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DJ-Tech U2 Station MKII Test

Details

Das nenn ich mal kompakt
DJ-Tech hat sich auf die Fahne geschrieben Equipment zu produzieren, das einfach zu handhaben ist, Spaß macht und dabei bezahlbar bleibt. Und das scheint Ihnen mit der U2-Station auf den ersten Blick erstmal gelungen zu sein. Das schwarze Gehäuse ist solide verarbeitet, sämtliche Anschlussbuchsen sitzen erfreulich fest im Gehäuse. Beim Schütteltest wackelt nichts auffällig. Die Bedienelemente entsprechen der Preisklasse und machen im Trockenlauf einen passablen Eindruck. Leider hinterlassen die Finger Spuren auf dem Hochglanz-Finish. Nun ja.

Der schlanke Asiate misst 360 x 24 x 65 Zentimeter, ist also ein äußerst kompakter Zeitgenosse, der bequem in herkömmliche Laptop-Taschen passt und lediglich 2,2 transportfreudige Kilogramm auf die Waage bringt. Wow! Manch altes Laptop wiegt allein das Doppelte und wenn dann noch ein Drei-Kilo-Controller dazu kommt… Zum Lieferumfang gehören eine U2-Station MKII, ein USB-Kabel, ein betriebsnotwendiges Netzteil und eine CD mit Magix Audio Cleaning Suite 2008.

Lieferumfang_18

Rein und Raus
An der linken Vorderseite ist ein regelbarer 6,3 Millimeter Klinken-Eingang für ein dynamisches Mikrofon platziert. Er ist kein Anwärter für Gesangsarien, doch tauglich für die Moderation, denn er gibt ein für diese Preisklasse durchsichtiges, rauscharmes Signal aus. Zudem ist das winzige bipolare Treble-Bass-Poti schon etwas grob und gewöhnungsbedürftig. An der rechten Außenseite nimmt eine ¼ Zoll Buchse den DJ-Kopfhörer auf. Der Ausgang ist überraschend laut und klar. Auch ihm stehen je ein Level und Tone-Knopf zur Seite, die für meine Begriffe aber zu kurz und zu fummelig geraten sind. Beide Kanäle werden per Cuefader abgehört, der mir an vorderster Front doch ein wenig Transportbruch-gefährdet scheint. Vielleicht hätten die Produktentwickler lieber einen Drehknopf für die Vorhöre und separate Treble und Bass Regler für die Mikrofon-Subgruppe verbauen sollen.

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Mic U2 Station

Zwei Stereo-Cinch Eingänge mit Phono-Line-Schaltern und Erdungsschrauben binden externe Zuspieler ein. Wer also Schallplatten und CDs auf die Partygäste loslassen will, kann sich mit einem zusätzlichen Turntable oder CD-Player bewaffnen. Allerdings geht hier natürlich der Portabilitätsfaktor wieder ein wenig verloren. Zumindest wenn man mit den Geräten aufs Fahrrad steigen will. Aber Spaß beiseite. Die Phono-Vorverstärker produzieren einen durchaus akzeptablen Sound, wie ihr den nachstehenden Hörproben entnehmen könnt ab. Aufgezeichnet wurde über das interne USB-Interface, das mit maximal 48 kHz und 16 Bit arbeitet. Der Pegel wird allein mit dem Gain bestimmt und ist unabhängig vom Pegel des Masterausgangs.

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Phonopreamp U2 Station Phonopreamp Pioneer DJM600

Das Mischpult klingt warm und natürlich. Die Verbindung mit der Stereoanlage oder PA erfolgt über einen regelbaren Stereo-Cinch-Ausgang. Ein Monitorweg mit Booth-Kontrolle ist nicht zugegen. Das ist sehr schade, unterstreicht aber den Fokus auf das Einsteiger-Segment. Ein Power-Knopf, eine USB-Buchse Typ-B, ein Netzteilanschluss und eine Vorrichtung für einen Diebstahlschutz Marke Kensington runden das Backpanel ab.

