DPA 4560 Core ist nicht etwa ein Kopfbügel-Kopfhörer, sondern ein Kopfbügelmikrofon. Mit ihm werden binaurale Audios aufgenommen, also dreidimensionale Aufnahmen mit nur zwei Kanälen.
Wer mehr über diese Technik erfahren will, ist bei unserem Tutorial zu binauralen Aufnahmen gut aufgehoben. Dort werden Anwendungen, Möglichkeiten und Einschränkungen verständlich beschrieben.
Das Binaurale Headset-Mikrofon hier im Test hört auf den Namen DPA 4560 Core – durch die führende und die dritte Ziffer der Zahl wird ausgesagt, dass das Stereo-Mikrofon der 4060er-Serie entspringt, nicht der 6060er. DPA d:fine 6066 und 6060 hätten sicher den Preis weiter nach oben geschraubt, so ist das Binaural-Mikrofon mit unter 900 Euro zwar immer noch kein Schnäppchen, doch immerhin hält sich die Brutalität des Preisschilds in Grenzen. Besitzt man noch keine Micro-Dot-fähigen Sender oder etwa das Audio-Interface DPA MMA-A, müssen die Adapter auf XLR (DPA DAD6001) verwendet werden.
Details & Praxis
Das binaurale Stereomikrofon wird per verstellbarem Nackenbügel (identisch mit dem des 4266 Flex) hinter dem Kopf hergeführt. Unter dem Ohr liegen die beiden Plastikteile, die dünnen Mikrofonkäbelchen werden um die Ohrmuschel herumgeführt, damit die Mikrofonkapseln in den Gehörgang geführt werden können. Kleine Aufsätze sichern den Sitz. Im Test konnte ich nach wenigen Minuten vergessen, dass ich ein 3D-Aufnahmesystem mit mir herumtrage. Es waren im Wesentlichen die Kabel zum MMA-A und von dort zum iPhone, die mich daran erinnerten. Wer sich Sorgen machen sollte: Die Subminiaturmikrofone von DPA sind gegen Schweiß und sicher auch Cerumen gut geschützt. In gewisser Hinsicht ist es für die Kapsel eine Art „Heimatgefühl“ im Ohr: Die Fertigung erfolgt in den Räumen, mit dem Personal und nicht zuletzt ihrer Expertise im dänischen Asnæs – 2018 haben wir das Unternehmen dort besucht.
Es wird wohl keinen, der DPA kennt, verwundern, dass die Klangqualität der beiden im DPA 4560 Core verbauten Schallwandler enorm hoch ist. Die Abbildung ist spektral sehr weit, äußerst pegel- und phasenlinear sowie grob- wie feindynamisch hervorragend. Die Position der Mikrofonkapseln im Gehörgang ändert das natürlich, aber das ist auch richtig so. Schließlich müssen die HRTF, also die Veränderungen durch die Anatomie des Kopfes und besonders der Ohrmuschel, genutzt werden, um den dreidimensionalen Eindruck zu ermöglichen. Und das ist wohl auch der Grund, weshalb die binauralen Stereoaufnahmen mit dem DPA 4560 so besonders gut funktionieren. Ordentlicher „Grundklang“ ist die eine Sache, aber die Präzision der Laufzeit- und Klangfarbenabweichungen durch den Kopf hilft dabei, dass die Ortbarkeit für dieses Stereoverfahren hervorragend umgesetzt wird. Der Vergleich mit dem Hooke Verse zeigt, dass es eklatante Unterschiede in der Qualität gibt (natürlich auch im Preis – wobei das Hooke Verse aber durch eingebaute Kopfhörer und besonders Wireless-Funktionalität punkten kann). Allerdings muss man auch bedenken, dass einer DPA-Kapsel auch kleinste Kleinigkeiten nicht entgehen. Dazu gehören bei binauralen Recordings vor allem Geräusche beim Schlucken, aber auch Atmen, Kratzen und dergleichen. Mit den Ohrpolsterteilen ist das Mikrofon aber angenehm unempfindlich gegenüber Windgeräuschen.
Für dich ausgesucht
Audioaufnahmen bitte mit Kopfhörern abhören:
Wohl kein Zweifel besteht daran, dass das DPA 4560 Core Binaural Headset Microphone mit zum Besten gehört, was man sich an Mikrofonen zu HRTF-Aufnahmen in die Ohren stopfen kann. Das Stereosystem wird zu Unrecht als Nischenprodukt betrachtet, denn die Aufnahme „mit dem Kopf“ bietet viel Potenzial und dürfte wohl in Zukunft größere Verbreitung finden. Binaurale Mikrofone sind eine interessante Alternative zu herkömmlichen Lavaliermikrofonen bei einer Vielzahl Szenarien, bei denen in erster Linie über Kopfhörer abgehört werden wird.
Fazit
DPA ist auf Grundlage bewährter 4060-Mikrofonkapseln ein durchweg gelungenes Produkt gelungen, das in verschiedenen Situationen eingesetzt werden kann – und dort dem gewohnt hohen Qualitätsanspruch an dänische Mikrofone absolut gerecht wird. „Billig“ ist es nicht, in keinerlei Hinsicht: Für ein derartiges Stereomikrofon ist der Preis voll gerechtfertigt.
- exorbitante Audioqualität
- sehr gut funktionierende 3D-Ortung
- hoher Tragekomfort
- geringe Sichtbarkeit des Mikrofonsystems
- keins
- binaurales Kondensatormikrofon mit zwei Kapseln der DPA-4000er-Serie
- flexibler Kopfbügel
- weitere technische Informationen zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar, aber voraussichtlich ähnlich/identisch mit anderen Mikrofonen dieses Kapseltyps
- Anschlüsse auf Micro Dot (XLR adaptierbar)
- Tasche im Lieferumfang
- Preis: € 860,– (Preis am 2.12.19)