Zum mittlerweile 23. Mal fand am 25.06. das DJ & Producer Meeting statt. Zum zweiten Mal war dabei Dortmund Austragungsort des seit 1990 fast ohne Ausnahme stattfindenden Brachentreffs. Und so konnten an diesem Tag über 1.000 Besucher in den Westfalenhallen Ausstellungsflächen, Workshops, Live-Musik und eine gute Atmosphäre genießen. Bereits vor der Halle beschallten die DJs von van Techno den Eingangsbereich und machten unmissverständlich klar, worum es bei dieser Messe ging: Elektronische Musik. bonedo war für euch vor Ort, um Stimmung und Stimmen einzufangen.
Trends, Essentials, Gimmicks
Auf der Ausstellungsfläche des DJ & Producer Meetings tummelten sich neben namhaften großen Hardware-Anbietern, wie Korg, Moog und Allen & Heath auch zahlreiche Spezialanbieter aus dem Bereich Veranstaltungstechnik, wie etwa Envirel oder Showtec. Und so waren nicht nur Audio-Interfaces und Synthesizer, sondern vor allem Controller und DJ-Equipment vertreten, die das Ausstellungsbild dominierten. Ergänzt wurde die Aussteller-Palette von Magazinen wie Smag und Faze. So zeigten insgesamt an die 70 Aussteller ihre Geräte und Dienstleistungen.
Allen & Heath präsentierten aus ihrer Mixer-Reihe den Xone DB2 und auch den Xone DB4, der sowohl als Audio-Interface als auch als Standalone-Mixer genutzt werden kann. Das komfortable und variable Routing-Layout der Eingangssignale, die übersichtliche EQ-Sektion und eine starke Effektsektion machen das Gerät zweifelsohne zu so etwas wie einem direkten Konkurrenten des Pioneer DJM900.
Pioneer stellte dagegen den CDJ-2000 NXS Nexus vor, der nicht nur als »Allesfresser« gilt, was Datenträgerformate angeht, sondern auch mit kabelloser Verbindung zu iPod, Tablet und Co. auftrumpft. Bis zu vier Geräte können miteinander kombiniert werden, wobei Funktionen wie zum Beispiel die Tempoerkennung „BeatSync“ auf allen vier Geräten automatisch synchronisiert werden.
Ein echtes Mini-Highlight boten Teenage Engineering mit ihrer Vorstellung des OP-1. Was auf den ersten Blick wie ein überteuertes Spielzeug daherkommt, stellt sich durchaus als ernstzunehmendes Recording-Tool für die Songidee zwischendurch heraus. Der OP-1 glänzt mit der integrierten Möglichkeit für 4-Spur-Aufnahmen, 9 verschiedenen Synth-Engines, zwei Drum-Modi, verschiedenen Sequenzer-Typen, sechs Effekten und nicht zuletzt einem hochwertigem OLED-Display. bonedo hatte den OP-1 übrigens schon brandaktuell im Test.
DAS Highlight schlechthin dürfte aber für viele Messebesucher die »Dunkelkammer« gewesen sein. Hier stellte Jay Frog den eindrucksvollen DJ-Touchscreen „Emulator“ vor. Wenngleich zur Zeit noch unerschwinglich für normalsterbliche DJs, dürfte das Gerät bereits heute deutlich machen, wohin die Reise für Controller von DJ-Software in Zukunft gehen könnte. Mit seiner Multitouch-Funktionalität und seiner durchsichtigen(!) Rückseite ist dieser MIDI-basierte Controller definitiv ein echter Hingucker für jedes DJ-Set. Geringe Latenzen und Kompatibilität zu den wichtigsten DJ-Software-Titeln, wie Traktor Pro, machen den Emulator zu einem zukunftsweisenden MIDI-Controller.
Labels, Webradios und Networking
Im ersten Stock des Kongresszentrums der Westfalenhallen wurde dann nicht nur ausgestellt. Hier stand Netzwerken, Lernen und Fachsimpeln auf dem Programm. Wenngleich der Label-Bereich noch stark ausbaufähig herüberkam, konnten vor allem die netten Vertreter von Dance-Charts.de und dem Webradio „HouseDestination.FM“ bei den Besuchern punkten. Im Gespräch mit den beiden Betreibern des Webradios wurde schnell deutlich, warum es sich für Aussteller und Besucher lohnt, auf dem DJ & Producer Meeting vertreten zu sein: Während die Webradio-Macher auf der Suche nach neuen fähigen DJs waren, um ihr Programm auszubauen und zu verbessern, stellten sich etliche DJs mit ihren Demos vor, um entweder ihre eigenen Tracks für das Radio-Programm anzubieten oder um sich für eine eigene Show zu empfehlen. Der Kontakt auf dem DJ & Producer Meeting zeigte sich so als eine für beide Seiten wirklich lohnenswerte Sache, zumal sich die Betreiber von „HouseDestination.FM“ von der angebotenen Qualität überrascht zeigten: „Wir haben zwar ein Auswahlverfahren, das alle Interessenten durchlaufen müssen, aber heute waren bereits richtig vielversprechende Produktionen und absolut fähige Leute dabei.“
Work-Shop-Feeling
Die Meeting-Besucher konnten auch an über 20 verschiedenen im Messepreis inbegriffenen Workshops teilnehmen. Als Redner und Dozenten konnten dafür so illustre Namen wie Marteen de Jong, Woody van Eyden oder Dominik de Leon verpflichtet werden. Die Themenpalette reichte von Songwriting, Produktion, Remix, Mastering über Booking und Management bis hin zu aktuellen Promotion-Strategien in Social Media und auf YouTube. Auch Spezial-Workshops für spezielle DAW-Software, wie Fruity Loops oder Ableton, sollten an diesem Tag viele interessierte Besucher anlocken. So zeigte Robert Mint in seinem Producer-Workshop Strategien und Kniffe, die Einsteigern in FL Studio einen reibungslosen Mixdown ermöglichen und das Level-Balancing von House-Tracks vereinfachen. Ohne Frage bereicherten die Tipps des sympathischen Senkrechtstarters nicht nur Fruity Loops- Anwender.
