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DJ-Tech X10 Test

PRAXIS

Für die anstehende Mixsession wandert der X10 auf den DJ-Tisch, wo er mit den Turntables, einem CD-Player und dem iPad verbunden wird. Die Anschlussbuchsen und Bedienelemente zeigen eindeutige Funktionsbeschreibungen, sodass sich auch absolute Greenhorns schnell zurechtfinden sollten. Dann noch die symmetrischen Klinkenausgänge mit der PA verkabelt und ab geht´s. Unser Proband punktet mit einem übersichtlichen Layout und ist intuitiv zu bedienen. Ferner stellt er für viele Tasten und Schalter kleine Status-LEDs bereit, die eine visuelle Kontrolle ermöglichen. Anwender, die mit elementaren Mix- und Scratch-Kontrollen arbeiten wollen und durch eine Horde Effektregler und integrierte Sampler oder XY-Pads eher irritiert sind, werden dies zu schätzen wissen. Das Platzangebot dürfte dem europäischen Durchschnittsfinger Rechnung tragen. Was mich jedoch ein wenig stört, ist die vergleichsweise hohe Vehemenz, mit der ich den Cue-Buttons zu Leibe rücken muss. Die Position des Gain-Reglers ist nicht mein Fall, aber jeder Jeck ist ja bekanntlich anders.

Im analogen Zuspieler-Mix ist festzustellen: Erwartungsgemäß fällt das iPad aufgrund seiner sehr geringen Ausgangsleistung zurück, was natürlich nicht dem X10 anzulasten ist, denn dessen Vorverstärkerstufen sind passend aufeinander abgestimmt und zeigen keine nennenswerten Pegelunterschiede, wenn man zwischen den externen CD- und Plattenspielern umschaltet. Das über die symmetrischen Buchsen ausgespielte Signal präsentiert sich druckvoll und ausgewogen. Der Klang der optionalen Phono-Preamps mag im direkten Vergleich zu Hi-Class-Modellen vielleicht ein klein wenig dumpfer sein, in seiner Preisliga kann sich der Kandidat aber locker behaupten.

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X10 Phono Preamp Nox-202 Phono Preamp DJM-250 Phono Preamp

Keine Frage, der umfangreiche Kurvenzugriff in Kombination mit der Reverse-Funktion und die einhergehenden Mix-/Blendoptionen sind ein Highlight am X10. Meine Prüfung ergab, dass in Cut-Stellung kaum mehr als ein Millimeter Regelweg zurückzulegen ist, bis der Fader voll öffnet. Ich bin wahrlich kein Hardcore-Scratcher, aber ich finde, hier wurde respektable Arbeit geleistet.

CurvecontrolsDJ-TECH_X10

Zwei richtige Killerfeatures in der Kategorie „Battle-Mixer“ unter 300 Euro sind das 4-Kanal-Audio-Interface und der USB-Hub. Die Soundkarte arbeitet mit 16-Bit-Auflösung und einer maximalen Samplerate von 48 kHz, was in Anbetracht von Preisklasse und Verwendungszweck in Ordnung geht. Windows- und Mac-Treiber sind Bestandteil des Lieferumfangs und befinden sich auf der Software-CD. Diese beinhaltet zudem Manuals für Deckadance und den X10 sowie für viele andere Produkte von DJ-Tech. Auch der Installer von Deckadance LE ist hier zu finden. Die Software aus dem Hause Image Line nimmt einen Festplattenplatz von knapp 250 MB inklusive Samples in Anspruch und ist innerhalb weniger Klicks nach Eingabe der Seriennummer startklar.
Deckadance 1.8 ist ein DJ-Programm mit modernen Features. Neben zwei virtuellen Abspieleinheiten mit Titel- und Tempoinformationen, Pitch-, Transport, Cue und Loop-Tasten und frequenzcolorierten Wellenformen sind dies: Virtuelle Cross- und Linefader mit Phasenmeter, Beat-Indikator und wahlweise Peak- oder Spektralanzeige. Dazu gesellen sich Equalizer, vier Master-Effekte und ein synchronisierbarer Acht-Slot-Sampler. Positiv fällt auch die Musikbibliothek mit einer Automix-Funktion, Playlisten, iTunes-Integration und einem separaten Song-Manager-Fenster auf. Sieben Effekte (davon vier Filter) samt XY-Pad sorgen für Abwechslung in der Session. Drei Relooper zerstückeln den Audiopuffer nach allen Regeln der Kunst in 16 Samples mit je vier Unterteilungen, die wahlfrei neu arrangiert werden dürfen. Der Shuffle-Modus der Vollversion viel jedoch fiel dem Rotstift zum Opfer. Echt schade.

