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DJ-Tech USolo FX Test

Praxis

Die kompakte Bauform des USolo FX erweist sich zunächst mal als erstaunlich praxistauglich: An nahezu keinem Punkt (bis auf die Taster für die Loop- und Effekt- Quantisierung) hat man das Gefühl hier mehr Arbeitsfläche zu brauchen. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass das Gerät ein umfassendes visuelles Feedback über alle seine Betriebszustände liefert: Das beginnt bei der hervorragenden Ablesbarkeit des Displays, geht weiter über die Hintergrund-beleuchteten Taster und endet bei dem ebenso schicken, wie sinnvoll den Abspielstatus darstellenden LED-Kranz rund um das Jogwheel. Apropos Jogwheel: Das hat uns – in Anbetracht der Preisklasse – mächtig imponiert. Die Metallplatte im Zentrum verleiht ihm eine angenehme Haptik und optimale Masse, um auf dem genau CD-großen Kreisrund tatsächlich so etwas wie Spielgefühl aufkommen zu lassen. Kleinere Scratch-Manöver gingen mir jedenfalls bestens von der Hand. Dafür ist nicht zuletzt die Auflösung und Abtastung der Dotch-Pitch-Maske entscheidend – hier haben DJ-Tech offenbar ganze Arbeit geleistet, denn das Frame-genaue Anscrubben des Base-Kicks ist mit dem Gerät bestens zu bewerkstelligen. Im Controller-Verbund mit Traktor hatte ich fast den Eindruck, als wenn dort die Interpolation der Samples noch einen Tick genauer ist – das spricht letztlich aber nur für die hohe Präzision des Jogwheels und die Audio-Engine von Traktor.

Audio Samples
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Cue scrubbing

Mit der mächtigen 64GB SDHC-Karte, die wir dem USolo FX im Test zu fressen gaben, kam er ebenso gut zurecht, wie mit einer externen 2,5 Zoll-USB-Platte und einem 16-GB-Stick. Allein beim Herausrücken der SD-Karte zeigte er sich störrisch: Die Karte verschwindet beim Eindrücken in den Laufwerksschacht zwar formschön im Gehäuse, beim Auswurf ragt sie dann allerdings nur knapp 3 Millimeter über den Schachtrand. Das Herausziehen mit frisch geschnittenen Fingernägeln stellte sich entsprechend friemelig dar und machte den Einsatz einer Pinzette unumgänglich.

Auch irritierte mich der signifikante Zeitunterschied beim Mounten von SD- und USB-Medien (bei gleicher Datenmenge): War die SD-Karte im Augenblick des Einsteckens bereits verfügbar, sinnierte der USolo FX schon geschlagene 5 Sekunden lang vor sich hin, bis er den Zugriff auf das USB-Medium gestattete. Ein Verhalten, das ich auch von meinem Windows-Rechner kenne und mir immer damit erkläre, dass USB-Medien als neues Laufwerk und nicht als Datenträger wie SD-Karten, gemountet werden. Hat sich der USolo FX erst mal mit einem Audiospeicher angefreundet, lässt sich per Encoder-Rad zügig durch den Datenbestand navigieren. Dazu trägt auch die konsequente Trennung in Folder- und Track-Ansicht bei, die zunächst allerdings etwas ungewohnt ist (anfänglich will man ständig mit Drücken des Encoders in einen Ordner wechseln).

Hat eine Audiodatei so den Weg in den USolo FX gefunden, macht die Arbeit damit durchgängig Spaß: Das Display zeigt knackig alle relevanten Track-Informationen, der BPM-Counter irrt sich fast nie und auch die Navigation innerhalb der Tracks gestaltet sich als höchst geradlinig. Auch die Hot-Cue- und Auto-Loop-Sektion wissen zu gefallen: Besonders letztere findet mit beeindruckender Genauigkeit die Nulldurchgänge der Audioschleife und auch die Start/End-Interpolation arbeitet tadellos – mir ist es jedenfalls nicht gelungen, eine knacksendes Schleife zu fabrizieren. Was die Hot-Cue-Taster anbelangt, muss man wissen, dass werksseitig die Option ‚Recall Cue’ deaktiviert ist – erst wenn man sich durch die Systemeinstellungen gehangelt hat und diese Möglichkeit zum Leben erweckt, speichert USolo FX die heißen Einsatzzeichen dauerhaft auf dem Datenträger ab.
 
Die Effektsektion sollte man als nette Dreingabe begreifen und nicht als hochpräzises Audio-Skalpell: Da sich die Klangverwurstung nicht vorhören lässt und man bei der manuellen Effektsteuerung mittels des Jogwheels nicht die Parameter-Namen, sondern lediglich die Werte für X und Y sieht, sind präzise Effekt-Fahrten nur sehr eingeschränkt machbar.
 
