DJ-Tech U2 Station MKII Test

Praxis

Setup und Handling
Ihr könnt euch sicherlich denken, dass so ein Komplettsystem schnell aufgebaut, in Windeseile verkabelt und out-of-the-box startklar ist. Kopfhörer einstöpseln, Stick anschließen und ohne große Einarbeitungszeit ins Mixvergnügen abtauchen. So lautet die Devise. Der Bootvorgang dauert keine zwei Sekunden. Im rekordverdächtigen Tempo sind die Flashspeicher eingelesen und die Player betriebsbereit. Die Kombination aus Folder und File-Encoder erweist sich als sehr effizient. Nach circa zwei Sekunden Laufzeit eines Titels kommt der automatische Beatcounter zu einer Tempoeinschätzung, die sich bei der Techno- und House-Auswahl fast ausnahmelos mit der manuellen Eingabe und der Anzeige des externen Zählwerks deckt. In rockigen Gefilden lag er von Fall zu Fall leider genauso zielstrebig daneben und benötigte deutlich länger für die Analyse. Ergo empfiehlt es sich vor allem im Genre-Mix, das Tempo sicherheitshalber manuell zu tippen. AUTO-BPM funktioniert im Übrigen nicht für anliegende Audioströme sondern ausschließlich für die MP3-Dateien. Ich erwähne dies, weil rechnergestützten Anwendungen, wie Atomix Virtual-DJ durchaus in der Lage sind, die Geschwindigkeit eines eingeschleiften Signals zu berechnen. Und obendrein eine Wellenform mit Peaks zu generieren, was wir hier natürlich nicht erwarten.

Tempobezogenes
In einigen elektronischen Stilrichtungen gehört das takt- und tempogenaue Übereinanderlegen der Kickdrums zu einer zünftigen Mixsession wie die Butter zum Brot. Hierzu bedarf es an erster Stelle eines Pitchfaders, welcher an der U-Station eine Länge von 60 Millimetern vorweisen kann und zudem drei unterschiedliche Auflösungen mit 4, 8 & 16 Prozent spendiert bekommen hat. Auf der untersten Stufe beträgt die Regelgenauigkeit 0,1 Prozent. Das kann sich sehen lassen. Falls eine Tempoanpassung nicht erwünscht ist, bleibt er einfach abgeschaltet. Dank der integrierten BPM-Anzeige und dem TAP-Button sind die Tracks schnell auf das gleiche Tempo eingestellt und mit den Pitchbend-Tastern oder den Jogwheels in den Gleichschritt geschubst. Das Dial beschleunigt oder bremst den Track um maximal 100 Prozent, offenbart aber eine leichte Verzögerung bis es nach dem Stillstand wieder die volle Geschwindigkeit erreicht. Die beiden Bend-Taster arbeiten abhängig vom Pitch mit vier, acht oder sechzehn Prozent.

Laufen die Musikstücke im Gleichschritt, gehen die Equalizer ans Werk und blenden die Frequenzbänder ineinander. Für meinen Geschmack hätte der Regelwiderstand allerdings etwas sanfter ausfallen können. Nicht nur Anfänger hätten sich bestimmt über eine Autosync-Funktion mit Beatindikatoren gefreut. Dann könnten auch Ungeübte ohne viel Gerumpel Tante Trude auf der nächsten Familienfeier beeindrucken, obwohl natürlich nicht überall House, Electro oder Hip-Hop gespielt wird. Und Autosync von Bowie über Lambada nach Westernhagen macht ja auch irgendwie keinen Sinn.  

Pitchstufen_korr

Der Keylock kommt häufig beim Beatmix zum Einsatz und wird eingeschaltet, damit die Tänzer von potentiellen Tonhöhenverschiebungen während der Geschwindigkeitsanpassung nichts mitbekommen. Allerdings gelingt dies je nach Ausgangsmaterial und Time-Stretching-Routine nur bis zu einem bestimmten Grad. Der U-Mix interpoliert ordentlich und schafft respektable 3-4 Prozent, dann werden die digitalen Artefakte deutlich hörbar. Anhand der nachfolgenden Soundbeispiele könnt ihr euch selbst ein Bild machen.

