Praxis
Die Software DJ Mixer Professional begnügt sich mit schlanken 17 MB und kann somit schnell heruntergeladen und installiert werden. Die Konfiguration eines Audiointerfaces oder eines direkt unterstützten Controllers wie z. B. des Denon DJ MC7000, Reloop Mixon 4 oder Pioneer DJ WeGO 3 ist schnell erledigt und bedarf nur weniger Mausklicks. Wer ein Multikanal-Audiointerface verwendet, kann die Kanalsignale und die Sampler/Mikrofonsignale separat ausgeben und auch die Eingänge der Karte nutzen. Über die Eingänge lassen sich Line-Signale von CD-Playern durchschleifen und mit Effekten bearbeiten.
Alternativ können über diesen Weg Timecode-CDs oder Vinyls zur Steuerung der Tracks genutzt werden. DJ Mixer Professional bietet in der Timecode-Auswahl MissPinky, FutureDecks, PCDJ und Torq-Medien an, von denen ich leider keine zum Testen zur Verfügung hatte. Es klappte allerdings auch mit alten Scratch-Live-CDs sowie mit VDJ- und Cross-Timecodes. Wer also keine passenden Timecode-Medien hat, kann hier durch Experimentieren trotzdem zum Erfolg kommen. Anpassungs- und Kontrollfunktionen für das Timecode-Signal gibt es nicht.
Grundsätzlich gut gefallen hat mir die schnelle und unkomplizierte Programmierung eines Controllers, der nicht direkt unterstützt wird oder der als Zusatzgerät zum Einsatz kommen soll. Hier klickt man einfach auf die Schaltfläche Learn, die sich auf der Bedienoberfläche befindet und wählt die zu steuernde Funktion aus. Danach bewegt man das Bedienelement des Controllers und schon kann die Fernsteuerung genutzt werden – super! Leider gibt es eine kleine Einschränkung – die Steuerung per Jogwheel lässt sich leider nicht zuweisen.
Grafische Umsetzung
Wie Eingangs erwähnt, bin ich mit der grafischen Umsetzung der Software nicht ganz zufrieden. Die kontrastarme Darstellung und auch die Platzierung mancher Funktionen wirken etwas unpraktisch und da es auch keine vollständige Dokumentation gibt, muss man manchmal etwas länger suchen und probieren. Hat man sich mit dem Layout angefreundet, so lassen sich die Songs aus dem Medienarchiv in die Decks laden und mixen. Praktisch ist hier zudem, dass auch das interne CD-Laufwerk des Computers direkt als Quelle genutzt werden kann, um Songs von Audio-CDs abspielen zu können. Hiermit lassen sich spontane Musikwünsche der Gäste erfüllen, ohne dass man einen zusätzlichen CD-Player benötigt.
Sync und Beatgrid
Der Mix lässt sich manuell oder automatisch vornehmen und basiert bei Letzterem auf einem Beatgrid, das die Software bei der Analyse anlegt. Sollten bei diesem Analysevorgang Tempohalbierungen oder andere Abweichungen auftreten, so kann man durch einen Klick auf die BPM-Taste das korrekte Tempo per Tap-Funktion ermitteln oder die Ergebnisse der Automatikfunktion durch einen eingeschränkten Tempobereich verbessern. Bei Songs mit einer typischen 4/4-Rasterung funktionierte die automatische Erkennung recht gut, bei komplexeren Rhythmen gab es hin und wieder fehlerhafte Ergebnisse. Korrekturen sind nur mit der beschriebenen Methode möglich, einen direkten Zugriff auf das Beatgrid gibt es nicht – schade.
Aber nicht nur das ist unschön: Nutzt man die Sync-Funktion, so starten Songs zunächst passgenau, driften aber nach einer Weile auseinander, sodass manuelle Eingriffe nötig sind. Ich konnte dieses auf zwei Computersystemen reproduzieren, sodass es sich wohl tatsächlich um einen Bug in der aktuellen Version (3.6.9) handelt. Für Club-DJs, die mit mehreren Decks parallel arbeiten, ist das sehr ärgerlich, für Alleinunterhalter wahrscheinlich weniger, da ein Beatmatching in dieser Disziplin nicht permanent gefragt und beim Spielen von Songs aus unterschiedlichen Genres auch nicht wirklich möglich ist.
Möchte man kreativ arbeiten, kann man von der Loop-Funktion Gebrauch machen, die Loops in frei wählbaren oder vorgefertigten Größen aktiviert. Interessanterweise gelingt hier das Setzen von Loops per In/Out-Taster treffsicherer als mit den vorgefertigten Größen, da bei Letzteren keine Quantisierung auf das Beatraster erfolgt. Sauber eingefangene Loops landen per Tastendruck im Sampler und lassen sich dort zur Untermalung oder für Echtzeit-Remixe nutzen – prima!Für ein harmonisches Mixen lassen sich die Tracks im Medienbrowser nach Tonarten sortiert darstellen und die Tonart bei aktivierter Keylock-Funktion konstant halten, wenn eine Tempoanpassung erfolgt. Die Tonarten werden in der „Open Key“ Notation angezeigt, sodass sie sich auch ohne Kenntnis der Musiktheorie stimmig kombinieren lassen. Mit dem Key-Drehregler ist es zudem möglich, die Tonart unabhängig von der Geschwindigkeit zu verändern. Die aktuelle Tonart wird hierbei im Deck eingeblendet.
Wer zusätzlich zu den musikalischen Inhalten bewegte Bilder einfließen lassen möchte, lädt diese wie Songs in die Decks. Eine Anpassung der Geschwindigkeit ist möglich, schade nur, dass es keine Video-Effekte gibt. Musikvideos lassen sich scratchen, loopen und mit Audioeffekten bearbeiten. Eine ausgewachsene VJ-Software kann DJ Mixer Professional somit nicht ersetzen, für mobile Einsätze reicht das Gebotene aber in den meisten Fällen aus.
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Automixer und Recording
Für einen unbeaufsichtigten Einsatz des Programms in einer Bar kann die Automix-Funktion genutzt werden. Diese überblendet die Songs auf Wunsch. Die Überblendzeit kann von einer bis zwanzig Sekunden dauern und auch das Beatmatching erfolgt optional automatisch. Für gewöhnliche Pop- und Schlagersongs ist diese Einstellung ausreichend, für Clubmusiktitel ist die Überblendzeit aber nicht ideal. Hier kann man zwar theoretisch Mix-In- und Out-Punkte setzen, doch diese hat die Software in meinem Test konsequent ignoriert und beim erneuten Laden eines Songs waren dieses Markierungen im Gegensatz zu den gewöhnlichen Hotcue-Punkten auch wieder verschwunden. Die Songs werden der Automix-Playlist entnommen, die sich selbständig leert oder einer beliebigen anderen Playlist, wenn man dieses explizit erlaubt. Per Mix-Next-Taste kann in den automatischen Mix eingegriffen werden Zum Mitschneiden der Mixe gibt es eine Recording-Funktion. Diese erlaubt eine Aufzeichnung ohne Komprimierung, sodass eine verlustfreie Nachbearbeitung mit einem Zusatzprogramm erfolgen kann. Um Übersteuerungen zu vermeiden, kann man für das Mastersignal einen Limiter-Effekt wählen. Ein direktes Teilen der Mixe über eine Social-Media-Plattform ist nicht vorgesehen und auch eine Broadcasting-Funktion gibt es nicht.