Deckadance_LE

Auf dem Apfel stellte sich Deckadance als verhältnismäßig leistungshungrig heraus. Zumindest lief das gesamte System zäher als bei anderen Kandidaten, obgleich die Hardwareanforderungen mit OSX v10.4, G4 1.5 GHz oder Intel Core Duo und 512 MB RAM für Image-Lines DJ-Applikation vergleichsweise moderat ausfallen. Leider gelang es mir nicht, meinen SCS3D in das Setup zu integrieren, obwohl der Controller in der Software ausgewiesen wurde und als MIDI-Schnittstelle angegeben werden durfte. Allerdings stand das Piktogramm zur Mapping-Auswahl nicht bereit, so wie man es von der Vollversion kennt. Die Anwahl und Konfiguration einer Steuerkonsole kann also nur mit einer Vollversion erfolgen. Auch trübten unvermittelte Software-Crashs das Spielvergnügen auf dem Apfel-Rechner mit OSX 10.7.
Als Nächstes sollte der PC zum Zug kommen. Nach Aufspielen der ASIO-Treiber sollen Timecodes zur Steuerung der Decks herhalten, schließlich spricht die Verpackung von „easily connect your DVS-Software“. Trotz eines „External Control“-Fensters in Deckadance LE mit verheißungsvollen Vinyl-Control-Tellern ist es nicht möglich, die Timecode-Funktion zu nutzen. Einen Hinweis gibt es dazu im Handbuch. Wir halten fest: Jegliche Art von Fernsteuerung (außer Maus/Tastatur) bedarf also eines Updates auf die Vollversion, was sich bei einem Preis von knapp 112 Tacken für die Club-Edition (DVS) oder 52 Euronen für die House-Edition (MIDI-Controller-Support und Learn, ohne DVS) durchaus lohnen könnte, denn in der Softwareoberfläche stehen eine Menge interessante Features für kreative Mixeinlagen bereit. Deckadance hat einiges zu bieten, nur ist der Spaßfaktor ohne haptische Controller sehr begrenzt. Ein Update bringt in dieser Hinsicht deutlich spannendere Features hervor. Was aber, wenn das Budget nach Anschaffung des Mixers erst einmal ausgereizt ist? – Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern vielleicht mal ein Auge auf „Mixxx“ werfen.
Das quelloffene Programm bietet zwei Decks mit Auto-Sync, Cuepoints, Loops und Effekten. Die Musikbibliothek importiert iTunes und Traktor-Libraries, es gibt Wiedergabelisten, virtuelle Plattenkisten und eine Auto-DJ-Funktion. Ferner werden MIDI-Controller und Serato/Traktor Timecodes unterstützt. Selbst eine Broadcast-Funktion zur Live-Übertragung ist implementiert. Und das Beste: Es kostet keinen Cent.

