzten Lötpins. Ein paar Sekunden verträgt der Stecker aber schon die intensive Wärmebehandlung.
Das “Pin-1-Problem”
Ich hab eben geschrieben, das ihr bei XLR-Kabeln ausschließlich mit Lötwannen zu tun habt, was macht dann bitte diese Lötöse am XLR-Stecker? Beim Pin-1-Problem geht es um die Frage, ob der Schirm des Kabels mit dem Gehäuse leitende verbunden sein soll oder nicht, und genau dafür ist diese Lötöse da. Der Hintergrund ist sehr technisch und hat etwas damit zu tun, wie Hersteller in der Vergangenheit ihre Schaltungen und die XLR-Buchsen mit der Masse verbunden haben. Inzwischen wurde das Problem gelöst (die Firma “Rane” war daran federführend beteiligt und hat ein seht gute Erklärung des Pin-1-Problems auf ihrer Webseite) und dank dieser Lösung müssen wir uns nicht mehr um den vierten Lötkontakt kümmern: Bei unseren XLR-Kabeln wird der Schirm im Stecker nicht mit dem Stecker-Gehäuse verbunden!
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Schritt 8: Litze und Schirm ablängen
Die fertig verzinnten Signaladern und den Schirm kürzt ihr jetzt auf die tatsächlich benötigte Länge. Die Länge der Litze richtet sich nach dem Stecker, beim der Male-Variante von Stecker und Buchsen braucht ihr etwa vier Millimeter, bei der Female-Variante dürfen es ein, zwei Millimeter mehr sein.
Zusammengefasst heißt das also: Das Kabel hat zwei Adern, die etwa zwei Zentimeter aus dem Mantel herausstehen und von diesen zwei Zentimetern sind wiederum etwa vier bis fünf Millimeter abisoliert und verzinnt.
Hier seht ihr, wie ich die Litzen mit Hilfe des Flussmittelstiftes verzinne und die verzinnten Litzen auf die richtige Länge zum Anschluss an XLR-Stecker bringe.
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Mehr InformationenSchritt 9: Kabel an Stecker anlöten
Sind alle Kontakte und Litzen verzinnt, kann die Hochzeit gefeiert werden. Der eigentliche Lötvorgang ist recht einfach: Mit der Lötspitze wird der Stecker- oder Buchsenkontakt so lange erhitzt, bis das vorher aufgebrachte Lötzinn wieder flüssig ist, dann steckt ihr die Litze ins flüssige Zinn, schiebt die Ader bis zur Isolierung in die Lötwanne, zieht dann den Lötkolben seitlich weg und haltet die Adern an Ort und Stelle, bis das Lötzinn erstarrt ist. Manch einer mag sich fragen, warum man den Umweg geht, die Lötwannen vorab mit Lötzinn zu füllen. Theoretisch könnte man ja die verzinnte Litze in den Lötkontakt stecken und beide in einem Aufmarsch verlöten. Aber die hier gezeigte Methode hat einen dicken Vorteil: Die Zeit, in der die Adern mit der Hitze des Lötkolbens in Kontakt kommt, ist sehr kurz, daher bleibt die Isolation bis an die Lötstelle intakt.
Achtet darauf, das ihr die richtigen Kabel an die richtigen Pins lötet! Ich löte zuerst die kalte Ader an Pin 3, dann “heiß” an Pin 2 und als letztes den Schirm an Pin 1 (Wiederholung, ein effektives pädagogisches Werkzeug…). Lötet man den dicken starren Schirm als erstes an, wird das Handling für die beiden Signaladern unnötig schwer.
In diesem Video erfahrt ihr, wie ich die XLR-Stecker verzinne und das Kabel anlöte. Dabei kommen meine Löthilfen und der Schraubstock zum Einsatz. Zusammen genommen dauern die drei Videos etwa zehn Minuten. Das ist also die kurze Zeit, die ihr benötigt ein XLR-Kabel zu löten!
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Mehr InformationenSchritt 10: Sichtkontrolle und zuschrauben
Sind alle Stecker angelötet, wird es Zeit für eine optische Kontrolle. Zuerst schaut ihr euch die Lötstellen genau an, gerne mit der Lupe. Steckt die beiden Stecker ineinander und ihr seht mit einem Blick, ob ihr vielleicht ein en Pin vertauscht habt. Schaut nochmal genau auf den Pin 1, hier MUSS der Schirm angelötet sein!