„Get Your Record Deal“
Ab 17 Uhr fand dann im ersten Stock des Kongresszentrums ein außergewöhnliches Event statt: Zahlreiche A&R-Vertreter einiger angesagter Labels der Szene standen Rede und Antwort. Darunter tummelten sich so einflussreiche Namen wie Kontor Records, Ultra Music oder auch Zooland Records.
So bunt wie die Palette der Teilnehmer der Listening Session, verlief auch der Ausgang ihrer Demo-Vorstellungen: Ein noch junger Producer aus Holland, der extra für das kurzfristig leider nicht vertretene Label Armada angereist war, probierte es letztlich auch bei A&Rs anderer Labels und konnte sich mit ihnen in konstruktive Fachsimpeleien über Produktionstiefe, Ausrichtung von Beats und Song-Atmosphären vertiefen. Die gewonnenen Infos wird der junge Kreative für seine zukünftigen Produktionen sicher kaum in Gold aufwiegen können. Ein älterer DJ, dem die Anspannung ins Gesicht geschrieben schien, setzte alles auf eine Karte und erhoffte sich durch seine Demo-Vorstellung den großen Durchbruch. Die Enttäuschung war groß, als die Listening Session auf A&R-Seite lediglich mit dem Austausch von Visitenkarten und dem Versprechen endete, gerne auch zukünftige Tracks anzuhören. Doch es gab auch Erfolgsgeschichten. Zu den jüngsten Teilnehmern gehörte ein Geschwisterpaar, das mit seinen Eltern angereist war, die gespannt vor dem A&R-Raum der Listening Session warteten. Nachdem sie ihre Songs vorgestellt hatten, traten die Jungs freudestrahlend aus dem Raum in die Halle und konnten den sichtlich überraschten Eltern mitteilen, dass sie sich gerade tatsächlich mehrere Remixe-Aufträge an Land gezogen hätten. Hier war der Name „Get your Record Deal“ tatsächlich Programm.
Für dich ausgesucht
Blick in die Zukunft
Markus Erdmann, seines Zeichens Pressebeauftragter des DJ & Producer Meeting 2013, zeigt sich von der positiven Atmosphäre vor Ort begeistert: „Es ist richtig gut gefüllt, und Aussteller und Besucher scheinen sehr zufrieden“, schätzt er die Stimmung ein. „Es wäre eine Überlegung wert, das DJ & Producer Meeting im nächsten Jahr am Wochenende stattfinden zu lassen.“ Das ist sicher keine schlechte Idee. Könnte dieser interessante Branchentreff so doch auch einem breiteren Publikum jenseits des Fachpublikums schmackhaft gemacht werden, um sich auf dieser spannenden Messe über die neuesten Trends der DJ-Szene zu informieren und Kontakte zu knüpfen. Möglicherweise käme auch der Ausbau der Producer-Seite des Meetings in Betracht. „Immer mehr gute Produktionen kommen aus kleinen Heimstudios. Es wäre schade, diese Leute nicht ebenfalls anzusprechen“, meint Markus Erdmann.
Und Woody van Eyden, selbst Workshop-Leiter auf dem DJ & Producer Meeting und Veranstalter von 2/3 der angebotenen Seminare, ergänzt: „Es ist wirklich super, dass das Angebot so toll wahrgenommen wird. Alle Dozenten kommen aus der Praxis, sie legen auf, sie produzieren und sind selbst in der Szene aktiv. Das ist Top-Qualität, die wir hier bieten.“ Er kann sich vorstellen, in Zukunft weitere hochkarätige Gäste zu verpflichten, die die kleine Messe mit interessanten Workshops zu Tipps und Tricks aus den Bereichen DJing und Produktion elektronischer Musik bereichern.
Auch wenn ein so spezieller Branchentreff wie das DJ & Producer-Meeting mit der großen Konkurrenz wie der Musikmesse Frankfurt nicht unbedingt mithalten kann (und möchte), so hinterlässt die Messe einen insgesamt sehr schlüssigen Eindruck. Was bleibt, ist der Wunsch nach „mehr“: mehr Tage, mehr Aussteller, mehr Produkt-Neuvorstellungen, mehr Workshops…