Im 3. Teil unseres bonedo-Specials über die DJ-Kultur in der DDR folgen wir den Top-Diskothekern durch die besten Clubs der Hauptstadt und atmen noch einmal den Duft von Cabinet-Zigaretten, Würzfleisch und Action-Deodorant. Hier nun der letzte Teil unseres Rückblicks auf ein vergangenes Stück ostdeutscher Musikkultur, das es verdient hat, in Erinnerung zu bleiben.
Locations
Tanzveranstaltungen fanden meist in Mehrzweckräumlichkeiten statt: Kultursäle, Jugend-und Studentenclubs, Dorfkneipen und die omnipräsenten „MZG“, Mehrzweckgaststätten, im Volksmund „Fresswürfel“ genannt, die in den vielen Neubaugebieten entstanden. Hier fand mittags Schulspeisung statt, nachmittags Cafe-oder Restaurantbetrieb, und abends kam ein Schallplattenunterhalter und baute seine Anlage auf, denn die allerwenigsten Locations hatten eine eingebaute PA oder andere tanzveranstaltungsspezifische Merkmale.
Die Eintrittspreise waren niedrig, die Getränkepreise sowieso, und es war allgemein üblich, am Wochenende unterwegs zu sein, ob auf dem Land oder in der Stadt. Ausgehen und Tanzen war wichtig, weil es für Jugendliche sonst kaum Zerstreuung zwischen Schule, Ausbildung und FDJ gab. Schon 1985 wurde auf einem FDJ-Plenum beschlossen, dass die Jugendklubs sieben Tage die Woche aufhaben sollten und so hatten die Diskotheker viel zu tun, und viele spielten bis zu fünf Tage in der Woche.
Berlin – Hauptstadt der DDR
In der Hauptstadt gab es die meisten Läden und dank der Nähe zu West-Berlin war hier am meisten los und lief die neueste Musik. Das hatte auch teilweise mit den Diplomatenkids zu tun: Die Repräsentanten ausländischer Botschaften residierten sowohl in Ost-als auch in West-Berlin und gingen über die innerdeutsche Grenze ein und aus. Die für DDR-Bürger unüberwindbare Mauer existierte für sie dank ihres Diplomatenstatus praktisch nicht und das galt auch für ihre Sprösslinge. Um die feierwütigen „Diplokids“ scharte sich oft eine Clique Jugendlicher aus dem Osten und gemeinsam zog man durch die Nacht, gerne in die Läden, wo man den Diskotheker kannte und ihm ein Tape mit der neuesten Musik in die Hand drücken konnte – um dazu wenig später zu tanzen.
Und auch für die Beschaffung von musikalischem Equipment waren sie wichtig: Da Diplomaten im Gegensatz zu Normalsterblichen an der Grenze nicht kontrolliert werden durften, war der Kofferraum bei der Einreise immer voll mit Technik und Klamotten, alles auf Bestellung. Denn das unverzollte Einführen von Waren galt natürlich auch in der DDR als Zollvergehen. Und das „Schenken“ von Dingen durch „Freunde aus dem Westen“ war ebenfalls nicht erwünscht: Zu enge Westkontakte konnten zu Repressalien durch den Staat führen.
Alextreff und Turmdisco
Die Wasserspiele auf dem Alexanderplatz zwischen Fernsehturm, Rathaus und Neptunbrunnen waren ein beliebter Treffpunkt und von dort ging man schon früh am Abend zum Aufwärmen erst mal in die „Turmdisco“, wo oft Dieter Richter mit seiner „Disco Hauptstraße“ für die Musik sorgte. Oder in den „Alextreff“, wo sich zu häufiger wechselnden DJs ein junges wildes Publikum traf und in den Achtzigerjahren viel Black Music, Breakdance und New Romantic lief. Diese Läden schlossen spätestens um Mitternacht und ein Locationwechsel stand an.
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Operncafe, Lindencorso und Cafe Nord
Der angesagteste Laden war unumstritten das „Operncafe“ Unter den Linden. Hier verkehrte ein eher erwachsenes cooles Publikum, es lief nur die allerneueste Musik. Mainstream war total verpönt. Die beste Phase hatte das Operncafe, als es von 1981 – 86 ebenerdig im Cafe stattfand: Im Sommer saßen die Gäste auf den Fensterbrettern, die Musik schallte nach draußen und man sah, das was los war.
Musikalisch war das Operncafe in besten Händen: Mittwochs und Donnerstags spielte meist Oli’s Disco und den Freitag und Samstag bestritt Jule’s Discothek. Besonders legendär war jedoch der Montag mit Reini Müller von Velox Disco. Der relativ kleine Club war ständig voll und es brauchte schon gute Beziehungen zum Türsteher, um überhaupt reinzukommen.
Türsteher hatten hohes Ansehen. Wer sie kannte, ging an der Schlange vorbei und per Handschlag wechselten unauffällig 5 oder 10 Mark den Besitzer, je nach Bekanntheitsgrad. Viele Türsteher waren Bodybuilder, die offiziell einen Putzjob hatten, aber poliert wurde höchstens die Fresse eines Gastes, wenn er sich danebenbenahm. Und Schlägereien waren in und vor vielen Diskotheken der DDR keine Seltenheit.
Etwas gediegener ging es im „Lindencorso“ zu, ebenfalls Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße. Hierhin zog es die internationalen Gäste der umliegenden Hotels, und alle Top-Diskotheker legten hier gern auf, schon aus Prestigegründen.
Um einiges größer war das „Cafe Nord“ an der Schönhauser Allee. Auch hier mussten die Diskotheker ihre PA mitbringen, aber zumindest eine Lichtanlage war fest eingebaut. Dort legte Harry Hacker auf. Gerade Samstags standen lange Menschenschlangen bis um die Ecke vor der Tür, denn das „Nord“ war ein place to be, auf den sich fast alle einigen konnten.