Wer mag, kann die Lötstellen mit einer alten Zahnbürste und etwas Alkohol oder Aceton von den letzten Flussmittelrückständen befreien und wird mit glänzenden Lötstellen belohnt. Dann heißt es nur noch: Spannzange hochschieben und zuschrauben – Fertig!
Schritt 11: Testen
Jedes Kabel sollte man nach der Fertigstellung vor dem ersten Einsatz überprüfen. Beim Klinkenkabel war das nicht so dramatisch, das kann man direkt am Verstärker testen. Entweder es kommt etwas raus oder halt nicht. Kaputt machen kann man nichts.
Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber bei einem verpolten XLR-Kabel kann man aber in Verbindung mit einer aktiven Phantomspeisung im dümmsten Fall ein Mikrofon schrotten, deswegen gilt hier: Vor dem ersten Einsatz wird das Kabel mit einem Kabeltester durchgecheckt. Der Kabeltester zeigt euch nur an, ob die jeweiligen Pins leitend verbunden sind.
Alternative: Durchmessen mit dem “Digitalen Multimeter”, kurz DMM
Weniger schnell, aber mit etwas mehr Aussagekraft ist die Messung mit dem Digitalen Multimeter, kurz DMM. Auch hier könnt ihr nur nachmessen, ob die Pins richtig belegt sind, der gemessene Widerstandswert gibt aber zusätzlich einen groben Rückschluss über die Qualität der Lötstellen (und des Kabels). Bei einem guten Markenkabel solltet ihr Werte zwischen null und etwa zwei Ohm erhalten. Was ihr vom DMM angezeigt bekommt, ist abhängig von dessen Messgenauigkeit und der Länge des Kabels.
Mich hat das Gefummel mit den Messleitungen des DMMs an den Steckern irgendwann so genervt, dass ich mir zwei Mess-Stecker gelötet habe. Ich habe die Kontakte mit starrem Draht aus dem Gehäuse herausverlängert, wo man mi den Messleitungen leichter herankommt.
Paul Dietz sagt:
#1 - 17.06.2018 um 13:04 Uhr
Eine sehr gute Anleitung, die so ins Allerletzte geht, daß jeder, der weiß, an welchem Ende ein Lötkolben anzufassen ist, damit zurechtkommt. Fein! Danke!Einen Tipp hätte ich aber noch: Wenn schon ein mit XLR-Buchsen/Steckern bestücktes Blech als dritte Löthand vorhanden ist, warum nicht jenes auch gleich als Prüfadapter verdrahten? Die Deluxe-Version davon hätte drei LEDs und ein Lauflichtmodul: Jene würde nicht nur auf Durchgang prüfen, sondern auch Adervertauschungen entlarven …
Ralph Kunze sagt:
#2 - 14.11.2018 um 21:22 Uhr
Super Anleitung, gut zu lesen und verständlich!
Ein paar Anmerkungen dazu habe ich noch. Es gibt Elektroniklot mit integriertem Flussmittel.
Wenn man etwas entlöten möchte, ist Entlötlitze, oder/und eine Entlötpumpe eine gute Hilfe.
Glänzende Lötstellen sind ein Zeichen für eine gute Lötung mit der richtigen Temperatur. Denn ist das Lot zu heiß geworden, zieht es Spitzen und ist nach dem erstarren matt! Dann empfiehlt es sich, das Lot z.B. mit der Entlötpumpe abzusaugen und neu zu verlöten.
Liebe Grüße
Christian Zenner sagt:
#3 - 15.01.2020 um 14:41 Uhr
Klasse. Ich bau grad meinen Mikrofonkoffer um und muss dafür ein XLR Kabel löten. Also löten ist kein Problem, aber ich hatte halt die Angst Kabel zu vertauschen. Doch mit Deinen Tipps kommt das ja wohl nicht mehr vor.
Ein User sagt:
#4 - 01.03.2021 um 18:34 Uhr
Hab schon häufig gesehen das der Schirm mit dem Steckergehäuse verbunden wird, bringt das irgendwelche Vorteile?
BondeoLeser sagt:
#4.1 - 02.03.2021 um 07:28 Uhr
Das Steckergehäuse (aus Metall) dient dann der weiteren Abschirmung.Eigentlich sollte es aber nicht nötig sein, das noch mal extra zu verbinden, da das in den Steckern schon intern geregelt sein sollte.Wenn man sich die Montageanleitung von Neutrik-Steckern anschaut, sieht man so eine Spange hochgehen, die dann die Verbindung zwischen Steckergehäuse und Schirm herstellt:
https://www.neutrik.de/medi...
