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DOCtron IMC-500 Test

DOCtron IMC-500 im Test: Die originale IMC von DOCtron, den wir 2021 bereits für euch getestet haben, ist eine kleine, aber mächtig groß klingende Kiste. IMC steht übrigens für „Instant Mastering Chain“ – und die gibt es jetzt in noch kleiner und halb so teuer, nämlich in einer Variante für das API 500er-Format. Klingt sie auch so groß? Kurz zusammengefasst: Hinter DOCtron verbergen sich der fränkische Ingenieur Michael „Doc“ Schneider und der erfolgreiche DJ und YouTuber Martin Stimming aus Hamburg. Stimming wollte ein Gerät haben, das in den Rucksack passt und ihm bei Live-Sets sofort seinen Signature Sound in hoher Qualität liefern kann; Schneider war für die technische Umsetzung zuständig.

DOCtron IMC-500 test

Quick Facts zum DOCtron IMC-500

  • Stereomodul im API 500-Format mit True Bypass
  • VCA-Kompressor (THAT) mit zwei Modi: Feed Forward und Feedback
  • vier Ratios, Zeitkonstanten identisch zum SSL Bus Compressor
  • Shelving-EQ mit festen Frequenzen
  • analoge Sättigung und Limiting durch Lundahl-Übertrager
DOCtron Martin Stimmings Instant Mastering Chain Test Artikelbild
DOCtron Martin Stimmings Instant Mastering Chain Test

Die DOCtron Martin Stimmings Instant Mastering Chain ist ein hochspezialisiertes, vollanaloges und superkompaktes Mastering-Tool für Bühne und Studio. Nur ein Kilo schwer, aber es klingt nach so viel mehr. Der große bonedo-Test zeigt, wie es klingt.

15.12.2021
4,5 / 5
3 / 5

Vier Ratios stehen zur Verfügung

Insgesamt vier Ratios stehen beim Kompressor zur Verfügung: 1,5:1, 2:1, 4:1 und 10:1. Das kommt mir vom wohl populärsten VCA-Kompressor (dem SSL Bus Compressor) genau so bekannt vor wie die festen Zeitkonstanten, die sogar identisch sind. Soweit also erstmal alles klar, ohne großes Tamtam wandert der DOCtron IMC-500 in den Träger und wird als Hardware-Insert in die DAW eingebunden. Da sich das Einsatzgebiet natürlich nicht auf elektronische Musik beschränkt, das Konzept aber klar dafür gemacht wurde, nehme ich einen simplen elektronischen Instrumental-Loop mit dicker Kick als Basis.

Wo ist die 0?

Was nun? Ein erster Versuch zeigt sofort, dass „Unity Gain“ am IMC nicht ganz rechts auf der 0 dB Position stattfindet – zumindest nicht in der Praxis. Das hängt allerdings auch extrem von den Pegeln ab, die ihr hinein schickt. Mein Loop kommt mit viel Headroom daher (-23 LUFS I, Spitzen bei -8 dBFS) – das sieht in der ursprünglichen Zielgruppe wahrscheinlich etwas anders aus. Ich stelle erstmal alles blöd auf 12 Uhr (außer dem Drive, den lasse ich noch aus), die Ratio auf 4:1, lange Attack, kurze Release und lausche.

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Loop roh “12 Uhr” Ratio 4, Att 30 ms, Rel 100 ms, no Drive

Was macht der DOCtron IMC-500, und wenn ja, wie viel?

Tatsächlich funktioniert die 12-Uhr-Stellung super für Unity Gain, allerdings wird fällt sofort das größte Manko des Geräts auf: Es gibt keinerlei optische Info über die stattfindende Gain Reduction. Ich bin zwar immer ein Verfechter von „Hören ist besser als sehen“ – am besten bleibt aber die Kombination aus beidem und ich würde gerne auch schnell optisch checken, ob und wie viel der DOCtron IMC-500 überhaupt komprimiert. Da ich seit Jahren mit einem analogen SSL Kompressor auf der Summe mische, kenne ich den Sound von langer Attack und kurzer Release eines VCA-Kompressors mit THAT-Chip aber sehr gut. Und wenn ihr genau hinhört, hört ihr eine Prise dieses „Thwacks“ auf der Kick. Aber wir sind ja nicht hier, um subtilste Veränderungen zu analysieren, sondern den Dancefloor in Wallung zu bringen, also drehe ich den Drive rein und auf die Position „soft“. Anschließend schalte ich den Kompressor von Feed Forward auf Feedback.