Unser Test unter Mixxx verlief erfolgreich. Sowohl das Serato Timecode Vinyl als auch die Timecode-CD wurden auf Anhieb erkannt und ließen sich zur Steuerung der Tracks einsetzen. Die Bedienoberfläche hinkt zwar teilweise etwas hinter der tatsächlichen Pitch-Position hinterher, aber die Geschwindigkeitsanpassung erfolgt korrekt und die Audioübertragung stimmt. Beim Scratchen und Abfeuern von Effekten und Loops kam es nicht zu Performance-Einbrüchen. Ich möchte an dieser Stelle dennoch betonen, das Mixxx in den Punkten Bedienkomfort, Features und der Gesamtperformance nicht mit den kommerziellen Platzhirschen gleichziehen kann und sicherlich an einigen Stellen ein Codelifting benötigt. Für all diejenigen, die das Controller- oder Timecode-Deejaying mit dem X10 jedoch zunächst einmal ausprobieren wollen, ohne weitere Kohle für ein Software-Update zu berappen, ist Mixxx definitiv eine Option. Wer bereits eine Virtual DJ, Mixvibes, Deckadance oder Traktor Pro Vollversion hat, kann diese natürlich auch nutzen. Ebenso können Traktor-Scratch und Serato-Interfaces angeschlossen werden. Wer nicht so weit gehen möchte und lediglich seinen Winamp-Player oder iTunes zur Beschallung von Tante Trudes siebzigsten einsetzen will, kann alternativ direkt ausgeben.


Ein Szenario, das sich ebenfalls aufdrängt, ist der Betrieb mit Traktor Pro und einem Kontrol X1. In dieser Kombination gilt es lediglich, das Audio-Routing innerhalb Traktors auf External-Mixer mit den Kanälen out 1/ 2 und 3/ 4 zu stellen. Der X1 konfiguriert sich von selbst und der DJ kann sofort loslegen. Das Interface taktet von Haus aus auf 512 Samples ein, was in diesem Fall 10,7 ms Processing und 23 ms Output und somit eine Gesamtlatenz von 30 ms bedeutet, oops! – Im Test konnte ich allerdings gefahrlos 128 Samples mit 2,7 Processing und 11,0 ms Output = 13,7 ms gesamt fahren (Vergleich: Audio 4DJ 8,4 ms bei 5,7 ms Output). Das kommt nicht an Native oder Rane ran, aber deren Interfaces kosten meist mehr als der ganze DJ-Tech Mixer.
Eine bittere Pille musste ich dennoch schlucken. Trennt man am Apple versehentlich das Netzteil und klemmt es anschießend wieder an, ist ein unangenehmes Dauerknacken zu hören. Da war ich froh, den Kopfhörer vorher abgenommen zu haben. Lediglich ein Neustart bringt alles wieder ins Lot. Auf Windows 7 tritt dieser Fehler nicht auf. Das Trennen des USB-Kabels verursacht auf beiden Systemen keine Probleme.

Traktor

Besonders in budgetorientierten Lokalitäten, wie der kleinen Kiezkneipe um die Ecke, oder in Szene-Bars, die ein breit aufgestelltes Musikportfolio präsentieren, könnte sich der Testkandidat als Universaltalent herausstellen. Zwei Turntables, zwei CDJs, ein X10 und der Inhaber ist für alle Fälle gerüstet. Der Mixer bietet dem  Discjockey die Möglichkeit, Silberlinge abzuspielen oder seinen PC anzuschließen und die Software seiner Wahl zu nutzen. Wer mag, kann sogar noch einen USB-Stick mit einem Plattenwunsch anschließen und diesen in seinem Mix-Programm unterbringen. Für die nächste Damenwahl oder sonstige Moderationen wird das Mikrofon ins Spiel gebracht. Vinylfetischisten und Scratch-DJs verwenden die Turntables, letztgenannte freuen sich über ausgefeilte Curvecontrols. Elektro-DJs schließen ihr MIDI-Brett an und mancher nutzt das interne Interface und Timecode-Vinyls, sei es mit Dongle-Box oder ohne. Im DJ-Team bringt jeder seinen Lieblingscontroller mit und man spielt Pingpong. Kompakt genug, um ihn mit auf Reisen zu nehmen, ist er ebenfalls – und sei es, er findet Verwendung als Ersatzgerät für den Stamm-Mixer. Nicht schlecht für unter 300 Euro Straßenpreis…

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