Nachtboutiquen
Nachtboutique war die Bezeichnung für Tanzveranstaltungen für Volljährige, die öffneten, wenn die Lokale für Minderjährige schlossen. Gegen 22 Uhr wurde in vielen Clubs die Musik ausgemacht und die Ausweise wurden kontrolliert. Unter 18-jährige mussten gehen, für die Älteren begann die Nachtboutique. Gern auch mit einem Ortswechsel.
Mit dem Schwarztaxi ging es raus nach Berlin-Marzahn in die „Feuerwache“, einem weiteren Hotspot der Hauptstadt. In der Mehrzweckgaststätte befanden sich mehrere Floors, die Samstags immer gut gefüllt waren. Die Schlange davor war auch hier lang und rein kam oft nur, wer den Türchef kannte, der dafür bekannt war, die Reihe der Wartenden abzulaufen, um zu sehen, wen er reinholen will.
Die Feuerwache war bekannt für ihre aufwendigen Dekorationen für die regelmäßig stattfindenden Mottopartys. So wurde z. B. bei der Faschingsparty „Zu Gast bei Graf Dracula“ die ganze Feuerwache zu einem Spukschloss umdekoriert, und Strandpartys wurden unter künstlichen Palmen gefeiert. Das Stammpublikum bekam dafür Einladungen persönlich in die Hand gedrückt. Hier fanden auch die 1986 die ersten Misswahlen der DDR statt, offiziell als “Frühlingsfest mit Wahl der Miss Frühling”.
Eine andere Route durch die Nacht begann womöglich im HdL, Haus des Lehrers, danach zog man ein paar Häuser weiter ins Mokka-Eck im Haus der Statistik in der Hans-Beimler-Straße (heute Otto-Braun-Straße), ein Szeneladen, wo von Mittwoch bis Samstag von 22:00 Uhr bis 4:00 Uhr Party war. Hier spielten häufig Jule und Andy’s Disco. Übrigens nicht zu verwechseln mit der nicht weit davon entfernten Mokka-Milch-Eis-Bar neben dem „Kino International“ – dort fand übrigens am 9. November 1989 die Premiere von „Coming Out“ statt, dem einzigen DEFA-Film mit zentral homosexueller Thematik, für den wiederum einige Szenen auch im Mokka Eck gedreht worden sind.
Gay Disco
Meist traf sich die schwule Szene jedoch in der „Busche“ in der Buschallee in Weißensee. Hier feierte ein zumeist männliches Publikum hemmungslos zu Disco-Klassikern und Hi-NRG. In seinem 1992 erschienenen Buch „Once Upon A Time In The East“ beschreibt Autor Dave Rimmer einen Besuch in der „Busche“.
Sein Freund und mein späterer Labelchef Mark Reeder (einem größeren Publikum bekannt aus dem Film „B-Movie“) gab dem DJ ein bislang unveröffentlichtes Promotape der kommenden Pet-Shop-Boys-Single „Domino Dancing“.
Doch als der DJ den Titel spielte, leerte sich die Tanzfläche. Niemand wollte mehr tanzen. Auf diesen Vorfall angesprochen bemerkten meine Gesprächspartner für diese Recherche schmunzelnd, dass die Leute wirklich nur zu der Musik getanzt haben, die sie bereits aus dem Radio kannten. Als Diskotheker war es wichtig, genau diese feine Linie zwischen frischer neuer, aber trotzdem bekannter Musik perfekt zu bedienen. Oder wie Pet Shop Boy Neil Tennant höchstselbst in seiner Eigenschaft als Musikredakteur für das englische Teenager-Magazin „Smash Hits“ einmal sinngemäß schrieb: Die Leute gehen in die Discothek, um dort mit vielen anderen die Kraft der Musik gemeinsam zu erleben, die sie sonst nur leise aus dem Radio kennen.
In der Karl-Marx-Allee ging man etwas exklusiver im „Cafe Moskau“, „Cafe Warschau“ dem „Budapest“ und dem „Bukarest“ aus, bevor es das Publikum in die Nachtboutiquen zog.
Ein weiterer Klassiker des Ost-Berliner Nachtlebens war das „FAS“ in der Frankfurter Allee Süd. Hier spielte häufig Tommy Tute. Später in den Achtzigern waren dann Läden etwas außerhalb der Innenstadt angesagt, wie das „Bärenschaufenster“ in der Otto-Schmirgal-Straße nahe dem Tierpark Berlin, das „Lichtenberger Wappen“ in der Seifertstraße und die „Schillerglocke“ (Leninallee 277, heute Landsberger Allee).
Dies waren ebenfalls alles Clubgaststätten im dualen Betrieb: tagsüber Restauration, abends Tanz.
Saturday Night Fever
Zu den wenigen „richtigen“ Diskotheken in der DDR zählte der „Jugendtreff im Palast der Republik“. In dieser Vorzeigediskothek gab es eine von unten beleuchtete Tanzfläche á la „Saturday Night Fever“, eine sich drehende Bühne, und gegen Ende der Achtziger liefen auf Fernsehern die neuesten Musikvideos aus dem Westen. Allerdings ging es dort allgemein etwas steifer zu und die Szene machte um solche offiziellen Discos einen großen Bogen.
Und noch eine weitere Disco wurde in der DDR „aus dem Boden“ gestampft: Das „Am Kornfeld“ entstand 1987 in Marzahn und war als richtige Diskothek konzipiert, mit groß dimensionierter und fest installierter Anlage und von unten beleuchteter Tanzfläche. Obwohl ein Restaurant angeschlossen war, in dem man auch noch mitten in der Nacht etwas essen konnte, wurde „Am Kornfeld“ tagsüber nicht für gastronomische Zwecke genutzt. Nach der Wende wurde die Disco in „Corny Island“ umbenannt.