Audio Samples
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“12 Uhr” Ratio 4, Att 30 ms, Rel 100 ms, soft Drive, FF “12 Uhr” Ratio 4, Att 30 ms, Rel 100 ms, soft Drive, FB

Sofort drückt der Drive, der das dicke Eisen des Traditionsherstellers Lundahl in die Sättigung fährt, den Loop kraftvoll nach vorne. Im Feedback Modus könnt ihr hören, wie der Kompressor sich etwas „entspannt“, gleichzeitig aber anders auf die Transienten reagiert. Der Sidechain für den Kompressor sitzt jetzt nämlich hinter dem VCA statt wie im Feed Forward-Modus vor dem VCA.

Vorwärts oder rückwärts?

Apropos Sidechain: Je nach Einstellung klingt der Feedback-Modus des DOCtron IMC-500 tatsächlich ein bisschen so, als hätte man den Rest mit der Kick „gesidechained“ – gerade für elektronische Genres ja ein wichtiges Stilmittel. Die Wahl zwischen Feed Forward und Feedback findet man auch beim API 2500, einem weiteren populären VCA-Kompressor.

Da mir Feed Forward hier besser gefällt, schalte ich zurück. Jetzt drehe ich den Input auf, um bei gleichem Threshold mehr Kompression zu bekommen, gehe aber mit der Ratio runter auf 2:1, um den Effekt milder zu gestalten. Wir gewinnen jetzt deutlich an Pegel, der Loop klingt fett, satt und luftig. Apropos „Luftig“: Ich aktiviere den EQ und gebe ca. 2 dB Bässe und ca. 5 dB Höhen dazu.

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“Input 3 Uhr” Ratio 2, Att 30 ms, Rel 100 ms, soft Drive, FF “Input 3 Uhr” Ratio 2, Att 30 ms, Rel 100 ms, soft Drive, FF plus EQ

Das macht Spaß. Die festen EQ-Frequenzen setzen mit 60 Hz und 12 kHz super an und die Boosts wirken nicht übertrieben. Unten rum dröhnt nichts und oben rum gehen die Synths auf den Seiten schön auf.

Mach mal heftig!

Mal sehen, wie weit wir gehen können. Ich drehe die Bässe auf ca. 7 dB, gehe mit dem Threshold deutlich weiter runter für mehr Kompression – Das verlorene Gain hole ich nicht mit dem Output auf, sondern drehe den Drive herzhaft auf 3 Uhr. Anschließend drehe ich den Drive zurück auf 12 Uhr und fahre den Output ans Limit.

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mehr Comp – mehr Drive – mehr Bässe weniger Drive – max Output

Jetzt pumpt es dick aus den Abhören und der Sub bekommt Arbeit. Erstaunlich, wie definiert der DOCtron immer noch klingt. Wenn ihr genau hinhört, merkt ihr allerdings, dass wir in Sachen Drive auf jeden Fall in einem Bereich angekommen sind, in dem der Lundahl nicht mehr nur sättigt und laut macht, sondern auch zerrt. Der IMC heißt nämlich nicht umsonst „Mastering Chain“ – ein Peak Limiter ist für das Mastering unumgänglich und im Club erst recht. Der DOCtron limitiert zuverlässig, allerdings wird auch für das Limiting der Lundahl-Übertrager genutzt. Eine Kombination von heißem Output und zu viel Drive wird daher schnell zu viel des Guten. Das kann aber natürlich auch gewollt sein und unterstreicht die Klanggestaltungsmöglichkeiten des DOCtron IMC-500. Ich drehe den Drive etwas zurück, bis ich nichts mehr zerren höre. Das klingt schon fett!

