Praxis
Ich teste edjing mix auf meinem iPad Air erster Generation. Zunächst sortiere ich dafür die Library und füttere die Warteliste mit Tracks für den Automix. Tracks für mein DJ-Set landen in der Playlist. Beim Laden eines Musikstückes ins Deck analysiert edjing die BPM zehntelgenau und setzt die Beatgrids. Für den Sync-Modus ist das unverzichtbar, aber nicht generell für den Mix, denn ich kann natürlich auch mit dem Pitchfader manuell das Tempo anpassen – oberhalb einer Pitch-Range von +/-15 Prozent jedoch nicht mehr filigran. Wenn ich das Tempo um mehr als acht Prozent verändere, leidet darunter zudem die Soundqualität, da verstärkt Artefakte auftreten.
Starte ich das Deck per Touch von der virtuellen Platte aus, spüre ich eine leichte Latenz, wie ich es vom Auflegen mit einem riemengetriebenen Turntable oder Direktantrieb mit geringem Drehmoment kenne. Aber nach etwas Übung bekomme ich das in den Griff und die Beats der Tracks sitzen phasengenau. Mit der Transportsektion hingegen klappt es auf Anhieb und ohne Verzögerung.
Es empfiehlt sich, vor dem Mix den Cue beziehungsweise Hotcues zu setzen, vor allem beim Downbeat, um an den Anfang des Tracks springen zu können. Alternativ tippe ich in der Wellenform auf den Startpunkt, allerdings erwischt man in der Waveform des rechten Decks nicht selten den Setup-Button, da dieser zu nah angrenzt. Einen kleinen Bug entdecke ich beim mehrmaligen Drücken der Cue-Taste: Mit jedem Start des virtuellen Plattentellers läuft dieser ein Stück weiter.
Manuell angeglichen marschieren nun meine beiden Decks einige Takte im Gleichschritt, doch nach etwa einer Minute läuft der Mix leicht auseinander, obwohl das Tempo laut BPM-Anzeige identisch ist. Um die beiden Tracks synchron zu halten, bemühe ich kurzerhand die Pitch-Bend-Buttons – sehr hilfreich. Einfacher gelingt der Mix via Sync, denn dann passt die App nicht nur das Tempo an, sondern startet, wenn ich dazu die Pfeiltasten betätige, obendrein noch die Blende synchron.
Effekte und Loops
Die Effektsektion ist zweifelsohne eine der Stärken der App. Mit dem Öffnen des FX-Tabs erscheinen über den virtuellen Plattenteller zwei FX-Fenster, sodass sich zwei Effekte kombinieren lassen. Beim Echo beispielsweise wird die Länge – hier von ¼ bis zwei Beats – eingeblendet. Effekte wie Phaser und Flanger, die förmlich zum Schrauben an den Frequenzen einladen, bieten hingegen ein XY-Pad zum Modifizieren der Parameter.
Sampler
Die 16 Slots des jeweiligen Samplers sind derzeit nicht frei belegbar, sodass man sich mit dem bereitgestellten Material zufriedengeben muss. Beim Auslösen der Samples bemerke ich auch ein kleines Delay, sodass man erst nach etwas Übung die Sounds exakt auf den Beat platziert.
Automix und Record
Die acht verschiedenen Crossfader-Kurven bieten genügend Möglichkeiten für abwechslungsreiche und vom Sound homogene Blenden. Während der definierbaren Übergangsphase schaltet der Sync, so gewünscht, automatisch ein, edjing eignet sich somit auch für die pausenlose Hintergrundbeschallung, denn es mischt die in der Warteliste hinterlegten Tracks meistens holperfrei und in Phase. Allerdings ist mir das Programm im Automix-Modus während des Tests zweimal abgestürzt.
Ihr könnt euren Mix ganz einfach im M4A-Format aufzeichnen. Um ihn im Handumdrehen mit euren Freunden oder den sozialen Netzwerken zu teilen, bietet die App mehrere Optionen, ohne dass ihr das Programm verlassen müsst. Entweder ihr teilt den Mix als Datei via Mail oder als Link direkt bei Facebook, Twitter und Google+.
Für dich ausgesucht
Mixfader und DVS
DJiT Mixfader ist ein Bluetooth-Crossfader, der „Plug ’n’ Play“ mit edjing mix funktioniert. Für das reine Überblenden von Musikstücken ist der Mixfader bei einem Verkaufspreis von 129 Dollar wahrlich überqualifiziert, für schnelle Cuts beim Scratching, entweder per virtuellen Plattenteller oder DVS angeschlossenem Turntable, sieht das schon anders aus. Edjing mix funktioniert auch als DVS, vorausgesetzt, die per Lightning-Kabel an das iPad angebundene Soundkarte ist iOS Class Compliant und besitzt einen Phono-Eingang für den Plattenspieler. Native Instruments Traktor Audio 6 wäre ein Kandidat hierfür.
Eine Soundkarte ist laut Hersteller sogar gänzlich überflüssig, wenn ein USB-Turntable direkt mit dem iPad über ein Camera Connection Kit verbunden wird. Dann lässt sich im Zusammenspiel mit dem Mixfader obendrein noch scratchen und cutten, fast wie mit einem kompletten Hardware-Setup. Dennoch würde ich für professionelle Einsätze Serato DJ oder Traktor Scratch in Kombination mit einem Mischpult bevorzugen. MIDI-Controller landen bei edjing mix mangels Kompatibilität und Mapping-Funktion aktuell noch auf dem Abstellgleis.