„Warum ausgerechnet Marzahn?“, mögen manche fragen. Das erst Ende der Siebzigerjahre entstandene größte Neubaugebiet der DDR sollte aufgewertet werden, denn noch in den Achtzigerjahren wuchsen kaum Bäume und Sträucher zwischen den frischen Plattenbauten. Die letzten Jahre der DDR standen auch schon sehr unter dem Einfluss der Perestroika-Politik von Michail Gorbatschow, und auch die Vorbereitung und Durchführung der aufwendigen 750-Jahrfeier Berlins im Jahre 1987 brachte zusätzliche Freiheiten in Sachen Konsum und Unterhaltung.
Alternative Disco
Natürlich gab es auch Diskotheker, die sich auf Heavy, Blues oder Jazz, Dark Wave, Gothic oder Ska spezialisiert hatten. Das Publikum für solche alternativen Tanzmusiken zog von Donnerstag bis Sonntagabend jeden Tag in einen anderen Laden, denn viele Clubs hatten Spezialnächte an bestimmten Tagen. Zum Beispiel gab‘s im Cafe Nord Samstags das normale Eighties-Pop-Programm mit Pet Shop Boys, Madonna, Kool & The Gang. Sonntags war der Laden aber zu völlig anderer Musik gerammelt voll, dann lief dort schrägerer Sound wie B-52s, Anne Clark, New Order und The Cure.
Die bekanntesten Läden, in denen stets Underground-Sound lief, waren der immer noch existierende „Dunckerclub“ und das „ABC“ am S-Bahnhof Hirschgarten, ein großer Laden im Stil einer Landgaststätte. Hier traf sich die Szene für New Wave, New Romantic, Dark und Ska.
Punk und New Wave liefen auch im PW (Plänterwald), im Saalbau Friedrichshain und im Jugendclub „Pablo Neruda“ – die heutige „Insel der Jugend“ in Treptow. Die MZG „Storkower Eck“ am S-Bahnhof Storkower Strasse war ein bekannter Heavy-Schuppen. Hier liefen harter Rock und Metal.
Typische Diskotheker-Jobs waren auch „Mucken“ in Locations wie dem Sport- und Erholungs-Zentrum SEZ (Landsberger/ Ecke Danziger Strasse) zur Rollerdisco oder Eisbahndisco.
In den Ballhäusern wie dem Ballhaus Berlin in der Chausseestraße und Clärchen‘s Ballhaus in der Auguststraße traten Bands und Kapellen auf, drum herum spielten Amateur-DJs ebenso wie in vielen Studentenclubs und Jugendclubs. Hier fühlten sich auch die „Blueser“ oder „Kunden“ mit Tramper-Schuhen und Fleischerhemden wohl,welche die Schickimicki-Discos in den Fresswürfeln verabscheuten.
Mechanische Bespielung
Alle musikalischen Veranstaltungen in öffentlichen Räumen mussten bei der Kreispolizeidienstelle Abteilung Erlaubniswesen eine bis drei Wochen im Voraus angemeldet werden. Das galt sogar dann, wenn kein Diskotheker gebucht war und im Hintergrund einfach nur Musik von Kassette laufen sollte. In diesem Fall trugen die Betreiber der Jugendclubs und Gaststätten auf dem Anmeldebogen “Mechanische Bespielung” ein. Das war auch ein kleines Schlupfloch für die ersten musikalischen Gehversuche junger Hobby-DJs ohne die Lizenz zum Auflegen.
Dann wurde das Musikprogramm mit vorbereiteten Tapes und ohne Moderation vom Bartresen gestaltet, möglichst so dezent, dass es nicht als aktives Auflegen ausgelegt werden konnte.
„Mechanische Bespielung“ war allerdings kein Erfolgsmodell: Die Leute in der DDR wollten tatsächlich unterhalten werden, und es war ungewöhnlich, wenn Musik ohne Moderation durchlief. Kaum vorstellbar heutzutage, da Club-DJs kontinuierlich mixen und es mehr als ungewöhnlich wäre, wenn DJs mit Mikro moderierten.
Einstufung und Vermittlung
Die Fähigkeit zur niveauvollen Unterhaltung im Geiste des DDR-Sozialismus wurde in den Einstufungen geprüft. Die waren mehr als nur ein Gesinnungstest, denn eine höhere Einstufung erlaubte dem Schallplattenunterhalter, eine höhere Gage verlangen und potentiell in besseren Läden spielen. Zuerst erfolgte eine theoretische Prüfung, bevor die fünfköpfige Prüfkommission ihn bei einem öffentlichen Auftritt besuchte. Diese bestand aus Experten, die das Bühnenverhalten, die Moderation, die Technik und die Musikauswahl beurteilen sollten. Und natürlich war auch stets ein Funktionär für das Politische mit dabei. Genau an diesen Abenden wurde die 60/40-Regel peinlich genau eingehalten und ein besonders ausgewogenes Musikprogramm präsentiert.
Mehr dazu im 1. Teil unserer dreiteiligen Serie.
Das Publikum wusste häufig Bescheid und spielte mit, damit der Diskotheker die Einstufung bestand. Und selbst wenn die Prüfung nicht bestanden wurde, konnte sich der SPU nach zwei Jahren wieder um eine höhere Einstufung bewerben. Nach der Neueinstufung spielte der Diskotheker dann beim nächsten Gig wieder die Musik, für die ihn seine Fans schätzten.
Die Notwendigkeit, 60/40-konform zu spielen, schmolz ab Mitte der Achtzigerjahre übrigens immer weiter dahin. Der Staat erkannte die Realitäten an, dass für die Jugend das Tanzen zu Westmusik einfach nur ein wenig Druck vom Kessel des reglementierten Alltags in der DDR nahm, und ließ die Diskotheker zumeist stillschweigend gewähren.