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AUDIO 09 noch weniger Drive
Mastering-Kette für API Series 500
Der DOCtron IMC-500 kann auch heftig.

Off, soft or nuts?

Zum Schluss versuche ich nochmal, mit möglichst vielen Paramater-Einstellungen des DOCtron IMC-500 zu experimentieren. Den Drive drehe ich jetzt einfach mal ganz auf – die Einstellung heißt sympathischerweise „Nuts?“ Sofort merke ich, dass ich erstens den Input ganz herunter regeln muss. Auch die Ratio runter zu drehen auf die für Martin Stimming wichtige 1,5:1 hilft sofort, den Sound wieder „einzufangen“. Die Attack drehe ich runter von 30 ms auf 10 ms, damit der Kompressor trotz niederiger Ratio etwas knackiger anspricht. Außerdem schalte ich wieder von Feed Forward auf Feedback. Anschließend versuche ich, komplett ans Limit zu gehen: Zurück auf Feed Forward, Ratio auf 10:1, Attack weiter runter auf 3 ms, Release dafür auf Auto, damit es nicht zu heftig pumpt. Den Drive drehe ich etwas zurück auf 3 Uhr, der EQ bleibt aktiviert, die Bässe drehe ich aber ebenfalls etwas zurück auf ca. +4 dB. Anschließend schalte ich den EQ bei identischen Einstellungen nochmal aus. Erneut fällt auf, wie musikalisch die Frequenzen abgestimmt sind – das bisschen extra Fundament fehlt genau so wie die schön luftige Präsenz, die den Synthie nach vorne bringt.

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“Nuts” Ratio 1,5, Att 10 ms, Rel 100 ms, FB, EQ “Am Limit” Ratio 10, Att 3 ms, Rel Auto, FF, EQ “Am Limit” Ratio 10, Att 3 ms, Rel Auto, FF, ohne EQ

DOCtron vs. SSL

Um den DOCtron IMC-500 grob einzuordnen, jage ich den Loop nochmal durch den SSL Fusion. Da ich mitten in einer Produktion stecke, belasse ich die Settings wie sie sind, die passen aber eigentlich ganz gut: Der Drive am Fusion ist ordentlich aufgedreht, der EQ boostet ebenfalls bei 50 Hz und 12 kHz, der Übertrager ist aktiviert, außerdem habe ich den Stereo Widener drin. Im Fusion-Insert werkelt der SSL Bus+ VCA-Kompressor im M/S-Modus: Die Mitte komprimiert mit 2:1 und Auto Release, die Seite mit 4:1 und schnellster Release, die Attack ist lang bei 30 ms. Weil der Fusion bei annähernd gleicher Lautheit clippen würde, lege ich den Softube Weiss Limiter dahinter, um die Peaks abzufangen.

Audio Samples
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SSL Fusion und Bus+ Comp mit Softube Weiss Limiter

Auch wenn das natürlich kein wirklich gut gematchter Vergleich ist: Die Ergebnisse des DOCtron finde ich jetzt umso beeindruckender, egal mit welchen Einstellungen. Ich konnte den Loop mühelos „sacklaut“ machen, alles klingt groß, breit und trotzdem transparent. Das Peak Limiting per Übertrager funktioniert tadellos. Zugegeben: Es dauert ein bisschen, bis man sich eingrooved. Alle Regler arbeiten zusammen, vor allem der Zusammenhang zwischen Drive, Threshold ist extrem wichtig.

DOCtorspiele

Kurz zusammengefasst: Eine höhere Drive-Einstellung erfordert vorher mehr Kompression, sonst zerrt es schnell deftig. Auch eine höhere Ratio mit zu langer Attack führt schnell zu mehr Zerre, wenn man den Drive-Regler weit aufdreht. Sobald ich das verstanden hatte, war der DOCtron sehr intuitiv zu bedienen. Wirklich spannend fand ich, wie viele unterschiedliche Wege am Ende zum Ziel führen können – ich denke, das beweisen auch die Soundbeispiele. Davon hab ich noch zwei, da ich den DOCtron auch auf anderen Signalen testen wollte: Einmal ein roher Rock-Drumbus, den ich heftig aufblase und einmal ein ruhiges, rhythmisches Instrumental, dessen Beat-Loop ich auf der Akustikgitarre geklopft habe – und das ich mit niedriger Ratio im Feedback-Mode und viel Drive bis ans Lautheitslimit fahre.

