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Erster Eindruck
Schauen wir mal in den Karton. Dort sitzt der gut geschützte Herausforderer in Begleitung von zwei Cinch-Kabeln, einem mehrsprachigen User-Manual, einer Installations-Disc und zwei Klebefolien für Sparringpartner Deckadance und wartet auf seinen Tanzflur-Einsatz. Auf der Verpackung zeigen sich sämtliche Buttons rot, grün, gelb und blau erleuchtet, was vielleicht einen gewissen Kirmescharakter vermittelt aber auch einen praktischen Nutzen hat. Die unterschiedlichen Farbgebungen kennzeichnen nämlich verschiedene Funktionsgruppen. Ob dies softwareübergreifend funktioniert, ist noch fraglich. Für die empfohlenen Programme Traktor und Deckadance stehen die Chancen auf den ersten Blick jedoch gut.
Layout und Aufdrucke der rabenschwarzen Hochglanzoberfläche sind trotz Deckadance-Bundle auf Traktor ausgelegt. Dafür sprechen beispielsweise je vier doppelt Shift-gelabelte FX-Controller und -Buttons. Da fragt man sich doch, warum der I-Mix keine Traktor LE Software im Gepäck hat. Für die Beipacksoftware legen die Produzenten zwar Klebefolien ins Paket. Es ist jedoch fraglich, ob sich die Anwender tatsächlich dazu entschließen werden, Overlays auf die Controllerhardware zu pappen, denn die Rückstände auf dem Hochglanz-Case sind bei einem Wechsel zu einer anderen DJ-Software nur mit einigem Aufwand wieder restlos zu entfernen. Und gerade Neulinge und Erstkäufer könnten durchaus noch zu einem Applikations-Wechsel neigen. Dennoch bleibt den Herstellern kaum eine andere Wahl. Es sei denn, sie legen dem Paket eine Austausch-Hartschale bei.
Die überwiegend silbernen Faderkappen und Potis können sich eines Spielzeug-Looks nicht erwehren, dafür kann der MK2 mit einem durchweg sauber verarbeiteten und formschön abgerundeten Gehäuse punkten. Mit seinen geringen Ausmaßen von circa 36 x 26 Zentimetern passt er in herkömmliche Laptop-Sleeves, die für bereits unter 20 Euro Schutz vor Staub und -bei entsprechender Polsterung- auch vor Kratzern bieten. Sein Gewicht von gerade mal 1,7 Kilo (zum Vergleich: der Klassiker VCI-100 wiegt ohne Interface schon ungefähr das Doppelte) machen den kompakten Kerl zu einem interessanten Begleiter für den Gig in der Kiezbar oder die Sunshine-Beachparty mit Freunden im Sommerurlaub. Auch einer Fest-Installation im viel zitierten Bedroom sollte nichts im Wege stehen, denn irgendwo wird der Gute schon sein Plätzchen finden. Ja, der DJ-Tech ist ein waschechter Anwärter für Budenzauberer, Partykelleraktivisten und ambitionierte Greenhorns. Eine sehr große und lukrative Zielgruppe.
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Aufbau
Der Asiate legt ein konservatives Controller-Design an den Tag. In der Mitte liegt die Mischpult-Sektion und an den Außenseiten sind die Teller platziert. Dazu kommen Tempofader, Jogdials, Abspielwerkzeuge und Kreativabteilungen. Ehrlich gesagt, bin ich ein wenig überrascht, dass sich die Entwicklungsabteilung nicht für ein vollständig spiegelsymmetrisches Layout entschieden hat, das inzwischen sehr häufig anzutreffen ist und zum Quasi-Standard dieser Typenklasse avanciert ist. Die Vorteile einer solchen Konstruktion liegen klar auf der Hand. Sind beide Units identisch ausgestattet, muss der DJ bei Manövern, die lediglich ein Deck betreffen (zum Beispiel simultane Loop- und Effekt-Tiraden) nicht die Seite wechseln und eine eindeutige Zuordnung ist ständig gegeben. Stattdessen entschieden sich die Produktspezialisten für eine Effektsektion links und Browserkomponenten rechts. Was die Effektgarnison angeht, würde unter Traktor im Zweifelsfall also nur der Blick zum Rechner klären, auf welchem Layer gerade gearbeitet wird (oder das Ohr, versteht sich…). Das erinnert konzeptionell etwas an Vestaxs VCI-100. Das war es aber dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn das japanische Controller-Urgestein war in einen robusten Metallpanzer gekleidet und verlangte für einen adäquaten Betrieb obendrein ein separates Interface. Das ist beim vorliegenden Testobjekt eingebaut. Die Ein- und Ausgänge sind in bewährter Manier auf Front- und Backpanel verteilt.
Front und Backpanel
Vorne rechts sehe ich zwei winzige Drehregler für die Hauptlautstärke und das Kopfhörervolumen. Der Sound gelangt über eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse auf die Ohren. Im gleichen Format wird auf der linken Seite das Mikrofon angeschlossen, dem Level und TONE-Knöpfchen (Low-Hi-Kombi) zur Seite stehen.
In die Anlage geht’s ausschließlich via Cinch. Symmetrische Klinken oder XLRs sind nicht verbaut. Das untermauert den Hobbyliga-Anspruch. Zwei schaltbare Phono-/Line- Eingänge nebst Erdungsschraube binden externe Zuspieler wie Plattenspieler, CD-Player oder iPod ins Geschehen ein, was wir noch genauer untersuchen werden. An der hinteren rechten Außenseite ist eine Aufnahme für einen Kensington-Diebstahlschutz integriert.
Die Empfindlichkeit der Touch-Sensoren lässt sich für jeden Teller gesondert festlegen. So lohnt es sich, die Sensibilität in basslastigen oder vibrationsstarken Umgebungen etwas runterzufahren und dafür fester zuzupacken. Auch an einen Regler für die Kurvensteilheit des Crossfaders haben die Hersteller gedacht. Ein dreistufiger Einschaltknopf (USB-Power, externes Netzteil und aus) rundet das Backpanel ab.
MIDI-Parameter
Insgesamt zähle ich 43 Buttons, 14 Drehregler und 5 Flachbandregler, einen Encoder mit Button-Funktion und zwei berührungsempfindliche Jogdials. Nach Adam Riese sollte der Prüfling so 68 unterschiedliche MIDI-Befehle übertragen, denn die SHIFT-Buttons senden ebenfalls nur eine Note (zum Einsatz eines Modifiers) anstelle eine zweite Wertepalette auszulösen. Ob er damit dem Werbeslogan auf der Herstellerwebsite “Spin seriously“ mit jeder DJ-Software gerecht werden kann?