Die höchste Einstufung, die man erlangen konnte, war die Profi-Stufe C für „außergewöhnliche Leistungen nach hohen internationalen Maßstäben“. Nur Künstler mit dieser Einstufung durften auch für Konzerte ins nichtsozialistische Ausland reisen. Diese Einstufungs-Klassifizierungen galten für alle Kunstschaffenden. Selbst Frank Schöbel, der vielleicht bekannteste Sänger der DDR, hatte eine Einstufung, natürlich Profi-C.
Gute Infos zur Amateur-und-Profieinstufung für Musiker und natürlich auch Diskotheker in der DDR finden sich auf dieser Website zum Thema Folkmusik.
Aber die Einstufung war nicht alles: Auch Amateur-DJs wurden von den Clubs angefragt, wenn sie einen guten Namen hatten. In Berlin liefen diese Arbeitsvermittlungen zumeist über die Konzert-und Gastspieldirektion KGD.
Die Clubgaststätten hinterlegten bei der KGD, welche DJs sie haben wollten, die Diskotheker machten dort ihren Monatsplan voll, füllten nach dem Gig im Club ihre Spielbescheinigung aus und gingen am Ende des Monats wieder zur KGD, wo 20 % Steuern direkt abgezogen wurden. Der Rest wurde gleich cash an der Kasse ausgezahlt. Zusätzlich gab es noch Trinkgeld im Club, das üblicherweise unter dem kompletten Personal aufgeteilt wurde, also Türstehern, Gastronomiepersonal und Diskothekern.
Auswärtsmucke
Alle DJs mit Profieinstufung konnten gut von ihrem Beruf als Schallplattenunterhalter in Ost-Berlin leben. Und sie waren auch im Rest der Republik sehr gefragt. Auswärtsauftritte waren oft deutlich lukrativer als Heimspiele in den angesagten Läden der Hauptstadt, weil Diskotheker die Anreise und die Nutzung der eigenen, mitgebrachten Technik und Tonträger den Veranstaltern offiziell in Rechnung stellen konnten. Je weiter weg, desto mehr Geld. Manche solcher Auftritte machten die Profi-Diskotheker selbst klar, meistens wurden die Gigs aber über die KGD vermittelt.
Hauptauftraggeber waren die Freie Deutsche Jugend FDJ, Gewerkschaften, große Firmen und Kulturhäuser. Allgemein gab es selten langen Vorlauf: Diskotheker wurden nur wenige Wochen vor der Veranstaltung gebucht.
Der Rest der Republik
Auch der Rest der Republik hatte attraktive Locations zu bieten. Die bekanntesten Diskotheker spielten in Leipzig im „Eden“, im „Panorama-Hotel“ in Oberhof oder dem sehr renommierten „Hotel Neptun“ in Warnemünde. In Dresden ging man ins „Volkshaus Laubegast“ und die „Scheune“, in Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) in das „Panorama“, „Club M“, „FZ“, „Villa“, „Fuchsbau“, „Firl-Würfel“ oder das „Waschhaus“.
Im ländlichen Raum war Schlager-Musik schon damals sehr beliebt, was in den Hauptstadt-Discos ein absolutes No-Go war. Aber auch hier dominierte Musik von Westkünstlern wie Roland Kaiser & Co.
Mein bonedo-Kollege Dirk Duske war selbst noch DDR-Diskotheker, bevor die Wende kam, und widmet der damaligen Zeit ein eigenes Kapitel in seinem auch sonst absolut empfehlenswerten dicken fetten Buch „Gut aufgelegt! Das Lehrbuch und Nachschlagewerk für den DJ“, welches mittlerweile in der 20. Auflage erschienen ist.
Die Stars der Szene
Die bekanntesten Diskotheker der DDR kamen aus Ost-Berlin. An jedem Wochenende konnte man die Stars der Szene wie „Velox Disco“, „Tute“, „Jule‘s Diskothek“, „Andy’s Disco“, „Disco Hauptstraße“, „Was Sonst“ oder „Oli’s Disco“ in den angesagtesten Läden hören. Obwohl sie jede Musik spielen können mussten, hatte doch jede Disco ihr eigenes Profil. Jule war beliebt für intelligente Moderation mit viel Sprachwitz. „Andy’s Disco“ spielte mit Jule auch schon mal Back-to-Back im Operncafe. Olaf Ponesky war der jüngste Profi-Diskotheker und dachte sich mit seinen Freunden immer besondere Aktionen für die Feuerwache und das Operncafe aus. Und Reiner Müller und Thomas Froese von Velox waren das wohl bekannteste DJ-Team und traten fast immer einzeln auf, um die vielen Doppelbookings bewältigen zu können.
Laut Jule gab es vier Generationen von Diskothekern. Die erste war die „Weltfestspielgeneration“: 1973 mussten für die Weltfestspiele in Ost-Berlin unbedingt DJs her und ca. ein Dutzend Diskotheker bekamen ohne Eignungsprüfung direkt eine Schallplattenunterhalterlizenz zuerkannt, darunter Thomas Glas (Tommy Tute), Reiner Müller und Thomas Froese (Velox Disco), Olaf Marbach (Oli’s Disco), Hartmut Kanter und Matthias Schiener. Danach wurden dann die gleichen Amateur-und-Profieinstufungen angewendet, die auch für andere Musiker und Sänger galten.
Die zweite Generation musste sich dann schon über Eignungsprüfungen bewähren.
(siehe auch: DJs in der DDR: Die Diskotheker, Auflegen als staatlich geprüfter Schallplattenunterhalter, Teil 1)
Dazu zählte z. B. Andy Scheer (Andy’s Disco).