Backpanel1_korr

Was einem so unter die Finger kommen kann…
Auf der Bedienoberfläche tummeln sich 44 Buttons, fünf Fader, vier Push-Encoder und neun Drehregler, die bedauerlicherweise keine (!!) MIDI-Befehle senden. Damit entfällt ein optionaler Betrieb mit einer Software wie Native Instruments Traktor Pro. Wo es Sinn macht, geben halbtransparente Gummitasten, die über einen deutlichen Druckpunkt verfügen, optische Statusfeedbacks. Damit behält der DJ auch in dunkleren Kaschemmen den Überblick. Jeder Kanalzug verfügt über einen Dreiband-EQ mit Kill-Funktion. Stehen alle Regler auf 7 Uhr wird das gesamte Frequenzspektrum komplett abgesenkt. Alternativ killen die integrierten Buttons. Die silberfarbenen, geriffelten Equalizer rasten an der Nullstellung ein, können sich eines gewissen Plastiklooks jedoch nicht erwehren und dürften ruhig einen Tick sanfter reagieren. Mit 50 Millimetern Länge entsprechen die Linefader dem gängigem Clubstandard. Der Crossfader ist fünf Millimeter kürzer und schön leichtgängig. Er kann in seiner Blendausprägung stufenlos reguliert werden und lässt sich deaktivieren. Leider sind die Channel-Meter (-10/ +6 dB) mit insgesamt fünf LEDs (2x rot, 3x grün) ziemlich knapp bemessen.

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EQ Cut Hi EQ Cut Mid EQ Cut Low EQ Cut All

Display
Im oberen Teil der Decksektionen befinden sich zwei gut ablesbare, kontraststarke LED-Displays mit invertierter Darstellung. Die einzeilige Punktmatrix stellt Informationen mit maximal zehn Zeichen dar und beginnt bei längeren Texten zu scrollen. Die Anzeigen versorgen den DJ während seiner Darbietung mit Informationen zu Tempo, Laufzeiten (elapsed, remain), Pitch oder aktuellen Effektwerten. Obendrein zeigen sie die Tags Titel, Artist, Genre und Bitrate oder den Dateinamen an. Während der Navigation auf einem Datenträger geben sie Auskunft über Ordner- und Dateinamen. SOURCE routet den jeweiligen USB-Slot auf das gewünschte Deck. Als Abspielmodi stehen Single und Continue zur Verfügung. Prima.

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Salz in der Suppe
Jedes Deck verfügt über zwei Navigations-Encoder mit integrierter Button-Funktion. Der Rechte browst durch Verzeichnisse und der linke durch die Songs. Auf Knopfdruck landet der ausgewählte Titel im Player, spielt auf Wunsch unverzüglich ab oder verharrt am ersten Cuepoint. Echo, Flanger und Filter bilden die kleine Effektsektion. Es ist nicht möglich, die alle drei Effekte gleichzeitig zu verwenden, sondern es  kann immer nur einer von ihnen aktiv sein. Das Timing des FX wird über das Jogdial gesteuert. Buttons mit festen taktsynchronen Modulationsintervallen sind nicht zugegen. Nimmt der DJ die Finger vom Teller, springt der Effekt auf seinen Startwert zurück. Betätigt er FX setzt die Tellersteuerung aus und der Klangverbieger friert bei seinen aktuellen Einstellungen ein. Was den Sound angeht, sollte man dem Trio einen sporadischen, wohldosierten Partyeinsatz ruhig zugestehen. Allerdings klingt ein LFO-gesteuerter Flanger oder Filter auf Dauer etwas eintönig, wenn keine weiteren Parameter wie Resonanz oder Feedback ins Spiel kommen. Ferner wäre es vorteilhaft, ließe sich der Effekt im Vorfeld auf dem Kopfhörer prüfen, bevor er auf den Dancefloor losgelassen wird. Geht aber nicht. Warum die Konstruktionsabteilung keinen Dry/Wet-Regler zur Dosierung des Effekt-Anteils am Gesamtsignal auf die Platine gelötet hat, ist mir schleierhaft. Die tanzende Meute bekommt folglich immer die volle Dröhnung ab, oder besser gesagt die Intensität, die der Hersteller als passend empfindet. Sanfte subtile Dosierungen bleiben somit aus.

