Die beste Figur macht der DJM-303 in den Bereichen, die zum klassischen Aufgabenfeld eines Zweikanal-DJ-Mixers gehören. Hier sorgen zunächst einmal die guten Phono-Preamps und Mikro-Kanäle für gepflegte Klangqualität. Wenn das so verstärkte Signal dann noch auf den ordentlichen EQ und schlussendlich auf die haptisch und mechanisch überzeugende Mix-Sektion trifft, kommt mit der handlichen Konsole bereits mächtig Party-Stimmung auf. Überhaupt haben uns sowohl die Line- als auch der Crossfader mit ihrer leichtgängigen, schnurgerade über die Leiterbahn gleitenden Haptik, bestens gefallen. Letzterer beeindruckte uns besonders mit seiner absoluten Knacks-Freiheit: Ohne das kleinste Geräusch vollzieht sich das für Transformer-Scratches unverzichtbare Umschalten zwischen offen und geschlossen im harten Regelverhalten. Das spricht für die Qualität des Faders und für die der dahinterliegenden VCA-Schaltung und gibt einen dicken Pluspunkt, auch wenn wir natürlich nicht nachprüfen können, ob er auch nach zwei Jahren Dauereinsatz immer noch so geräuschfrei zu Werke geht.
Nimmt man dann noch die Crossfader-Effekte dazu – wohlgemerkt im Fader- und nicht im Auto- Modus – kann man sich selbst und sein Publikum damit über Stunden, bestens unterhalten. Besonders vom Break- und Transformer-Effekt geht eine nicht zu unterschätzende Übertreibungs-Gefahr aus. Falls jetzt aber Horden fundamentalistischer Battle-DJs bereits die Pechfackeln anzünden und die Heugabeln aus dem Stall holen, um zu DJ-Tech zu prozessieren und dort, ob des Sakrilegs, die heilige DJ-Kunst derartig versimpelt zu haben, zu tollwüten und brandzuschatzen, geb ich schnell Entwarnung: Das Ganze bewegt sich wirklich auf Party-Niveau und hat mit DJ-Skills soviel zu tun, wie eine 3-Kanal-Lichtorgel mit einem 2048-Kanal DMX-Controller. Zudem konnten wir an dem Punkt, wo der Crossfader einen Effekt aktiviert, sporadisch kleiner Knackser wahrnehmen.
Apropos Crossfader-Effekte – die kennen wir in dieser Form sonst nur von Reloop. Deren IQ.2+ USB ist dann auch der wohl schärfste Rivale des DJM-303. Beide liegen preislich und funktional nahezu gleichauf – der Reloop geht mit seinem Browser-Dial noch einen Ticken mehr in Richtung Digital-DJing. Überhaupt wirkt die Rechner-Konnektivität beim DJM-303 mittels zweier Controller-Chips, ein bisschen wie nachträglich angetackert – preisgünstig aber letztlich nicht sonderlich ausgefeilt. Wer den DJM-303 als 2-Kanal-Stereo-Soundkarte mit der DJ-Software seiner Wahl betreiben will, muss sich also wohl oder über die Mühe machen, die zwei Soundkarten im Rechner via Asio4All oder Aggregate Devices, zu einem Device zusammenzufassen.
Die Auswahl und Qualität der Effekte entspricht insgesamt dem Standard in dieser Preiskategorie. Dabei hätte das Filter durchaus eine etwas zahmere Parametrisierung vertragen – geht man mit ihm in den Maximalbereich, kann es ja nach Pegel, unten rum schon mal zerren. Auch beim Transformer gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten – bei ihm ist die Gate-Time, also die Zeit, wie lange das Signal hörbar ist, definitiv zu kurz. Wiedergutmachung geschieht bei den Modulationseffekten Flanger und Phaser, die sehr musikalisch durch den Raum wabern. Gut arbeitet auch der Pitch-Shifter: Im Bereich kleinerer Tuning-Anpassungen bleibt das Signal erstaunlich knackig und Artefakt-frei. Nicht ganz glücklich erweist sich die Wahl der Takt-Brüche zur BPM-synchronen Effektsteuerung: Der höchste Wert ist vier Takte, der niedrigste ein halber Takt. Das muss man schon als sehr gemächlich bezeichnen – Viertel, Achtel und Sechzehntel hätten uns hier weitaus besser gefallen. Beim Sampler hingegen stellt die rigorose Synchronisation mit dem BPM-Counter eine unnötige Einschränkung dar, denn nicht immer will man ja einen vollen Takt aufnehmen. Hier zeigt sich der Sampler ein wenig unflexibel – einmal gestartet, läuft er bis zum letzten Schlag durch. Die Definition als Sampler ist deswegen etwas unpassend – Looper beschreibt den Leistungsumfang ein wenig konkreter.
Überhaupt steht und fällt die gesamte Effekt-/Sampler- Sektion mit den Schätzungen des BPM-Counters. Selbiger gehört nun aber nicht zu den entscheidungssichersten Vertretern seiner Klasse, weshalb es sich im Zweifel empfiehlt, die BPM-Zahl von Hand einzuklopfen. Wirklich verstanden, was der Zähl-Algorithmus in den tiefsten Abgründen seiner Logik treibt, haben wir nicht. So war es häufig so, dass er schon nach wenigen Schlägen eine völlig zutreffende Prognose abgab, diese dann aber ohne Not, nach einigen Takten, um einen Schlag nach oben oder unten „verschlimmbesserte“.Trotz des guten Crossfaders ist der DJM-303 für eingefleischte Battle-DJs nur sehr eingeschränkt zu empfehlen, denn der Platz rund um den Crossfader ist aufgrund der umliegenden Effekt-Steuerelemente doch recht knapp bemessen. Aber hier liegt auch gar nicht der Fokus des DJM-303 – er versteht sich mehr als Allround-Talent, denn als Spezialist.
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