Die dritte Generation lernte von der ersten und zweiten, dazu zählt z. B. Jule, der Tute und Andy’s Disco als seine Vorbilder nennt.
Die vierte Welle vor der Wende wurde dann von Olaf Ponesky und seiner „Was sonst“-Disco angeführt. Olaf stammt aus einer Entertainer-Familie: Sein Vater Hans-Georg Ponesky war der wohl beliebteste Showmaster im DDR-Fernsehen, sein älterer Bruder Gerald wiederum war Produktionsleiter bei legendären Konzerten wie dem von Depeche Mode 1988 in der Werner-Seelenbinder-Halle.
Frauen am Pult
Bisher war hier immer vom „Diskotheker“ in der männlichen Form die Rede. Aber es gab auch Frauen am Pult, wie z. B. Barbara Just von der B&B-Disco aus Berlin, Sabine Scharrschmidt oder Tina Kaiser von der LSD Light Show Discothek aus Hoyerswerda.
In den Siebziger- und Achtzigerjahren gab es selbst im Westen kaum Frauen am DJ-Pult, und die Vermutung liegt nahe, dass der Osten mit immerhin fünf Prozent Diskothekerinnen gegenüber dem Westen vorne lag. Die DDR hatte sich die Gleichberechtigung der Frau im Berufsleben schon aus produktionstechnischen Notwendigkeiten offiziell auf die Fahne geschrieben, und daher war es gern gesehen, wenn sich Frauen für die Eignungsprüfung anmeldeten.
Dazu Barbara Just: „Es gab nicht viele Frauen unter den Diskothern, aber die waren für viele der Jungs eine echte Konkurrenz. Männer haben meist kommerzieller gespielt, die Frauen eher „intellektueller“ mit weniger Mainstream. Frauen hatten im Disco-Alltag mit dem Futterneid ihrer männlichen Kollegen zu kämpfen und nur die ganz Starken haben’s durchgezogen.“
Bauen, Wickeln, Tunen, Schneidern
Auch in der DDR gab es neben den Diskothekern, Türstehern und Barleuten weitere Leute, die zu einer vitalen Szene einfach dazugehören. Ganz wichtig waren die Boxen-Bauer. Tapedecks und Verstärker konnte man sich noch einigermaßen problemlos in die DDR mitbringen lassen, aber die großen PA-Türme hätte die Oma aus dem Westen dann doch nicht tragen können. Also bauten Schreiner mit kleinen privaten Werkstätten die beliebtesten Westboxen exakt nach und dann die Lautsprecher der Wahl ein. Beliebt waren Electro-Voice und Bose, aber auch Nachbauten der in den Achtzigerjahren populären Carlson-Boxen mit ihrem prägnanten Theatervorhang-Design.
Wer an keine West-Speaker kam, griff zu Lautsprechern aus DDR-Produktion und ließ diese von 50 auf 100 Watt umwickeln. Auch Verstärker von Vermona wurden getunt, um mehr Power rauszuholen. Mehr zum Thema Technik findet ihr im zweiten Teil unserer dreiteiligen Serie „DJs in der DDR“.
Aber auch Fashion war ein Thema: Vor allem junge Frauen mit Blick für Mode schneiderten Klamotten aus Zeitschriften nach. Man kannte sich, brachte den nötigen Stoff mit und holte sich später die frisch geschneiderte Klamotte wieder ab. Und wer unbedingt ein Outfit aus einem Videoclip haben wollte, konnte das in Auftrag geben. Und damit kommen wir weg von der Technik zu den kulinarischen Aspekten, die beim Ausgehen wichtig waren.
Trinken, Essen, Riechen
Clubszenen leben nicht von der Musik allein: Es muss auch was zu trinken sein. Die Getränke in der DDR waren etwas anders als heutzutage. Alle Spirituosen kamen natürlich aus der sozialistischen Welt. Beliebt waren süße Weine wie der Rosenthaler Kadarka aus Bulgarien, Tokajer aus Ungarn, Murfatlar aus Rumänien, Muskateller aus der DDR oder der Dessertwein Cotnari. Beliebte Longdrinks waren Wermuth mit Eis, Gin Tonic mit Zitrone, Martini Dry, Grüne Wiese, Daiquiri und Moulin Rouge, ein Cocktail aus Rotwein und Orangensaft auf Eis mit rot-gelb getrennten Farbschichten. Gut gingen auch Kirschwhiskey (Kiwi), Eierlikör, Doppelkorn und diverse Cola-Mischgetränke mit Goldkrone oder Wodka.
Der König der Clubgetränke war jedoch der Krimsekt. Josef Stalin hatte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach einem Schaumwein für besondere Anlässe verlangt. Sowjetskoje Schampanskoje schmeckte trocken, aber lieblich und brauchte keine Konkurrenz aus Spanien oder Italien zu scheuen. Eigentlich ein Exportprodukt (80 % ging in den Westen), war er auch in der DDR im Delikat Warenladen und für unter 30 Mark in so gut wie jeder besseren Disko zu haben. Biertrinken war zumindest in den Ost-Berliner Clubs verpönt.
Weil der Großteil der Diskotheken in Mehrzweckgaststätten stattfand, boten manche für den kleinen Hunger zwischendurch typische Gerichte an wie Würzfleisch (eine Tasse mit kleingeschnittenem Frikassee und Käse überbacken, dazu Toast und Worchester Sauce), Steak au Four (ein Schweineschnitzel mit Würzfleisch und Käse überbacken), russische Soljanka und deutsche Gulaschsuppe.
