Praxis
MIDI-Parameter
Insgesamt zähle ich 22 Buttons, vier Push-Encoder, einen Fader und eine Drehscheibe. Spricht für 28 Steuerbefehle. Dazu kommt ein Shift-Button, der die Anzahl unterschiedlicher Parameter auf 56 erhöht und ein Deck-Switch, der in jeder Stellung auf einem anderen MIDI-Kanal funkt. Das macht unterm Strich über 200 mögliche Parameter. Nicht schlecht. Der Tempo-Fader verfügt praktischerweise über einen Pick-up Mode, damit es nicht zu Wertesprüngen nach einem Kanalwechsel kommt. Wie sich herausstellt, handelt es sich beim SHIFT-Button nicht um Hardwareshifting, sondern um eine Softwarelösung. In Traktor setzt die Taste einen Modifier auf den Wert 1.
Partnersuche leichtgemacht?
Die Beschriftungen auf der K1-Oberfläche entsprechen den Funktionen der Software Deckadance aus dem Hause Image-Line. Daher gebührt dieser Kombination der erste Arbeitseinsatz. Die Inbetriebnahme ist recht unkompliziert. Der DJ muss lediglich den MIDI-Port im Preferences-Tab aktivieren und DJ-Tech-K1als Fernsteuerung auswählen. Schon ist der Controller dank nativer Unterstützung startklar. Die obere Encoder-Reihe steuert von West nach Ost Effektauswahl, -Tiefe und -Mischung, der Rechtsaußen übernimmt die Navigation durch die Musikbibliothek und lädt niedergedrückt die aktuelle Auswahl in den aktiven Player. Deckadance modifiziert Effektparameter mit einem virtuellen XY-Pad, das in jede Richtung zwanzig Abstufungen zulässt. Die Encoder 1-3 lösen auf Tastendruck den entsprechenden Relooper aus, der den Beat kräftig durch den Wolf dreht. Das hört sich wie folgt an.
Die nächsten beiden Reihen steuern den Sampler. Belegte Plätze werden über die Kreisbuttons abgespielt und lassen sich zum Haupttempo synchronisieren. Via Shift können die Slots auch mit Aufnahmen aus dem laufenden Song belegt werden. Kanal 1 übernimmt die Plätze 1-4, Channel 2 dem entsprechend 5-8. Schalterstellungen drei und vier sind noch nicht belegt. Hier wäre zum Beispiel Platz für die VST-Bänke.
Die letzte Button-Riege steuert die Loops. Deckadance verfügt über manuelle und automatische Schleifen sowie „Leaps“ voreingestellter Größe, denen Divider-Buttons zur Seite stehen. Wer sich jetzt fragt, was um alles in der Welt Leaps sind, hier die Erklärung: Es handelt sich hierbei um einen Audiozyklus, bei dem der Song im Hintergrund quasi ungehört weiterläuft. Verlässt man die Schleife, spielt der Track dort weiter, wo er sich ohne User-Interaktion befunden hätte. Ein Loop-Roll also? – Nee, nicht ganz. Es gibt nämlich anders als bei Seratos Loop-Rolls nicht die Möglichkeit, feste Leapgrößen anzugeben und diese bestimmten Tasten zuzuordnen – was meiner Meinung nach den Charme der Serato-Umsetzung ausmacht. Hier mal ein Vergleich.
Für dich ausgesucht
Über das Jogdial hatten wir bereits gesprochen, fehlt eigentlich nur noch die Transportsektion. Im Falle von Deckadance stellt sie SYNC, CUE und PLAY. Auf dem zweiten Layer setzt DOWNBEAT, einen neuen Aufschlagtakt, REWIND springt an den Anfang des Songs und PLAYSYNC ermöglicht gleichgetaktetes Einstarten.
Im praktischen Einsatz kann das Duo überzeugen. Mit dem Encoder befülle ich die Decks, dann wird das Erste gestartet und ein wenig mit Effekten, Loops und dem Relooper durch die Mangel gedreht. Dann geht’s auf den zweiten MIDI-Kanal, der zweite Song wird abgespielt, synchronisiert und dann reingeschraubt. Klappt alles ganz prima. Ja, und dann hat man ja auch noch die MIDI-Kanäle drei und vier zur Verfügung, die zwei komplette Bedienoberflächen zur weiteren Verteilung von Programmfunktionen offerieren. Selbstverständlich lässt sich Kontrol One auch mit jeder anderen lernfähigen Software einsetzen. Der Vierdeck-Switch und die Traktor-Klebefolie signalisieren klar, welche Anwendergruppe noch ganz oben auf der Liste steht. Also fix mal den Trecker angeschmissen und ein paar Runden gedreht. Alles in Butter, volle Kontrolle auf je einem von maximal vier Decks. Dass die Effekt-Racks 1/2 auch auf den Kanälen 3 und 4 zugänglich sind, also quasi doppelt programmiert sind, finde ich nicht optimal gelöst. Hier hätte ich lieber die beiden übrigen FX-Racks gesehen. Zudem funktionieren die Encoder lediglich im Advanced-FX-Mode. Der geneigte User mappt die Units 3 /4 und optionale Daisy-Chains selbst.
Und sonst?
Etwas schade für Neueinsteiger ist vielleicht, dass K1 ohne Bundle-Software ausgeliefert wird. Sicherlich kann man das bei einem Verkaufspreis von 150 Euro nicht unbedingt erwarten, dennoch gibt es bereits MIDI-Controller dieser Preisklasse mit Deckadance LE, Traktor-LE oder VDJ-LE im Gepäck. Wer natürlich schon eine Lizenz zum Mixen besitzt, freut sich über die eingesparte Kohle. Wer noch keine Software hat und auf das Budget achten muss, sollte mit Deckadance House-Edition für 89 Euro gut fahren. Traktor Duo ist aktuell für 49 Euro zu bekommen und dann wäre da noch das kostenlose MIXXX. Wir haben einen kurzen Blick auf die Implementierung in anderen populären DJ-Programmen geworfen. Das Ergebnis könnt ihr der nachstehenden Tabelle entnehmen.