(Hier gut am Stecker über dem roten "SNAP"-Zeichen zu sehen)
Antwort auf #4 von Ein User
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenDingenshier Der Rapper sagt:
#5 - 17.04.2021 um 06:11 Uhr
ich habe heute morgen einen Regenschirm mitgenommen, weil ich dachte es würde regnen.
Dann war es aber mittags so heiß, dass ich meinen Schirm nicht gebraucht habe.
Abends wurde es dann aber wieder kalt.
__________________________________________________1 Schirm
2 Heiß
3 Kalt.__________________________________________________Weil gesagt wurde, dass es wichtig ist, sich das zu merken, will ich etwas beitragen. Ab hier OT.Euer Gehirn ist sehr schlecht darin Dinge ohne äußeren Anreiz zu behalten, aber es ist unübertroffen darin, Verbindungen herzustellen. Daher arbeiten Gedächtniskünstler auch immer mit Geschichten von Orten, die sie in- und auswendig kennen, weil ein Teil für die Verbindung mit den neuen Informationen bereits im Hirn vorliegt. Das erleichtert das merken ungemein.
Ich persönlich denke mir lieber selbst irgendeine Geschichte aus oder baue mir eine Eselsbrücke. Dann erzähle ich auch direkt allen davon und habe zusätzlich den Feynman-Effekt.
Wenn du z.B. deinen Kindern etwas beibringen willst, dann rede nicht bloß mit ihnen. Es wird in ein Ohr rein und zum anderen rausgehen. Verbinde das Wissen mit einem Erlebnis, einer Erfahrung oder irgendeiner anderen besonderen Kleinigkeit. Selbst wenn du nur sagst "komm wir drehen uns im Kreis" und nachdem ihr nicht mehr stehen könnt, redet ihr dann. Sowas wird die/der Kleine sich dann eher behalten, weil es sich nicht an deine Worte erinnern muss, um die Information nochmal abzurufen. Bspw. durch jedes im Kreis drehen wird die Information erneut mit aktiviert (was für ein grottiges Beispiel mit dem Kreis).Ich habe heute jedenfalls etwas gelernt und ich behaupte niemand von euch wird jemals wieder vergessen können, wofür die 1-2-3 ist. Achte mal darauf, in was für Situationen dieses Wissen ab jetzt scheinbar ohne Zusammenhang entsteht.Ich möchte darauf hinweisen, da es jetzt praktisch unmöglich ist, das nicht zu wissen, kann es ab jetzt in Tests und Klassenarbeiten jederzeit abgefragt werden. Bereitet euch entsprechend vor und ich empfehle ebenfalls die klassenarbeitsrelevanten Inhalte "Vergleichstest und Kaufberater Mikrofonkabel" sowie "Klinkenkabel selber löten in 11 Schritten" auf bonedo.de zu lesen, wenn ihr denn keine 5 schreiben wollt.
Stephan Voigt sagt:
#6 - 22.11.2022 um 15:03 Uhr
Toller Beitrag! Die Industrie schafft es, Schrumpfschlauch über die Wanne und das Adernende zu ziehen. Keine Ahnung, wie die das machen. Beim Hobby-Löter schrumpft der Schlauch sofort. Trotzdem scheint es mir der Mühe wert, kurze Schrumpfschlauchstücke aufzuziehen, die es dann zwar nicht auf die Wanne schaffen. Aber der Übergang von verzinnt zu nicht verzinnter Litze wird mechanisch stabilisiert! ???? Bruchstellen bei mechanischer Belastung sind genau hier vorprogrammiert. Darf ich an das Urgestein "Kohlemikrofon" erinnern? Das Signal entsteht durch wechselnden Widerstand. Geanau das passiert, wenn einzelne Litzendrähte an der Lötstelle brechen. Das Kabel knistert und knackt! Und man sucht sich dämlich, weil die Durchgangsprüfung ein i.O. anzeigt.....
Winfried Reul sagt:
#6.1 - 27.01.2024 um 18:00 Uhr
Eine mechanische Stabilisierung der Litzendrähte an den Lötstellen mittels Schrumpfschläuchen halte ich für nicht erforderlich, denn durch die Spannzange sitzt das Kabel dermaßen fest im Steckergehäuse, dass die Litzendrähte an den Lötstellen mechanisch nicht belastet werden können. Allerdings muss man sehr dünne Mikrofonkabel (Patchkabel) mit einem Schrumpfschlauchstück versehen, damit das Kabel im Steckergehäuse ausreichend dick ist, so dass die Spannzange ihren Zweck erfüllen kann.
Antwort auf #6 von Stephan Voigt
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