Auch sonst war alles „dufte“: Der beißende Rauch von Zweitakter-Auspuffabgasen draußen und Club-, Cabinet-und Duett-Zigaretten drinnen wurde elegant mit Kosmetikartikeln der auch heute noch existierenden Marke Florena überdeckt. Begehrt bei der Jugend war ab Mitte der Achtzigerjahre die Serie “Action” mit Parfums, Deodorants, Haarspray und Schminkartikeln. Und für alle, die wissen wollen, wie der Osten damals roch, ist „Action“ sogar wieder erhältlich, mit zitroniger Hauptnote, etwas Sandelholz und im Abgang noch ein bisschen Amber, bei der kleinen Parfümerie Casino Parfüm Saxonia aus Marienberg/ Pobershau.
Test the West
Nach der Wende brach die ostdeutsche Discoszene relativ schnell in sich zusammen. Die Mauer, die dieser Jugendkultur buchstäblich ihre Grenzen gesetzt hatte, war Vergangenheit und die Verlockung von Freiheit und Abenteuer, die vorher durch die westliche Musik und Kleidung in die DDR kam, war nun plötzlich selbst erlebbar. Westklamotten gab es ab sofort für kleines Geld an jeder Ecke und die Kids kosteten gierig die bislang unerreichbaren Früchte, sei es in den West-Berliner Kudammdiscos oder auf den Technopartys in den leerstehenden Gebäuden an der Mauerperipherie. Der Notzusammenhalt, den die DDR dargestellt hatte, war nicht mehr da, und mit dem Staat verschwanden auch seine subventionierten Institutionen wie die KGD, die Jugendclubs und das HO-Gaststättensystem.
Ähnlich wie in anderen Branchen auch befanden sich Veranstalter und Diskotheker nun plötzlich in direkter Konkurrenz zu ihren kapitalismuserfahrenen Kollegen aus dem Westen, und nur wenige konnten sich auf die neue Zeit flexibel genug umstellen. Dazu kam oft die herbe Enttäuschung beim Lesen der Stasi-Akten, wenn manche erst in den frühen Neunzigerjahren herausfanden, wer sie seinerzeit bei der Stasi angeschwärzt hatte.
Die friedliche Wende und Vereinigung war ein Glücksfall für beide deutschen Staaten, aber sie bedeutete auch das Ende der Mauerstadtkultur West-Berlins und der Diskotheker-Kultur in der DDR.
Eure Story
Seid ihr auch noch in der DDR ausgegangen? Habt ihr womöglich sogar als Schallplattenunterhalter oder Techniker gearbeitet? Wie waren eure Erfahrungen? Schreibt es uns in den Kommentaren, wir freuen uns auf eure Geschichten!
Websites zum Thema
Klaus Uhlmann aus Chemnitz (früher Karl-Marx-Stadt)
Eine Betrachtung der staatlichen Kontrolle auf Musik und Texte in der DDR mit vielen weiterführenden Quellen findet sich hier.
Sven sagt:
#1 - 20.10.2022 um 14:39 Uhr
Hallöchen, sehr schön zu lesen, und man findet sich gleich in den 80ern wieder. Wir waren in fast allen erwähnten Discotheken zu besuch. Meist aber Cafe Nord, FAS, Feuerwache, Turm und Schillerglocke. In jüngeren Jahren noch im PiPa, das war die Disco im Pionierpalast. Auch nicht zu vergessen ist die recht gediegene Disco Pressecafe am Alexanderplatz. Heute ein Steakhouse. MZG gab es wirklich viele, kann mich noch an MZG Leipzigerstr., Greifswalderstr., und am Luch erinnern. Nach der Wende gab es (oder schon davor?) noch das Wartenberger und das Marzahner Zelt...
Peter Schuenemann sagt:
#2 - 24.01.2023 um 18:34 Uhr
Sehr gut geschrieben, es wurden fast alle "alten" DJ Kollegen erwähnt. Noch heute treffen wir uns unregelmäßig, siehe bei Facebook unter KAG Schallplattenunterhalter Berlin-Köpenick. Gruß Lucky
Michaela sagt:
#2.1 - 04.04.2023 um 22:20 Uhr
Hallo… ich suche einen DJ aus DDR Zeiten. Er hat wohl auch im Neptun aufgelegt… hieß Maschine 2. Kennen Sie ihn zufällig? Gruss
Antwort auf #2 von Peter Schuenemann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenUwe Leo Auerswald sagt:
#3 - 22.03.2023 um 10:54 Uhr
Wirklich guter Artikel, ganz am Anfang sicher auch die erste Discothek im Kino International mit Leo
Dieter Seider sagt:
#3.1 - 12.05.2023 um 23:33 Uhr
Sehr interessant...ich war der Gründervon 4 der genannten Läden...am Kornfeld,dann Corny Island ..davor Feuerwache,Pressecafe,Alextreff und Harmonie
Antwort auf #3 von Uwe Leo Auerswald
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenBeckert sagt:
#3.1.1 - 30.07.2023 um 22:10 Uhr
Jaa…. das war das Beste: die Feuerwache. Da waren wir gerne den ganzen Abend und nicht erst 1 Uhr. Ich erinnere mich gut dran. Schöne Zeiten 🤩
Antwort auf #3.1 von Dieter Seider
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAndrea Beckert sagt:
#4 - 18.06.2023 um 22:39 Uhr
Hallo und guten Abend, ich habe heute (erst) diese Artikel über die DJ in der DDR gelesen: kann mich an vielen Details erinnern. Auch habe ich den DJ von der Diskothek vis a vis im Kornfeld kennen gelernt. Viele Utensilien wie die nachgebauten Carlson Boxen und das Orginal Mischpult aus dem Kornfeld, sowie einige Fotos von (H. Beckert) und kompletten Kassetten-Koffer sind noch vorhanden. Andy Scheer hat mir eine Kassette von Tanita Tekerem geschenkt und Paul‘chen war Techniker von der Diskothek Tarantel (Frank Lier) dürfte wir im Palast der Republik kennen lernen. Jedenfalls…. eine tolle Zeit, ich erinnere mich gerne. liebe Grüsse Andrea