Audio Samples
0:00
Keylock Master Keylock bei -1,5% Keylock bei +1,5% Keylock bei -3,0% Keylock bei +3,0% Keylock bei -6,0% Keylock bei +6,0% Keylock bei -8,0%
Verkabelt_korr

Mit einer Schallplatte und einem Silberling bewaffnet sollen nun die beiden Vestax Zuspieler CDX05 und PDX2300 MKII in den Mix integriert werden, was tadellos funktioniert. Stehen die Wahlschalter am Backpanel in korrekter Position, liefern CD- und Plattenspieler keine nennenswerten Pegelunterschiede zu den internen Signalen. Die Vorverstärkerstufen sind passend aufeinander abgestimmt. Während des mehrstündigen Mixvergnügens lief von technischer Seite alles rund, was mich zuversichtlich stimmt, dass der Käufer mit der U-Station die nächste Betriebsfeier schadlos überstehen wird.

Solltet ihr jemals ein Booking für eine Stock-Car Crash-Challange bekommen, wo ihr dazu angehalten seit, auf der Ladefläche eines Trucks festgeschnallt aufzulegen und den Fahren mit donnerndem Heavy-Metal bis in die Haarspitzen zu motivieren, wäre der Kandidat sicher kein schlechter Kampfgefährte. Da keine optischen Laufwerke eingebaut sind, lassen ihn Bassvibrationen oder holperige Fahrten übern Rübenacker nämlich ziemlich kalt. Der Flash-Speicher ist sozusagen ein hundertprozentiger Antischock-Airbag. Eigentlich schade, dass kein Akku eingebaut ist, dann könnte er längere Zugreisen und Flüge versüßen. Wie auch immer. Bisher hat mich DJ-Techs Workstation in vielen Aspekten positiv überrascht. Ein Knackpunkt ist für mich noch der fehlende Boot-Out für die Monitoranlage. Am meisten vermisse ich jedoch die Möglichkeit das Summensignal auf dem Headphone abzuhören. Das kostet wertvolle Punkte. DJ-Techs U2-Station ist kein MIDI-Controller für professionelle oder fortgeschrittene Beatmixer, Hip-Hop-Performer oder Scratcher. Aber das ist auch gar nicht ihr Anspruch. Sie wendet sich an  ambitionierte Einsteiger, die es einfach und zu 100 Prozent kugelsicher mögen und schlägt sich vor diesem Hintergrund redlich. Letztendlich trägt auch der gelungene Setup-Modus mit einigen beliebten Features wie Autocue, Repeat-Funktion, Relay-Play und Fader-Start zum überwiegend positiven Gesamteindruck bei.

Software-Beigabe Magix Cleaning Lab SE
Magix Cleaning Lab Software zeichnet externe Audioquellen wie Schallplatten, Kassetten oder Tonbänder auf. Durch digitale Nachbearbeitung entfernt sie Störgeräusche wie Rauschen und Knacksen. Die entstandenen MP3-Dateien werden dann auf den Stick überspielt und mit der U2-Station abgespielt. Leider läuft die Beipacksoftware nur auf Windows-Rechnern. Zudem ist die 2008er Version neun auf dem Datenträger bereits etwas veraltet, denn zum Testzeitpunkt bietet der Hersteller bereits Nummer 17 an. Ob es wirklich Sinn macht, eine mehrere Jahre alte Software beizulegen, wo nicht nur Mac- und Linux-User das Nachsehen haben, sondern in diesem Fall auch Windows 7 Besitzer und zu einem ersten Frust- statt Freudenerlebnis führen könnte, sei mal dahingestellt. Wer das Cleaning-Lab nicht zum Aufzeichnen verwenden kann, findet im kostenlosen Editor Audacity vielleicht eine plattformübergreifende Alternative, die auch bereitwillig jede Mixsession für die Nachwelt festhält. Der DJ muss lediglich den Controller an den USB-Port anstöpseln, ihn in als Recorder auswählen und nach einem Klick auf den obligatorischen roten Button startet die Aufnahme. Im Zuge der No-Laptop Philosophie wäre ein interner SD-Card-Recorder die bessere Alternative, doch man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Oder?

Magix
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