Mixxx | Virtual DJ | Serato | Cross | DJAY3 | |
Nativer Unterst. | – | ja | – | nein | nein |
Mapping | Wizard/MIDI-Learn | MIDI-Learn | Wizard/MIDI-Learn | MIDI-Learn | Wizard/MIDI-Learn |
Decks | 2 | 4 / 2 nativ | 2 | 2 | 2 |
Streetpreis | kostenlos | 230 | 550 | 130 | 50 |
Kontrol ist nicht gleich Kontrol
Ladies and Gentlemen. In der Klasse DJ-Controller unter 2 Kilo treten heute gegeneinander an. In der rechten Ecke, mit einem Lebendgewicht von 691 Gramm und einer Größe von 120 x 52 x 294 mm sehen wir die schwarze Mamba, den ultraflachen Effekthobel – Traktoooooor Kontrol X1. In der linken Ecke sein Kontrahent. Mit einem Kampfgewicht von 1450 Gramm und Maßen von 107 x 160 x 289 mm, der silberne Drachen, der Quad-Bolide, Deejayyyyyyyy-Tech Kontrol One.
Gewicht und Größe
Der Asiat ist schon ein ordentlicher Brocken. Was die Bauhöhe angeht eher vom Kaliber Xone:1D. Er passt sehr gut neben einen DJ-Mixer, ist aber aufgrund der Maße nicht so mobil wie sein „Gegner“ und etwas scharfkantiger. Ein spezielles Case ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht verfügbar. Native-Instruments liefert zu seinem Hauscontroller optional eine Schutztasche. Traktor Kontrol X1 Bag von UDG bringt den Berliner für 40 Euro auch gleich auf Augenhöhe mit dem Mischult. Aufbocken macht Sinn, wenngleich der Bursche bei impulsiveren Einsätzen etwas in seiner Behausung rutscht.
Tasten
Hartplastik gegen Gummibuttons. Auf der rechten Seite sehe ich 22 identische leichtgängige Gummibuttons praxistauglicher Größe, die einem Fingerkuppen-Martyrium bei fortschreitenden Cuejuggle-Attacken entgegenwirken. Zudem sind sie variabel in ihrer Grundbeleuchtungs-Intensität. Der Kontrahent fährt die gleiche Anzahl Buttons auf, verwendet jedoch unterschiedliche Größen und Formen, die einzelne farbcodierte Funktionsgruppen kennzeichnen. Seine Taster lösen ebenfalls vollflächig aus, sind aber etwas härter. Das Spreekind profitiert im Zusammenspiel mit Traktor gerade in dunklen Umgebungen von der direkten Aufschrift der Primärfunktionen auf den Schaltflächen, was allerdings einer Rekonfiguration ein wenig im Wege steht. Beide Einheiten verfügen ferner über eine dedizierte SHIFT-Taste.
Drehregler
Acht gummierte griffige Buttons und vier Encoder am Traktor-Kontrol-X1 liegen gut in der Hand, steuern sehr präzise und ermöglichen den Simultanzugriff auf Browsing, Loops und 2 FX-Units. Der Teilnehmer von der chinesischen Südküste hingegen verwendet lediglich vier Encoder. Sie ermöglichen Browsing und kinderleichte Effektwechsel über die interne Button-Funktion – etwa im selbstgemappten verketteten Modus. Und sie punkten mit LED-Kränzen, die sich in dunklen Umgebungen sehr gut ablesen lassen.
Beatmatching
PITCH, BEND und SYNC werden am X1 durch Buttons gesteuert, K1 verwendet sein Jogwheel, Taster und den Pitchfader. Welche Art der Steuerung man bevorzugt, ist einerseits persönliche Geschmackssache. Andererseits kommt es auch auf das eigene DJ-Setup an. Wer am Turntable mit Timecode arbeitet, braucht am Controller kein Jogwheel, auch wenn man es vielleicht umfunktionieren könnte. Wer keine zeitcodierten Medien einsetzt, freut sich vielleicht um so mehr über die bloße Anwesenheit eines Dials und die einhergehende Scratch-Option.
Decks
X1 steuert zwei Player simultan, Kontrol One bis zu vier einzeln. Das spricht für sich.
Workflow
Das ist eine ziemlich interessante Kategorie, doch gerade diese ist sehr stark von persönlichen Arbeitstechniken geprägt. Zunächst ist festzuhalten, dass beide Produkte eine effiziente mauslose Performance ermöglichen und zum adäquaten Betrieb einen externen Mixer an ihrer Seite voraussetzen. Gerade Traktor-DJs, die gern mit Loops und Effektenn auf zwei Decks simultan beackern, haben beim X1 mehr Zugriffsmöglichkeiten. Er ist nicht in erster Linie als Standalone-Controller zu betrachten, sondern auch eher als Effektboard für Timecode-gesteuerte DJ-Setups, obwohl es auch prominente Techno-DJs gibt, die mit zwei X1-Geräten bewaffnet in den Club kommen. K1 ist eher als ein Ersatz für einen CDJ oder Turntable – mit Pitchfader, Bend-Buttons und Jogdial zu werten. Wer meist mit einem Deck beschäftigt ist und die Zeit bis zum Übergang mit manuellem Beatmatching und Single-Deck-Artistik anreichert, könnte den Asiaten ins Herz schließen.