Andreas Scheer sagt:
#4.1 - 25.11.2023 um 16:43 Uhr
Einen lieben Gruß in die Vergangenheit und an Dich, Andrea. An die übergebene Kassette von Tanita Tikaram kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern, aber an die tolle Zeit. Leider hat mein alter Freund Jule einen kleinen Fehler eingebaut: Ich habe immer auf das "i" im Disko-Namen wertgelegt. Daher stand auf den Schildern auch stets" Andis Disko". Viele Grüße an alle, die sich auch noch an "unsere" Zeit erinnern, von Andreas "Andi" Scheer
Antwort auf #4 von Andrea Beckert
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenThomas Teubel sagt:
#4.1.1 - 20.01.2024 um 17:52 Uhr
Hallo Andreas Scheer, Habe heute zufällig den Artikel über die guten alten Diskojahre gelesen. Wir beide haben in den ersten Stunden zusammen gemuggd und bis zum bitteren DDR Ende hatten wir auch immer Kontakt. Ich bin der jute alte Tommi Teubel. Wenn Du diese Zeilen liest und mal Lust hast, kannst Du mich ja mal anrufen. Würde mich freuen. 015140174526 😎🙋♂️
Antwort auf #4.1 von Andreas Scheer
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAndreas Scheer sagt:
#4.1.1.1 - 04.03.2024 um 20:13 Uhr
Hallo Tommi, natürlich kann ich mich erinnern, auch wenn manche Dinge in der Vergangenheit fast hinter einem Nebel verschwunden sind, wie wir ihn auf der Fahrt zur Silvester-Mucke an die Ostsee erlebt haben. Ich glaube, ich habe eher mit Dir telefoniert, als das Du meine Antwort hier lesen wirst. Viele Grüße Andi
Antwort auf #4.1.1 von Thomas Teubel
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenKerstin Winkler sagt:
#4.1.2 - 27.02.2024 um 00:54 Uhr
Hallo Andi, wenn ich demnächst Zeit und Muße habe, werde ich auch aufschreiben, was mir schon lange auf der Seele liegt zum Thema DJ's in Ostberlin und Stasi, was alles in meinen BStU Akten aufgetaucht ist als ehemalige Partnerin und Technikerin eines DJs, der hier im Artikel nicht beschrieben wurde.
Antwort auf #4.1 von Andreas Scheer
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAndreas Scheer sagt:
#4.1.2.1 - 04.03.2024 um 20:10 Uhr
Liebe Kerstin, ich hoffe, meine Erinnerungen führen mich in die "richtige Richtung". Ich denke an eine Meisterin mit Nadel, Faden und Maschine, die ich nach der Wende in ihrem Atelier nahe des Kudamms besucht habe, die aber auch hervorragend mit Malerutensilien umgehen kann und mir mit ihrem damaligen Partner NN beim Renovieren geholfen hat. Sollte meine "Vermutung" stimmen, so freue ich mich, auf diesem Weg von Dir zu hören/lesen und hoffe es geht Dir gut. Herzliche Grüße von Andi
Antwort auf #4.1.2 von Kerstin Winkler
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenKerstin Winkler sagt:
#4.1.2.1.1 - 06.03.2024 um 11:23 Uhr
Hallo Andi, ja, da hast du den richtigen "Riecher", natürlich erinnere ich mich an Deinen Besuch in meinem Atelier, was mir aber nicht sicher, ob und wie ich das annehmen kann mit dem Hintergrund Ex & Hopp. Es war damals einfach eine "andere" Zeit, ob "besser oder schlechter" steht auf einem andern Blatt. Wir waren sehr jung, haben viel improvisiert und immer das "Beste" aus allem gemacht, was uns heute noch zu Gute kommt. Mein Glauben an das "Gute im Menschen" habe ich nie verloren. Die Vergangenheit ist gelebt und was die Zukunft bringt, weiß niemand, also lass und das "jetzt & hier" genießen, wie es uns unsere tollen Hunde täglich vorleben. Ich arbeite immer noch mit "Leib und Seele" als Schneidermeisterin & Gewandmeisterin an meinen Projekten und auch weiterhin für die "Kreativen", die mir ja besonders am Herzen liegen. Allerdings lebe ich seit 10 Jahren nicht mehr in Berlin, sondern wesentlich entspannter am schönen Bodensee im 3 Länder-Eck. Freue mich, wieder von Dir zu hören und viele Grüße zurück, natürlich auch an die liebe Petra ;)
Antwort auf #4.1.2.1 von Andreas Scheer
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPeter Possin sagt:
#5 - 19.01.2024 um 23:33 Uhr
Hallo schön zu lesen der Bericht ja die gute alte Zeit. Ihr habt doch noch 2 Läden vergessen.Das war die Partythek in Pankow und der Friedrichshof in Friedrichshagen,habe dort viele Monate gemuckt. Disckothek Nachtexpress,vielleicht erinnert sich noch jemand daran wäre schön darüber zu lesen
Toni sagt:
#6 - 02.02.2024 um 21:46 Uhr
An den „Bums“ Openair Disco im Kulti Plänterwald ,kann sich wohl keiner mehr erinnern. Punk's , Popper, Heavis und Gruftis tummelten sich an der Tanzfläche. Wir kamen uns vor, wie im Zoo. So wie uns die Touris aus dem „Tal der Ahnungslosen „ beäugt haben.
