Technische Grundlagen und Features
Technisch arbeitet ein DJ-Mixer nicht anders als andere Mischpulte. Nämlich als ein Summierer, der mehrere Tonsignale zu einem Ganzen zusammenfügt. Damit dies möglich ist, werden alle Eingangssignale mittels Vorstufen zunächst auf das gleiche Niveau gebracht. Das ist in der Regel der standardisierte Heimtechnik-Pegel (U = 0,3162 V/ -10 dBV). Die verschiedenen Eingangssignale haben sehr unterschiedliche Pegel. So verfügt ein magnetischer Tonabnehmer (MM) für Schallplatten lediglich über eine Ausgangsspannung von circa fünf bis zehn Millivolt, während ein CD-Laufwerk mehr als 300 mV abliefert. Auch Mikrofone erzeugen eine eher geringe Ausgangsspannung. Das Angleichen der Eingangspegel ist daher unumgänglich. Eine akribische Beschreibung des Signalflusses innerhalb eines DJ-Mixers könnte sicher ein Fachbuch füllen. Im Rahmen dieses Artikels macht es daher mehr Sinn die Funktionen und Features eines Pultes mit entsprechenden Grafiken oder an einem konkreten Objekt zu erklären, wie ich es am dem Zweikanal-MixerXONE:22von Allen&Heath zu tun gedenke:
Anatomie eines DJ-Mixers: Anschlüsse
Phono-Inputs
Bei den Anschlüssen für Plattenspieler setzen DJ-Mixer grundsätzlich auf nicht symmetrische Stereo-Cinch-Buchsen. Aus technischen Gründen sind Musiksignale auf Schallplatten gemäß der RIAA-Kennlinie in ihrem Frequenzgang verzerrt. Neben der Verstärkung des Musiksignals haben die in DJ-Pulten verbauten Phono-Vorstufen die Aufgabe, den Frequenzgang des Signales wieder zu entzerren. Um Störgeräusche wie Brummen im Phono-Betrieb zu vermeiden, müssen Mixer und Plattenspieler auf dem gleichen Massepotential liegen. Dies ermöglichen separate dünne Kabel, die mit Schrauben am Mixer befestigt werden. Leider wurde diese Erdungsschraube aus irgendeinem Grund beim hier abgebildeten Mixer „vergessen“. (Wahrscheinlich ein Prototyp.)
Line-Inputs
Die analogen Anschlüsse für CD-Player, Soundkarten oder MP3-Player liegen ebenfalls im Stereo-Cinch-Format vor. Da deren Signale bereits über den genormten Heimtechnik-Pegel verfügen, werden sie bei den meisten Pulten auch nicht verstärkt. Die entsprechenden Musiksignale können so, wie sie im Gerät ankommen, in den Signalfluss des Mixers integriert werden.
Headphone-Output
Beim XONE:22 gibt es die Besonderheit, dass das Kopfhörersignal am Frontpanel-Ausgang und zusätzlich an einer Mini-Klinkenbuchse auf dem Backpanel anliegt. Ferner verfügt das Pult über drei separate Audioausgänge. Der regelbare Main-Out liegt in Form zweier symmetrischer XLR-Buchsen vor. Eine symmetrische Übertragung des Hauptsignales ist im professionellen DJ-Bereich geforderter Standard, denn diese Technik erlaubt unter anderem eine störungssichere Übertragung des Musiksignals über längere Kabelstrecken. Beim Monitor-Out – auch Booth-Out genannt – verbaut Allen&Heath an diesem Modell Stereo-Cinch-Buchsen. Teurere Pulte setzen teilweise auf einen weiteren symmetrischen Playout, zum Beispiel als Mono-Klinkenpaar. Für Aufnahmen des Summensignals ist der Record-Ausgang angedacht. Daher ist dessen Ausgabepegel unabhängig von der Stellung des Master-Volumes.
FX-Send/Return
Der hier abgebildete Mixer lässt sich auf Wunsch über Cinch-Kabel mit externen Effektgeräten (Reverb, Delay …) verbinden. Pioneer setzt beim DJM-850 hingegen auf Klinkenbuchsen.
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Mikrofoneinheit
Die komplette Mikrofoneinheit (symmetrische XLR-Buchse) ist auf dem Frontpanel untergebracht. Der Level-Regler pegelt das Signal ein. Für klangliche Anpassungen ist ein Zweifach-EQ verbaut. Dass die Regler des Mikrofonkanals sich am Frontpanel befinden, ist allerdings eher die Ausnahme. Normalerweise residieren sie auf der Oberseite/Bedienoberfläche. Gerade Moderatoren schätzen an einem Mixer eine Talkover-Funktion, die je nach Auslegung entweder eine konstante Absenkung des Musiksignals um einen bestimmten Dezibel-Wert bewirkt oder eine Reduzierung des Lautstärke nur solange in das Mikrofon gesprochen oder gesungen wird, was zu einer besseren Verständlichkeit der Stimme führt.
Die Bedienoberfläche des Mixers
Gain/Input-Selector
Der Gain reguliert das Maß der Aufholverstärkung und somit den Pegel, mit dem das jeweilige Musiksignal in den Mixer eingespeist wird. Zu laute Signale können somit ohne Zuhilfenahme der Volumefader abgesenkt, zu leise angehoben werden. Die Input-Selektoren bestimmen, auf welche der Anschlussbuchsen der jeweilige Kanal zugreift. Im Fall des XONE:22 übernehmen Tasten diese Aufgabe. Oftmals werden zu diesem Zweck auch Kippschalter verbaut.
