Praxis
Anschließen und loslegen
Das Äußere des Drawmer 1970 Stereo-Preamp mit Kompressor sieht bereits vielversprechend aus. Nun geht es ans anschließen und ausprobieren, um den Stereo-Channelstrip ohne EQ auf Herz und Nieren zu Überprüfen. Auf der Rückseite des Drawmer 1970 wohnen die Anschlüsse für Mikrofone, Line-Ins und Outputs, welche alle als Neutrik XLR-Buchsen ausgeführt sind. Schön ist auch, dass es einen separaten Sidechain-Input pro Kanal gibt. Hiermit kann der Kompressor ein externes Signal als Steuersignal benutzen. Über dem Kaltgeräte-Anschluss findet sich ein Power-Schalter, der im Rack wohl eher wenig Verwendung finden wird. Die massive Schraube in der runden Vertiefung auf der linken Seite lässt auf einen Ringkerntrafo schließen. Riskiert man einen Blick ins Innere des 1970, beglückt einen der Anblick einer äußerst aufgeräumten Platine. Hier und da fallen NE5532 OpAmps auf und die Mikrofon-Preamps sind eine Fremdentwicklung von THAT-Audio aus Massachusetts, aber bei dem Preis und Funktionsumfang des Drawmer 1970 kann auch niemand ernsthaft mit einer komplett diskreten Schaltung rechnen.
Wie klingt der Drawmer 1970?
Zunächst habe ich den Drawmer 1970 für Vocals eingesetzt. Die Preamps klingen wirklich sehr sauber und transparent. Selbst bei der maximalen Verstärkung von 66 dB gibt es kaum hörbares Rauschen. Der Kompressor zeigt sich äußerst vielseitig. Von leichter Dynamikbegrenzung bis hin zu aggressivem Ausquetschen jeder Pore ist alles drin. Im Klangbeispiel deckt die Sängerin einen recht großen Dynamikbereich ab, den der Kompressor des Drawmer 1970 elegant eingrenzt.
Mein persönliches Highlight des Drawmer 1970 war das D.I. Recording des Basses. Hier ergeben sich viele Möglichkeiten durch die Klangregelung. Die Bright-Schaltung und der Kompressor machen wieder einen guten Job. Besonders starke parallele Kompression mit etwa 60/40 Dry/Wet-Mix macht hier Spaß. Überfährt man den Preamp mit dem Boost-Schalter, wird man mit einem sahnigen Zerrsound belohnt, der dem E-Bass sehr gut stehen kann.
Auf dem Drum-Bus fühlt sich der Kompressor des Drawmer 1970 sowohl sanft als auch heftiger eingestellt wohl. Dank des Dry/Wet-Reglers kann man den Kompressor hier ordentlich zupacken lassen und das trockene Signal wieder beimischen. Besonders gut erkennbar ist hier die Rolle, die die Big-Schaltung spielt. Sie lässt die tieferen Signalanteile unkomprimiert passieren, sodass der Kompressor sich ganz auf Snare- und Raummikrofone konzentrieren kann. Die Air-Schaltung ist leicht zu hören bei den Becken und Hi-Hats, geht aber insgesamt elegant und zurückhaltend ans Werk.
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Als letztes habe ich den Drawmer Kompressor auf den Summenbus einer Bandproduktion losgelassen. Die Big-Schaltung zeigt sich wieder als recht nützlich, um Pumpen zu vermeiden, während Air eher weniger ins Gewicht fällt. Neben transparenter Kompression und leichtem Limiting lässt sich das Signal aber auch gut “anschmutzen”. Der Drawmer 1970 kann durchaus auch einiges an analoger Wärme abliefern.
Spankous sagt:
#1 - 14.03.2020 um 21:53 Uhr
Das sieht mal endlich nach einem (relativ) erschwinglichen Gerät. Sehr schön