Nur Gutes hingegen kann ich wiederum von der Audioqualität des USolo FX berichten: Der Grundklang der Wandler ist extrem knackig und druckvoll und die Mp3-Dekodier- Algorithmen holen auch aus Bitraten von unter 160 Kbit/s noch das letzte Quäntchen Dynamik `raus. Auch die Berechnung von Pitch-Änderungen erfolgt mit exzellenter Qualität: Im Bereich von +/- 6 Prozent sind Änderungen hier – sowohl bei aktiviertem, wie auch ausgeschaltetem Key-Hold – nahezu artefaktfrei. Ab zehn Prozent aufwärts werden die Transienten – physikalisch unumgänglich – etwas rauer und verwaschener. Allerdings war hörbar, dass sich die Algorithmen merklich bemühen, hier die Knackigkeit zu wahren: Regelt man einen Song im Pitch massiv herunter, werden die Kick-Transienten kurzfristig etwas knarzig, 2-3 Schläge danach aber wieder definierter. Hier braucht der Prozessor wohl offenbar eine kleine Bedenkzeit, um die Interpolation zu optimieren.

Audio Samples
0:00
Pitch +/-6% Pitch +/-6% (keylock) Pitch +/-12% Pitch +/-12% (keylock) Pitch +/-25% Pitch +/-25% (keylock) Pitch +/-100% Pitch +/-100% (keylock)

Aber nicht nur Solo kann der U FX (man verzeihe mir das flapsige Wortspiel) überzeugen, sondern auch im Rechner-Verbund. Mit Traktor verstand er sich jedenfalls bestens: Alle Basis Bedienelemente (Jogwheel, Pitch, Play/Pause) und sogar noch ein bisschen mehr als in der Anleitung steht, nämlich auch die Hot-Cue- und Loop-Taster übermitteln ihre MIDI-Daten zuverlässig an den Rechenknecht. Ein Blick in die – am Rande lobend zu erwähnende – MIDI-Mapping-Tabelle offenbart dann, dass der USolo FX imstande ist, auch die exotischeren Steuerelemente, wie den Track-Select-Encoder, den Pitch-Range und sogar das Gedrückt-Halten von Tasten zu übermitteln, was in der taufrischen Tsi-Datei, die uns zur Verfügung stand einfach noch nicht implementiert war. Wer hier selber Hand anlegt, sollte mit so vielen verfügbaren Bedienelementen in der Lage sein, sich sogar mit nur einem USolo FX ein praxistaugliches 2-Deck-Setup zu konfigurieren.
Womit wir auch schon bei der Frage wären, wer in Zeiten der übermächtigen Popularität von Controller/Rechner-Lösungen eigentlich noch einen solchen Media-Player braucht. Nun, zunächst einmal vermittelt das Wissen darum, dass hier kein Schreib-/Lesekopf in nur einem Nanometer (0,000001 Millimeter) Abstand über der empfindlichen Magnetscheibe schwebt, ein gutes Gefühl der Sicherheit – den USolo FX wuchtet man auch im laufenden Betrieb von Links nach Rechts, ohne dass sich auch nur ansatzweise ein Gedanke an die Datenintegrität einstellen würde. Zunächst unscheinbar, aber im praktischen Betrieb nicht zu unterschätzen, ist auch das Fehlen jeglicher Boot-Vorgänge: Den USolo FX schaltet man an und dann ist er „da“ – keine Akklimatisierung an die Raumfeuchtigkeit (wie bei Notebooks sehr zu empfehlen – Stichwort: Kondenswasser) und kein Öffnen von Programmen (und kein Wegklicken von Netzwerk-Meldungen). Und nicht zuletzt ist da die Kompatibilität: Wer auf aktuellen Veranstaltungen den Laptop/Controller-Ringelpietz beim DJ-Handover verfolgt, kann schon mal ins Grübeln kommen, ob das alles in die richtige Richtung geht. Beim USolo FX macht man im Vorfeld die Ansage ‚bringt euren USB-Stick, SD-Karte oder Festplatten mit’ und der Abend ist plötzlich umbaufrei entspannt – auch nicht schlecht. Eine Frage wollte mir allerdings während des gesamten Tests nicht aus dem Kopf gehen und konnte auch vom deutschen Vertrieb nicht beantwortet werden: Warum ist es nicht möglich, die Audio-Ausgänge des USolo FX beim Controller-Betrieb als Soundkarte zu nutzen? Wenn der Verbund zweier USolos über USB funktioniert, müssten selbige doch in der Lage sein, bidirektional zu kommunizieren… aber vielleicht denke ich da auch einfach in eine falsche Richtung.

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