In den letzten Jahren ist die Anzahl der maskierten DJs und Produzenten in der elektronischen Musik stark gestiegen. Zu den bekannteren Acts, die auch in den DJ Mag Top 100 vertreten sind, zählen dabei unter anderem Mike Candys, Angerfist und Deadmau5.
Doch auch in den weniger kommerziellen Genres, fernab von EDM, mehren sich die Maskierten – so trägt beispielsweise Claptone, erfolgreicher Deep House Act, eine goldene, venezianische Pestmaske.
Doch woher kommt die vermehrte Intention, sich als Musiker zu maskieren?
Um die heutige Maskerei besser verstehen zu können, lohnt ein kurzer Blick auf die Prototypen und Pioniere der elektronischen Musik überhaupt: Kraftwerk. Die Düsseldorfer Band trat schon in den frühen 70er Jahren vermehrt als lebende Maschine, als Roboter auf, ihr Outfit mit roten Hemden und schwarzen Krawatten ist mittlerweile legendär. Motivation dieses bis dato in dieser Form noch nie da gewesenen Auftretens war das Konzept der Entpersonialisierung, also die Trennung der Musik vom Musiker. Ein Kunstgriff, der bei Kraftwerk sehr griffig im Zusammenhang mit ihrer elektronischen Musik ist.
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In den 90er Jahren formiert sich mit Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo das französische House Duo Daft Punk und hebt in Folge das Konzept von von der Persönlichkeit der Künstler getrennte Musik auf eine neue Ebene. Mit ihren Roboter-Helmen schaffen sie es, obwohl Daft Punk weltbekannt sind, in ihrem Privatleben vollkommen anonym zu bleiben. Selbst unerkanntes U-Bahnfahren, für Weltstars eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, ist in dieser Anonymität möglich, eine Folge, die durchaus im Sinne der beiden Franzosen ist und durch den bewussten Schritt der Maskierung forciert wurde. Es existieren kaum Fotos von den Gesichtern hinter Daft Punk, die Maskerade wird zu jeder Zeit aufrechterhalten.
Sie selbst bezeichnen ihr Aussehen als zu langweilig für das Publikum. Die Helme helfen ihnen ein geschlossenes Image zu kreieren und ihren Fans ein Spannungsfeld aus Mystik und Realität zu bieten. Generell vergleichen die beiden Franzosen das Hören von Musik mit dem Lesen von Büchern, zunächst ist der Autor nicht wichtig, der Inhalt zählt.
Im Gegensatz zu diesen wirklich durchdachten und stimmigen Konzepten, wirkt das Maskieren in elektronischer Musik heutzutage fast schon als überstrapazierte Effekthascherei, als Marketing-Gag um sich vom Rest abzuheben. Oftmals könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Musik nicht aussagekräftig genug ist und visuell und konzeptionell unterstützt werden muss. In diesem Sinne: Mystik vor Marketing!Dass man selbstverständlich auch ohne Masken erfolgreich sein kann, zeigen zahlreiche TOP-DJs und auch unsere DJ/Producer Gearchats und Interviews.