Effekte_korr
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Echo Flanger Filter

Jogwheels
Die geriffelten 90-Millimeter Jogdials zeigen einen ausgewogenen Rundlauf, sind nicht zu leichtgängig und weisen eine Vertiefung auf der Oberfläche sowie seitliche Fingermulden auf. Standardmäßig arbeiten die Teller im Nudge-Modus, um den Song abhängig von der Laufrichtung abzubremsen oder anzuschubsen. Da ihnen kein Touch-Sensor zu Teil wurde, muss der DJ die Vinyl-Taste aktivieren, um zu scratchen. Der DSP klingt ordentlich, aber natürlich nicht so authentisch wie eine Schallplatte. Größe und Haptik der Scheibe sind nichts für gelernte Turntablisten. Das Scratch-Gefühl ist aufgrund der Übersetzung etwas schwammiger, doch mit etwas Übung sollten kleinere Scratch-Einlagen keine unüberwindbare Hürde darstellen. SEARCH aktiviert die Hochgeschwindigkeitssuche mit zehn bis sechzehn Sekunden pro Umdrehung. Im Pausenmodus erfolgt eine framebasierte Navigation, die zum zielgerichteten Platzieren eines Loops oder Cue-Punkte dient. Ein kurzer Hieb auf die Spul-Tasten überspringt knapp zwei Sekunden.

Unter dem Jogdial sind zwei extragroße Taster für Play/Pause und Cue platziert. Eine Sprungmarke wird grundsätzlich im Pausenmodus gesetzt und während der Wiedergabe durch erneute CUE-Betätigung angefahren. IN, OUT und RELOOP bilden den Baukasten für einen nahtlosen, nicht quantisierten Loop. Hier wäre eine Autoloop-Funktion sicherlich das i-Tüpfelchen gewesen. TAP dient zur manuellen Tempoeingabe, falls der Beschallungsverantwortliche nicht mit den ermittelten Auto-BPM einverstanden ist.

Transportsektion

Medienformate
In der U2-Station stecken zwei unabhängige MP3-Player. Beide zugehörigen USB-Anschlüsse verarbeiten Speichersticks, Kartenleser, MP3-Geräte und Festplatten (das Handbuch spricht hier lediglich von kompatiblen Wechseldatenträgern). Was die beiden letztgenannten Medien angeht allerdings in sehr limitiertem Maß. Ältere MP3-Sticks, wie der MUVO von Creative oder der Sony NW-Walkmen bereiteten keine Probleme, doch weder Samsungs Yep-Reihe, noch die lokalen iPods (Shuffle, Video, Touch) kamen zum Zug. Das finde ich schade, denn die Apple-Player haben schließlich einen hohen Marktanteil und ich möchte nicht jede iTunes-Playlist mit hohem Aufwand in der Dateiverwaltung (Ordnerstruktur, Namensgebung, Reihenfolge) Sticktauglich machen müssen. Vielleicht wäre ein passendes Dock für die nächste Revision keine schlechte Idee. Bei den Festplatten bleiben wie so oft Macintosh und Linux-Dateiformate außen vor. Windows-Harddisks werden laut Herstellerangaben nur eingelesen wenn sie eine Kapazität von 250 GB nicht übersteigen und zudem FAT-formatiert sind. Also bitte, lieber Hersteller. Sollen wir in Zeiten von Terabyte-Datenträgern wirklich viele Dutzend kleine FAT-32 Partitionen auf der Platte anlegen?

Zur Musikbibliothek: Die Workstation spielt ausschließlich MP3-Dateien von 32 bis 320 kbit/s (CBR und VBR) ab. Sicherlich ist MP3 das gängige Format, dennoch hätte ihr WAV und unter Berücksichtigung der Zielgruppe vor allem auch AAC-Unterstützung gut zu Gesicht gestanden. So müssen M4A-Titel aus dem iTunes-Store erst umgewandelt werden, bevor sie zum Mixen auf dem Datenträger wandern. Schade! Auch wenn die Konventionen erlauben, bis zu 999 Songs in 999 Ordner zu packen, sollten vielleicht nicht mehr als 30 Titel pro Verzeichnis aufgespielt werden, da ansonsten der Suchvorgang etwas umständlich wird. Ein besonderes Lob verdient die Konstruktionsabteilung, weil sich beide Decks mit nur einem Datenträger bespielen lassen. Sind am Set also zwei identische Exemplare vorhanden, ist man sogar für den Fall gerüstet, dass ein Speichermedium wegen eines Defekts ausfällt. Prima!

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