DPA 4055 im Praxis-Test
Das Kick Drum Mic im Einsatz
Um den Qualitäten des DPA 4055 auf den Grund zu gehen, habe ich es nicht nur an zwei Bassdrum-Positionen, sondern auch an einem 12“ Tom und einer Snaredrum ausprobiert. Die kleine Bauweise macht Spaß, das Mikrofon ist leicht und handlich. Die asymmetrische Form ermöglicht kleine, aber manchmal entscheidende Anpassungen durch einfaches Drehen. Allerdings muss man etwas aufpassen, dass man das Korbgitter dabei nicht löst.
Linearer, detaillierter Sound im Inneren der 24“ Bassdrum
Das DPA 4055 möchte zuallererst ein Bassdrum-Mikro sein, also beginnt dort der Praxistest. Zunächst positioniere ich es etwa sechs Zentimeter vor dem Beater-Auftreffpunkt meiner alten Yamaha Recording 9000 24“ x 14“ Bassdrum. Beim Schlagfell handelt es sich um ein Remo CS mit ordentlich Attack. Solo und ohne Bearbeitung abgehört, fällt sofort der natürliche, druckvolle Klang des 4055 auf. Mein EV 868, welches ich zu Vergleichszwecken verwendet habe, wirkt allerdings für sich genommen beeindruckender, hat scheinbar mehr Bassanteile und klingt „kompletter“. Dazu muss man sagen, dass DPA ausdrücklich darauf hinweist, dass die Neutralität des Testobjekts ein Entwicklungsziel war. Und so zeigt das 4055 mehr Details und Luftigkeit in den Mitten als das stärker „geschneiderte“ 868. Die Anwendung des Logic EQ mit Kickdrum-Preset liefert dann umgehend den typischen „Smiley“-Effekt, allerdings dreidimensionaler und detallierter als das 868. Ich habe euch zudem eine Version mit zusätzlichem Solomon Subkick-Mikrofon aufgenommen.
Am Bassdrum-Resonanzfell liefert das 4055 ein komplettes, gut formbares Signal
Was im Inneren der 24“ Bassdrum schon deutlich zu hören war, zahlt sich auch vor dem Resonanzfell einer baugleichen, aber kleineren 22“ Bassdrum aus. Das 4055 addiert hier einen hervorragenden, räumlichen und druckvollen Klang zum inneren Mikro. Auch das Vergleichsmikro, ein Sontronics DM-1B Kondensator-Bassdrum-Mikrofon kann tolle Ergebnisse liefern. Das 4055 ist allerdings eine Spur neutraler. Das äußert sich in natürlicheren, kompakter klingenden Einstreuungen. Das dürfte sich besonders in Kontexten bezahlt machen, wo die Band mit im Raum spielt.
Am 12“ Tom klingt das DPA 4055 offen und voluminös
Mit der an den Bassdrums gezeigten Klarheit und Neutralität empfiehlt sich das 4055 auch für andere Schallquellen. Zum Beispiel an einem 12“ Yamaha Recording 9000 Tom. Hier entpuppt es sich als eines der besten Tom-Mikros, die ich bisher gehört habe. Es klingt nicht nur sehr voluminös, es bildet auch alle anderen Elemente der Trommel außergewöhnlich präzise ab. Übersprechungen kommen sehr natürlich daher und besitzen überhaupt nicht den „Dosencharakter“ manch anderer Spezialisten in dieser Anwendung. Das – ebenfalls sehr gute – Beyerdynamic M201 kann hier nicht mithalten.
Geht das Bassdrum-Mikro womöglich auch an der Snaredrum?
Unter Tonleuten gilt der Spruch, dass es keine schlechten Mikros gibt, nur die falschen Mikros für die Anwendung. Laut Bezeichnung sollte das 4055 für eine Schallquelle mit vielen Höhen und sehr schnellen Transienten nur mittelmäßig geeignet sein. Aber es kommt anders. Denn selbst an meiner Pearl Special Reserve Maple Snaredrum liefert der Schallwandler wirklich erstaunlich gute Sounds. Und zwar nicht nur „für ein Bassdrum-Mikro“, sondern allgemein. Mein Lieblingsmikrofon für Snares, das Telefunken M80, wird zwar nicht deklassiert, das 4055 glänzt allerdings mit grandioser Auflösung und den schon angesprochenen, sehr sauberen Übersprechungen.
Markus sagt:
#1 - 25.11.2022 um 11:27 Uhr
Ist das jetzt die neue Referenz? Oder doch lieber RE320 oder Sontronics oder M82?