robotron soemmerda sagt:
#7 - 03.05.2024 um 08:49 Uhr
Alter;o) Weltklassebericht und urst gut recherchiert. Wenn auch mit Zielrichtung DJs werden einige Berliner Discotheken genannt, zu denen ich mal meinen kleinen Teil beisteuern möchte. Mal vorneweg, der(!) DJ als Person hat meinem Erleben nach grundsätzlich keine Rolle gespielt. Eher standen die unterschiedlichen Discos für jeweils ihren Stil. Erstmalig bewusst aufgefallen war mir der DJ (mit der markanten Nichtfrisur) im „Kornfeld“, da dieser im Unterschied zu allen andern damals schon über der Tanzfläche stand. In der Reihenfolge der Nennung des Artikels: MZG (als Nennung) war für mich MZG Leipziger Straße, äußerst beliebt mit der typisch und besonders langen Schlange. Ich würde mal sagen ein Popperschuppen, in dem aber auch Freunde anderer Musikrichtungen gerne mal abgetanzt haben. Alextreff: Selten, aber gerne dort gewesen. War irgendwie eine Liga höher/moderner/westlicher (wie das ganze Gebäude tagsüber mit Grilleta/Burger und Ketwurst/HotDog Verkauf), viele Westberliner, DDRler auch meist westlich gestylt und es war gefühlt von Vorteil, wenn man drinnen jemand kannte. Operncafe: fast unmöglich, aber noch eine Nummer drüber. Nach meiner Erfahrung eher für Gastronomen (andere Clubs) selbst und natürlich Wessis. Ähnlich auch die Harmony: in die ich erst nach Tätigkeit in der Gastro reinkam. Super Lokation, mit bestem Essen, was auch unser Koch aß (und das wollte was heißen, bei dessen Ansprüchen). Weil in dem Zusammenhang die Türsteher erwähnt wurden: In der Regel Kraftsportler und der genannten „Putzjob“ (Glas- und Gebäudereiniger) war einer der finanziell meist einträglichsten Berufe (neben Kellner, Fliesenleger und Autosattler). Café Nord: Für mich nur Sonntags (selten Mittwoch) da war es etwas leerer und bessere;o) Musik, Richtung des in der Nähe befindlichen „Thuleclubs“ für meist schwarz gekleidete Menschen. Getränkespezialität war der Eierflip und wer es ruhiger angehen wollte und nicht gerade in der Lehre war, konnte leckere Snacks bekommen. (In Gastro war Berlin ganz weit vorne.) Feuerwache: War ganz weit vorne, trotzdem war ich dort seltener, wegen der Konkurrenz in der Nähe „Schillerglocke“ und Darßer Straße (Name fällt mir nicht ein, „Storchennest“?). HdL, Mokka Eck, Moskau, Warschau usw.: war ich nie, war eher für eine andere, meist ältere Zielgruppe FAS: nur selten, aufgrund damaliger Freundin, die dort wohnte. Im Prinzip war die Frankfurter die Grenze des Nachtlebens. Südlicher von der war tote Hose. Bärenschaufenster: noch seltener, aufgrund Einladung eines Lehrkumpels, war mir zu „agro-fascho“. Zwar gab es für einige Zeit auch dort welche, waren aber eher „Spaß-Faschos“ und es gab viel mehr andere hübsche Menschen in der Schillerglocke: Hier führten mich vermutlich die meisten meiner Discobesuche hin. Tür war zwar Stress, aber drin war es eigentlich immer sehr gut. Sehr komplexe und gute Musikauswahl, meist in Blöcken je Stil, trotzdem immer sehr „verbindend“, mit einer schönen „langsamen Runde“ am Ende. Der DJ hatte es drauf bzw. wurde vom „Stamm-DJ“ gut instruiert. Jugendtreff im Palast: Urst tierisch edel (nicht teuer, sondern toll). In meiner Erinnerung keine regelmäßige Disco. Aber innen ein Träumchen, mit beleuchteter Tanzfläche. Wenn ich die Gelegenheit hatte, war ich dort mit am Liebsten. Neptun Warnemünde: Hatte ich nur einmal das Vergnügen, erinnerte mich an Palast der Republik. Am Kornfeld: Kam später, schlug aber tierisch ein (und löste bei mir die Schillerglocke ab). Am Arsch der Welt, aber dort stimmte alles. Man kann nicht alle aufnehmen, aber trotzdem noch: Ahornblatt: Einmal im Monat war es das Event schlechthin, ich dürfte fast jede Veranstaltung mitgemacht haben. Rechtzeitig Karten beim Palasthotel besorgt und dann ein „Inhouse-Lolapalooza“. Immer mit Motto (Acid-House, Dirty Dancing, Breakdance, BMX usw.) und unterhaltsamen „Kulturprogramm“. (Wenn es nicht unterhaltsam war, gab es Cotnari oder Murfatlar;o) Eisbär (Thälmannpark) und Weinbergsweg: Kamen auch spät. Sehr klein, aber aufgrund Entwicklung der Musik, erste Trends in Richtung „Club“. FE (Friedrichsfelde): Wenn überhaupt Nachtboutique (biorhythmisch furchtbar für Tanzwillige;o) dann eher dort. Nicht „offiziell“, aber Funk war schon sehr tanzbare Musik und die Mädchen die diese gut fanden, waren auch meist die hübscheren. Außerdem gab es dort Videospielgeräte. Ich gehe nicht ein auf: BBC, Der Alte, Kalinka, die Jugendclubs neben den Gaststättendiscos in den Plattenbaugebieten und in den Kulturhäusern der Betriebe (bspw. Ottomar Geschke) Danke für die Erinnerung.
robotron soemmerda sagt:
#8 - 03.05.2024 um 08:56 Uhr
Ach, und dann hatte ich nen duften Kollegen, der konnte Geschichten erzählen, von denen aber nicht klar war, ob diese stimmten. Eine der exotischsten Locations war die Yucca Bar. Die Tür soll so hart gewesen sein, das selbst die damals aufstrebenen Milli Vanilli nicht reingekommen sein sollen, so seine angeblich erlebte Geschichte;o)