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Drumbus roh Drumbus DOCtron Akustik-Loop roh Akustik-Loop DOCtron

Alles stimmi(n)g, oder was?

Wie immer muss der Tester natürlich auch nach Negativem suchen: Das Fehlen jedweder Anzeige von Gain Reduction oder Pegel hatte ich zwar irgendwann fast vergessen, schade ist es trotzdem. Bei genauem Hinsehen ist außerdem der Aufdruck der Releasezeiten nicht korrekt. Die ersten drei sind natürlich nicht 1, 3 und 6 Sekunden, es fehlt eine 0 vorher. Da ich mit dem SSL so vertraut bin, ist mir das ehrlich gesagt erst gar nicht aufgefallen. Alle Taster und Regler fühlen sich gut an, aber die Bedienung ist definitiv nichts für Wurstfinger, v.a. die linke Seite. Und ich bin mehr als einmal reingefallen, weil ich die Regler auf der rechten Seite verwechselt habe. Die Beschriftung steht über den Reglern, am Anfang habe ich oft den Höhenregler gedreht, wenn ich den Threshold ändern wollte. Schade ist außerdem, dass der externe Sidechain-Eingang des originalen DOCtron fehlt, aber das ist natürlich dem 500er-Format geschuldet.

Test des DOCtron IMC-500: Fazit

Der DOCtron IMC-500 macht Bock und klingt hervorragend. Punkt. Die Haptik ist gut, auch wenn ich mir Potis statt den flachen Encodern auf der linken Seite gewünscht hätte. Ein One-Trick-Pony für elektronische Musik ist er nicht, eine „echte“ Mastering-Lösung für verschiedene Stile aber auch nicht. Dennoch finde ich, dass er auch in einem professionellen Mastering-Studio seine Daseinsberechtigung hätte, da er sowohl einiges an Klangfärbungspotenzial mitbringt als auch mühelos „richtig laut“ machen kann, ohne an Transparenz zu verlieren. Das Zusammenspiel der Parameter ist allerdings komplexer, als man zunächst meint. Und für den Mastering-Profi wäre eine Anzeige der Gain Reduction wohl auch ein mehr als wünschenswertes Feature. Der Preis ist für ein Produkt made in Germany mit sehr guten Komponenten auf jeden Fall absolut fair.

Fazit zum Mastering-Modul
  • analoger Stereo-Prozessor im 500er Modulformat (zwei Steckplätze)
  • regelbarer Ein- und Ausgangsgangspegel (0 dB bis -10 dB)
  • VCA Kompressor (THAT) im SSL-Stil mit Regler für Threshold und festen Werten für Ratio (1,5:1 bis 10:1), Attack (0,1 bis 30ms) und Release (100ms bis 1,2s plus Auto-Modus)
  • Shelving Equalizer mit festen Frequenzen (60 Hz und 12 kHz) und +/-14 dB Regelbereich
  • Kompressor-Sidechain umschaltbar zwischen Feed Forward (FF) und Feedback (FB), wie beim API 2500
  • regelbare Sättigungsstufe und Limiting mit Lundahl-Übertrager
  • schaltbarer True-Bypass
  • hergestellt in: Deutschland
  • Preis: € 1499,– (Straßenpreis am 1.6.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr guter Klang
  • intuitive Bedienung nach kurzer Eingewöhnungsphase
  • großes Klangspektrum von transparent bis brachial
  • „Interaktivität“ der Parameter
Contra
  • keinerlei Anzeige für Pegel oder Gain Reduction
  • Bedienung etwas fummelig
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DOCtron IMC-500 Test
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