Pre-Channel-EQs
Zur klanglichen Bearbeitung verbauen Allen&Heaths Ingenieure beim vorliegenden Produkt je einen Dreifach-Channel-Equalizer. Mit diesem kann ich die Frequenzbänder (Höhen, Mitten & Bässe) separat um neun Dezibel anheben oder aber vollständig absenken (Kill-Effekt). Zur Eliminierung bestimmter Frequenzbereiche werden oftmals auch sogenannte Kill-Switches integriert, auf die ich später noch einmal zu sprechen komme.
Volumefader
Die Volumefader, auch Up/Downfader oder Phono/Linefader genannt, regulieren die Lautstärke eines Kanals. Eine Veränderung der Arbeitskurven (Fadercurve) der vertikalen Schieberegler ist beim XONE:22 nicht möglich. Bei anderen Geräten sieht man diese Curve-Controller aber durchaus als Potenziometer (stufenlose Anpassung) oder als Umschalter mit verschiedenen Stellungen. Die Fader-Kurve beschreibt die Flankensteilheit und somit das Verhältnis von Fader-Stellung zur Lautstärke. Ein weiteres Feature, welches gerade bei Battlemixern häufig zum Einsatz kommt, ist die sogenannte Reverse-Funktion zur Umkehrung der Arbeitsrichtung der Flachbahnregler.
Crossfader
Der Crossfader blendet von einem Kanal zum anderen über – mit nur einem Handgriff. Da es sich beim XONE:22 um einen Zweikanal-Mixer handelt, ist der Crossfader diesen beiden Channels fest zugeordnet. Bei Modellen mit mehr als zwei Kanälen lässt sich der Crossfader oftmals durch entsprechende Schalter frei zuteilen. Ein Taster legt beim XONE:22 die Fadercurve fest. Beim „Scratch-Modus“ wird das Signal schalterartig eingeblendet, der „Mix-Modus“ ermöglicht weiche Fades. Manche Pulte verfügen über eine per Potentiometer stufenlos veränderbare Charakteristik des Crossfaders. Ein weiteres Feature, welches gerade bei Battlemixern häufig zum Einsatz kommt, ist der „Hamster Switch“. Dieser erlaubt es, die Arbeitsrichtung des Crossfaders umzukehren.
Monitoring
Die Cue-Sektion dient allgemein dazu, die Signale der einzelnen Kanäle unabhängig vom Hauptausgang auf einem Kopfhörer wiederzugeben. Dieses Feature ist für grundlegende DJ-Techniken wie Beatmatching unverzichtbar. Welche Quelle beim XONE:22 auf dem Kopfhörer wiedergegeben wird, bestimmt ein Drehregler. Mit diesem kann ich stufenlos zwischen den beiden Kanälen blenden. Andere Mixer verwenden hierfür auch schon mal Fader, Taster oder Kippschalter. Mit der Cue/Master-Taste lässt sich alternativ der Master-Out auf den Kopfhörerweg schicken. Die Lautstärke des Kopfhörerausgangs wird bei unserem Beispiel mittels Poti eingestellt.
Filter/FX-Send
Das Xone-Filter ist als Low- oder Highpass einsetzbar. Ein Drehregler bestimmt die Cutoff-Frequenz. Die Resonanz lässt sich in den beiden Stufen „mild“ (gering) und „wild“ (hoch) einstellen. Drücke ich auf den FX-Loop-Button, ermöglichen es diese beiden Tasten alternativ, die Signale der Channels zum Effekt-Send zu schicken. Das vom externen Equipment (zum Beispiel ein Korg-Kaoss-Pad) zurückgeschickte Signal wird anschießend dem Master-Out des Pultes hinzugefügt. Beim XONE:22 lässt sich weder der Pegel der Sends noch das Verhältnis von Haupt- zu FX-Signal (Dry/Wet) justieren, was in der Regel teureren Pulten vorbehalten ist.
Output-Controller
Bei unserem Anschauungsobjekt kann ich Master- und Monitor-Out separat regeln. Prima. Ein autark justierbarer Monitor-, bzw. Booth-Output ist im professionellen Einsatz von DJ-Equipment nämlich unbedingt erforderlich. Anstelle von Drehreglern werden als Output-Controller zum Teil auch Schieberegler verwendet.
Level-Meter
Die beiden LED-Ketten neben den Channelfadern zeigen wahlweise die Pegel der einzelnen Kanäle in mono oder den Master-Output an. Eine Umschaltung der Anzeige erfolgt mittels „Meter-Mode“.
Weitere Features bei DJ-Mixern
S/PDIF
S/PDIF (Sony/Phillips Digital Interface) ist eine digitale Audioschnittstelle (Cinch-Buchse), die es gestattet, ein Stereo-Signal mit einer maximalen Samplingfrequenz von 48 kHz und einer Auflösung von bis zu 20 Bit zu übertragen. Gebräuchlich sind jedoch 16 Bit und 44,1 kHz. So können kompatible CD-Player digital in einen DJ-Mischer eingespeist werden.
Foot-Switches
Fußtaster werden bei DJ-Pulten für verschiedene Zwecke eingesetzt. Über einen 6,3-Millimeter-Klinkenstecker (Mono) werden sie mit dem Mixer verbunden und schalten dann Effektsektionen ein- oder aus, steuern die Talkback-Funktion des Mikrofonkanals oder aktivieren/deaktivieren einen FX-Send.
Faderstart
Faderstart startet Laufwerke (vorwiegend CD-Player, nur wenige Turntables) allein durch Bewegung der Schieberegler am Pult. Dazu werden die Beteiligten durch ein Klinkenkabel (Standard: 3,5 Millimeter) verbunden.
Kill-Switches
Kill-Switches deaktivieren einzelne Frequenzbänder (Höhen, Mitten, Bässe). Oft kommen kombinierte Schalter/Taster zum Einsatz, die sowohl eine permanente, wie auch eine temporäre Auslöschung des gewählten Frequenzbereiches zulassen.